Die letzte Generalversammlung der MediBank AG i.L. am 20. September 2016 im Parkhotel Zug war nach der turbulenten Vergangenheit schlussendlich ein wenig spektakulärer, von einem letztmals notwendigen Formalismus geprägter Akt. Sie blieb – erstaunlich genug mit Blick gerade auf die jüngere MediBank-Historie – am Ende ohne Überraschungen. Die von der GV am 8. Juli 2015 eingesetzten Liquidatoren präsentierten den anwesenden 28 Aktionären neben der Aufstellung über verschiedene Kostenblöcke der zurückliegenden etwa 3.5 Jahre die wichtigsten Kennziffern der Jahresrechnung 2015 sowie der Schlussbilanz per 17. August 2016. Die Aktionäre, die 94.6% der Stimmen und 89.8% des Kapitals vertraten, folgten allen traktandierten Anträgen einstimmig bei nur sehr vereinzelten Wortmeldungen.
In der Retrospektive sind aus Aktionärssicht insbesondere die sehr hohen und anlässlich der letzten GV nochmals detailliert aufgeschlüsselten Kosten der Periode 2013-2016 von mehr als 10 Mio. CHF, entsprechend etwa einem Drittel der vormaligen Eigenmittel von über 30 Mio. CHF, ärgerlich und störend, aber heute – leider – nicht mehr änderbar. Viele teure Fehler sind in der schon einige Jahre zurückliegenden Vergangenheit passiert – und nicht unter der Verantwortung der eingesetzten Liquidatoren, die aus Sicht des Verfassers insgesamt eine gute Arbeit geleistet und sich bemüht haben, die Liquidation innerhalb eines starren regulatorischen Korsetts zu einem möglichst schnellen Ende zu bringen. Insbesondere freiwillig und auch „zwangsweise“ eingesetzte interne wie externe Berater aller Couleurs haben die Gesellschaft und ihre Aktionäre in all den Jahren sehr viel Geld gekostet, ohne dass diesen Kosten aus Sicht der Aktionäre ein adäquater Nutzen entgegengestanden hätte.
Verteilplan folgt dem Antrag der Liquidatoren – Ausschüttung ab dem 27. September 2016
Der jetzt beschlossene Verteilplan der Schlussausschüttung folgt dem bereits Ende August auf schweizeraktien.net auf Grundlage der Liquidationsbilanz skizzierten Schema. Der anteilige Liquidationsertrag je Inhaberaktie (vor Steuern) liegt demnach bei 1’244 CHF. Bei den Namenaktien ist der anteilige Liquidationsertrag entsprechend der Nominalwertverhältnisse um 75% tiefer bei 311 CHF (Nominalwertverhältnis 400 CHF : 100 CHF).
Das gemäss Schlussbilanz verfügbare Vermögen – bestehend aus Kapital und aufgelaufenen Ergebnissen – wird grösstenteils bis auf 40 CHF (Liquidationsrückstellung) zeitnah ab dem 27. September 2016 vergütet. Auch die bereits 2015 beschlossene, aber nicht ausbezahlte „Vorab-Dividende“ über 100 CHF (NA) bzw. 400 CHF (InhA) wird ab diesem Termin ausbezahlt. Nur die vergleichsweise kleine Liquidationsrückstellung über 10 CHF (NA) bzw. 40 CHF (InhA) wird voraussichtlich erst ab dem 27. Oktober 2016 vergütet (siehe Tabelle in Beitrag vom 31. August 2016).
Zu beachten ist, dass nur die Rückzahlung des Aktienkapitals im Umfang von 100 CHF (NA) bzw. 400 CHF (InhA) ohne Abzug der Verrechnungssteuer (35%) erfolgt, während vom Rest der Schlussausschüttung 35% Verrechnungssteuer auf alle weiteren Kapitalbestandteile einbehalten werden. Netto vergütet werden auf Ebene des Anlegers also zunächst 237.15 CHF (NA) bzw. 948.50 CHF (InhA) (Bericht der Liquidatoren, S.1).
Was bleibt den MediBank-Aktionären?
Einerseits bleibt den Aktionären der „etwas höher als befürchtet“ ausgefallene Liquidationsertrag und mit ihm die Erinnerung an turbulente, bisweilen auch sehr emotionale und überraschende, manchmal sogar im Kern unterhaltsame Generalversammlungen, über die wir auf schweizeraktien.net wiederholt berichtet haben. Beinahe schon legendär ist dabei die letztlich eher traurige Episode um die angeblichen Investoren aus Abu Dhabi, bei der der damalige Verwaltungsrat – einschliesslich der damaligen Direktion – ein sehr fragwürdiges Bild abgegeben hat und sich auch Fragen hinsichtlich der Sorgfaltspflichten gefallen lassen muss. Stattdessen setzten die Verantwortlichen und ihre Berater auf den Bau von „Luftschlössern“, obwohl frühzeitig viele Alarmglocken hätten leuchten müssen.
Andererseits bleibt den freien Aktionären die bisweilen teure Erkenntnis, dass der aus einer Aussenperspektive nicht unbedingt rationale, die Bank aber lähmende Streit der beiden Hauptaktionäre der Gesellschaft und den Aktionären in der Gesamtschau geschadet hat und überhaupt erst das nicht immer nützliche „Wirken“ der externen wie internen Berater – und wohl auch das „arabische Intermezzo“ –ermöglichte. Die beiden streitenden Grossaktionäre haben es am Ende ihres aktiven Berufslebens leider verpasst, sich frühzeitig um eine tragfähige, nachhaltige und insbesondere einvernehmliche Zukunftslösung für „ihre“ Bank zu bemühen, die auch die Interessen aller anderen Aktionäre berücksichtigt hätte. Stattdessen wurden bisweilen unklare Partikularinteressen verfolgt. Das Beispiel der MediBank AG lehrt, wie „Nachfolgelösungen“ und „Generationenübergänge“ in der Praxis nicht ablaufen sollten, gerade in Fällen, in denen auch noch „fremde Dritte“ – wie etwa freie Aktionäre – beteiligt sind. Solche „tragfähigen Nachfolgelösungen“ sollten Aktionäre bei ihren Anlageentscheiden in vergleichbaren Situationen ins Kalkül ziehen.
schweizeraktien.net stellt Berichterstattung über MediBank AG i.L. ein
Angesichts der bevorstehenden Schlussverteilung ab dem 27. September 2016 und der noch im laufenden Jahr angesichts der Fortschritte bei der Liquidation zu erwartenden Handelsregister-Löschung der Gesellschaft stellen wir die Berichterstattung über die MediBank AG i.L. mit dem heutigen Tag ein. Auch der OTC-X-Handel der ohnehin selten gehandelten Inhaber- und Namenaktien dürfte demnächst eingestellt werden.
Was ausserdem noch bleibt: die ausserordentliche Generalversammlung vom 14. Januar 2013 war die Basis für den ersten Bericht auf diesem Nebenwerte-Blog. Der Bericht war damit auch die „Geburtsstunde“ dieses Blogs. Aus dem Blog hat sich zwischenzeitlich das schweizeraktien.net entwickelt. So gesehen war das Ende der Medibank AG auch der Startschuss für den Beginn einer neuen Firmengeschichte.
Hier finden Sie alle unsere Beträge zur Medibank: https://www.schweizeraktien.net/?s=medibank&x=0&y=0
Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.