Schweizer Zucker: Betriebsverlust 2015/16 um 4 Mio. CHF auf 2.7 Mio. CHF reduziert, laufendes Jahr bleibt schwierig – Höherer Zuckerpreis könnte Entlastung bringen

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Die Schweizer Zucker AG setzt bei der Produktevermarktung auf das Schweizer Kreuz. Quelle: Schweizer Zucker AG

Die Schweizer Zucker AG konnte im Geschäftsjahr 2015/16 (per 30. September 2016) die Zuckerverkaufsmenge gegenüber dem Vorjahr um 1% auf 268’340 Tonnen erhöhen. Wegen der anhaltend tiefen Zuckerpreise fielen die Konzernerträge im Vorjahresvergleich dennoch um 14.5% auf 230.4 Mio. CHF. Deutlich tiefer fiel mit 237’600 Tonnen nach dem Rekordwert von 317’300 Tonnen im Vorjahr die Produktionsmenge aus. Nach dem Rekordjahr, das zu einer Auffüllung der Lager genutzt wurde, wurden die Produktionsflächen im Berichtsjahr reduziert. Infolge der schlechten Witterungsbedingungen gelang es jedoch nicht, die geplante Menge von 253’000 Tonnen Zucker zu erzeugen. So lag etwa der durchschnittliche Flächenertrag mit 67.1 Tonnen pro Hektar um 25% tiefer als im Vorjahr. Eine teilweise Kompensation bot der sehr hohe Zuckergehalt der Rüben von 18.9%.

Preise am Weltzuckermarkt ziehen erstmals wieder an

Eine rückläufige Produktion bei einem steigenden Konsum kennzeichnete auch die Situation am Weltzuckermarkt. Die Folge war ein erstmals wieder anziehender Preis für Zucker auf dem Weltmarkt, der sich allerdings erst nach dem Ende des Geschäftsjahres auf die Schweiz ausdehnte. Neben langjährigen Abnahmeverträgen ist auch das Verhalten der Kunden, die sich traditionsgemäss sehr früh mit den benötigten Zuckermengen eindecken, für diese Entwicklung verantwortlich. Ob sich die Preise weiterhin nach oben entwickeln, ist indessen unklar. Ab dem laufenden Jahr wird in der Europäischen Union erstmalig Zucker ohne die bisherigen Quotenbeschränkungen produziert. Offen ist auch, wie hoch die zusätzliche Produktionsmenge ausfallen und welchen Einfluss diese auf den Schweizer Markt haben wird. Diese Unsicherheit gepaart mit der ungenügenden Bereitschaft der Schweizer Landwirtschaft, Zuckerrüben anzubauen, stellen gemäss den Aussagen des VR-Präsidenten Andreas Blank im aktuellen Geschäftsbericht die grössten Herausforderungen für die Gesellschaft dar. So müssten Investitionen in der aktuellen Lage noch kritischer hinterfragt werden. Als Beispiel kann der geplante Bau eines Holzheizkraftwerks am Standort in Aarberg mit einem Investitionsvolumen von 90 Mio. CHF angesehen werden. Dieses würde im Einklang mit der Energiestrategie 2050 stehen. Über die Realisierung des Baus soll noch im laufenden Frühjahr entschieden werden.

Weitere Kostensenkungen reduzieren Verlust

Die Schweizer Zucker AG setzte im Berichtsjahr die Kostensenkungsprogramme fort. Deren Erfolg lässt sich vor allem bei den um 3.3 Mio. CHF auf 34.3 Mio. CHF gesunkenen Personalaufwendungen und den um 10.6 Mio. CHF auf 26.3 Mio. CHF gesunkenen Aufwendungen für Transport und Energie erkennen. Ein Teil des Kostenrückgangs geht allerdings auch auf die geringeren Produktionsmengen zurück. Massiv geringer fielen auch die Kosten für die Rüben mit 102.2 Mio. CHF nach 134.6 Mio. CHF im Vorjahr aus. Dies geht auf die tieferen Preise und die deutlich geringeren Produktionsmengen zurück. Ebenfalls auf die tieferen Produktionsmengen zurückzuführen sind die Mehrkosten für den sonstigen Waren- und Materialaufwand, welche die Beschaffung zusätzlichen Zuckers zur Deckung der Nachfrage beinhaltet. Diese Ausgaben stiegen daher im Vorjahresvergleich um 4.2 Mio. CHF auf 28.2 Mio. CHF an. Gesamthaft betrugen die Materialkosten inklusive der Fracht- und Energiekosten 163.7 Mio. CHF nach 203 Mio. CHF im Vorjahr. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen übertrafen den Vorjahreswert von 15 Mio. CHF um 0.2 Mio. CHF. Insgesamt gingen die Kosten von 255.6 Mio. CHF im Vorjahr auf 213.2 Mio. CHF im Berichtsjahr zurück. Im Ergebnis resultierte daher trotz des Umsatzrückgangs von 39.2 Mio. CHF ein Anstieg des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) von 3.2 Mio. CHF auf 17.2 Mio. CHF. Nach den Abschreibungen in Höhe von 16.4 Mio. CHF nach 17.3 Mio. CHF resultierte ein positives EBIT von 0.9 Mio. CHF nach einem Vorjahresverlust von 3.3 Mio. CHF. Auf das Nettoergebnis schlugen sich ausserordentliche Aufwendungen in Höhe von 7.2 Mio. CHF, wovon 3.4 Mio. CHF zulasten der Pensionskasse anfielen, nieder. Diesen Aufwendungen stehen ausserordentliche Erträge von 9.2 Mio. CHF gegenüber, die nahezu vollumfänglich aus der Auflösung von Rückstellungen und Reserven stammen. So konnte unter dem Strich ein Konzerngewinn von 2.2 Mio. CHF nach 1.7 Mio. CHF im Vorjahr ausgewiesen werden. Die Aktionäre erhielten indessen wie bereits im Vorjahr keine Dividende.

Zuckerproduktion erneut tiefer

Die Zuckerproduktion des laufenden Geschäftsjahres 2016/17 unterschritt mit 210’000 Tonnen den bereits tiefen Vorjahreswert nochmals. Hieraus resultiert eine schwierige Situation der Versorgung der Abnehmer mit Schweizer Zucker. Die höheren Marktpreise für Zucker in der Europäischen Union und der Schweiz im vierten Quartal 2016 haben einen nur geringen Einfluss auf den Geschäftserfolg, da sich die meisten Kunden bereits vorab zu den günstigeren Preisen mit Zucker eindeckten. Dies führt dazu, dass die Ertragslage der Gesellschaft auch im laufenden Jahr schwierig bleiben wird. Ab dem nächsten Jahr sollten allerdings die leicht höheren Zuckerpreise die Erzielung eines positiven Ergebnisses aus dem ordentlichen Geschäft erlauben.

Die Geschäftszahlen der Schweizer Zucker AG entsprechen weitgehend den Erwartungen. Noch keine positiven Einflüsse aus der Erhöhung der Zuckerpreise konnte die Gesellschaft im Berichtsjahr erzielen. Indessen konnten die Beschaffungskosten deutlich gesenkt werden. Insgesamt fällt das Ergebnis dennoch wiederum unbefriedigend aus. Es gelang nur durch die erneute Auflösung von Reserven, ein positives Ergebnis auszuweisen. Für das laufende Geschäftsjahr ist zumindest keine deutliche Verbesserung zu erwarten. Sollte sich hingegen der Trend zu höheren Zuckerpreisen fortsetzen, sind ab dem nächsten Jahr wieder bessere Zahlen möglich. Eine Wiederaufnahme der Dividendenzahlungen ist dennoch bis auf weiteres nicht zu erwarten.

Als weiterhin grundsolide angesehen werden können die Bilanzkennzahlen. Die offen ausgewiesenen Eigenmittel betragen 101 Mio. CHF respektive 42% der Bilanzsumme. Zudem besitzt die Gesellschaft sehr hohe Rückstellungen von 120 Mio. CHF, die grösstenteils Eigenmittelcharakter aufweisen dürften. Eine Bewertung der Aktien anhand des KGV erscheint indessen trotz des ausgewiesenen Reingewinns wenig zielführend, da dieser nicht aus dem operativen Geschäft erzielt wurde. Eine Ausschüttung erfolgt ebenso wenig, so dass die Ermittlung einer Rendite entfällt. In Betracht für eine Bewertung kommt daher einzig der Buch- respektive der Substanzwert der Papiere. Bereits der Buchwert von rund 60 CHF übersteigt den aktuellen Kurs der auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelten Papiere von 20.50 CHF deutlich. Zumindest auf dieser Basis erscheinen die Titel sehr attraktiv. Die Risiken der Gesellschaft dürfen jedoch keinesfalls übersehen werden. Als Warnsignal kann auch die fehlende Bereitschaft der Rübenpflanzer, Rüben anzubauen, angesehen werden. Sofern es der Gesellschaft nicht gelingt, genügend Rüben zu erhalten, wird der Betrieb der Sachanlagen unrentabel und muss möglicherweise mittel- bis langfristig eingestellt werden. In diesem Fall wären auch erhebliche Abschreibungen auf die Sachanlagen und deren Abbau zu erwarten, welche einen Grossteil der Rückstellungen beanspruchen dürften. Aktuell ist dieses Szenario zwar nicht in Sicht, kann aber keinesfalls ausgeschlossen werden.

Investoren sollten sich zudem über die Sandwichposition, in welcher sich die Gesellschaft befindet, bewusst sein. Den Zuckerrübenpflanzern respektive deren Verbänden gehören 50% der Aktien der Gesellschaft. Diese sind vor allem an einem ansehnlichen Rübenpreis interessiert, was zulasten der Rentabilität der Gesellschaft geht. Wegen der hohen Risiken, die sich aus dieser Konstellation gepaart mit dem schwierigen Marktumfeld ergeben, eignen sich die Titel trotz des optisch günstigen Preises nur bedingt zur Anlage.

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