Energie Zürichsee Linth: 296 Aktionäre an der 1. Generalversammlung, Rückblick auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr – Herausforderung Energiestrategie 2050

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Rund 300 Aktionäre und Gäste besuchten die GV der Energie Zürichsee Linth AG. Bild: Sandra Blaser
Rund 300 Aktionäre und Gäste besuchten die GV der Energie Zürichsee Linth AG. Bild: Sandra Blaser

An der ersten Generalversammlung der Energie Zürichsee Linth AG (EZL) nach der Publikumsöffnung und dem Rebranding von der Erdgas Obersee AG zur jetzigen EZL konnte VR-Präsident Hansruedi Müller in der STARLITE Eventhall in Jona 296 Aktionäre (78.6% der Stimmen) begrüssen. Im November 2016 hatte die Stadt Rapperswil-Jona als ehemalige Hauptaktionärin des Energieunternehmens 30% des Aktienkapitals im Rahmen eines öffentlichen Angebots bei vorwiegend aus der Region stammenden Investoren platzieren können. Die angebotenen Titel seien auf sehr grosses Interesse gestossen und die Zeichnungswünsche hätten die doppelte Menge der angebotenen Papiere umfasst, sagte Präsident Müller rückblickend zu Beginn der GV. Die Interessenten hätten daher nicht so viele Titel wie gewünscht erhalten können. Seit November 2016 werden die Aktien nun ausserbörslich gehandelt. Weitere 30% der Aktien übernahm die Credit Suisse Anlagestiftung Energie-Infrastruktur Schweiz. Hansruedi Müller freute sich über den «tollen, gut besetzen Saal». Die grosse Anzahl anwesender Aktionäre sei ein Beleg für das grosse Interesse der Aktionäre an ihrer Gesellschaft, ergänzte er.

Die Energiebranche im Wandel

VRP Hansruedi Müller referierte über den Wandel in der Energiebranche. Bild: Sandra Blaser
VRP Hansruedi Müller referierte über den Wandel in der Energiebranche. Bild: Sandra Blaser

Müller stellte sein Eingangsreferat unter das Thema der im Wandel befindlichen Energiebranche. Ein zentrales Thema sei weltweit der Klimawandel und in der Schweiz die Energiestrategie 2050 des Bundes, die eine massive Reduktion des Energieverbrauchs vorsieht. Die aktuelle Situation der Gasversorger sei mit derjenigen der Strombranche vergleichbar. Beide Branchen sind in einer Wartephase zur Regulierung der Marktöffnung. Die entsprechenden gesetzlichen Regelungen, die seit langer Zeit geplant seien, liessen allerdings nach wie vor auf sich warten. Als sehr erfreulich bezeichnete Müller indessen den Entscheid der Schweiz, langsam aus der Atomenergie auszusteigen. Ein schneller Ausstieg, wie er etwa in Deutschland erfolgte, sei kontraproduktiv und widerspreche den Klimazielen deutlich. So sei etwa Deutschland wegen des vorzeitigen Atomausstieges stark von den fossilen Brennstoffen abhängig. Zudem wirke sich die massive Subvention erneuerbarer Energien auch negativ auf die Schweiz aus. So könnten die Wasserkraftwerke, die in der Schweiz eine sehr grosse Rolle spielten, nicht mehr rentabel betrieben werden. Die Schweiz könne ihren grossen Vorteil eines sehr tiefen CO2-Ausstosses bei der Stromproduktion daher nicht mehr ausspielen. Doch gerade die Reduktion des CO2-Ausstosses sei ein sehr wichtiger Punkt bei der zukünftigen Energiestrategie.

Die Energiestrategie 2050 als grosse Herausforderung

Unabhängig von der Energieproduktion sieht Müller es als sehr ambitiös an, die von der Energiestrategie 2050 geforderten Einsparungen realisieren zu können. «Der Energieverbrauch in der Schweiz nimmt zwar etwas ab, ist aber immer noch weit von den angestrebten Zielen entfernt», so Müller. Einen sehr wichtigen Beitrag bei der Reduktion des CO2-Ausstosses könne Gas leisten. Die EZL sei als Gasversorger hierbei prädestiniert, einen Beitrag zur Reduktion zu leisten. So könnten etwa Ölheizungen durch Gasheizungen ersetzt werden. Dies bringe ebenso wie der Einsatz von Gas statt Benzin in Autos ein deutliches Einsparpotenzial bei den Schadstoffausstössen mit sich.

Die Änderungen der Energiebranche beschränken sich jedoch nicht nur auf die vorgenannten Faktoren. So mutieren die bisherigen Versorger zu Dienstleistern mit einem umfassenden Angebot zum Wohl der Kunden. «Die EZL befindet sich hier auf einem sehr guten Weg», sagte Müller und unterstrich dies nicht ohne Stolz mit einem Statement von Bundesrätin Doris Leuthard, die dem Unternehmen zum eingeschlagenen Weg gratulierte.

Guter operativer Geschäftsgang

Ernst Uhler referiert über das Geschäftsjahr 2016/17. Bild: Sandra Blaser
Ernst Uhler referiert über das Geschäftsjahr 2016/17. Bild: Sandra Blaser

CEO Ernst Uhler skizzierte die Geschäftsentwicklung der EZL. Seit 2012 sei es der EZL gelungen, 600 neue Liegenschaften ans Netz anzubinden und so den Kundenstamm markant auszubauen. Auch im Berichtsjahr 2015/16 konnten erneut zahlreiche Liegenschaften an das EZL-Netz angeschlossen werden. Hierunter waren auch verschiedene grössere Gebäude wie etwa die Rosenklinik, die Raiffeisenbank, aber auch ein Laden des Detailhändlers Coop. Zudem konnte die EZL erstmalig einen umfassenden Dienstleistungsvertrag für die Versorgung eines Mehrfamilienhauses mit 29 Wohnungen abschliessen. Dieser im Rahmen des Energie-Contracting-Geschäfts abgeschlossene Vertrag erlaubt es dem Kunden, von einem definierten Preis für den Bezug von Wärme zu profitieren. Gleichzeitig wird den Wünschen des Kunden nach der Art der Beheizung Rechnung getragen. Bei diesem Objekt werden Pellets zum Einsatz kommen. Bei der Installation kommt die Lampert Heizungen, eine Tochterfirma der EZL, zum Zug. Während einer Vertragsdauer von 20 Jahren ist die EZL für den Betrieb der Anlage zuständig.

350 km Leitungsnetz für 600 GWh Energie

Das Netz der EZL umfasst rund 350 km, in denen jährlich rund 600 GWh an Energie transportiert werden. Dies entspricht ungefähr 60 Mio. Liter Heizöl, deren Transport etwa 4’000 Camions beanspruchen würde. Auch wenn durch das Gasnetz diese Transporte eingespart werden könnten, stellt die Mobilität einen wichtigen Faktor für die EZL und deren Kunden dar. Das Unternehmen betreibt ab dem laufenden Jahr 8 eigene Gas-Tankstellen, die es erlauben, Erdgasfahrzeuge mit umweltfreundlichen Brennstoffen zu versorgen. «Durch den Betrieb mit Gas könnten Autos bereits heute die ab 2020 geltenden Anforderungen eines tieferen CO2-Ausstosses erfüllen», erläuterte Ernst Uhler. Hier sieht der CEO denn auch weiteres Wachstumspotenzial für das Unternehmen.

Um den neuen Anforderungen Rechnung tragen zu können, wurde die Führungsetage der EZL erweitert. Neben Patrick Berchtold als Leiter Netz und Technik wurde Beat Sommavilla als Leiter der Unternehmensentwicklung berufen. Neuer Finanzchef der Unternehmung ist Markus Näf. Zudem sei auf der operativen Seite die Zertifizierung gemäss dem Prozessmanagement-System ISO 9001:2015 erfolgt.

Bei all diesen Erneuerungen und Ausbauten dürfe das angestammte Geschäft nicht leiden, ergänzte Uhler. Eine absolut zentrale Bedeutung habe die Qualität der Versorgung der Kunden unter Einhaltung der grösstmöglichen Sicherheit. Um eine lange unfallfreie Betriebsdauer der Leitungen sicherstellen zu können, sei ein striktes Qualitätsmanagement unabdingbar. Nur so sei es möglich, die Leitungen über einen budgetierten Zeitraum von mindestens 50 Jahren zu betreiben.

Ein neues Standbein stellt die Produktion von Biogas dar. Bis 2018 wird eine Biogasanlage erstellt, die eine Betriebsdauer von mindestens 15 Jahren hat. Das Biogas, welches ins Netz der EZL eingespeist wird, erlaube es der EZL, erstmalig lokal produziertes Biogas in einer eigenen Anlage aufzubereiten. Ab 2018 soll die Anlage eine Energiemenge von 2.5 GWh produzieren.

Als erfreulich und über Budget liegend stellte Uhler den Start ins neue Geschäftsjahr dar. Dank des kalten Herbstes und des sehr kalten Januars konnten die Absätze die Vorjahreswerte um 15% übertreffen. Die Aussichten auf ein gutes Ergebnis seien intakt, so der CEO.

Reingewinn wegen Sonderfaktoren tiefer

Oliver Bühler, Fabian Unteregger und EZL-CEO Ernst Uhler. Bild: Sandra Blaser
Oliver Bühler, Fabian Unteregger und EZL-CEO Ernst Uhler. Bild: Sandra Blaser

Wegen des warmen Winters 2015/16 sei der Gasabsatz trotz zahlreicher Neukunden nur marginal auf 540 GWh angestiegen. Vielfach wurde bei der Sanierung von Altbauten die bestehende Ölheizung durch eine neue Gasheizung ersetzt. Unter den fossilen Energieträgern sei Erdgas der Energieträger, der mit Abstand die geringsten Emissionen erzeuge. Zudem sei Erdgas auch ideal kombinierbar mit erneuerbaren Energien, womit wiederum die Brücke zum Ausbau des Angebots geschlagen werden könne, ergänzte Uhler.

Die tieferen Gaspreise haben zu einem leichten Minus der Konzernumsätze von 2% geführt, erläuterte Ernst Uhler den Aktionären. Der Grossteil der Erträge geht mit 61% auf das Konto der Energieverkäufe. Von den beiden Tochterfirmen MZ Sanitär und Heizungen sowie Lampert Heizungen stammen 28% der Einkünfte des Berichtsjahres. Im Berichtsjahr wurden zulasten der Erfolgsrechnung zahlreiche einmalige Aufwendungen im Zusammenhang mit der Änderung der Aktionärsstruktur vorgenommen. Die Gesellschaft wollte sich den neuen Anteilseignern frei von Altlasten präsentieren, so Uhler. Insgesamt erziele die EZL im Geschäftsjahr 2015/16 einen Umsatz von 51.5 Mio. CHF bei einem Reingewinn 2.9 Mio. CHF.

Trotz der verschiedenen belastenden Faktoren könne den Aktionären eine ansehnliche Dividende in der Höhe von 37.50 CHF pro Aktie ausbezahlt werden. Sie bewege sich zudem im Rahmen der von der Gesellschaft definierten Ausschüttungsquote zwischen 40 bis 60% des konsolidierten Jahresgewinnes nach Minderheitenabzug und direkt den EZL-Aktionären zurechenbar.

Diskussionslose Annahme aller Traktanden

Sämtliche zur Abstimmung stehenden Traktanden wurden mit einer Mehrheit von mindestens 97.4% aller vertretenen Aktienstimmen im Sinne des Verwaltungsrats angenommen. Die an der GV anwesenden Aktionäre verlangten keinerlei weitere Auskünfte und zeigten sich sowohl mit dem Geschäftsgang als auch der Präsentation der Zahlen sichtlich zufrieden. Die konsultative Abstimmung zur Vergütung an den Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung für das laufende Geschäftsjahr wurde mit einer grossen Zustimmung der Aktionäre wohlwollend gutgeheissen. Im Anschluss an die GV durften die Aktionäre ein feines Nachtessen geniessen, das von der Darbietung des bekannten Schweizer Komikers und Parodisten Fabian Unteregger sehr kurzweilig umrahmt wurde.

Fotogalerie der Generalversammlung

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