Die Bernerland Bank AG (BLB) konnte im ersten Semester 2016 dank des Anstiegs der Kundenausleihungen um 2.1% auf 1’325 Mio. CHF die Bilanzsumme um 2.7% auf 1’539 Mio. CHF ausweiten. Nicht mit dem Wachstum der Ausleihungen mithalten konnte die BLB bei der Akquisition von Kundengeldern. Diese legten nur um 0.8% auf 1’156 Mio. CHF zu. Dank der aktuell für Regionalbanken günstigen Refinanzierungssituation konnte das Finanzinstitut sich günstig über Pfandbriefdarlehen refinanzieren. Deren Bestand legte im Vergleich zum Jahresende 2015 um 27.2 Mio. CHF respektive plus 14% auf 217.2 Mio. CHF zu. Wie dem aktuellen Semesterbericht entnommen werden kann, haben sich die Kundendepotvolumen um 4% auf 182.8 Mio. CHF reduziert. Zulegen konnte die BLB allerdings im Bereich der Vermögensverwaltungsmandate, deren Volumen um 5% auf 39.2 Mio. CHF anstieg. Dank einer aktiven Bewirtschaftung der liquiden Mittel ist es gelungen, sowohl die Liquiditätsvorschriften deutlich zu übertreffen als auch das Guthaben bei der Schweizerischen Nationalbank unterhalb der Schwelle, ab der die BLB Negativzinsen hätte bezahlen müssen, zu halten.
Geschäftserfolg steigt deutlich
Im ersten Semester stieg der Nettozinserfolg gegenüber dem Vorjahr um 1% auf 10.2 Mio. CHF an. Nur sehr marginal fielen wie im Vorjahr die Veränderungen ausfallrisikobedingter Wertberichtigungen auf, weswegen der Nettozinserfolg nahezu dem Bruttowert entspricht. Während die Zinserträge um 7.5% respektive 1 Mio. CHF auf 12.9 Mio. CHF sanken, reduzierten sich die Zinskosten um 29.2% auf 3 Mio. CHF. Bei den zinsindifferenten Erträgen konnte die BLB ein deutliches Plus von 40.4% auf 1.9 Mio. CHF verbuchen. Massgeblich für den Anstieg war das Handelsgeschäft, welches nach einem Verlust von 320’000 CHF im Vorjahr im 2016 einen Gewinn von 185’000 CHF abwarf. Ebenfalls höher war der übrige ordentliche Erfolg, während die Kommissions- und Dienstleistungserträge leicht abnahmen. Auf der Kostenseite gelang es, die Ausgaben auf dem Vorjahresniveau von 7.7 Mio. CHF zu halten. Während die Wertberichtigungen von 0.6 Mio. CHF im Vorjahr auf 0.7 Mio. CHF anstiegen, sanken die Veränderungen von Rückstellungen zulasten der Erfolgsrechnung von 193’000 CHF im 2015 auf 2’000 CHF. Im Ergebnis führte dies zu einem deutlichen Plus des Geschäftserfolgs von 26.9% respektive plus 0.8 Mio. CHF auf 3.7 Mio. CHF. Belastend auf den Reingewinn wirkte sich der per Saldo um 0.1 Mio. CHF höhere ausserordentliche Aufwand aus. Zudem äufnete die BLB zulasten des Gewinnausweises die Reserven für allgemeine Bankrisiken um 0.4 Mio. CHF. Im Vorjahr wurden diese Reserven nicht alimentiert. So resultiert ein Plus des Reingewinns von lediglich 6% auf 2.1 Mio. CHF.
Gesamtjahr soll hohes 2015er Ergebnis erreichen
Insgesamt wird ein anspruchsvolles zweites Semester erwartet. Dies insbesondere, da angesichts der zahlreichen nationalen und internationalen Herausforderungen nicht mit einem Anstieg der Zinsen zu rechnen ist. Diese Entwicklung sollte zu einem leicht tieferen Zinsergebnis, der Haupteinnahmequelle der Regionalbank, führen. Dennoch soll der Jahresgewinn für das Jahr 2016 in ähnlicher Höhe ausfallen wie der Gewinn im sehr guten Geschäftsjahr 2015.
Die Kennzahlen der BLB fallen erfreulich aus. Wegen der für eine Regionalbank vergleichsweise hohen Bilanzsumme von gut 1.5 Mrd. CHF und den erhöhten Liquiditätsvorschriften ist die Negativverzinsung von Sichteinlagen bei der SNB ein Thema. Auch wenn dies bislang abgewendet werden konnte, ist zukünftig keinesfalls auszuschliessen, dass die BLB (und andere grössere Regionalbanken auch) in Zukunft Negativzinsen zahlen müssen, um den Liquiditätsanforderungen Rechnung tragen zu können. Angesichts der ohnehin engen Zinsmarge dürfte sich dies zu einem zusätzlichen Belastungsfaktor entwickeln. Wie hoch dieser ausfallen wird, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen. Die BLB dürfte mit geringen Belastungen konfrontiert werden.
Die Aktien der BLB werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 500 CHF weisen die Titel einen Discount von knapp 25% auf den Buchwert per 30. Juni 2016 auf. Unter der unserer Ansicht nach realistischen Annahme einer Ausschüttung in Vorjahreshöhe beträgt die Rendite mit 2.1% einen im Regionalbankenvergleich eher hohen Wert. Das auf der Basis eines gleichbleibenden Gewinns ermittelte KGV auf der Stufe Geschäftserfolg von 13.7 für das laufende Jahr fällt eher hoch aus. Die Aktien eignen sich vor allem wegen der im aktuellen Tiefzinsumfeld attraktiven Rendite und der Substanz der Bank zumindest für Anleger mit einem engen Bezug zur BLB als Anlage.