Der in Brügg bei Biel ansässige Büroartikelhersteller Biella Group schlägt sich wacker. Obwohl die Nachfrage nach den Produkten des grössten europäischen Herstellers von Ordnern und Ringbüchern auch 2016 wieder zurückging, konnte der Betriebsgewinn (EBIT) im Geschäftsjahr 2016 leicht gesteigert werden. Insgesamt fiel der Nettoumsatz um 12.1% auf 133.3 Mio. CHF, wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung schreibt. Unter dem Strich konnte die Biella Group in 2016, trotz der Vorlaufkosten für die Digitalisierung, das Konzernergebnis auf 2.2 Mio. CHF verbessern. Die Aktionäre sollen aufgrund der besseren Gewinnsituation und dank der soliden Bilanz eine höhere Dividende erhalten: Diese steigt von 160 auf 170 CHF.
Devestitionen und Kostensenkungen
Zur Verbesserung des Konzernergebnisses habe massgeblich die konsequente Senkung der Kosten beigetragen, so das Unternehmen. In Grossbritannien sei die lokale Produktion geschlossen und die Fertigung auf das grösste Werk der Gruppe im deutschen Peitz übertragen worden. Ebenso hat Biella die österreichische Vertriebsorganisation aufgelöst und den Verkauf in der EU-Vertriebsorganisation in Deutschland gebündelt. Die Devestitionen in Grossbritannien und Österreich, wo nicht mehr rentable Geschäfte aufgegeben bzw. verkauft wurden, führten zu einem niedrigeren Umsatz. Marktbedingt gingen die Umsätze nur um 5% zurück. Der Auslandsanteil am Umsatz der Biella Group liegt weiterhin bei 70%.
Auch die Bilanz des Unternehmens ist mit einer Nettoliquidität von 12.1 Mio. CHF (Vorjahr: 8.7 Mio. CHF) und einer Eigenkapitalquote von 61.8% (Vorjahr: 55.6%) solide.
Digitalisierung schreitet voran
Um den rückläufigen Umsätzen im klassischen Geschäft mit Ordnern und Ringbüchern entgegenzuwirken, hat Biella im letzten Jahr das Projekt „Biella 2.0“ weiter verfolgt. Zu den Initiativen gehören u.a. das digitale Archiv „Biella SimplyFind“ und der „Biella Creator„. Bei SimplyFind lagern Firmen und Behörden ihr Archiv aus und erhalten zusätzlich die Möglichkeit, über einen hochsicheren Web-Zugang Dokumente elektronisch zu erfassen und zu verwalten. Auf das Archiv können sie jederzeit wieder zugreifen – entweder physisch oder digital. Über den „Biella Creator“ erstellen Kunden online individualisierte Büroprodukte. Im Marketing setzt Biella auf Online-Kommunikation und Social-Media-Kanäle. Konkrete Angaben zum finanziellen Erfolg der Digitalisierungsprojekte wurden bisher jedoch nicht gemacht.
EBIT-Marge soll weiter verbessert werden
Für das laufende Geschäftsjahr spricht Biella von einem anspruchsvollen Geschäftsjahr. Der Fokus liege weiterhin auf Innovationen und stetigen Kostenoptimierungen. Auch die digitale Transformation stelle 2017 höchste Anforderungen an das Unternehmen, so Biella in der Mitteilung. Ziel bleibt es dennoch, in 2017 die EBIT-Marge weiter zu verbessern. Zudem gab das Unternehmen bekannt, dass an der nächsten Generalversammlung vom 25. April 2017 der Zürcher Urs Ledermann neu in den Verwaltungsrat gewählt wird. Ledermann verfügt mit seiner Firma Ledermann Immobilien über langjährige Erfahrung in der Immobilienwirtschaft. Zudem gehört er dem Verwaltungsrat der Beteiligungsgesellschaft Nebag an, die mit 14.3% zu den grössten Aktionären der Biella Group gehört.
Der traditionsreiche Schweizer Büroartikelhersteller Biella befindet sich in einem schwierigen Umfeld: Das Kerngeschäft mit Ordnern, Ringbüchern, Mappen usw. ist seit Jahren rückläufig. Noch vor drei Jahren lag der Umsatz bei über 170 Mio. CHF. Heute beträgt er einen Viertel weniger. Deshalb hat die Geschäftsleitung in den letzten Jahren ständig an der Senkung der Kosten gearbeitet. Das leicht höhere EBIT in 2016 gehört zu den Früchten dieser Arbeit. Doch das Sparen allein wird Biella in den nächsten Jahren nicht wieder vorwärts bringen. Hier sind neue, innovative Geschäftsfelder gefragt. Der Start von Projekten wie „Biella SimplyFind“ ist eine erste Antwort auf die Frage, wie Biella künftiges Wachstum generieren möchte. Wann sich allerdings erste finanzielle Erfolge einstellen, bleibt offen. Daher müssen weitere Schritte, möglicherweise auch intelligente Zukäufe, erfolgen. Die solide Bilanz bietet hier eine gute Ausgangslage. Hinzu kommen die teilweise entwicklungsfähigen Liegenschaften von Biella, welche durch den Anschluss an die Autobahn A16 nach Frankreich eine Aufwertung erfahren könnten. Mit der Zuwahl von Immobilienexperte Urs Ledermann dürfte im Immobilienbereich von Biella eine zusätzliche Dynamik entstehen. Auch wenn Biella im klassischen Geschäft nicht mehr wächst, so dürfte die Geschäftsleitung die Kostenseite nun im Griff haben.
Zuletzt wurden Kurse von 4’250 CHF für eine Biella-Aktie auf OTC-X gezahlt. Mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von etwa 16 erscheint der Titel angesichts der aktuell geringen Wachstumsaussichten eher hoch bewertet. Allerdings wiegen die Dividendenrendite von 4.0% sowie der Abschlag von fast 50% auf den Buchwert von 7’982 CHF pro Aktie dies wieder auf. Sobald die neuen Geschäftsbereiche erste Erträge abwerfen, könnte dies positiv auf den Aktienkurs wirken. Allerdings müssen sich Investoren, die auf dem aktuellen Kursniveau einsteigen, bewusst sein, dass Biella in einem Transformationsprozess steckt. Ein Investment benötigt daher langen Atem, der eines Tages belohnt werden könnte.