Die Zürcher Oberland Medien AG (ZOM) musste im Geschäftsjahr 2016 einen Rückgang der Konzerneinnahmen um 6.8% auf 28.6 Mio. CHF verbuchen. Rückläufig war vor allem das Geschäft mit den Inseraten, die im Berichtsjahr um 10% auf 17.4 Mio. CHF fielen. Als kleiner Lichtblick erwiesen sich die im Vergleich zum Vorjahr um 0.8% auf 10.4 Mio. CHF angestiegenen Einnahmen aus den Abonnementsverkäufen. Weitere Details zu den Einkünften, insbesondere die Entwicklung der Anzahl der Abonnenten oder die Aufteilung der Erträge auf die verschiedenen Titel, publiziert das Unternehmen im aktuellen Geschäftsbericht nicht. In den Vorjahren informierte die ZOM ihre Anteilseigner jeweils detailliert über die Entwicklung der einzelnen Geschäftsbereiche.
Sparmassnahmen dämpfen Gewinnminus
Die ZOM führte im 2016 eigenen Angaben zufolge «frühzeitig» ein Kostensenkungsprogramm durch. Dieses habe es erlaubt, die betrieblichen Aufwendungen gegenüber den budgetierten Werten um 1.7 Mio. CHF zu senken. Wie dem Semesterbericht entnommen werden kann, wurde das im Frühjahr 2017 beschlossene Sparpaket wegen der anhaltenden Ertragsbaisse von ursprünglich 0.5 Mio. CHF auf 1.2 Mio. CHF erhöht. Die Massnahmen sollen keine Auswirkungen auf die Qualität der Produkte haben und das Personal nicht tangieren. Allerdings seien erst im zweiten Semester Auswirkungen der Massnahmen auf die Erfolgsrechnung sichtbar. Diese Aussagen werden durch die Zahlen auf der Kostenseite untermauert. So gingen die Personalkosten im Berichtsjahr nur leicht um 0.2 Mio. CHF auf 12.1 Mio. CHF zurück. Deutlich stärker fielen die Ausgaben für Fremdleistungen, die nach 13 Mio. CHF im Vorjahr noch 11.9 Mio. CHF betrugen. Hierin enthalten sind die Kosten des Zeitungsdrucks, die um 0.8 Mio. CHF respektive 14.9% auf 4.5 Mio. CHF fielen. Nur um 1.7% auf 4.7 Mio. CHF gingen hingegen die Vertriebsaufwendungen zurück, die ebenfalls in den Fremdleistungen enthalten sind. Von den gesamten Fremdleistungen entfielen 5.2 Mio. CHF auf Leistungen, welche von der Tamedia-Gruppe bezogen wurden, was gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang um 1 Mio. CHF entspricht. Einsparungen wurden auch bei den übrigen Betriebskosten gemacht, die um 2.7% auf 2.7 Mio. CHF sanken. Im Ergebnis resultierte dennoch ein Minus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 27.2% auf 1.9 Mio. CHF. Die Sachabschreibungen stiegen wegen der Investition in die neue Paywall um 32.2% auf 0.6 Mio. CHF an. In der Folge fiel das EBIT um 28.4% auf 1.7 Mio. CHF. Einen positiven Einfluss hatte das aus der Verwaltung der Wertschriften resultierende Nettofinanzergebnis von 0.3 Mio. CHF nach einem Gewinn von 0.1 Mio. CHF im Vorjahr. Dennoch fiel der Reingewinn um 38.5% auf 1.3 Mio. CHF. Die Aktionäre sollen eine gegenüber dem Vorjahr um 25 CHF auf 40 CHF reduzierte Ausschüttung pro Aktie erhalten.
Digitalstrategie mit Paywall umgesetzt
Die ZOM gestaltete im 2016 die Internetseite des Unternehmens neu und lancierte damit gleichzeitig eine Bezahlschranke für die Inhalte. Auf der neuen Seite ist nur noch ein Teil der Artikel frei zugänglich, während der Rest den zahlenden Kunden vorbehalten bleibt. Anfänglich brachte das Projekt, wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist, grosse Herausforderungen mit sich. Mittlerweile seien die enormen technischen Anforderungen an die neuen Systeme gelöst, und das Angebot entspreche sowohl den Anforderungen der Anbieter als auch der Anwender. Der Hauptfokus liegt nun auf der inhaltlichen Optimierung der Angebote. Die Kosten der neuen Lösung überstiegen im Berichtsjahr die Summe von 0.6 Mio. CHF. Diesen Aufwendungen gegenüber standen ausgewiesene Einkünfte aus den Digitalabos von nur 9’000 CHF. Mit den neuen Angeboten begann auch eine neue Ära für die ZOM. Auch wenn in erster Linie die Journalisten gefordert sind, ihre Beiträge möglichst umgehend zu produzieren und an die Erfordernisse der digitalen Welt anzupassen, ist hier auch Einsatz von den anderen Abteilungen unerlässlich. Durch die Verbindung der verschiedenen Publikationskanäle will sich die ZOM fit machen für die zukünftigen Herausforderungen der Medienbranche.
Die Zahlen der ZOM für 2016 vermögen nicht zu überzeugen. Zwar war der Rückgang der Erträge und als direkte Folge auch des Gewinns durchaus zu erwarten. Allerdings wirken sich die Sparmassnahmen auf das Ergebnis bisher eher wenig aus. Keinesfalls zu begrüssen ist die im Vergleich zu den Vorjahren deutlich intransparentere Berichterstattung. Angaben zu den einzelnen Geschäftsbereichen fehlen im neuen Geschäftsbericht vollkommen. Angesichts der sehr guten Börsenentwicklung des Jahres 2016 fällt zudem das Finanzergebnis sehr bescheiden aus. Die bereits von Aktionären lancierte Forderung, die liquiden Mittel an die Aktionäre zurückzuführen, ist damit keinesfalls obsolet geworden.
Auf der Habenseite der ZOM stehen die sehr soliden Bilanzkennzahlen mit einer ausgewiesenen Eigenmittelquote von 56.5% respektive 12.1 Mio. CHF. Diesen gegenüber stehen Verbindlichkeiten von 9.7 Mio. CHF, von denen 6.6 Mio. CHF auf Abonnementsvorauszahlungen basieren. Diesen Vorauszahlungen stehen liquide Mittel von 4.8 Mio. CHF gegenüber. Bei den übrigen Verbindlichkeiten in Höhe von 3.1 Mio. CHF handelt es sich vor allem um kurzfristige Verpflichtungen aus Lieferungen und Leistungen sowie Abgrenzungen, denen Forderungen auf der Aktivseite der Bilanz in Höhe von 3.8 Mio. CHF gegenüberstehen. Die ZOM besitzt zudem Finanzanlagen im Wert von 10.4 Mio. CHF zum Bilanzstichtag. Deren Bewertung erfolgt zum Marktwert. Bei den Sachanlagen hingegen werden die Anschaffungswerte abzüglich der Abschreibungen bilanziert. Bei einem bilanziellen Wert von 1.4 Mio. CHF für die Gebäude und das Grundstück an zentraler Lage in Wetzikon mit einer Fläche von 2’209 Quadratmetern sind stille Reserven zu vermuten.
Die Aktien der ZOM werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 1’000 CHF weisen die Titel auf der Basis der Ausschüttung für 2016 eine – auch nach der deutlichen Kürzung der Dividende – hohe Dividendenrendite von 4% auf. Ob allerdings die Ausschüttungen zukünftig weiter gekürzt werden, ist ebenso offen wie die Zukunftsaussichten der Gesellschaft, die im Geschäftsbericht unerwähnt bleiben. Möglicherweise werden an der GV am 12. Mai Informationen zum Jahresauftakt 2017 bekannt gegeben. Auf der Basis des Abschlusses für 2016 werden die Titel mit einem KGV von 14.2 für das abgelaufene Geschäftsjahr bewertet. Das Kurs/Buchwert-Verhältnis mit einem Agio von über 40% zum ausgewiesenen Buchwert signalisiert keine Unterbewertung der Aktien. Ein sehr kritisches Augenmerk sollten die Aktionäre auch auf den Umgang mit dem Finanzvermögen der Gesellschaft richten. Da diese rund 75% der ausgewiesenen Eigenmittel ausmachen, besteht in dieser Position das nicht zu unterschätzende Risiko, dass die freien Aktionäre mit ihrem Engagement Geld verlieren. Angesichts der wenig transparenten Berichterstattung und der unklaren Aussichten sehen wir aktuell von einer positiven Anlageempfehlung zur Aktie ab. Über eine sich möglicherweise im Nachgang zur GV aufdrängende Neueinschätzung der Titel werden wir ebenso wie über allfällige Neuigkeiten zeitnah informieren.
Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.