Lienhardt & Partner: Stabiles erstes Semester 2016, Zinserfolg legt trotz Margendruck zu

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In Aesch ZH bietet Lienhardt neue luxuriöse Villen an, die derzeit erstellt werden. Das Bild zeigt eine Visualisierung. Quelle: Lienhardt & Partner Privatbank AG
In Aesch ZH bietet Lienhardt neue luxuriöse Villen an, die derzeit erstellt werden. Das Bild zeigt eine Visualisierung. Quelle: Lienhardt & Partner Privatbank AG

Die Lienhardt & Partner Privatbank AG konnte im ersten Semester 2016 mit Gesamteinnahmen von 13 Mio. CHF die Werte des Vorjahres mit einem leichten Minus von 0.5% knapp halten. Allerdings verbuchte das Finanzinstitut bei der wichtigsten Einnahmequelle, den Kommissions- und Dienstleistungserträgen, ein Minus von 1.9% auf 6.7 Mio. CHF. Innerhalb dieses Geschäftsfelds fällt der Anstieg des Kommissionsertrags aus dem Immobiliengeschäft um 7.1% auf 1.8 Mio. CHF auf, dem der Rückgang der Erträge aus dem Wertschriftenhandel um 1.5% auf 5.4 Mio. CHF gegenübersteht. Gleichzeitig stieg der Kommissionsaufwand um beachtliche 36.5% auf 0.6 Mio. CHF an. Das Zürcher Finanzhaus ist nicht nur im reinen Vermögensverwaltungsgeschäft tätig, sondern auch ein aktiver Player im Handel mit den nichtkotierten Aktien. Neben dem Handel mit ausgewählten Titeln versendet Lienhardt alle Unternehmensmeldungen, die das Bankhaus erhält, per Newsletter an interessierte Personen.

Zinsgeschäft legt zu

Trotz der starken Fokussierung auf das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft spielt das Zinsdifferenzgeschäft bei Lienhardt eine wichtige Rolle. So vergibt die Privatbank nicht zuletzt dank der eigenen Immobiliensparte zahlreiche Kredite, die grossteils hypothekarisch besichert sind. Im ersten Semester gelang es, den Erfolg aus dem Zinsdifferenzgeschäft im Vorjahresvergleich um 3.7% auf 2.9 Mio. CHF zu steigern. Allerdings legten die Kundenausleihungen im Vergleich zum 30. Juni 2015 mit plus 5.1% auf 522.8 Mio. CHF stärker zu. Dies spiegelt ebenso wie das Minus des Zinsertrags um 2.8% auf 3.7 Mio. CHF den anhaltenden Zinsmargendruck wider. Zeitgleich allerdings gingen die Zinskosten um 9.5% auf 1.2 Mio. CHF zurück. Wegen eines deutlich höheren Beteiligungsertrags legten die sonstigen ordentlichen Erträge um 4.3% auf knapp 2.4 Mio. CHF zu. Hingegen fiel der Erfolg aus dem Handelsgeschäft um 1.9% auf 1 Mio. CHF. Auf der Kostenseite gelang es, die Sachausgaben um 6.8% auf 3.2 Mio. CHF zu senken. Allerdings legten die Personalaufwendungen um 3% auf 6.2 Mio. CHF zu, was vor allem auf den Ausbau des Angebots zurückgeht. Insgesamt ging der Geschäftsaufwand dennoch leicht um 0.6% auf 9.4 Mio. CHF zurück. Lienhardt weist im Gegensatz zu anderen Finanzhäusern noch den Zwischengewinn aus. Dieser erreichte mit einem marginalen Minus von 0.3% auf 3.6 Mio. CHF den Vorjahreswert knapp nicht. Ein investitionsbedingter Anstieg der Sachabschreibungen führte zu einem Rückgang des Geschäftserfolgs um 2.6% auf 2.9 Mio. CHF. Unter dem Strich gelang es, dank eines niedrigeren Steueraufwands ein Plus des Reingewinns um 3.2% auf 2.5 Mio. CHF auszuweisen.

Die Semesterzahlen von Lienhardt fallen wenig spektakulär aus. Wegen der breiten Ertragsdiversifikation kann die Privatbank die Ertragsrückgänge im wichtigsten Geschäftsfeld nahezu vollständig kompensieren. Erstmalig auf der Basis der neuen Rechnungslegungsvorschriften möglich ist ein Vergleich der Cost/Income-Ratio (CIR) einschliesslich der Position Wertberichtigungen des Zinsengeschäfts, die allerdings bei Lienhardt sehr klein ausfallen. Mit einer CIR von 72.2% wurde der Vorjahreswert zwar um 0.1% verfehlt, kann sich aber für eine Privatbank insbesondere dank der hohen regulatorischen Anforderungen sehen lassen. Zu keiner Kritik Anlass geben auch die Bilanzkennzahlen.

Die Aktien von Lienhardt werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) und bei Lienhardt & Partner selbst gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 1’850 CHF weisen die Titel einen Discount von gut 10% gegenüber dem ausgewiesenen Buchwert von gut 2’100 CHF per 30. Juni 2016 auf. Der Substanzwert der Papiere dürfte indessen noch deutlich höher liegen. Allerdings dürfte dieser von den freien Aktionären kaum realisiert werden können. Unter der Annahme einer Ausschüttung in Vorjahreshöhe von 40 CHF pro Aktie weisen die Titel eine zumindest im aktuellen Tiefzinsumfeld nicht uninteressante Rendite von 2.2% auf. Unter der unserer Ansicht nach realistischen Annahme eines ähnlichen Ergebnisses im zweiten Semester lässt sich ein KGV von gut 16 für das Gesamtjahr auf der Basis des Geschäftserfolgs errechnen. Dieser Wert erscheint nicht zuletzt wegen der investitionsbedingt hohen Sachabschreibungen, die im Geschäftserfolg enthalten sind, nicht überteuert. Die Aktien eignen sich als solide werthaltige Anlage mit einer ansprechenden Ausschüttungsrendite. Sie sind ein Ersatz für die grossmehrheitlich deutlich schlechter rentierenden Obligationen. Es darf allerdings nicht unberücksichtigt bleiben, dass der Grossteil der Papiere in den Händen der Familie Lienhardt und ihr nahestehender Personen liegt. Anleger sollten sich mit deren Geschäftsphilosophie, bestehend aus einer soliden Privatbank mit einem nicht unerheblichen Immobiliengeschäft, einverstanden erklären.

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