AZ Medien: Branchenschwäche belastet, besseres Ergebnis in 2016 und höhere Dividende von 20 CHF – Investitionen in digitale Angebote

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Im Medienhaus in Aarau werden die Produkte der AZ Medien erstellt. Quelle: AZ Medien AG

Die AZ Medien AG konnte sich im 2016 der allgemeinen Schwäche der Medienbranche nicht entziehen. So musste das Aargauer Medienhaus einen Rückgang der Konzerneinnahmen um 10.8 Mio. CHF auf 235.7 Mio. CHF (minus 4.4%) verbuchen. Deutliche Einbussen verzeichnete das Geschäftsfeld Zeitungsverlage mit einem Umsatzminus von 8.8% auf 120.8 Mio. CHF. Allerdings sei es gemäss den Darstellungen im aktuellen Geschäftsbericht gelungen, durch den Ausbau des Digital- und Fernsehgeschäfts die Umsatzrückgänge des Druckereigeschäfts etwas abzufedern. Eine Diversifikation des Angebots steht daher wie bei anderen Medienhäusern auch auf der Agenda. Das Ziel ist es, die Position in der Region Nordwestschweiz weiter zu stärken. Dabei sei es irrelevant, über welche Produkte dies erfolge. Als entscheidend angesehen wird ein ausgewogenes Portfolio auf der Einnahmenseite. Gleichzeitig müssen aber auch die Kosten strikt kontrolliert werden, um die Ertragsmargen halten und die notwendigen Investitionen aus eigener Kraft finanzieren zu können. Aktuell erzielt die Gruppe je rund 20% der Erträge mit Print- und Onlinewerbung, 35% aus den Abonnementen und 25% aus dem Dienstleistungsgeschäft. Weiter ansteigend ist der Anteil der digitalen Medien, der sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt hat. Allerdings ist in den elektronischen Medien die Werbefinanzierung nach wie vor fast die einzige Einnahmequelle. Bezahlmodelle für journalistische Angebote entwickeln sich sehr langsam.

Verlagsgeschäft leidet – Sparmassnahmen erlauben Margenverbesserung

Die AZ Medien musste im abgelaufenen Jahr analog der Branche einen „substanziellen Umsatzrückgang“ hinnehmen. Insbesondere die Werbeerträge bei Printprodukten und die Werbebeilagen waren rückläufig. Auch hat der Sonntag seine Bedeutung im Werbemarkt verloren. Dies hat die Gesellschaft dazu bewogen, die Sonntagsausgabe der Tageszeitung einzustellen und stattdessen eine Wochenendausgabe herauszugeben. Das Einnahmenminus von 11.6 Mio. CHF im Bereich Zeitungsverlage geht auf das Konto der tieferen Werbeerträge. Als stabil bezeichnet die Gesellschaft hingegen die Abonnementseinkünfte. Im Druckgeschäft konnte die AZ Gruppe von der weiteren Konsolidierung der Branche profitieren. So verbuchten die beiden Druckereien in Aarau und in Derendingen dank neuer Kunden eine Rekordauslastung. Der aus dem Drittkundengeschäft resultierende Umsatzanteil konnte auf knapp 60% gesteigert werden. Insgesamt stiegen die Erträge aus dem Bereich Druck und Vertrieb in einem rückläufigen Markt um 0.3 Mio. CHF auf 49.3 Mio. CHF an. Weiterhin positiv entwickelten sich auch die Einnahmen der elektronischen Medien, die um 2.4% auf 35.6 Mio. CHF anstiegen. Bei den Fachverlagen führte die Reduktion des Angebots zu einem Umsatzminus von 7.4% auf 24 Mio. CHF. Stark zugelegt haben die Einkünfte aus dem Digitalgeschäft, die um 2 Mio. CHF respektive 68.2% auf 4.9 Mio. CHF anschwollen. Auf der Kostenseite gelang es, in allen Bereichen deutliche Einsparungen zu realisieren. So gingen die Personalausgaben infolge des Abbaus von Stellen im Berichtsjahr um 4.1% auf 120.7 Mio. CHF zurück. Markant gesenkt werden konnte mit einem Minus um 16.2% auf 29.5 Mio. CHF auch der Betriebsaufwand. Jeweils um gut 1% tiefer waren die Ausgaben für Material und Fremdleistungen. In der Summe erlaubte dies einen Anstieg des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 2.8% auf 29.2 Mio. CHF. Die Sachabschreibungen gingen von 27.4 Mio. CHF im Vorjahr auf 25.3 Mio. CHF zurück. Hierin enthalten sind im Berichtsjahr ausserordentliche Abschreibungen von 4 Mio. CHF nach 5.8 Mio. CHF im Vorjahr. Diese werden von der Gesellschaft nicht unter der Position Abschreibungen, sondern im ausserordentlichen Ergebnis verbucht. Dank der tieferen Abschreibungen stieg das EBIT von 1 Mio. CHF im 2015 auf 3.9 Mio. CHF im Berichtsjahr an. Auch der Reingewinn wird durch ausserordentliche Erträge in Höhe von 1.7 Mio. CHF im letzten Jahr deutlich beeinflusst. Im Vorjahr realisierte das Medienhaus sogar ausserordentliche Erträge von 4.2 Mio. CHF, wovon gut die Hälfte aus der Devestition von Sachanlagen stammte. Unter dem Strich resultierte ein Reingewinn von 2.5 Mio. CHF nach 1.4 Mio. CHF im Vorjahr. Die Aktionäre sollen eine gegenüber dem Vorjahr um 5 CHF auf 20 CHF erhöhte Dividende pro Aktie erhalten.

Weiterer Ausbau des digitalen Geschäfts

Die AZ Medien strebt die Beibehaltung der Marktführerschaft im Medienbereich in der Nordwestschweiz an. Hierzu setzt die Gesellschaft auf den Ausbau des digitalen Angebots. Dies erlaubt es auch, ein attraktives Umfeld für die Werbekunden zu schaffen. Allerdings erfordert die Umsetzung der neuen Angebote auch weiterhin hohe Investitionen. Verstärkt wird die Integration der Radiosender in die Gruppe mittels Live-Beiträgen auf allen Kanälen. Dabei steht der weitere Ausbau der digitalen Inhalte mit dem Ziel, die Reichweite zu erhöhen, an erster Stelle. Die in den letzten fünf Jahren errichte Verdreifachung der Reichweite stellt hierbei eine gute Basis dar. Auch im Printgeschäft muss weiterhin in die publizistische Qualität investiert werden. Dies erfolgt mit Augenmass und dem Ziel, die journalistische Qualität zu erhalten. Dank der Zusammenlegung der Ausgaben von Samstag und Sonntag zu einer Wochenendausgabe können Kosten beim Druck und Vertrieb sowie beim Papier eingespart werden.

Die Geschäftszahlen der AZ Medien für 2016 fallen angesichts des schwierigen Umfelds der Medienbranche ordentlich aus. Wie in den Vorjahren machte das Medienhaus indessen hohe ausserordentliche Abschreibungen auf die unrentablen Teilbereiche. Diese fielen mit 4 Mio. CHF im Berichtsjahr zwar deutlich tiefer aus als im Vorjahr, wo der Rechnung noch 5.8 Mio. CHF belastet wurden. Zumindest der Trend in diesem Bereich entwickelt sich in die richtige Richtung – trotz anhaltender Investitionen in den Ausbau der verschiedenen Ertragskanäle. Es ist weiterhin davon auszugehen, dass in den digitalen Kanälen Verluste erwirtschaftet werden, die durch die Erträge aus den anderen Geschäftsfeldern subventioniert werden müssen. Es kann allerdings nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass die hohen Abschreibungen teilweise den Charakter der Bildung stiller Reserven haben. Ob und in welcher Höhe dies der Fall ist, kann allerdings nicht bestimmt werden.

Die gut dotierte Bilanz konnte weiter gestärkt werden. So ist die ausgewiesene Eigenmittelquote mit 47% nur noch unweit von der internen Zielgrösse von 50% entfernt. Die Gesellschaft besitzt zudem hohe liquide Mittel von 59.5 Mio. CHF respektive 30% der Bilanzsumme. Diesen stehen echte langfristige Verbindlichkeiten von rund 31 Mio. CHF sowie Verpflichtungen aus Abonnementsvorauszahlungen von 30.2 Mio. CHF gegenüber. Den kurzfristigen Verpflichtungen von 20.1 Mio. CHF stehen kurzfristige Forderungen von 33.1 Mio. CHF gegenüber.

Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 1’285 CHF werden die Titel mit einem leichten Aufschlag auf den ausgewiesenen Buchwert bewertet. Als auch auf dem aktuellen Tiefzinsniveau eher bescheiden angesehen werden muss die Dividendenrendite von knapp 1.6%. Eine klare Überbewertung signalisiert hingegen das hohe KGV von 38.5 für 2016. Dieser Wert ist angesichts der hohen Abschreibungen allerdings nur bedingt aussagefähig. Als eher zielführend angesehen werden kann die Bewertung anhand des Unternehmenswerts im Verhältnis zum EBITDA (EV/EBITDA) von 4.25, was als tief anzusehen ist. Dieser Wert lässt die Titel ebenso wie der vermutete hohe Substanzwert als interessant erscheinen. Investoren sollten aber beachten, dass das Unternehmen von der Familie Wanner, welche die Mehrheit besitzt, kontrolliert wird. VR-Präsident Peter Wanner bezeichnet sich selbst als Verleger und stellt die Herausgabe von Publikationen in den unterschiedlichsten Formen an erste Stelle. Auch wenn die Gesamtrentabilität des Unternehmens ein klares Ziel ist, sind keine hohen Ertragsmargen und auch keine hohen Ausschüttungen zu erwarten.

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