Cresta Palace Celerina: Traditionshotel rutscht 2015/2016 in die Verlustzone, Verzicht auf Dividende – Neuausrichtung geplant

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Hotel Cresta Palace Celerina (Quelle: Cresta Palace Celerina AG, www.crestapalace.ch)
Hotel Cresta Palace Celerina (Quelle: Cresta Palace Celerina AG, www.crestapalace.ch)

Das am 30. April 2016 beendete Geschäftsjahr 2015/2016 war kein gutes Jahr für die auf OTC-X im ausserbörslichen Segment gehandelte Cresta Palace Celerina AG, über die wir an dieser Stelle wiederholt berichtet hatten. Nachdem die zurückliegenden Geschäftsjahre ungeachtet verschiedener Herausforderungen auf der Makro- und der Mikroebene noch mit einem positiven EBIT und einem Reingewinn abgeschlossen werden konnten, rutschte die traditionsreiche Engadiner Hotelgesellschaft 2015/2016 aufgrund eines markanten Umsatzrückgangs um 17% gegenüber Vorjahr, der auf der Kostenseite nicht aufgefangen werden konnte, deutlich in die roten Zahlen. Der Gesamtertrag fiel um 1.2 Mio. CHF (-17%) auf zuletzt knapp 5.9 Mio. CHF. Zum Vergleich: In der Saison 2011/2012 lag der Gesamtertrag noch bei 7.8 Mio. CHF.

Ein Minus von 18% beim Ertrag aus den Übernachtungen

Tragende Säule blieben die Übernachtungen, auf die 61.2% des Gesamtertrags entfielen (Vj. 61.9%). Der konstante prozentuale Anteil täuscht aber darüber hinweg, dass gerade im Bereich der Übernachtungen auch die grössten absoluten Rückgänge zu verzeichnen waren. Nach 4.4 Mio. CHF im Jahr 2014/2015 wurden in diesem Segment 2015/2016 nur noch 3.6 Mio. CHF erwirtschaftet, ein Minus von fast 0.8 Mio. CHF oder 18%. Vom prozentualen Rückgang innerhalb der Jahresperiode trifft es die zweitwichtigste Sparte „Food & Beverage“ – also die Gastronomie – mit einem Rückgang von leicht mehr als 20% noch härter: „Food & Beverage“ stand 2015/2016 noch für 30.5% des Gesamtertrags (Vj. 31.7%) – bei einem gleichzeitigen Ertragseinbruch um fast 0.5 Mio. CHF. Die drei anderen Geschäftsfelder „SPA“, „Nebenleistungen“ und „Mieten und übrige Einnahmen“ erwirtschafteten 2015/2016 einen gegenüber Vorjahr mit knapp 0.5 Mio. CHF zwar um fast 9% höheren Ertrag. Insgesamt spielen diese Geschäftsfelder – trotz ihrer aufgrund der Schwäche der beiden Kerngeschäftsfelder (s.o.) relativ etwas höheren Bedeutung (8.4% am Gesamtertrag vs. 6.3% im Vorjahr) – nur eine untergeordnete Rolle für das Gesamtergebnis.

Kosten nicht rechtzeitig angepasst

Der Cresta Palace Celerina AG ist es 2015/2016 nicht mehr gelungen, die Kostensituation an die rückläufigen Erträge anzupassen. Die Aufwandspositionen blieben in Summe mit etwa 5.9 Mio. CHF auf dem Niveau des Vorjahres. In der Folge lag bereits das Ergebnis auf Stufe EBITDA mit -26’175 CHF im negativen Bereich (Vj. 1’184’566 CHF). Die Abschreibungen und Rückstellungen fielen mit nur noch 165’239 CHF auch nicht mehr so grosszügig aus wie noch im Vorjahr (781’000 CHF) und sind ein Spiegelbild der zuletzt schwierigen Entwicklung. Das EBIT fiel von 403’566 CHF auf -191’414 CHF, das Unternehmensergebnis einschliesslich des weitgehend konstanten Finanzaufwands (-0.4 Mio. CHF) von +2’654 CHF (2014/2015) auf -358’356 CHF (2015/2016). Einmalige ausserordentliche, positive Erträge im Umfang von etwa +0.3 Mio. CHF insbesondere aus der Auflösung von Arbeitgeberbeitragsreserven verhinderten ein noch schlechteres Ergebnis. Vor dem Hintergrund dieser schwachen Zahlen schlägt der Verwaltungsrat der Generalversammlung am 4. Oktober 2016 vor, auf die Ausschüttung einer Dividende zu verzichten.

Starker Franken und weniger deutsche Gäste als Ursache

Aus Sicht des Verwaltungsrats – nachzulesen im Geschäftsbericht 2015/2016 – gibt es zwei wesentliche Ursachen für diese aus Sicht der Aktionäre zuletzt unerfreuliche Entwicklung im abgelaufenen Geschäftsjahr: Einerseits kann sich die Cresta Palace Celerina AG auf der makroökonomischen Ebene den aktuell anhaltend widrigen Rahmenbedingungen in Teilen des Schweizer Tourismus nicht entziehen. Sektoral gilt dies insbesondere für Gebiete, die überwiegend vom (rückläufigen) Wintersport leben. Im Fall des Engadins wird diese allgemeine „Wintersportschwäche“ noch regionalspezifisch überlagert von einem „Fernbleiben“ insbesondere deutscher und italienischer Gäste aus dem „Nahbereich“, die einst die wichtigsten ausländischen Gästegruppen stellten. Die deutschen Gäste gelten gemeinhin als besonders preissensitiv, was sich nach dem Wegfall des Mindestkurses im Januar 2015 nochmals verschärfte. Allerdings mehren sich Hinweise, wonach die jahrelange Talfahrt deutscher Gäste, sogar im Engadin, gestoppt sein könnte und wieder mehr deutsche Gäste die Schweiz besuchen – als sichere Ferien-Alternative in zunehmend unsicheren Zeiten. Als weitere externe Herausforderungen der Hoteliers gelten u.a. die „Weissgeldstrategie“ sowie die Annahme der Zweitwohnungs-Initiative.

Neuausrichtung bleibt Herausforderung

Andererseits hat aber im Frühjahr 2015 auch  die Direktion im Cresta Palace Celerina AG nach 29 Jahren gewechselt – und das ist der interne Faktor auf der „Mikroebene“ bei der Suche nach den Gründen für die rückläufigen Umsätze. Im März 2015 hatten wir auf schweizeraktien.net ausführlich über diesen „Neubeginn“ an der Spitze berichtet. Dass dieser „Neubeginn“ – der immer auch eine Neu- oder Repositionierung bedeutet – in einer sehr schwierigen Marktphase erfolgt und kein Spaziergang werden wird, musste jedem Beobachter von Beginn an klar sein. Ein „Neubeginn“ ist in einer solchen Situation immer auch eine Gratwanderung und ein Balanceakt zwischen Tradition und Aufbruch, Bewahren und Entwickeln, Alt und Neu. In dieser Phase der notwendigen Verjüngung scheint es auch im Cresta Palace Celerina zu den „typischen Begleiterscheinungen“ eines Generationswechsels gekommen zu sein: eine „gewisse Anzahl an Stammkunden“ ist weggefallen, der Umsatz war rückläufig und die Positionierung des Unternehmens „unklar“ (Quelle: Geschäftsbericht 2015/2016).

Verwaltungsrat und Direktion haben sich im abgelaufenen Geschäftsjahr jedoch, so der Geschäftsbericht, „intensiv mit der Neuausrichtung des Hotelbetriebs beschäftigt und eine dem veränderten Umfeld entsprechende Strategie festgelegt“. Die Verwaltung zeigt sich überzeugt, dass sich diese strategische Neuausrichtung – deren Details zum heutigen Zeitpunkt noch offen sind – „nachhaltig positiv“ auf die Betriebsergebnisse auswirken wird. Vor der Realisierung stehen „verschiedene Konzepte„, mit denen die Stärken gestärkt, Alleinstellungsmerkmale geschaffen und Investitionen getätigt werden sollen. Ziel sei es, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und auch Synergien zu nutzen, indem Verkaufs-, Marketing- und Einkaufsgemeinschaften mit anderen Hotels und Organisationen gebildet und auf der Angebotsebene Kooperationen mit anderen Marktteilnehmern eingegangen werden.

Generationswechsel, gerade nach 29 Jahren „Kontinuität an der Spitze“, benötigen Zeit, bis sich der Markt an den neuen Status quo gewöhnt hat. Es bleibt zu hoffen, dass der Markt dem Engadiner Hotel diese Zeit gibt, um sich neu zu erfinden, ohne die Tradition dabei auf’s Spiel zu setzen. Das Hotel Cresta Palace Celerina steht mit Blick auf die Geschäftszahlen des Jahres 2015/2016 heute an einer Weggabelung: Fortschritt oder Rückschritt, Innovation oder Isolation, Kooperation oder Alleingang.

Das Aktienkapital von 900’000 CHF ist eingeteilt in 9’000 Namenaktien zu 100 CHF nominal. Der letzte Umsatz der illiquiden Aktie fand zu 1’550 CHF (Kurs vom 13.09.2016) statt, entsprechend einer Marktkapitalisierung von etwa 14 Mio. CHF. Die Aktien werden aktuell zu 1’550 CHF gesucht ohne Angebot (Kurse vom 30.09.2016). Trotz des ausgewiesenen Verlusts im Geschäftsjahr 2015/2016 dürfte die hohe, gewachsene Substanz der Gesellschaft die letzten Kurse deutlich übersteigen. Allerdings bedarf es auf der Ertragsseite für nachhaltig höhere Kurse und die Rückkehr zu Dividendenzahlungen auch einer sehr viel besseren Rentabilisierung der vorhandenen Substanz – und innovativen Ideen, um wieder mehr Gäste ins Hotel und in die Gastronomie zu holen. Der Aufenthalt im Cresta Palace Celerina muss für den Gast zu einem unverwechselbaren, einmaligen Erlebnis werden, für das er bereit ist, das strukturell höhere Schweizer Preisniveau zu bezahlen. Der Erfolg einer neuen „Vorwärtsstrategie“ könnte – könnte – hierfür sorgen, doch bleibt abzuwarten, wie ein „neues Konzept“ der teilweise erneuerten Verwaltung in der Praxis schlussendlich aussieht – und wie es im Markt umgesetzt wird!

Bereits 2013 sprach das Hotel davon, dass sich der Verwaltungsrat mit verschiedenen strategischen Optionen befasse, um die künftige Auslastung weiter zu verbessern und die Gesellschaft mit einem geschärften Profil im Tourismus-Markt zu positionieren. Dazu sollten nach Darstellung im Geschäftsbericht 2012/2013 auch „Kooperationen mit medizinischen Einrichtungen und/oder Medical Wellness“ gehören. Soweit es sich aus einer Aussenperspektive beurteilen lässt, ist in dieser Richtung – von den in Hotels dieser Kategorie üblichen Anwendungen im Spa&Wellness-Bereich abgesehen – auch nach drei Jahren noch nicht viel passiert, wie auch die Kennzahlen der Erfolgsrechnung belegen. Ein Baustein einer neuen Kooperationsstrategie dürfte ab der Wintersaison 2016/2017 die «staziun da basa» sein. Dabei handelt es sich um eine Service-Einrichtung für Ausflüge in die Engadiner Sportwelt in Zusammenarbeit u.a. mit den Bergbahnen Engadin/St. Moritz, der Bike Schule Engadin, dem Ski-Service Corvatsch und der Skischule Celerina. Weitere Bausteine, die in ein Gesamtkonzept eingebunden sind, sollten folgen.

Anlässlich der kommenden Generalversammlung am Dienstag, 4. Oktober 2016, um 17:30 Uhr im Hotel Cresta Palace Celerina wird die Verwaltung die Aktionäre über das neue „spannende Konzept“ (Geschäftsbericht 2015/2016) orientieren.

Transparenzhinweis: Dem Autoren nahestehende Personen sind Aktionäre der Cresta Palace Celerina AG.

Hinweis in eigener Sache: Mehr über die Zukunft des Schweizer Ferientourismus erfahren Sie im Branchentalk Tourismus am 25. Oktober 2016 auf dem Schiff MS Cirrus in Luzern. Programm und Anmeldung finden Sie hier.

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