Raurica Wald: Sondereffekte, tiefer Ölpreis und Euro belasten 2015er Ergebnis – Dividende auf 7.50 CHF gesenkt

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Ende Januar war das neue Firmengebäude in Muttenz noch im Rohbau - am 25. Juni soll es nun eingeweiht werden. Bild: www.rauricwald.ch
Ende Januar war das neue Firmengebäude in Muttenz noch im Rohbau – am 25. Juni soll es nun eingeweiht werden. Bild: www.rauricwald.ch

Für die in der Energieholzproduktion und der Holzvermarktung tätige Raurica Wald AG war 2015 ein schwieriges Geschäftsjahr. Wie aus dem jüngst publizierten Jahresbericht hervorgeht, konnte das Unternehmen zwar den konsolidierten Nettoumsatz auf 15.5 Mio. CHF (+ 2.5%) steigern, musste allerdings einen kräftigen Rückschlag beim Gewinn hinnehmen. Das Betriebsergebnis fiel um 58.5% auf 1.49 Mio. CHF. Auch der Jahresgewinn wurde mehr als halbiert und betrug nur noch 1.17 Mio. CHF. Der Generalversammlung am 25. Juni wird daher die Ausschüttung einer Dividende von 7.50 CHF (Vorjahr: 15 CHF) je Namenaktie vorgeschlagen.

Unregelmässigkeiten im Asiengeschäft

Einen grossen negativen Einfluss auf die Gewinnentwicklung hatten Schwierigkeiten im Asiengeschäft der Tochterfirma Raurica Holzvermarktung AG. Wie das Unternehmen berichtete, wurde 2015 erstmals in einem Pilotprojekt Stammholz an Kunden in Asien verkauft. Schwerwiegende Versäumnisse und Unregelmässigkeiten in der operativen Abwicklung hätten zu einem hohen finanziellen Schaden geführt, so Raurica. Der ausserordentliche Schaden gehe vor allem auf einen einzelnen Kunden zurück, der grosse Mengen Stammholz bezogen habe. Die Raurica-Gruppe hat auf die Vorfälle reagiert und den Mitarbeiter schon im November freigestellt. Zudem konnte die Gesellschaft – unabhängig von dem problematischen Fall – feststellen, dass die Risiken im Asiengeschäft in Anbetracht der geringen Marge zu gross sind, um das Geschäft fortzusetzen. Neben den Sondereffekten aus dem Asiengeschäft führten auch der starke Franken und der gesunkene Ölpreis zu negativen Auswirkungen auf die Zahlen. So hatte die Aufhebung des Euro-Mindestkurses in der Stamm- und Industrieholzvermarktung zur Folge, dass Holzimporte günstiger geworden sind und die Exporte in den Euroraum erschwert wurden. Bei der Vermarktung von Energieholz – hier verkauft die Raurica Holzvermarktung ihr Holz vor allen Dingen an die Holzkraftwerk Basel AG, an der Raurica mit 51% beteiligt ist – wirkte sich der stark gefallene Ölpreis negativ auf den Holzpreisindex aus. Der Energieholzindex sei erstmals nach Jahren des Aufwärtstrends deutlich gesunken, so Raurica im Jahresbericht, und innerhalb von nur einem Jahr unter das Niveau von 2008 gefallen. Die Anpassung der Brennstoffvergütungen und Preissenkungen für die Waldholzlieferanten waren die Folge. Eine erste Preissenkung im Frühling 2015 habe die Raurica Holzvermarktung AG zugunsten der Lieferanten abgefedert. Aufgrund dieser vielfältigen negativen Einflüsse schloss die Raurica Holzvermarktung AG mit einem operativen Verlust ab. Dank der Auflösung von stillen Reserven konnte der Verlust allerdings ausgeglichen und ein leicht positives Ergebnis ausgewiesen werden.

Neuer Firmenstandort in Muttenz

Die Holzkraftwerk Basel AG berichtet für 2015 von einem aus meteorologischer Sicht durchzogenen Jahr. Allerdings sei die Heizperiode länger als in anderen Jahren ausgefallen, was es ermöglicht habe, das Kraftwerk 6344 Stunden in Betrieb zu lassen. Bei der in der Altholzaufbereitung tätigen ARBA AG sei das Jahr vom Bau des Energieholzzentrums in Muttenz geprägt gewesen. Der erzielte Umsatz sei allerdings nur geringfügig höher als im vergangenen Jahr ausgefallen und habe das budgetierte Ziel verfehlt. Bei der Fagus Jura SA laufe die Kapitalsuche weiter. Mitte 2016 soll nun der neue Firmensitz der Raurica-Gruppe in Muttenz bezogen werden. Dabei handelt es sich um einen dreistöckigen Bürobau sowie Produktions- und Lagerhallen für Wald- und Altholzschnitzel. Beim Bau des Gebäudes wurden Buchenholzkonstruktionselemente aus heimischen Bäumen eingesetzt. Nach Angaben der Gesellschaft liegt das Projekt zeitlich und auch finanziell im vorgegebenen Rahmen. Für die Erstellung und Verwaltung des Gebäudes ist die Raurica Immobilien AG (vormals Hamutt AG) zuständig. Im laufenden Geschäftsjahr rechnet Raurica mit einem anhaltenden Preisdruck. Ausserdem werde die Bereinigung der Vorfälle im Asiengeschäft das Unternehmen auch 2016 noch in Anspruch nehmen, schreibt Raurica in seinem Jahresbericht. Anlässlich der Generalversammlung sollen die Aktionäre ausführlich über die Vorfälle informiert werden.

Die Entwicklung der Raurica-Gruppe stand 2015 unter keinem guten Stern. Während die Euroschwäche und der Ölpreiszerfall von der Gesellschaft nicht beeinflusst werden konnten, sieht es bei den Verlusten im Asiengeschäft anders aus. Hier werden Verwaltungsrat und Management an der GV erklären müssen, warum sich die noch junge und im Auslandgeschäft wenig erfahrene Gruppe auf solche riskante Geschäfte eingelassen hat. Unabhängig von diesen – hoffentlich einmaligen –  Vorfällen weist das Unternehmen eine interessante Positionierung entlang der Wertschöpfungskette in der Holzvermarktung/Energieversorgung auf und stellt eine gute Alternative zu klassischen Anlagen dar. Auch ist die Bewertung bei Kursen um die 650 CHF, welche derzeit für die Namenaktien B auf OTC-X gezahlt werden, nicht übertrieben. Bei einem Reingewinn von 54.30 CHF pro Aktie errechnet sich ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von 11. Zudem notiert die Aktie nur etwa um 25% über dem ausgewiesenen Buchwert von knapp 500 CHF. Eine „Konsolidierungsreserve“ von minus 7.65 Mio. CHF, welche in der konsolidierten Bilanz ausgewiesen wird, weist auf stille Reserven auf den Beteiligungen hin. Der wirkliche Buchwert dürfte daher deutlich über den 500 CHF liegen. Durch die Halbierung der Dividende auf 7.50 CHF ist die Rendite mit 1.2% allerdings nicht mehr sonderlich attraktiv. VR-Präsidentin Stephanie Oetterli hatte noch vor einem Jahr in einem Interview mit schweizeraktien.net angekündigt, dass gemäss Finanzplan „über die nächsten Jahre eine Ausschüttung von 3%“ eingeplant sei. Zu hoffen ist, dass die Dividendenreduktion nur ein einmaliger Effekt ist, der auf die Verluste im Asiengeschäft zurückzuführen ist. Wichtig scheint es für die Gesellschaft nun, dass sie 2016 die Altlasten aus dem Asiengeschäft endgültig bereinigen und trotz der erschwerten Marktbedingungen wieder ein Gewinnwachstum zeigen kann. Aufgrund der besonderen Aktionärsstruktur, bei der die Waldbesitzer und Gemeinden über die Namenaktien Kategorie A die Stimmenmehrheit halten, sollten Minderheitsaktionäre bei einem Investment in Raurica-Wald-Aktien unbedingt auch eine Affinität zum Thema Forstwirtschaft sowie generell eine langfristige Anlageperspektive mitbringen.

Transparenzhinweis: schweizeraktien.net hat für den Jahresbericht der Raurica Wald AG einen Gastbeitrag über Alternative Anlagen verfasst und dafür ein Honorar erhalten.

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