Wie die Millennials als Nachfragemacht die Super Performance von Tesla, Netflix, Amazon und Apple begründen – und warum andere davon profitieren

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Laut der aktuellen JAMES-Studie von Swisscom, die seit 2010 das Medienverhalten der Jugendlichen in der Schweiz dokumentiert, haben 99% der 12- bis 19-Jährigen ein Smartphone und verbringen noch mehr Zeit mit der Nutzung von Streaming-Angeboten, Apps und Social Networks. Die etwas älteren wollen kaum noch ein eigenes Auto, und wenn, dann einen Tesla.

Gerätebesitz der Jugendlichen in %. Quelle: JAMES-Studie 2016

Als ein Zeichen der Zeit ist im Mai 2017 die Börsenbewertung von Tesla mit 50 Mrd. USD erstmals über die von General Motors (GM) mit 49 Mrd. USD gestiegen. Dabei ist zu beachten, dass der Output von Tesla im ersten Quartal 2017 mit 25’000 Stück gerade 1% des GM-Outputs entspricht. Bis 2018 will Tesla die Produktion auf 0,5 Mio. Stück Jahreskapazität verfünffachen.

Tesla-Aktie mit Verzehnfachung seit 2013

Der Aktienkurs hat sich seit 2013 verzehnfacht, obwohl das Unternehmen rote Zahlen schreibt und der Mitgründer, CEO und Grossaktionär Elon Musk selbst im Interview sagt, dass die Börsenbewertung höher sei als es das Unternehmen verdient.

Vergleich der Entwicklung der Aktienkurse von Tesla und GM seit Anfang 2013. Chart: SIX iD

Schweiz ist Tesla Hot-Spot

In der Schweiz ist die Tesla-Dichte im Vergleich zu anderen Ländern bereits ausserordentlich hoch – und steigend. Viele der Käufer sind unter 35 Jahre alt. Und ein Tesla ist im Vergleich zu sportlichen deutschen oder italienischen Marken auch nicht teurer. Aufgrund der steigenden Nachfrage nach exklusiven E-Automobilen ist eine Fortsetzung des Wachstumskurses auf absehbare Zeit sehr wahrscheinlich. Ob sich der Aktienkurs bei der gegebenen ambitionierten Bewertung weiterhin vervielfachen kann, bleibt fraglich, ist jedoch auch nicht auszuschliessen.

Millennials kaufen Produkte, aber nicht Aktien

Beschränkt man sich auf die Analyse der Gewinner der bisherigen Kurssteigerungen, so wird schnell klar, dass in erster Linie, neben den Gründern, institutionelle Anleger wie Investment Fonds, ETFs, Pensionskassen und vermögende Privatinvestoren die Profiteure sind – und auch bleiben werden, im Fall einer weiterhin positiven Kursentwicklung.

Da sich jüngere Jahrgänge kaum noch für Börse und Aktienanlagen interessieren, allenfalls in passiver Form über Pensionskassen oder ETFs, geht die Wohlstandskreierung durch den Aktienkursanstieg der Millennial Power-Aktien weitgehend an ihnen vorbei. Die Gewinne fallen überwiegend den älteren Jahrgängen zu, die ihre Altersversorgung planmässig zum Teil auf passive Wertpapier-Investments wie Fonds aufgebaut haben.

Streaming ersetzt TV

Das gilt auch für andere zeitgemässe Trends wie das Streaming. Seit dem IPO 2002 freuen sich die Netflix-Aktionäre über 13’000% Kursgewinn. Allein seit 2012 hat sich der Aktienkurs verzehnfacht. Anfänglich als DVD-Vertrieb gestartet, diversifizierte Netflix früh in die Streaming-Welt und ist heute der Weltmarktführer. Die Börsenbewertung beträgt 68 Mrd. USD.

Laut der obenstehenden JAMES-Studie nutzen viele Jugendliche das klassische TV gar nicht mehr oder schauen die Sendungen zeitversetzt auf dem SmartPhone, dem Tablet oder dem PC. Viele nutzen auch vorwiegend oder sogar ausschliesslich Streaming-Angebote über Film- und Serien-Abos oder Musik-Abos. TV und Radio verlieren beträchtlich an Bedeutung, je jünger, desto ausgeprägter, allerdings auch abhängig von der Verfügbarkeit bzw. der Finanzierungsfrage.

Pensionäre profitieren mehr als Millennials von aktuellen Trends

Aktuell liegen volle 89.5% der Aktien bei über 1’000 Institutionen. Insider sind laut Morningstar kaum noch nennenswert beteiligt. Bei Netflix gilt somit wie bei Tesla, dass zwar die Millennials mit ihrer enthusiastischen Adoptionsrate bei digitalen Neuerungen die wesentlichen Wachstums- und damit Werttreiber sind, jedoch auch, dass sie an der damit einhergehenden Schaffung von Wohlstand kaum partizipieren.

Amazon Prime oder Netflix?

Grösster Wettbewerber von Netflix ist Amazon Prime. Über Jahre war es ein wiederkehrendes Thema, wer wohl das Rennen macht. Zuletzt schaffte der Morgan Stanley AlphaWise Survey Klarheit: beide! Denn 45% der Netflix-User nutzen auch Amazon Prime, und 60% der Amazon Prime-User nutzen auch Netflix.

Vergleich des Budgets für Videoinhalte von Amazon und Netflix. Quelle: statista.com

Highflyer Amazon war lange Verlustbringer

Amazon ist ein Fall für sich. Gestartet war das 1994 gegründete Unternehmen mit dem Versand von Büchern. Heute ist Amazon in Dutzenden von Kategorien des E-Commerce aktiv und darüber hinaus bei Web Services (Cloud), Streaming, Marketing, Online-Advertising u.v.m. Noch 2002, fünf Jahre nach dem IPO, lag der Aktienkurs bei 14 USD; Gewinne zeichneten sich nicht ab, schon wegen der hohen Investitionen in die Expansion, den Aufbau der Logistik usw. Inzwischen nähert sich der Kurs der 1’000-USD-Marke, die Börsenbewertung beträgt 468 Mrd. USD.

Langfristige Amazon-Strategie erfolgreich

In den Jahren bis 2008 gab es immer wieder Rückschläge, seitdem jedoch hat sich die Aktie mehr als verzwanzigfacht. Im Online-Buchhandel hält Amazon mittlerweile einen Marktanteil von 93%. Bei den Cloud-Services beträgt der Marktanteil 40%, weit vor Microsoft, Google und IBM, die zusammen auf 23% Marktanteil kommen. Auch bei Amazon sind Fonds und institutionelle Anleger und ihre Millionen Anleger die mit Abstand grösste Aktionärsgruppe. Amazon ist längst profitabel und hat neue Geschäftsfelder wie Robotik und Drohnen im Visier. Ein Ende des beschleunigten Wachstumskurses ist nicht in Sicht.

Apple – vor 15 Jahren fast abgeschrieben

Steve Jobs präsentiert das iPhone. Quelle: www.srf.ch

Heute ist Apple jedermanns Liebling. Auf aktuellem Kursniveau ist der iPhone-Konzern an der Börse 800 Mrd. USD wert. Das war nicht immer so. Noch 2003 lag der Aktienkurs unter 1 USD. Apple galt zwar als Pionier bei den frühen Computern, doch hatte das Unternehmen den Anschluss nach Ansicht nahezu aller Experten verpasst. Kaum jemand traute dem zuvor gefeuerten Gründer Steve Jobs bei dessen Rückkehr an die Spitze von Apple zu, das Unternehmen noch einmal auf Kurs zu bringen. Mit dem iPhone kam dann die Erneuerung von Apple durch die visionäre Sicht von Steve Jobs, dass der kleine digitale Assistent, der Computer im SmartPhone, das soziale und kommunikative Geschehen in der Zukunft prägen würde. Der Kursanstieg der letzten 10 Jahre zum nun höchstbewerteten Unternehmen der Welt ist legendär.

Millennials sind Wachstumstreiber

Bestimmt sind auch ältere Semester begeisterte Apple- und Netflixkunden, bestellen Schuhe und Computer bei Amazon und fahren vielleicht einen Tesla. Doch die Wachstumstreiber bei diesen Produkten und Dienstleistungen sind die inzwischen auch zahlenmässig grösste Bevölkerungsgruppe, die Millennials. Sie stellen den Grossteil der arbeitenden Bevölkerung oder werden ihn in Kürze stellen, je nach Land.

Aktien – Altersversorgung und Spass

Neben dem Spass mit den Produkten und Dienstleistungen der genannten Marktführer empfiehlt es sich für die jungen Nutzer, auch die Aktienkurse „ihrer“ Favoriten im Auge zu behalten. Sie haben den Vorteil, selbst trendbestimmend und durch den regen Austausch mit Gleichaltrigen auch stets auf der Höhe der Zeit zu sein. Daraus lassen sich auch mit Zeitvorteil entsprechende Folgerungen ziehen. Es ist aufregender, aus beispielsweise 5’000 CHF mit einem twenty-bagger wie Amazon 100’000 CHF zu machen, als sich jährlich über niedrige einstellige Renditen bei den klassischen Altersvorsorgeprodukten zu ärgern.

Entwicklung von 1’000 USD, wenn sie im Januar 2010 in die jeweiligen Aktien investiert worden wären. Quelle: www.statista.com

Risiken und Renditen

Die Risiken der direkten Aktienanlage erscheinen bei vernünftiger Diversifikation überschaubar. Zudem kann sogar das eine oder andere Investment scheitern, solange auch starke Performer wie die obengenannten dabei sind. Mit ein wenig Coaching lassen sich die grössten Fehler auch vermeiden. So wäre es falsch, einfach blind die vier Marktführer zu kaufen und auf weitere Vervielfachungen zu hoffen. Schon aufgrund des Basiseffektes müssen die weiteren Erwartungen für Apple bescheidener sein. Bei Tesla könnten Reibungsverluste durch das hohe Wachstumstempo und verschärften Wettbewerb aus China und Japan kommen. Zumindest bei Tesla und Amazon gibt es auch ein Schlüsselpersonenrisiko. Was wäre, wenn…?

Smarte Investments

Gute Investments sind oft auch in der erweiterten Umgebung der Marktführer zu finden. Nicht selten werden innovative Unternehmen der Digitalwirtschaft von den Grossen mit einer hohen Prämie übernommen. Sofern Produktion, Logistik, Technologie und Automation betroffen sind, bietet auch die Schweizer Börse einige Profiteure – wie den Tesla-Partner Bossard. Bereits in 2016 entfielen 7% vom Umsatz auf Logistik-Dienstleistungen, Procurement und Smart-Factory-Konzeptionen für Tesla. Analysten erwarten, dass die Umsätze und Gewinne bei Bossard in den Folgejahren mit der Tesla-Expansion deutlich beschleunigt zulegen werden. Wer seit sieben Jahren Partner von Tesla ist und Trendsetter bei Industrie 4.0, dürfte weiterhin gute Geschäftsperspektiven aufweisen. Die Aktie ist zwar schon gut gelaufen, angesichts der Prognosen jedoch kaum überbewertet. Auf längere Sicht bleibt die Perspektive positiv.

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