Die Beau-Rivage Palace SA (BRP) blickt auf ein durchwachsenes Geschäftsjahr 2015 zurück. Nach einem vom Iran-Gipfel geprägten positiven ersten Semester verpufften diese Effekte im Jahresverlauf zusehends. Als belastender Faktor erwies sich vor allem im zweiten Halbjahr die Verteuerung der Schweiz gegenüber der Eurozone um annähernd 20% als direkte Folge der Aufgabe der Eurounterstützung durch die Schweizerische Nationalbank. Wie das Unternehmen im Geschäftsbericht schreibt, hat sich dies vor allem auf den durchschnittlichen Zimmerpreis negativ ausgewirkt. Eine grössere preisliche Flexibilität war notwendig. Zudem waren bei den Kunden aus dem Fernen Osten, welche teure Suiten buchten, Rückgänge festzustellen. Um dennoch die Umsätze auf dem Niveau des Vorjahres halten zu können, waren höhere Übernachtungszahlen nötig, die sich allerdings negativ auf die Margen auswirkten. Die Teileröffnung des neuen Hotels Royal Savoy in Lausanne hatte für das Jahr 2015 keinen Einfluss auf das BRP. Allerdings wird der Wettbewerb zwischen den Hotels in Lausanne wachsen. Jedoch wird erst mit der kompletten Öffnung des neuen Hotels inklusive des SPAs, das am 1. Juni 2016 seine Pforten öffnete, eine klare Aussage über die Einflüsse möglich sein. Im bisherigen Jahresverlauf 2016 zeichnete sich ein zunehmender Wettbewerb im Bereich der Bankette ab, während das klassische Beherbergungsgeschäft nur wenig vom neuen Betrieb beeinflusst wurde.
Château d’Ouchy neu im Portfolio der BRP
Seit dem 1. Januar 2016 betreibt die BRP auch das Château d’Ouchy, ein weiteres 4*-Hotel in unmittelbarer Nähe des Haupthauses. Durch den gemeinsamen Betrieb der beiden Häuser unter einem Dach werden Synergien erwartet, die sich positiv auf den Geschäftsgang auswirken sollen. Das Château d’Ouchy wurde von der Sandoz-Stiftung, die gleichzeitig Hauptaktionär der BRP ist, im Jahr 2015 zusammen mit dem Palace Hotel in Lausanne erworben. Während das Palace, ebenfalls ein 5*-Haus, weiterhin eigenständig geführt wird, werden die 4*-Häuser gemeinsam betrieben. Der Erwerb der beiden Häuser durch den Mehrheitsaktionär der BRP beendet die Konkurrenz zwischen den beiden 5-*-Hotels in Lausanne und ermöglicht eine Partnerschaft zwischen den beiden Betrieben. Das Palace ist als Stadthotel vor allem auf Businesskunden ausgerichtet, während das Beau-Rivage Palace wegen der Lage am See ein Ferienhotel ist. Ab dem laufenden Jahr werden die Einnahmen des Château d’Ouchy in den Zahlen der BRP enthalten sein.
Übernachtungszahlen zulasten der Zimmerpreise erhöht
Die BRP konnte die Einnahmen im Jahr 2015 gegenüber dem Vorjahr leicht um 0.4% auf 59.6 Mio. CHF erhöhen. Hiervon gehen fast 83% auf das Konto des 5*-Hotels Beau-Rivage Palace, dessen Erträge um 0.5% auf 49.4 Mio. CHF zulegten. Das Plus geht allerdings ausschliesslich auf das Konto der Nebenerträge, die um 9.7% auf 8.5 Mio. CHF anwuchsen. Hingegen verzeichneten die Restaurationserträge ein Minus von 1% auf 21.5 Mio. CHF. Schwierig gestaltete sich vor allem der Jahresauftakt, der durch die guten Witterungsbedingungen im Sommer 2015 nicht mehr vollständig kompensiert werden konnte. Im Übernachtungsbereich fielen die Einnahmen um 1.5% auf 19.4 Mio. CHF. Negativ ausgewirkt hat sich der Rückgang des durchschnittlichen Zimmerpreises von 561 CHF im Vorjahr auf 529 CHF. Gleichzeitig ist die Zimmerauslastung von 56.8% auf 59.4% angestiegen. Ungünstig entwickelte sich der Gästemix: Während die Anzahl der für die BRP wichtigen Einzelreisenden, welche 53% der Übernachtungen generierten, um 3.5% fiel, stieg die Anzahl Gruppenreisender im zweiten Jahr mit einem Plus von 14.5% an.
Auch das Angleterre & Residence verzeichnete einen leicht tieferen Zimmerpreis von 269 CHF nach 271 CHF im Vorjahr bei einem Anstieg der Auslastung von 68.6% auf 69.8%. Zulegen konnte das 4*-Haus bei den Individualgästen, deren Anzahl nach einem Rückgang im Vorjahr um 5.8% anstieg. Möglich wurde dies durch die Preiszkonzessionen. So stiegen die Einnahmen aus der Beherbergung um 1% auf 5.1 Mio. CHF an. Allerdings gingen die Einnahmen aus dem Restaurationsbereich um 2.6% auf 4.6 Mio. CHF zurück. Dem harzigen Jahresstart, der von Einschränkungen für Individualgäste wegen des Iran-Gipfels geprägt war, folgte ein sehr heisser Sommer, der die Nutzbarkeit der Terrasse einschränkte.
Aktionäre müssen auf Dividenden verzichten
Auf der Ausgabenseite (Zahlen für beide Häuser zusammen) war ein Anstieg der Personalkosten um 3.6% auf 28.3 Mio. CHF zu verzeichnen. Diese Entwicklung reflektiert den erhöhten Aufwand für den Iran-Gipfel auf der einen und die Aufstockung der Marketingabteilung und den Mehraufwendungen für die angestiegenen Gästezahlen auf der anderen Seite. Hingegen gelang es, die Warenkosten um 1.8% auf 7.8 Mio. CHF zu senken. Deutlich höher fielen die Betriebsaufwendungen mit 3.2 Mio. CHF nach 2.6 Mio. CHF im Vorjahr aus. Verschiedene Pannen, die sofort behoben werden mussten, um den Gästen den bestmöglichsten Service bieten zu können, führten den Unternehmensangaben zufolge zu exorbitanten Kosten. Im Ergebnis bedeutete dies ein Minus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 18.7% auf 7.9 Mio. CHF. Trotz der um 4.3% respektive knapp 0.3 Mio. CHF tieferen Sachabschreibungen resultierte ein Einbruch des EBIT um 49% auf 1.6 Mio. CHF. Die Finanzierungskosten lagen mit 1.6 Mio. CHF um 2% unter den Vorjahreswerten. Der Margenrückgang liess die Steueraufwendungen um 0.2 Mio. CHF auf 0.1 Mio. CHF sinken. Nur dank eines ausserordentlichen Ertrags von 0.6 Mio. CHF konnte noch ein Reingewinn von 0.5 Mio. CHF erzielt werden. Der Sonderertrag stammt aus zu hohen Versicherungsprämien der letzten fünf Jahre, welche die BRP im Jahr 2015 zurückerstattet erhielt. Wegen des schwächeren Resultats und der unsicheren Aussichten erhalten die Aktionäre für 2015 keine Dividende.
Zufriedenstellender Jahresauftakt
Die Gesellschaft bezeichnet den Geschäftsverlauf der ersten drei Monate 2016 als eher zufriedenstellend. Das Beau-Rivage Palace hat mit einer Zimmerauslastung von 48.9% den Vorjahreswert von 49.1% trotz des Wegfalls des positiven Effekts aus dem Iran-Gipfel nur knapp verpasst. Gleichzeitig ist es auch gelungen, den durchschnittlichen Zimmerpreis um 35 CHF auf 582 CHF zu erhöhen. Ähnlich entwickelte sich das Geschäft in den beiden 4*-Häusern Chateau d’Ouchy mit einem Zimmerpreis von 261 CHF und Angleterre & Residence mit einem Preis von 264 CHF. Auch wenn die Prognosen der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich einen Anstieg der Hotelübernachtungen von 1.6% für 2016 erwartet, sieht sich die BRP nicht in der Lage, Prognosen für das Geschäftsjahr abzugeben. Das neue Savoy in Lausanne werde sich auf die Geschäftsreisenden auswirken. Zudem sind die Auswirkungen der Terroranschläge auf den Schweizer Tourismus nicht abschätzbar. Insgesamt werde 2016 ein herausforderndes Jahr. Im letzten Quartal des Jahres steht die Veränderung der Hotelzufahrt auf der Agenda. Um einen positiven ersten Eindrucks bei den Gästen zu hinterlassen, sind umfangreiche Arbeiten im Zugangsbereich geplant. Dieser ist oftmals von vielen dort parkierten Autos beeinträchtigt, was in Zukunft nicht mehr der Fall sein soll. Schliesslich setzt die BRP auf den Medizintourismus. Mit dem Kauf von Räumlichkeiten der unmittelbar neben dem Hotel gelegenen Garage Beau-Rivage, die umgebaut und an eine bedeutende Gruppe der Medizinbranche vermietet werden wird, will die BRP auch dieses Segment erfassen.
Die Geschäftszahlen der BRP weisen wenig Überraschungen auf. Es gelang dem Unternehmen nur dank ausserordentlicher Erträge, einen Gewinn von 0.5 Mio. CHF auszuweisen. Eine grosse Rolle spielen allerdings die hohen Sachabschreibungen, welche höher ausfallen dürften, als dies betrieblich notwendig ist. Die Zahlen der BRP zeigen aber auch, dass Preiskonzessionen bei den Übernachtungen notwendig waren, um die Kunden bei der Stange zu halten. Dies schlägt direkt auf die Marge des stark fixkostenlastigen Hotelgeschäfts durch. Vor allem die weniger zahlreich anreisenden Gäste aus dem Fernen Osten, die teure Suiten buchten, belasten das Ergebnis. Das veränderte Buchungsverhalten mit oftmals kürzeren Aufenthaltszeiten der Gäste lässt den Aufwand ansteigen. Das Ergebnis spiegelt sich im Rückgang des EBITDA von 18.7% bei einem Umsatzplus von 0.35% wider. Nicht übersehen werden darf auch, dass das Umsatzplus ausschliesslich aus den margenschwachen Nebenleistungen stammt. Angesichts der ungünstigen Lage, in der sich die Schweizer Hotelleriebranche derzeit befindet, kann das Geschäftsergebnis der BRP als gut qualifiziert werden. Synergien aus der Übernahme des Château d’Ouchy und einer Kooperation mit dem Lausanne Palace sollten es zumindest erlauben, die Margen zu halten. Derzeit nicht abschätzbar sind die Auswirkungen des neuen 5*-Hotels in Lausanne, das erst per 1. Juni 2016 vollständig inklusive aller Dienstleistungen eröffnet wurde.
Die BRP ist nicht nur angesichts der aufwendigen Investitionen der Vergangenheit mit einer Eigenmittelquote von knapp 42% im Branchenvergleich gut finanziert. Als grosse Stütze kann auch der Ankeraktionär angesehen werden, der für die tiefen Finanzierungskosten massgeblich verantwortlich ist. Deutlich wird dies bei einem Blick auf die ausführliche Darstellung der Finanzverbindlichkeiten im Geschäftsbericht auf Seite 37f. So sind von den langfristigen verzinslichen Verbindlichkeiten in Höhe von 57.5 Mio. CHF knapp zwei Drittel respektive 36.5 Mio. CHF durch Garantien des Ankeraktionärs besichert. Zudem gewährt der Ankeraktionär der BRP ein Darlehen von 11 Mio. CHF, das nur mit 1% verzinst wird. Bei Finanzaufwendungen von knapp 1.6 Mio. CHF lässt sich ein nicht nur im Branchenvergleich tiefer Durchschnittszinssatz von 2.3% errechnen. Diese tiefen Finanzierungskosten erlauben es der BRP auch, ein im Vergleich zu anderen Hotelbetrieben gutes Resultat zu erzielen.
Die Aktien der BRP werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 201 CHF weisen die Titel ein sehr hohes KGV von über 100 auf der Basis des Reingewinns auf. Allerdings ist dieser Wert wegen der hohen Sachabschreibungen zu relativieren, weswegen zu einer fairen Bewertung in erster Linie das Verhältnis des Kurses zum EBITDA herangezogen werden kann. Dieses beträgt für das Jahr 2015 hohe 16.4, was keinesfalls eine Unterbewertung der Aktien signalisiert. Ein anderes Licht auf die Papiere wirft indessen ein Blick auf den Substanzwert. Gemäss der Darstellung des Geschäftsberichts beträgt das bilanzielle Sachanlagevermögen 138.5 Mio. CHF, wovon 54.1 Mio. CHF auf Grundstücke und Gebäude, die nicht abgeschrieben werden, entfallen. Dies kann dahingehend interpretiert werden, dass es sich hierbei um Grundstückswerte handelt, die lediglich zu Anschaffungswerten bilanziert werden. Nicht mehr möglich ist eine Berücksichtigung des Brandversicherungswerts der Gebäude, da dieser mit der neuen Rechnungslegung, die für 2015 in Kraft trat, nicht mehr angegeben wird. Erhebliche stille Reserven sind im Anlagevermögen zu vermuten, weswegen der Aktienkurs im Hinblick auf den Substanzwert eher günstig sein dürfte. Eine Realisierung der hohen Reserven erscheint indessen angesichts des langfristig agierenden Mehrheitsaktionärs, der am Hotelbetrieb festhält, nicht denkbar. Für die freien Aktionäre bleibt indessen die attraktive Naturaldividende in der Form eines Apéro Riche an der Generalversammlung.