Die Lurag Luzerner Raststätte AG (Lurag) baute im Geschäftsjahr 2015 während 2.5 Monaten die Anlage auf der Westseite (Fahrtrichtung Süden) komplett um. Nach über 30 Betriebsjahren wurde das Restaurantkonzept mit einem Bistro und einem Fast-Food-Restaurant von Burger King an das veränderte Konsumverhalten der Gäste angepasst. Flankiert wird das neue Angebot nun durch ein moderne Tourismusinformationen, erweiterte Serviceleistungen an der Tankstelle sowie einen modernen Shop. Alle diese Anlagen wurden seit der Eröffnung im März 2015 rege genutzt. Den Darstellungen im Geschäftsbericht der Gesellschaft zufolge wurden sämtliche Erwartungen, welche die Geschäftsleitung und der VR an den Umbau knüpften, vollständig erfüllt. Die aus dem neuen Konzept gewonnenen Erkenntnisse sollen in die Sanierung der Ostseite der Anlage einfliessen, damit auch diese wieder dem neuesten Standard entspricht. Per Jahresende 2016 wird mit der Planung der Arbeiten begonnen. Für das laufende Jahr steht die Sanierung des Hotels Holiday Inn Express auf der Agenda. Dabei werden die Zimmer den aktuellen Standards mit neuen Nasszellen und einer Erneuerung der Innenausstattung angepasst. Ebenfalls komplett neu gestaltet werden die Lobby und der Frühstücksbereich. Nach der Fertigstellung der Arbeiten soll das Hotel ab Frühjahr 2017 wieder ein Vorzeigehotel der Region sein.
Umbau drückt auf Umsätze
Die Lurag verzeichnete im Jahr 2015 ein Umsatzminus um 12.7% auf knapp 19 Mio. CHF. Belastend auf die Einnahmen hat sich den Darstellungen des Geschäftsberichts zufolge die Sanierung der Anlagen auf der Westseite ausgewirkt. Diese führten zu Mindereinnahmen im Shop und der Tankstelle von je 15%. Wie das Unternehmen weiter mitteilt, konnten die Einnahmen unter Berücksichtigung der durch die Umbauten verursachten Ausfälle dank der treuen Stammkundschaft jedoch gehalten werden. Hieran änderte auch der gegenüber dem Euro sehr starke Franken als direkte Folge der Aufgabe des Mindeskurses nichts. Verändert hat sich indessen das Einkaufsverhalten der ausländischen Gäste, die deutlich weniger Tabakwaren und keine Zeitschriften mehr erwarben. Auch das Hotel litt unter der Euroschwäche, was sich in einem Minus der Einnahmen von 8% niederschlug. Auf der Ostseite verzeichnete die Lurag zwar einen Rückgang der Einnahmen aus den Benzinverkäufen von 3%, konnte aber beim Shop ein Plus von 6% verbuchen. Gesamthaft fielen die Treibstofferträge um 7.2% auf 6.5 Mio. Liter, was auf die Abschwächung des Euros und den Umbau zurückgeht. Dank der Stammkunden – vorwiegend Pendler aus der Region, die eine Tankkarte beziehen können, welche ihnen einen Bezug von Treibstoffen mit einem Rabatt von 10 Rappen pro Liter erlaubt – fielen die Rückgänge nicht noch höher aus.
23.2% weniger Gewinn – 50 CHF Dividende pro Aktie ausgeschüttet
Auf der Kostenseite konnte die Lurag einen deutlichen Rückgang der Warenkosten von 16.5% respektive minus 2.5 Mio. CHF auf 12.4 Mio. CHF verbuchen. Marginal höher fielen die Personalausgaben mit 2.8 Mio. CHF aus. Die betrieblichen Aufwendungen gingen wegen der auf 180’000 CHF nahezu halbierten Unterhalts- und Ersatzaufwendungen um 9.8% auf knapp 1.4 Mio. CHF zurück. Dennoch musste die Lurag ein um 6.7% auf 2 Mio. CHF gesunkenes Betriebsergebnis vor Abschreibungen verzeichnen. Investitionsbedingt erhöhten sich die Sachabschreibungen um 160’000 CHF auf 960’000 CHF, woraus ein Minus des EBIT von 22.2% auf 1.06 Mio. CHF resultierte. Trotz der um 55’000 CHF tieferen Steueraufwendungen musste ein Gewinnminus von 23.2% auf 0.9 Mio. CHF verzeichnet werden. Die Aktionäre können sich dennoch über die Ausschüttung einer gegenüber dem Vorjahr unveränderten Dividende in Höhe von 50 CHF pro Aktie freuen.
Investitionen in Sicherheit
Neben den baulichen Massnahmen investiert die Lurag auch in die Sicherheit. Ein neues Sicherheitskonzept für die gesamte Anlage soll bis 2017 erstellt und umgesetzt werden. Zudem wird im laufenden Jahr ein umfassendes IT-Konzept, welches vor allem den Support, aber auch die Datensicherheit und den Schutz der Dokumentation beinhaltet, umgesetzt. Für den Verwaltungsrat steht die langfristige Substanz der Gesellschaft im Vordergrund. Um diese erhalten zu können, muss die Gesellschaft für neue Konzepte offen sein und auch die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden umsetzen. Die hierzu notwendigen Investitionen verlangen im Gegensatz zu den früheren Jahren eine grössere Flexibilität bei der Dividendenpolitik, als dies in der Vergangenheit der Fall war.
Die Geschäftszahlen der Lurag fallen angesichts des Umfelds mit der Abschwächung des Euro auf der einen und den umbaubedingten Umsatzrückgängen erfreulich aus. Mit der Erneuerung der Anlagen setzt die Gesellschaft auf einen langfristigen Werterhalt. Dabei steht die kurzfristige Gewinnmaximierung ebenso im Hintergrund wie die Ausschüttungen. Mit der erstmaligen Ankündigung einer Anpassung der Dividendenpolitik an die neuen Verhältnisse und den daraus resultierenden Investitionsbedarf könnte eine Abkehr von den bisherigen, stets konstanten Ausschüttungen, einhergehen. Wegen der anstehenden Investitionen in das Hotel und der Erneuerung des Ostteils der Raststätte erscheint eine Kürzung der Dividende keinesfalls ausgeschlossen. Die Investitionen in den Westteil haben tiefe Spuren in den liquiden Mitteln der Gesellschaft hinterlassen. Diese fielen um 2.6 Mio. CHF auf 0.8 Mio. CHF, womit die Luft für die Finanzierung der weiteren Umbauten aus der eigenen Kasse dünn wird. Allerdings verfügt die Lurag über eine sehr solide Bilanz mit einer Eigenmittelquote von 75%, die eine Erhöhung der Fremdmittel problemlos zulässt.
Die Aktien der Lurag werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 1’500 CHF weisen die Titel ein deutliches Agio gegenüber dem Buchwert von 732 CHF auf. Ebenfalls keine Unterbewertung der substanzhaltigen Papiere signalisiert das Kurs/Gewinn-Verhältnis mit einem Wert von 10.4 auf der Basis des gegenüber dem Reingewinn weitaus aussagekräftigeren EBITDA für 2015. Zumindest kritisch hinterfragt werden muss auch die künftige Ausschüttungsrendite. Sofern die Gesellschaft an den bisherigen Dividendenzahlungen in Höhe von 50 CHF pro Aktie festhält, weisen die Papiere eine attraktive Rendite von 3.3% auf. Angesichts der anstehenden Investitionen und der Darstellung im Geschäftsbericht besteht jedoch die Möglichkeit, dass die Anteilseigner zukünftig weniger Dividenden erhalten werden. Sofern dies tatsächlich so eintreten wird, müsste eine Neubeurteilung der Titel erfolgen. Zum aktuellen Zeitpunkt eignen sich die Aktien – unter der Annahme einer gleichbleibenden Ausschüttung – als guter Ersatz für eine Obligation. Bei Investments sollten Anleger die geringe Liquidität der Titel mitberücksichtigen. Die Aktien sind vor allem bei Anlegern aus der Region breit gestreut.