Im Berner Kursaal kommt es an der Generalversammlung vom 21. Juni zum Ende einer Ära. Daniel Frei, derzeit amtierender Verwaltungsratspräsident der Kongress + Kursaal Bern AG (KKB) und früherer Generaldirektor, wird sein Amt aus statutarischen Gründen an den Zahnmedizin-Professor Daniel Buser übergeben. Doch ganz verlassen wird der Architekt der Kursaal-Gruppe, wie sie heute besteht, das Unternehmen nicht. Den Verwaltungsräten der Tochterunternehmen Grand Casino Kursaal Bern AG und der Casino Neuchâtel SA bleibt Frei in den kommenden Jahren noch mit seinem Know-how erhalten. Dies ist insbesondere wegen der anstehenden Neuvergabe der Konzessionen und dem neuen Geldspielgesetz wichtig. „Ich kann den Kursaal fit und bereit für die Zukunft übergeben“, sagt Daniel Frei gegenüber schweizeraktien.net. In den letzten 15 Jahren hatte der Berner Traditionsbetrieb zahlreiche Veränderungen durchlaufen, zu denen Frei einen grossen Beitrag geleistet hat. Dazu zählen die Casino-Konzession für den Berner Spielbetrieb sowie der Um- und Ausbau des Kursaals mit seinen modernen Veranstaltungsräumen und dem 4-Sterne-Hotel Allegro. Zuletzt gelang es der KKB, auch dank der Erfahrung von Frei, in Neuenburg eine Konzession für ein B-Casino zu erhalten. Der erfolgreichen Strategie im Casinobereich ist es auch zu verdanken, dass die Kursaal-Unternehmen in den letzten Jahren über 40 Mio. CHF in die Verbesserung von Infrastruktur und Angebot investieren konnten. Ausserdem ermöglichten es die regelmässigen Dividendenzahlungen der Grand Casino Kursaal Bern AG, an der die KKB mit 55% beteiligt ist, die Verluste im Kursaalgeschäft mehr als zu kompensieren.
Casinos in 2015 erfolgreich – Kursaalbetriebe und Hotel Allegro leiden
Die Kursaal-Gruppe erwirtschaftete 2015 gesamthaft einen Umsatz von 84.7 Mio. CHF, was einem leichten Rückgang um 1.8% entspricht. Während das Grand Casino in Bern und das Casino in Neuchâtel (98%ige Beteiligung) entgegen dem Branchentrend höhere Brutto-Spielerträge verzeichnen konnten, hinterliessen das schwierige wirtschaftliche Umfeld ebenso wie die personellen Wechsel beim Kursaalbertrieb und auch im Hotel Allegro im letzten Jahr ihre Spuren in der Erfolgsrechnung. Der Umsatz des Kursaals lag mit 25.2 Mio. CHF um rund 1.5% unter dem Vorjahreswert. Das Hotel Allegro verzeichnete mit 60’159 Logiernächten einen Rückgang um 2.2%. Der Umsatz im Hotel erreichte 9.7 Mio. CHF (Vorjahr: 10.2 Mio. CHF). Bei der Tochterfirma Wälchli Feste AG ging der Gesamtumsatz um 1.2 Mio. CHF auf 7.3 Mio. CHF zurück. Aufgrund einer verbesserten Kostenstruktur konnte die KKB-Gruppe trotz des geringeren Umsatzes mit 18.9 Mio. CHF ein im Vergleich zum Vorjahr höheres Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) ausweisen. Das Betriebsergebnis und das Gruppenergebnis wurden durch den Verkauf von Land im Bereich des Konferenztraktes mit einem ausserordentlichen Ertrag von 905’000 CHF positiv beeinflusst. Käufer ist die Familie des Bauunternehmers Bruno Marazzi, dem bereits der neue Konferenztrakt des Kursaals gehört und welcher diesen an die KKB vermietet. Insgesamt erreichte das Gruppenergebnis der KBB so (nach Minderheiten) 3.3 Mio. CHF und lag somit um 46% über dem Vorjahreswert, was allerdings ausschliesslich auf den Landverkauf zurückzuführen ist. Ohne diesen hätte der Gewinn ungefähr die Höhe des Vorjahres erreicht. Auf eine Bardividende müssen die Aktionäre für 2015 allerdings verzichten. Die verfügbaren Mittel sollen in die „nachhaltige Entwicklung des Kursaals und in die letzte Ausbauetappe Anbau Süd – die neuen Sopra-Räumlichkeiten – investiert werden“, schreibt das Unternehmen im Geschäftsbericht. Daniel Frei erklärt auf Nachfrage, dass nach Abschluss der Ausbauarbeiten eine konstante Dividendenpolitik weitergeführt werden solle. Für 2014 waren noch 10 CHF pro Aktie gezahlt worden.
Kongressbetrieb weiter defizitär – Wende in 2017?
Ein Blick in den Einzelabschluss der Kongress + Kursaal Bern AG zeigt, dass der Kongressbetrieb auch 2015 wieder rote Zahlen geschrieben hat. Zwar verbesserte sich das operative Ergebnis (EBITDA) trotz des Umsatzrückgangs um knapp 45’000 auf 1.7 Mio.CHF. Nach Abschreibungen verbleibt jedoch ein negatives Betriebsergebnis (EBIT) in Höhe von fast 1.9 Mio. CHF. Nur durch die Dividendenzahlung aus dem Grand Casino in Höhe von 3.85 Mio. CHF konnte die Muttergesellschaft wieder einen Gewinn in Höhe von 2.0 Mio. CHF ausweisen. Daniel Frei betont nochmals die weiterhin gültige Zielsetzung, dass die Kursaal-Betriebe zumindest selbsttragend sein sollen. In 2015 hätten das wirtschaftiche Umfeld, die Baustelle im Konferenztrakt sowie die personellen Wechsel eine Verbesserung der Zahlen verhindert, so Frei. Spätestens ab 2017 – wenn die Bauarbeiten abgeschlossen seien – werde die Profitabilität im Kursaal merklich steigen.
Neue Mitglieder im Verwaltungsrat
Es ist davon auszugehen, dass auch die neuen Mitglieder im Verwaltungsrat der KKB ein Interesse an der Verbesserung der Geschäftszahlen im Kursaal haben werden. Denn zur Wahl stehen an der Generalversammlung vom 21. Juni der Finanzchef des Sicherheitsunternehmens Securitas, Lauric Barbier, sowie der Unternehmer Serge Michel und Ueli Winzenried, Chef der Gebäudeversicherung des Kantons Bern. Obwohl bisher offiziell nicht bekannt gegeben wurde, wer im letzten Jahr die KKB-Aktien von Zürcher Investoren übernommen hat, so dürften die Namen der neuen VR-Mitglieder ein weiteres Indiz dafür sein, dass es die Securitas-Gruppe, die Familie um den Ypsomed-Eigner Willy Michel und die Gebäudeversicherung sind (siehe auch Blog-Beitrag vom 29. Mai 2015).
Einmal mehr konnten sich das Berner Grand Casino und auch das neue Casino in Neuenburg gegen den rückläufigen Schweizer Branchentrend stemmen. Erfreulich daran ist zudem, dass sich auch der Entscheid, sich für eine Konzession in Neuenburg zu bewerben, als richtig erwiesen hat. Wichtigste Aufgabe im Spielbereich wird es für den Berner Casinobetreiber nun sein, die aktuelle Position zu halten und die Weichen bzgl. der Neuvergabe der Konzession richtig zu stellen. Ausserdem muss sich das Unternehmen – am besten mit seinen Partnern Swiss Casinos und Casinos Austria – um eine mögliche Konzession für das Geldspiel im Internet bewerben, um der ausländischen Konkurrenz hier die Stirn bieten zu können. Eine der Hauptaufgaben für den Verwaltungsrat und vor allen Dingen für das neue Management um Kevin Kunz wird es sein, den Veranstaltungsbetrieb in die schwarzen Zahlen zu hieven. Die historisch entstandene Lage – die Gewinne aus dem Geldspiel subventionierten schon lange das Veranstaltungsgeschäft – ist nicht mehr zeitgemäss und vielleicht nur für kulturelle Veranstaltungen ein denkbares Modell. Die Wechsel im Aktionariat und im Verwaltungsrat lassen jedoch ein Umdenken erwarten. Wir rechnen damit, dass sich mittlerweile 40 bis 50% der Aktien in den Händen von mehreren grossen Aktionären befinden. Diese dürften mittelfristig daran interessiert sein, dass das Unternehmen auch im Kongressgeschäft rentabel arbeitet und wieder konstante Dividenden ausschütten kann. Bis dahin dürften allerdings noch ein paar Jahren vergehen. Obwohl die Aktien bei Kursen um die 505 CHF, die zuletzt auf OTC-X gezahlt wurden, mit einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von 12 und einem Discount von 30% auf den Buchwert von 750 CHF nicht zu teuer sind, besteht vorerst kein grosses Kurspotenzial. Statt auf eine Bardividende können sich die Aktionäre derzeit auf eine üppige Naturaldividende in Form eines Nachtessens an der Generalversammlung freuen.