Die Bad Schinznach AG setzte im 2016 die erfolgreiche Geschäftsentwicklung der Vorjahre mit einem Umsatzplus von 2.6% auf 51.5 Mio. CHF fort. Mit der Fertigstellung der letzten Etappe der Überbauung Meisenpark in Zug konnte ein weiteres wichtiges Ziel erreicht werden. Auf dem Areal besitzt die Gesellschaft nun 17 Wohnungen. Diese werden nicht verkauft, sondern bleiben im Eigentum der Gesellschaft und generieren ansehnliche Mieterträge. Weitere ausserordentliche Gewinne aus Liegenschaftsverkäufen sind somit nicht zu erwarten. Stattdessen werden auch auf dem Firmengelände in Schinznach Bad weitere acht Mietwohnungen erstellt. Diese entstehen im Zusammenhang mit der Sanierung des Hauses Habsburg, das in den letzten Jahren nur teilweise genutzt wurde. Im Parterre wird wie bisher die benachbarte Rehaklinik Aarreha eingemietet bleiben. Auf den beiden darüberliegenden Etagen werden acht Wohnungen mit Serviceleistungen für die Mieter erstellt, die ab dem 1. April 2018 zur Verfügung stehen. In der obersten Etage soll eine Junior-Suite in Ergänzung des bisherigen Hotelangebots entstehen. Neben diesem Bau wird aktuell der ganze Therapiebereich erneuert. Auch wenn die Angebotspalette dank einem provisorischen Betrieb in Containern vollumfänglich erhalten bleibt, kann eine leichte Beeinträchtigung des Tagesgeschäfts nicht ausgeschlossen werden.
Entwicklung des Bäderbereichs von Sonderfaktoren geprägt
Das Geschäftsjahr 2016 war geprägt von einem deutlichen Anstieg der Einnahmen aus dem Bädergeschäft. Hierbei darf aber nicht übersehen werden, dass das Aquarena im Vorjahr wegen der Sanierung für über drei Monate geschlossen war. Demzufolge muss das Umsatzplus von hohen 9.9% auf 11.1 Mio. CHF denn auch relativiert werden, erklärte CEO Daniel Bieri anlässlich der Präsentation des Jahresabschlusses 2016. Mehr Aufschluss gibt ein Vergleich mit den Zahlen von 2014. Hierbei ist aber wiederum ein Sondereffekt zu berücksichtigen: Die Eintrittspreise wurden nach der Sanierung erhöht. Dies erklärt, warum die Umsätze im 2016 nur um 1.1% CHF unter denen von 2014 lagen, während die Besucherzahlen um 6.8% tiefer waren. Diese Entwicklung spiegle den allgemeinen Trend rückläufiger Badebesucher wider, von welchem auch die anderen Bäder in der Region betroffen sind.
Überbauung Meisenpark liefert erstmalig Mieterträge
Die Fertigstellung des Meisenparks führte zu einem deutlichen Anstieg der Mieterträge um 0.8 Mio. CHF respektive plus 139% auf 1.4 Mio. CHF. Diesem Plus stehen die um 1.4% auf 37.8 Mio. CHF gesunkenen Einkünfte aus dem Hauptgeschäftsfeld Klinik und dem Kurhotel gegenüber. Der Rückgang geht besonders im Hotelbereich massgeblich auf die Umbauarbeiten zurück, die im 2016 durchgeführt wurden. So standen jeweils zwei Zimmer nicht zur Verfügung, und der Eingangsbereich war während der Neugestaltung der Hotelhalle nur ein Provisorium. Die mit den Baumassnahmen verbundenen Unannehmlichkeiten belasteten auch den Klinikbereich. Auf der Kostenseite liessen die Aufwendungen für die Vermietung der Wohnungen am Meisenberg die Kosten für Waren und direkte Dienstleistungen um 0.3 Mio. CHF auf 5.6 Mio. CHF ansteigen. Auch die Personalkosten stiegen um 0.7 Mio. CHF auf 30.2 Mio. CHF an, was teilweise auf die verbesserten Sozialleistungen für Mitarbeiter zurückgeht. Die übrigen Kosten waren rückläufig, so dass der Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) um 0.5 Mio. CHF auf 9.2 Mio. CHF angestiegen ist. Die investitionsbedingt um 0.8 Mio. CHF höheren Abschreibungen von 4.8 Mio. CHF liessen das EBIT um 0.2 Mio. CHF auf 4.5 Mio. CHF sinken. Aus Wohnungsverkäufen resultierte ein Gewinn von 2.1 Mio. CHF nach 3.7 Mio. CHF im Vorjahr. Positiv auf das Ergebnis wirkten sich der tiefere Finanz- und Steueraufwand aus. Dennoch musste ein Gewinnminus von 1.4 Mio. CHF respektive minus 21.6% auf 5.2 Mio. CHF verbucht werden. Die Aktionäre erhalten dennoch eine um 4 CHF auf 52 CHF pro Aktie erhöhte Dividende.
Positiver Start in 2017
Der Start ins Jahr 2017 entwickelte sich in allen Geschäftsbereichen positiv; die Umsätze erreichten das Vorjahresniveau. Erstmalig für das Gesamtjahr fallen Mieterträge aus dem Meisenpark an, die sich positiv auf die Einnahmen auswirken werden. Aktuell laufen Umbauarbeiten im Therapiebereich, die das Tagesgeschäft leicht negativ beeinflussen könnten, erklärte Bieri. Gesamthaft werde aber ein leicht über dem Vorjahreswert liegendes Betriebsergebnis erwartet. Nicht mehr im Fokus der Gesellschaft stehen VR-Präsident Hans-Rudolf Wyss zufolge indessen weitere Dividendenerhöhungen. Die laufenden Investitionen und der geplante Neubau der Klinik auf dem Meissenberg erforderten hohe Mittel. Bislang könnten allerdings keinerlei Einschätzungen zu den Kosten am Meissenberg abgegeben werden, da für den Neubau erst ein neuer Bebauungsplan erstellt werden muss. Bereits jetzt sei allerdings klar, dass auf dem Areal ein Klinikbetrieb erstellt werde, der die Grösse des aktuellen Hauses möglicherweise übersteigen könne.
Die Geschäftszahlen der Bad Schinznach fallen wie in der Vergangenheit unspektakulär aus. Positiv zu bewerten ist die Steigerung der betrieblichen Kennzahlen, die trotz Belastungen des Tagesbetriebs im Hotel und Klinikbereich in Schinznach gelungen ist. Zukünftig werden keine Erträge aus Wohnungsverkäufen mehr anfallen, was sich eher negativ auf den Reingewinn auswirken könnte. Indessen werden die Mieteinnahmen weiter ansteigen, wodurch eine langfristige Steigerung der Erträge bei deren gleichzeitiger Stabilisierung erreicht wird. Diese Entwicklung entspricht der Geschäftsstrategie von VRP und Mehrheitsaktionär Hans-Rudolf Wyss. Ebenfalls seine Handschrift trägt der Abbau der Schulden und die Stärkung der Bilanz, die trotz der getätigten und auch geplanten Investitionen als grundsolide angesehen werden kann. Mit einer Eigenmittelquote von rund 43% ist die Finanzierung solide.
Die Aktien der Bad Schinznach AG werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 3’140 CHF weisen die Titel eine auch im aktuellen Tiefzinsumfeld eher tiefe Rendite von 1.7% auf. Auch das KGV von 16.3 erscheint als eher teuer. Hierbei darf indessen nicht übersehen werden, dass die Gesellschaft die sich bietenden Möglichkeiten der steuerlichen Gewinnoptimierung geschickt nutzt, so dass der wirtschaftliche Gewinn den ausgewiesenen Wert übersteigen dürfte. Diese konservative Geschäftspolitik hat auch Auswirkungen auf den Buchwert, der den Substanzwert der Papiere nicht unwesentlich unterschreiten dürfte. Dessen Realisierung kann jedoch als ausgeschlossen angesehen werden. Die Aktien eignen sich für Anleger mit einem Faible für Substanzwerte zur Anlage, die bereit sind, die Strategie des Mehrheitsaktionärs mitzutragen.
Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.