Arosa Bergbahnen: Schwaches Wintergeschäft lässt Verlust 2015/16 ansteigen, Effizienzsteigerung als Ziel – Investitionspause

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Der Betrieb am Weisshorn konnte erst im Januar 2016 aufgenommen werden. Quelle: Arosa Bergbahnen AG
Der Betrieb am Weisshorn konnte erst im Januar 2016 aufgenommen werden. Quelle: Arosa Bergbahnen AG

Die Arosa Bergbahnen AG erlitten im Geschäftsjahr 2015/16 einen Jahresverlust von 1.3 Mio. CHF. Das Unternehmen konnte sich den sehr schwierigen Witterungsbedingungen trotz erheblicher Anstrengungen in die künstliche Beschneiung nicht entziehen. Bis Mitte Januar 2016 wurde daher nur ein Teil des Skigebiets geöffnet. Wie das Unternehmen im aktuellen Geschäftsbericht schreibt, führten die geringen Schneemengen im Dezember und im Januar zu markanten Umsatzeinbussen. So wurden deutlich weniger Tagespässe verkauft. Besonders betroffen von den Rückgängen waren die firmeneigenen Gastronomiebetriebe am Berg. So waren etwa die Betriebe am Weisshorngipfel und Sattelhütte erst ab dem 10. Januar 2016 für Skifahrer zugänglich. Zwar wurden Spezialangebote für Spaziergänger lanciert, doch vermochten diese das Wegbleiben der Skifahrer trotz des sonnigen Wetters nicht zu kompensieren. Der hohe Fixkostenanteil sowohl bei den Restaurants als auch bei den Transportbetrieben wirkt sich denn auch – wie das Unternehmen weiter mitteilte – bei einem Fehlstart in das Wintergeschäft drastisch aus. Da die Aussichten für den alpinen Tourismus weiterhin getrübt bleiben, setzen die Arosa Bergbahnen im laufenden Geschäftsjahr auf die Überprüfung der Kostenstruktur in allen Geschäftsfeldern. Zudem bleibt die Investitionstätigkeit im laufenden Geschäftsjahr wegen des anhaltenden Margendrucks verhalten.

Gästeeintritte sinken im Winter deutlich

Im Geschäftsjahr 2015/16 lagen die Gästeeintritte ins Skigebiet Arosa Lenzerheide im Winter mit 1’149’000 um 5.5% tiefer als im Vorjahr. Noch deutlicher fiel das Minus in Arosa alleine mit minus 8.8% auf 446’000 Eintritte aus. Der Anstieg der Sommereintritte in Arosa infolge des guten Sommerwetters in Höhe von 2.5% auf 108’000 stellt nur einen Tropfen auf den heissen Stein dar. Deutlich wird dies auch bei der Entwicklung der Umsätze, die im Berichtsjahr mit 24.8 Mio. CHF die Vorjahreswerte um 10% unterschritten. Stabil blieben lediglich die Nebenerträge, bestehend aus Miet- und Pachtzinsen sowie den übrigen Erträgen von zusammen 2.4 Mio. CHF. Im Bahnbetrieb betrug der Rückgang 1.7 Mio. CHF respektive minus 10.3% auf 15 Mio. CHF. Noch stärker traf es die Berggastronomie mit einem Minus von 12.1% auf 5.8 Mio. CHF. Über 80% der Rückgänge erlitten die Betriebe in den ersten Saisonwochen. Ebenfalls nicht verschont blieben die Beherbergungserträge, die sogar um 13.8% auf 1.6 Mio. CHF fielen. Auf der Kostenseite gelang es, dank einer kontinuierlichen Neuplanung der Personaleinsätze die Lohnkosten um 0.6 Mio. CHF respektive minus 5.8% auf 10.1 Mio. CHF zu senken. Trotz der aufwendigen Pistenpräparation konnten die Betriebsaufwendungen um 4.7% auf 7.4 Mio. CHF gesenkt werden. Dennoch resultierte trotz der um 0.1 Mio. CHF auf 1.8 Mio. CHF gesunkenen Warenaufwendungen ein Minus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) von 23% auf 5.6 Mio. CHF. Das Unternehmen bezeichnet diesen Wert als unbefriedigend. Nach den um 0.2 Mio. CHF auf 5.6 Mio. CHF gesunkenen Abschreibungen resultiert ein knapp positives EBIT von 41’000 CHF nach 1.5 Mio. CHF im Vorjahr. Profitieren konnte die Gesellschaft beim Finanzaufwand von den tiefen Zinsen, der gegenüber dem Vorjahr um 0.2 Mio. CHF auf 1.1 Mio. CHF sank. Positiv auf das Ergebnis wirkte sich ein ausserordentlicher Ertrag in Höhe von 610’000 CHF aus. Dieser entstand aus der vollständigen Bezahlung einer im Vorjahr zurückgestellten Forderung gegenüber einem wichtigen Kunden der Gesellschaft. Diese Geschäftsbeziehung habe sich normalisiert. Belastend auf das Resultat wirkten sich hingegen Sonderabschreibungen in Höhe von 0.7 Mio. CHF auf das Hotel Hohenfels aus. So resultierte unter dem Strich ein Jahresverlust von 1.3 Mio. CHF nach einem Vorjahresverlust von 0.6 Mio. CHF.

Neue Bahn soll im 2018 durch Kapitalerhöhung finanziert werden

Die 2er-Sesselbahn Brüggerhorn, die im Jahr 1970 erstellt wurde, soll im Jahr 2018 durch eine neue kuppelbare 6er-Sesselbahn ersetzt werden. Dabei soll das alte Trassee weitergenutzt werden. Allerdings wird der Einstieg für die Skifahrer deutlich erleichtert. Mit dem Start des Plangenehmigungsverfahrens im 2017 soll der Bau im Folgejahr möglich sein. Die Eröffnung der neuen Bahn ist für den Dezember 2018 vorgesehen. Wie das Unternehmen weiter mitteilt, soll die Finanzierung massgeblich über eine Kapitalerhöhung erfolgen. Für das laufende Geschäftsjahr stehen Massnahmen zur Effizienzsteigerung zuvorderst auf der Agenda. Die kleineren Investitionen betreffen die feste Installation von zwei überdachten Zubringer-Förderbändern vom Skischulzentrum Innerarosa zur Talstation der Gondelbahn Kulm und punktuelle Geländekorrekturen. Diese sollen es erlauben, Pistenabschnitte für die Gäste früher bereitzustellen.

Die Geschäftszahlen der Arosa Bergbahnen fallen unterdurchschnittlich aus. Das Unternehmen ist im Berichtsjahr noch tiefer in die Verlustzone gerutscht. Die von der Gesellschaft als Prämisse ausgegebene Steigerung der Effizienz ist für eine mittel- bis langfristig erfolgreiche Zukunft der Gesellschaft geboten. Zwar wurde mit 4.6 Mio. CHF noch ein ansehnlicher positiver Cashflow erwirtschaftet. Dieser reicht aber keinesfalls aus, um den zukünftigen Investitionsbedarf der Gesellschaft zu decken. Bei einem Gesamtwert aller Anlagen zu Gestehungskosten in Höhe von 212 Mio. CHF, wovon 58.5 Mio. CHF auf Restaurants und Hotelbetriebe entfallen, könnte die Erneuerung der Sachanlagen mit diesem Cashflow erst in 46 Jahren finanziert werden. Selbst unter Ausklammerung der Gastrobetriebe könnten die Anlagen nur in über 33 Jahren aus den selbst erarbeiteten Mitteln finanziert werden. Hierin nicht berücksichtigt sind Preissteigerungen.

Angesichts dieser Situation und der keinesfalls gut dotierten Bilanz mit einer Eigenmittelquote von 28.2% verwundert es nicht, dass der geplante Neubau des Sessellifts über eine Aktienkapitalerhöhung finanziert werden soll. Dies dürfte angesichts der angespannten Situation, an der sich auch bis zum geplanten Bau des neuen Lifts wenig ändern dürfte, eher eine Notwendigkeit denn eine Willensentscheidung der Gesellschaft sein. Es wird indessen zumindest aus heutiger Sicht keinesfalls einfach, Investoren für ein solches Projekt zu finden.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 75 CHF weisen die Aktien einen markanten Discount von 55% zum ausgewiesenen Buchwert zum Bilanzstichtag vom 30. April 2016 auf. Eine Bewertung der Aktien auf der Basis des KGV entfällt wegen des Verlustausweises. In Betracht kommt lediglich das allerdings nur wenig aussagekräftige Kurs/EBITDA-Verhältnis, das mit knapp 2 sehr tief ausfällt. Eine Bewertung anhand des anerkannten Enterprisevalues/EBITDA-Verhältnisses lässt mit einem Wert von gut 10 hingegen keinesfalls eine Unterbewertung der Titel erkennen. Auch werden die Aktionäre auf absehbare Zeit keine Dividende erhalten. Die Aktien eignen sich daher nur für Investoren mit einem engen Bezug zu der Gesellschaft und der Region zur Anlage.

Hinweis in eigener Sache: Mehr über die Zukunft des Schweizer Ferientourismus erfahren Sie im Branchentalk Tourismus am 25. Oktober 2016 auf dem Schiff MS Cirrus in Luzern. Programm und Anmeldung finden Sie hier.

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