Die Brunni-Bahnen in dem innerschweizer Bergdorf Engelberg sind der Gegenentwurf zu den Titlis-Bahnen. Während die grossen Titlis-Bahnen sehr stark auf internationale Gruppengäste setzen und damit seit Jahren eine Erfolgsgeschichte schreiben, hat sich die Bahn am Brunni auf der anderen Seite des Tals auf Individualreisende und insbesondere auf Familien mit Kindern fokussiert. Diese Strategie scheint nun aufzugehen: In 2015 erzielte das Unternehmen mit einem Umsatz von 6.4 Mio. CHF (+ 14.7%) den besten Wert in der 64-jährigen Unternehmensgeschichte. Auch das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) erreichte mit 1.5 Mio. CHF (Vorjahr: 955’089 CHF) einen Rekordwert. Unter dem Strich verblieb ein Gewinn von 218’024 CHF, der auch erstmals eine Ausschüttung an die Aktionäre ermöglichte. Diese erhalten 25 CHF pro Aktie in bar als Rückzahlung aus der Kapitaleinlagereserve.
Deutlich bessere Einnahmen in allen Bereichen
Mit zu dem guten Ergebnis beigetragen haben auch die guten Witterungsbedingungen. Zwar seien die Wintermonate auch in hohen Lagen durch Schneeknappheit geprägt gewesen, schreibt das Unternehmen in seinem Geschäftsbericht. Allerdings konnten die Einbussen im Schneesport durch zusätzliche Einnahmen von Fussgängern im Winter mehr als kompensiert werden. Insgesamt lag der Verkehrsertrag im Winter mit 2.15 Mio. CHF um mehr als 20% über dem Vorjahreswert. Dank der vielen Sonnentage konnte der Verkehrsertrag im Sommer gegenüber dem Vorjahr um 7.3% auf 1.59 Mio. CHF gesteigert werden. Auch der Gastronomieertrag lag mit 2.04 Mio. CHF (+ 9.7%) über dem Vorjahreswert. Dank eines nur leicht höheren Personalaufwands konnten die Brunni-Bahnen ein Bruttoergebnis erzielen, das mit 3.09 Mio. CHF um etwa einen Viertel über den 2014er Zahlen lag. Trotz deutlich höherer Abschreibungen von 1.08 Mio. CHF (Vorjahr: 824’304 CHF) erreichten EBIT und Jahresgewinn neue Bestwerte. Mit einem Eigenkapitalanteil von 63.2% präsentiert sich auch die Bilanz solide. Das Fremdkapital konnte im Vergleich zum Vorjahr weiter reduziert werden.
Fokus auf die Weiterentwicklung der Angebote
Da die Brunni-Bahnen in absehbarer Zeit keine Transportanlagen mehr ersetzen müssen, wollen sie sich laut Geschäftsbericht auf die Weiterentwicklung der Angebote am Berg konzentrieren. Im Mai 2015 konnte der Spielplatz auf Ristis erweitert und im Dezember eine LED-Nachtpistenbeleuchtung auf der Klostermatte installiert werden. Ausserdem wurden Teile der Beschneiungsanlage ersetzt. Zu den künftigen Investitionen gehören Indoor-Aktivitäten wie der Ausbau der Ristis Lodge und ein Indoor-Spielplatz in der alten Bergstation auf dem Ristis. Der Start in das laufende Geschäftsjahr verlief wetterbedingt harzig, wie das Unternehmen an der Generalversammlung berichtete. Konkrete Angaben zum Geschäftsverlauf in den ersten fünf Monaten wurden allerdings nicht gemacht. Das laufende Geschäftsjahr wird zudem bis Ende April 2017 dauern, da die Brunni-Bahnen auf ein von Anfang Mai bis Ende April dauerndes Geschäftsjahr umstellen werden.
Die Brunni-Bahnen Engelberg AG hat es seit der Erneuerung der Luftseilbahn im Jahr 2009 geschafft, sich in einem schwierigen und wettbewerbsintensiven Marktumfeld zu behaupten. 2015 gelang es, trotz des Frankenschocks ein Rekordergebnis zu erzielen. Dies zeigt, dass sich die Positionierung als Alternative zum Massentourismus am Titlis und der Fokus auf Familien auszahlen. Allerdings zeigen die Zahlen der letzten Jahre auch, dass das Ergebnis nach wie vor sehr wetterabhängig ist. Aktivitäten wie der geplante Indoor-Spielplatz und eine attraktive Gastronomie können allerdings nur bedingt etwas gegen den Einfluss des schlechten Wetters auf die Erträge ausrichten. Aktionäre müssen sich dessen bewusst sein. Die Aktien der Brunni-Bahnen werden ausserbörslich bei der BEKB auf OTC-X und bei der Gesellschaft direkt gehandelt. Zuletzt (10.6.2016) wurden Preise von 2700 CHF für eine Aktie gezahlt. Auf diesem Niveau notieren die Aktien deutlich über dem Buchwert von 2057 CHF (per Ende 2015). Zudem sind sie mit dem 10fachen des EBITDA bewertet, was im Vergleich zu anderen Bergbahngesellschaften hoch ist. Auch die Ausschüttungsrendite erscheint mit knapp 1.3% eher gering. Es ist zwar gut möglich, dass die Bahn bei einer weiterhin guten Geschäftsentwicklung in das hohe Bewertungsniveau hineinwächst. Aufgrund der starken Abhängigkeit vom Wetter erachten wir den Preis dennoch als ambitiös. Die Aktie ist auf diesem Niveau daher vor allem ein Investment für Personen, die einen Bezug zur Region haben und auch von der Naturaldividende – einem guten Nachtessen nach der GV sowie einem Freifahrtbillet am Tag der GV – profitieren können.