Die Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis AG (Titlisbahnen) litten im per 31. Oktober 2016 beendeten Geschäftsjahr unter verschiedenen negativen Faktoren. Diese führten gesamthaft zu einem Minus der Umsätze von 13.9 Mio. CHF (minus 17%) auf 67.6 Mio. CHF. Knapp die Hälfte des Rückgangs geht auf das Konto der weggefallenen Erträge aus Wohnungsverkäufen. Es kann aber keinesfalls ausgeschlossen werden, dass in den nächsten Jahren erneut Erträge aus Wohnungsverkäufen generiert werden. Im Rahmen des Ersatzes für das Hotel Terrace, welches das Ende seiner Nutzungsdauer erreicht hat, befinden sich die Titlisbahnen in einer Planungs- und Machbarkeitsphase, welche auch die Erstellung von Wohnungen beinhaltet. Offen ist noch, in welcher Form der Neubau realisiert wird. Wie die Titlisbahnen in einem Communiqué zum Jahresabschluss mitteilen, wird der Verwaltungsrat im laufenden Geschäftsjahr über die Stossrichtung des wichtigen Unternehmensteils entscheiden.
Operatives Geschäft leidet unter Visumspflicht für Chinesen
Während sich das Geschäft mit den Individualreisenden im Berichtsjahr weiterhin positiv entwickelte, mussten die Titlisbahnen im Gruppenreisegeschäft einen Einbruch um 22% verkraften. Der Grossteil des Rückgangs geht auf das Konto der chinesischen Gäste, die neu ein biometrisches Visum für die Einreise in den Schengenraum benötigen und zudem unter einer ungünstigen wirtschaftlichen Entwicklung in ihrem Land leiden. Erneut als Lichtblick erwiesen sich die Gäste aus Indien, deren Zahl auch bei den Gruppenreisenden um 2% zulegte. Bei den Logiernächten zollte die Gesellschaft dem vor dem Ende der Nutzungsdauer stehenden Hotel Terrace und dem starken Schweizer Franken ihren Tribut. So gingen die Logiernächte um 4.1% auf 127’350 zurück. Allein das Hotel Terrace musste ein Logiernächteminus von 14’000 verkraften.
Verkehrserträge gehen um 11.9% zurück
Auf der Einnahmenseite fielen die Verkehrserträge um 11.9% auf 44.4 Mio. CHF, was die Gesellschaft auf den Wettbewerb und den enormen Preisdruck, der etwa durch die Sommeraktion der Grossbank UBS für ihre Kunden hervorgerufen wurde, anlastet. Die Einnahmen aus den Warenverkäufen der Restaurants und Hotels gingen um 10% auf 13.4 Mio. CHF zurück, während die Beherbergungserträge um 6% auf 3.9 Mio. CHF sanken. Bei den übrigen Erträgen, die nach 13.4 Mio. CHF im Vorjahr noch 6.1 Mio. CHF erreichten, schlug sich vor allem der Wegfall der Wohnungsverkäufe negativ nieder. Noch im Vorjahr wurden hier rund 6.7 Mio. CHF eingenommen. Auf der Aufwandseite belasteten die infolge einmaliger kumulativer negativer Ereignisse um 11% auf 12.8 Mio. CHF angestiegenen übrigen Betriebsausgaben. Beim Personalaufwand gelangen leichte Reduktionen um 0.3 Mio. CHF auf 22.1 Mio. CHF, während der Warenaufwand auf dem Vorjahresniveau von 5.5 Mio. CHF verharrte. So resultierte ein Minus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) von 35.5% auf 27.1 Mio. CHF, entsprechend einem Minus von 14.9 Mio. CHF. Die Sachabschreibungen erhöhten sich wegen der Investitionen in die Zubringeranlagen des neuen Titlis Xpress um 3.3 Mio. CHF auf 12.7 Mio. CHF. Daher brach das EBIT um 55.6% auf 14.5 Mio. CHF ein. Positiv auf den Reingewinn wirkten sich die um 2.7 Mio. CHF gesunkenen Steuern aus. Dieser Effekt wurde allerdings durch den Wegfall ausserordentlicher Erträge von 2 Mio. CHF grossteils kompensiert, so dass der Reingewinn um 58.1% auf 12.5 Mio. CHF zurückging. Wegen des Ergebnisrückgangs sollen die Aktionäre eine um 1 CHF auf 7 CHF gesenkte Dividende pro Aktie erhalten.
Positiver Start ins neue Geschäftsjahr
Im Zeitraum zwischen dem 1. November 2016 und dem 24. Januar 2017 stieg die Zahl der Ersteintritte in das Titlisgebiet gegenüber dem Vorjahr um 5% an. Im laufenden Wintergeschäft war erstmalig in der Unternehmensgeschichte ein durchgehender Betrieb von der Station Stand bis Engelberg möglich. Die Piste Stand-Trübsee konnte am 12. November in Betrieb genommen werden. Dank der Investitionen in die Beschneiungsanlagen ist es gelungen, die Anzahl der Skifahrer am Titlis in einem landesweit rückläufigen Markt zu halten. Die Geschäftsleitung erkennt eine Stabilisierung im wichtigen Gruppenreisegeschäft, dem eine weiterhin erfreuliche Entwicklung der Individualgäste gegenübersteht. Daher wird für das laufende Geschäftsjahr mit einem sehr solidem Ergebnis gerechnet, welches das Vorjahr leicht übertreffen soll.
Die Geschäftszahlen der Titlisbahnen fallen auch im schwierigen Geschäftsjahr 2015/16, das von zahlreichen belastenden Faktoren geprägt wurde, gut aus. So stellten der starke Rückgang der Umsätze und des Gewinns keine grosse Überraschung für die Investoren dar. Wie bereits mehrfach kommuniziert, ist die Ära zusätzlicher Erträge und Gewinne aus Immobilienverkäufen zumindest vorläufig beendet. Somit rücken die Kennzahlen des operativen Geschäfts in den Vordergrund. Hier braucht sich die Gesellschaft mit einer EBITDA-Marge von 40.2% auf Konzernstufe keinesfalls zu verstecken. Dank der soliden Geschäftsführung stellt es für die Titlisbahnen auch kein Problem dar, die investitionsbedingt höheren Sachabschreibungen vollumfänglich zu tätigen. Als grundsolide angesehen werden können zudem die Bilanzkennzahlen, die per 31. Oktober 2016 eine Eigenmittelquote von 83% ausweisen. Diese sind zumindest im Branchenvergleich als sehr gut anzusehen.
Die Aktien der Titlisbahnen sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 337.50 CHF weisen die Titel eine zumindest im Vergleich zum Gros der Bergbahnen, die keine Ausschüttungen machen, attraktive Dividendenrendite von 2.1% auf. Auch wenn wir mit unserer Einschätzung, dass eine Dividendenkürzung nicht zu erwarten ist, falsch lagen, bieten die Aktien für an Bergbahntiteln interessierte Anleger eine valable Anlagemöglichkeit, was für das Gros der Bergbahntitel keinesfalls zutrifft. Nach Kursrückgängen von über 10% in den letzten Wochen und von über 20% auf Jahressicht zeigt sich bei den Aktien allmählich eine Bodenbildung. Das Risiko weiterer deutlicher Kursrücksetzer erscheint aktuell begrenzt.