Die Sunstar Holding AG erlitt im Geschäftsjahr 2015/16, das per 30. April 2016 abgeschlossen wurde, einen weiteren Umsatzrückgang. Gemäss ersten provisorischen Zahlen lag das Minus in der für das Unternehmen wichtigen Wintersaison bei den Übernachtungen bei 5.9%, während die Umsätze um 5.1% fielen. Als Gründe für die niedrigeren Zahlen nennt das Unternehmen in einer Medienmitteilung die währungsbedingt schwache Nachfrage aus Europa. Ebenfalls negativ auf den Geschäftsgang in den Monaten Dezember und Januar wirkte sich der Schneemangel aus. Dennoch gelang es, die Übernachtungszahlen der inländischen Gäste auf dem Vorjahresniveau von gut 77’200 Logiernächten zu halten. Einen deutlichen Rückgang verzeichnete die Hotelgruppe bei den deutschen Gästen mit einem Minus der Logiernächte von 24% auf nur noch 11’700. Sie bleiben dennoch die zweitwichtigste Gästegruppe bei Sunstar. Auch aus den übrigen Ländern musste Sunstar Rückgänge verbuchen. So ging die Anzahl der Logiernächte der Gäste aus Grossbritannien um 13% auf knapp 10’600 zurück. Aus den Beneluxstaaten war ein Minus von 8.2% auf 7’300 Logiernächte zu verzeichnen. Positiv entwickelten sich indessen die Besucherzahlen aus den USA und Kanada mit einem Plus von 20% auf 3’266 Logiernächte. Die geringeren Logiernächtezahlen wirkten sich auch negativ auf die Bettenauslastung aus, die um 4% auf 53% fiel. Dieser tiefe Wert übertrifft den vom Bundesamt für Statistik ermittelten landesweiten Durchschnitt von 41.7% im Gesamtjahr 2015 deutlich.
3-Sterne-Betrieb in Davos wird geschlossen
Sunstar hat sich in den vergangenen Jahren auf den Betrieb von 4-Sterne-Hotels fokussiert. Lediglich in Davos betreibt die Gruppe noch ein 3-Sterne-Haus in unmittelbarer Nähe zum 4-Sterne-Hotel. Das 3-Sterne-Haus wird dieses Jahr wegen der weiterhin schwachen Nachfrage aus betriebswirtschaftlichen Gründen erstmals während der Sommersaison geschlossen bleiben. Das Haus, mit dem die Geschichte der Sunstargruppe im Jahr 1969 begann, wird in der Wintersaison 2106/17 das letzte Mal als Hotel geöffnet werden. Wegen der anstehenden hohen Investitionen auf der einen und dem stetig steigenden Bettenangebot in Davos auf der anderen Seite bei gleichzeitig rückläufigen Übernachtungszahlen erscheint eine akzeptable Verzinsung der anstehenden Erneuerungsarbeiten nicht möglich. Sunstar erwartet zudem keine absehbare Verbesserung der schwierigen Lage, in der sich die Ferienhotellerie im Kanton Graubünden befindet. Ein Planungsprojekt für Erst- und Zweitwohnungen wurde bereits in Auftrag gegeben. Die Baueingabe soll noch im ersten Halbjahr 2016 erfolgen. Mit der Schliessung des einzigen 3-Sterne-Betriebs der Gruppe fokussiert sich das Unternehmen ausschliesslich auf das 4-Sterne-Segment. Durch die Schliessung sinkt die Zahl der Betten in Davos von 513 auf 375. Gleichzeitig können so die Kosten gesenkt und die Betreuung der Gäste intensiviert werden. Dies soll sich nachhaltig positiv auf die Rentabiliät auswirken, zeigt sich der langjährige Geschäftsführer des Betriebs in Davos, Jürg Zürcher, überzeugt. Die Umnutzung ermöglicht es auch, Investitionen in Millionenhöhe im 4-Sterne-Haus in Davos durchzuführen. Die Wohnungsbesitzer können zudem auf Wunsch von den Hoteldienstleistungen profitieren, was zusätzliches Ertragspotenzial schafft, ohne die für den Weiterbetrieb des 3-Sterne-Hauses notwendigen hohen Fixkosten zu verursachen.
Schwache Sommersaison erwartet
Für die Sommersaison 2016 zeichnet sich bis zum aktuellen Zeitpunkt eine weitere Abschwächung des Gästeaufkommens ab. Aktuell liegen die Buchungsstände um 10% tiefer als im Vorjahr, teilt das Unternehmen mit. Selbst für das Berner Oberland, das im letzten Jahr von einer hohen Nachfrage von Gästen aus dem asiatischen Raum profitierte, ist ein zurückhaltendes Buchungsverhalten spürbar. Negativ auf das Reiseverhalten der asiatischen Gäste, die im Berner Oberland eine wichtige Gästegruppe darstellen, wirken sich sowohl die Terroranschläge in Brüssel und Paris als auch die anhaltende Flüchtlingskrise in Europa aus.
Die ersten provisorischen Zahlen für das Geschäftsjahr 2015/16 lassen keine Rückkehr der Sunstar Gruppe in die Gewinnzone erwarten. Angesichts des sehr schwierigen Umfelds, mit der die gesamte Branche konfrontiert ist, dürfte Sunstar die Lage mit einem blauen Auge überstehen. So ist denn auch das Umsatzminus von gut 3% auf 46.3 Mio. CHF, welches auf der Basis der vorläufigen Zahlen des Wintergeschäfts zu erwarten ist, wenig besorgniserregend. Dies insbesondere, da in der für das Unternehmen sehr wichtigen Wintersaison nahezu alle negativen Faktoren gemeinsam auftraten. Neben der Euroschwäche und der wirtschaftlichen Unsicherheit kam noch der fehlende Schnee zum Saisonstart hinzu. Dass es dennoch gelungen ist, die Anzahl der inländischen Gäste auf dem Vorjahresniveau zu halten, kann als Erfolg gewertet werden.
Inwieweit es jedoch gelungen ist, den Verlust nicht auszuweiten, ist derzeit noch offen. Dank der bereits frühzeitig eingeleiteten Sparmassnahmen, die auch im Winter fortgeführt wurden, sollte zumindest keine deutliche Erhöhung des Verlusts zu erwarten sein. Im Vorjahr erlitt Sunstar einen Konzernverlust von minus 0.4 Mio. CHF. Ein spürbarer negativer Einfluss auf die soliden Bilanzkennzahlen erscheint daher sehr unwahrscheinlich.
Die Sunstar-Aktien werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 850 CHF weisen die Titel einen deutlichen Abschlag von über 20% zum im Semesterbericht ausgewiesenen Buchwert per 31. Oktober 2015 auf. Selbst wenn für das Gesamtjahr 2015/16 ein Verlust in der Grössenordnung von 1.5 Mio. CHF, den wir als das Worst- Case-Szenario ansehen, ausgewiesen würde, verharrt der Buchwert bei über 1’000 CHF pro Aktie. Weiterhin nicht in Frage kommt eine Bewertung der Aktien auf der Basis des KGV, da zumindest für das Geschäftsjahr 2015/16 ein weiterer Verlustausweis zu erwarten ist. Angesichts der aktuellen Buchungssituation für den Sommer 2016 und der weiterhin anhaltenden schwierigen Lage in der Tourismusbranche erscheint es auch wenig wahrscheinlich, dass für das laufende Geschäftsjahr 2016/17 ein deutlicher Gewinn erzielt werden wird. Eine Rückkehr zu Dividendenzahlungen ist daher nicht zu erwarten. Mögliche Mittel, die der Gesellschaft aus der Umnutzung des 3-Sterne-Hauses in Davos zufliessen, dürften nicht an die Aktionäre ausgeschüttet, sondern in das Davoser Flaggschiff investiert werden.
Allerdings verfügt die Aktie für Anleger mit einem Faible für Substanzwerte durchaus über gute Anlagequalitäten. Eine Indikation des hohen Substanzwerts könnte möglicherweise die Umnutzung des Betriebs in Davos liefern. Dennoch dürfte es nicht nur angesichts der Besitzverhältnisse mit einem Mehrheitsaktionär den freien Aktionären nicht möglich sein, die Substanz zu realisieren. Dies wäre allenfalls bei einer kompletten Aufgabe des Hotelbetriebs und dem Umbau der Betriebe zu Wohneinheiten, was derzeit keinesfalls zu erwarten ist, denkbar. Die Aktionäre erhalten allerdings anstelle einer Dividende Aktionärsbons von 40 CHF pro Aktie. Diese Bons können zur Bezahlung von Übernachtungen bis zu 50% der Rechnungssumme – mit Treuekarte sogar bis zu 60% – ausserhalb der Hauptsaison im Winter verwendet werden. Für diejenigen Anleger, welche die Vergünstigungen nutzen können, bieten die Titel eine attraktive Rendite, die alleine auf der Basis der Bons bei 4.7% liegt. Oftmals bietet Sunstar den Aktionären sogar noch weitere Sonderkonditionen während buchungsschwachen Tagen an. Für Investoren, welche diese Angebote nutzen können, eignen sich die Titel zur Depotbeimischung, während die Aktie derzeit ansonsten wenig Potenzial bietet.