Die Schweizer Beteiligungsgesellschaft Invision unterstützt als Plattform-Partner das schweizeraktien.net. Invision und schweizeraktien.net haben erkannt, dass sie beide die gleichen Ziele verfolgen: Sie engagieren sich für Schweizer KMU. Invision als unternehmerisch handelnder Investor. Und schweizeraktien.net als Publikations- und Networkingplattform insbesondere für ausserbörslich gehandelte Aktiengesellschaften. Im Gespräch mit schweizeraktien.net erläutern Frank Becker und Martin Staub, beide Managing Partner, was sie an den Schweizer KMU schätzen, wo sie investieren, und welche Erfahrungen sie mit ihren Investments gemacht haben.
Herr Staub, Herr Becker: Invision investiert nun seit 20 Jahren in KMU in Deutschland und der Schweiz. Was zeichnet dabei die Schweizer Unternehmen aus?
Martin Staub: Wir haben es in der Schweiz mit hervorragenden Unternehmen zu tun, die sich durch einen hohe Innovationsfähigkeit und ein grosses Mass an Agilität auszeichnen. Sie sind daher sehr wettbewerbsfähig. Ein weiterer Faktor, den wir sehr schätzen, ist die internationale Orientierung vieler Unternehmen. „Made in Switzerland“ ist international ein bedeutendes Qualitätssiegel.
Frank Becker: Auch das duale Bildungssystem ist vorbildlich und trägt dazu bei, dass es hier viele hoch qualifizierte Fachkräfte gibt. Die hervorragenden Hochschulen sind ebenfalls ein Standortvorteil. Schlussendlich muss man auch die Flexibilität der Wirtschaft und die politische Stabilität hervorheben, wenn man über die Vorteile für Schweizer Unternehmen spricht.
Wie unterscheiden sich deutsche von Schweizer Unternehmen?
Da wir in beiden Märkten aktiv sind und die Unternehmen gut vergleichen können, stellen wir keine grundlegenden Unterschiede fest. Auch in Deutschland gibt es im mittelständischen Bereich zahlreiche Weltmarktführer, sogenannte „Hidden Champions“. Der einzige Punkt, der uns bei der Analyse der Unternehmen auffällt, ist deren Grösse. Deutsche Mittelständler sind in der Regel vom Umsatzvolumen und der Mitarbeiterzahl her grösser.
Die Schweizer Wirtschaft hat mit dem starken Franken einen klaren Standortnachteil. Wie können die Unternehmen diesen wettmachen?
Martin Staub: Dies ist den meisten Firmen gelungen, indem sie noch effizienter geworden sind, auf der Kostenseite gearbeitet und mit Innovationen den Währungsnachteil wieder wettgemacht haben. Auf der anderen Seite gibt es auch einige Unternehmen, die gar nicht so stark von den Währungsnachteilen betroffen waren, da sie einen grossen Teil ihrer Umsätze ausserhalb des Euro-Raums erzielen. Denn der Schweizer Franken hat im Vergleich zu anderen Währungen wie beispielsweise dem US-Dollar nicht so stark an Wert gewonnen.
Kommen wir auf die Beteiligungsgesellschaft Invision zu sprechen. Welches sind die ausschlaggebenden Gründe für Invision, in ein Unternehmen zu investieren?
Am liebsten investieren wir in Marktführer in ihrer jeweiligen Branche. Aber entscheidend sind für uns vor allem die Entwicklungsperspektiven eines Unternehmens. Wir möchten gemeinsam mit dem bisherigen Eigentümer und dem Management-Team eine gemeinsame Vision für das Unternehmen entwickeln und diese umsetzen. Daher legen wir von Beginn an Wert auf eine gute Partnerschaft mit dem bestehenden Team.
Welchen Beitrag leistet Invision in diesem Prozess?
Wir engagieren uns gerne bei Unternehmen, in denen unser Invision-Team einen Mehrwert erbringen kann. Derzeit sind viele Branchen von der digitalen Transformation betroffen. Wir haben sehr viel Erfahrung in der Digitalisierung und können bei diesem Prozess Unterstützung leisten.
Gerade bei familiengeführten Firmen dürfte es für einen externen Investor schwierig sein, einen Zugang zu finden. Wie gehen Sie hier vor?
Frank Becker: Für uns ist dies ein ganz zentraler Punkt. Denn wir verstehen uns nicht als Investor, sondern streben eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem bisherigen Eigentümer und dem Management-Team an. Natürlich ist es nicht einfach, ein Unternehmen, das bisher von einem starken Patron geführt wurde, an eine Beteiligungsgesellschaft zu übergeben. Bei diesem sehr sensiblen Prozess hilft unsere langjährige Erfahrung. Und natürlich unser Unternehmer-Netzwerk, das wir über die Jahre aufgebaut haben. Darunter sind viele ehemalige Eigentümer, die selbst einen solchen Prozess erlebt haben.
Die meisten Investoren und Beteiligungsgesellschaften streben die Komplettübernahme oder zumindest eine Mehrheitsbeteiligung an, um so auch erheblichen Einfluss auf die Strategie nehmen zu können. Wie sieht die Einflussnahme bei Invision aus?
Martin Staub: Bei unseren Beteiligungen engagieren wir uns stets im Verwaltungsrat und können so gemeinsam mit dem Management die Visionen, langfristige Ziele und Massnahmen festlegen, die für eine erfolgreiche Entwicklung der Unternehmung notwendig ist. Einflussnahme ist an dieser Stelle sicherlich nicht das richtige Wort. Denn wir sehen uns eher als Sparring-Partner von Management und Verwaltungsrat.
Welche Sektoren hat Invision im Fokus?
Wir verfolgen keinen klassischen Sektoransatz. Uns interessieren Firmen mit einem spannenden Geschäftsmodell und guten Entwicklungsperspektiven. Wichtig ist, dass wir das Geschäft verstehen und etwas zur Entwicklung der Firma beitragen können. Die bisherigen Beteiligungen von Invision reichen von Education, Software, Logistik, Business Services, Industrie bis hin zur Medizinaltechnik. Im Education-Bereich hat sich unsere Beteiligung Vantage Education gerade mit einer Mehrheit an IST, der Höheren Fachschule für Tourismus, beteiligt.
Frank Becker: Viel wichtiger sind die Konstellationen, in denen sich die Firmen befinden. Dies sind insbesondere Nachfolgeplanungen, bei denen der Inhaber schrittweise seine Anteile reduzieren möchte oder es mehrere Aktionäre gibt, von denen nur ein Teil verkaufen, der andere Teil aber beteiligt bleiben und auch das Unternehmen weiterführen möchte.
Gibt es Unternehmen, die Sie ausschliessen?
Martin Staub: Wir investieren nicht in Start-ups, in Sanierungsfälle und haben auch keine Expertise auf dem Gebiet der Biotechnologie. Im Fokus liegen ganz klar Firmen, die heute schon stabile Cashflows erarbeiten und sich mit unserer Beteiligung weiterentwickeln können.
Im letzten Jahr hat Invision die Mehrheit der Parkresort Rheinfelden Holding übernommen. Wie hat sich dieses Unternehmen bisher entwickelt?
Dies ist auch ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Transaktion im Rahmen einer frühzeitigen Nachfolgeplanung. Seit unserem Einstieg hat sich die Parkresort-Rheinfelden-Gruppe in allen Geschäftsbereichen auch so entwickelt, wie wir das gemeinsam mit dem bisherigen Mehrheitsaktionär und CEO Thomas Kirchhofer geplant hatten. Wenn wir gute Möglichkeiten sehen, das Geschäft der Parkresort-Gruppe zu ergänzen, sind wir bereit, weitere Mittel zu investieren. Alleine hätte der bisherige Hauptaktionär diese Investitionen nicht so einfach tätigen können.
Wo sehen Sie im ausserbörslichen Markt Chancen für eine Beteiligungsgesellschaft wie Invision?
Generell sind die Firmen, deren Aktien ausserbörslich gehandelt werden, für uns interessant. Viele haben die richtige Umsatzgrösse und sind in interessanten Märkten tätig. Schwierig ist hingegen die Aktionärsstruktur, da die Titel oftmals breit gestreut sind und es keine Ankeraktionäre gibt. Dies bietet wiederum Chancen, denn aufgrund dieser strukturellen Besonderheiten sind die Firmen oftmals unterbewertet.
Wie lange bleibt Invision an den Unternehmen beteiligt, und inwiefern unterscheidet sich das Modell von Invision von Private-Equity-Fonds oder Family Offices?
Martin Staub: Wir verstehen uns als langfristige Investoren, auch wenn unsere Fonds feste Laufzeiten haben. Da wir an nachhaltigen Wertsteigerungen interessiert sind, finden wir auch Lösungen für Unternehmen, bei denen wir länger als typische Private-Equity-Fonds investiert bleiben möchten.
Frank Becker: Wir sind nicht zum Voraus auf einen Zeitrahmen fixiert. In der Regel bleiben wir so lange beteiligt, bis unsere gemeinsame Vision realisiert wurde.
Wer sind die Investoren, mit denen Invision zusammenarbeitet?
Martin Staub: Wir haben institutionelle Investoren, Family Offices und Unternehmer, mit denen wir einmal eine Transaktion durchgeführt haben. Darauf sind wir besonderes stolz. Denn es zeigt das Vertrauen in Invision. Oft bringen diese Investoren auch wertvolle Erfahrungen mit, die uns bei anderen Transaktionen helfen.
Invision ist nun bereits seit 20 Jahren im Beteiligungsgeschäft tätig. Wie hat sich das Umfeld in dieser Zeit verändert?
Frank Becker: Das Umfeld ist wesentlich professioneller, transparenter und damit auch kompetitiver geworden. Dies hat viele Vorteile für die Branche, macht das Geschäft aber in Zeiten des Anlagenotstands nicht einfacher. Es gibt auch mehr Spezialisten, die sich auf einen Bereich oder eine Branche fokussieren.
Und wie könnte die Zukunft dieses Geschäfts aussehen, insbesondere wenn es immer mehr digitale Firmen im Bereich Crowdfunding und -lending gibt?
Frank Becker: Ich mache mir hier keine grossen Sorgen wegen der Crowdfunding-Szene. Insbesondere, wenn diese Branche eines Tages stärker reguliert wird, dürften nur noch einige wenige Firmen den Markt dominieren. Für uns bleibt der persönliche Bezug zu den Unternehmen und Kapitalgebern und der partnerschaftliche Umgang mit ihnen wichtig. Digitale Plattformen können dies nicht ersetzen.
Über Invision: Invision ist eine führende, in der Schweiz und Deutschland ansässige Beteiligungsgesellschaft mit Fokus auf mittelgrosse Unternehmen in Europa, insbesondere der DACH-Region. Seit 1997 hat sich Invision an über 50 Unternehmen beteiligt und diese bei der Realisierung ihrer Wachstumspotenziale unterstützt. Invision verfolgt eine Anlagestrategie, die darauf ausgerichtet ist, in führende Unternehmen zu investieren und durch eine aktive Eigentümerrolle und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Management langfristige und nachhaltige Mehrwerte zu schaffen. Invision versteht sich hierbei als unternehmerischer Partner von Gründern, Unternehmern und Management-Teams. www.invision.ch |