Die vor Anfang Mai publizierten Zahlen des Schweizer Casino Verbands (SCV) lassen aufhorchen: Erstmals seit 2009 sind die Bruttospielerträge (BSE) im letzten Jahr nicht mehr zurückgegangen. Doch das Bild ist uneinheitlich. Nicht alle Spielbanken konnten 2016 von der Trendwende profitieren. Das Grand Casino in Baden gehörte trotz der positiven Markttendenz weiterhin zu den Verlierern. Der BSE ging um 3.6% auf 59.6 Mio. CHF zurück. Die Spielbank in Baden rutschte im Ranking der grössten Schweizer Casinos auf Platz 3 ab. Auch der Marktanteil sank auf nur noch 8.6% am gesamtschweizerischen Kuchen. Als Grund führt das Grand Casino Baden vor allem die schwierige Verkehrssituation an, die im Zusammenhang mit dem 2015 begonnenen Umbau des Schulhausplatzes in Baden steht. Der konsolidierte Bruttoumsatz der Stadtcasino Baden-Gruppe, zu der auch das Casino Davos und eine Beteiligung am Kongresszentrum Trafo gehören, nahm 2016 um 3.8% auf 72.3 Mio. CHF ab. Nach Abzug der Spielbankenabgabe erreichte der Nettoumsatz 41.2 Mio. CHF (- 3.9%). Das Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA war mit 7.6 Mio. CHF ebenfalls rückläufig. Dank des Wegfalls von einmaligen Wertberichtigungen auf das Wien-Projekt und die Beteiligung in Davos im Vorjahr verbuchte die Stadtcasino-Baden-Gruppe mit 2.1 Mio. CHF wieder einen positiven Reingewinn. Die Ausschüttung soll auf 20 CHF erhöht werden, was 82% des Reingewinns entspricht. 8 CHF werden davon aus der Reserve der Kapitaleinlage gezahlt.
Casino Davos lief 2016 besser, Kongressumsatz gesteigert
Auch wenn das Grand Casino Baden den grössten Teil zum Gesamtumsatz der Gruppe beisteuert, so waren zumindest die Signale aus Davos in 2016 erfreulich. Der BSE stieg um 7.9% auf 2.2 Mio. CHF an. Allerdings verharrte der Spielbetrieb in den Bündner Bergen mit 310’000 CHF weiterhin in der Verlustzone. Die Hoffnungen auf eine Verbesserung der Situation in Davos durch eine reduzierte Spielbankenabgabe für Bergcasinos haben sich allerdings kürzlich zerschlagen, nachdem der Ständerat eine stärkere Entlastung abgelehnt hat. Im Kongressgeschäft profitierte die Stadtcasino-Baden-Gruppe von einer Umsatzsteigerung auf 9.6 Mio. CHF bei der 50%igen Beteiligung Trafo Baden Betriebs AG. Die Tochter erzielte zum zweiten Mal einen Reingewinn. Bei den Auslandsprojekten der Gruppe konnten einzig in Deutschland Erfolge erzielt werden. Der Spielertrag in Leuna stieg kräftig auf 5.4 Mio. Euro an, und in der Stadt Magdeburg wurde im April 2016 ein zweiter Betrieb eröffnet. Beide Betriebe sollen nach Angaben der Gesellschaft in 2017 erste positive Ergebnisbeiträge liefern. Vom Projekt in Wien hat die Stadtcasino Baden AG nun endgültig Abschied genommen. Auch in Liechtenstein wollen sich die Badener nicht mehr engagieren, wie sie im Geschäftsbericht schreiben. Kosten für die zwei Projekte entstehen allerdings keine mehr, da insbesondere die Projektkosten für Wien bereits 2015 vollständig abgeschrieben wurden.
Fokus auf den Standort Baden
CEO Detlef Brose bestätigt auf Nachfrage, dass die Stadtcasino-Baden-Gruppe derzeit keine neuen Auslandprojekte mehr verfolge und sich auf den Standort Baden konzentriere. Hier steht das Team um Brose vor zwei grossen Herausforderungen: einerseits den Ertrag in Baden wieder zu steigern. Andererseits im attraktiven Online-Casino-Markt Fuss zu fassen. Zudem wird die Situation um das Casino in Davos bis zum Jahresende geklärt werden müssen. Denn ohne die reduzierten Spielbankenabgaben würde der Betrieb den Sprung in die schwarzen Zahlen nicht schaffen. Schon in früheren Gesprächen hatte Brose eine Schliessung des Betriebes nicht ausgeschlossen. Die grösste Herausforderung bleibt jedoch das Spielcasino in Baden. Denn der Start ins 2017 verlief nach Informationen von Brose nicht ganz so wie erwartet. „Wir liegen derzeit leicht hinter den Vorjahreszahlen zurück“, sagt er im Gespräch mit schweizeraktien.net. Für das Gesamtjahr hofft er, den Vorjahreswert von rund 60 Mio. CHF halten zu können. Nach wie vor mache die Baustelle am Schulhausplatz dem Casino zu schaffen, so Brose. Ob die Besucher, welche das Badener Casino aufgrund der ungünstigen Verkehrssituation an Wettbewerber verloren hat, nach Abschluss der Bauarbeiten Ende 2017 wieder zurückkommen, sei schwer absehbar. Das Grand Casino Baden gibt dem Gästeschwund mit Kundenbindungsmassnahmen wie dem Gästeclub „Grandwinners“, neuen Spielangeboten und Investitionen in die Infrastruktur Gegensteuer.
„Social-Casino“ soll im Sommer 2017 öffnen
Eine weitere Marketingmassnahme ist die Eröffnung eines Online-Casinos im Sommer 2017, das als sogenanntes Social Casino betrieben wird. Gespielt wird nicht mit echtem Geld, sondern mit virtuellen Punkten. Das Angebot ist kostenlos. Zu gewinnen gibt es lediglich Preise. Mit diesem Social Casino will das Grand Casino Baden Erfahrungen für den Einstieg ins Online-Gaming sammeln, das mit Inkrafttreten des neuen Geldspielgesetzes voraussichtlich ab 2019 möglich sein wird. Ob allerdings die zusätzlichen Spielerträge aus dem Online-Casino die Rückgänge im Spielbetrieb in Baden kompensieren können, bleibt fraglich. Detlef Brose rechnet nicht vor 2020 mit einem positiven Ergebnisbeitrag aus dem neuen Geschäftsfeld.
Das Jahresergebnis der Stadtcasino Baden AG 2016 entspricht nicht ganz unseren Erwartungen. Insbesondere der Gewinn ist mit 2.1 Mio. CHF niedriger ausgefallen als erwartet. Wenig erfreulich ist auch die Tatsache, dass das Grand Casino entgegen dem Branchentrend einen Rückgang beim BSE hinnehmen musste. Ebenso wenig erfreulich ist ausserdem, dass die Expansionsbestrebungen der Stadtcasino-Baden-Gruppe in Wien, Davos und Liechtenstein nicht zum gewünschten Erfolg geführt haben. Neue Ertragsquellen bleiben der Gesellschaft damit vorerst verschlossen. Einzige Ausnahme ist hier das Engagement in Deutschland. Auch wenn die Strategie, ins Ausland zu expandieren, aus unternehmerischer Sicht angesichts des gesättigten Schweizer Marktes richtig war, so wurde die „politische“ Komponente dieser Expansionsbemühungen nicht richtig eingeschätzt. Da es sich allerdings bei einem Land wie Österreich um einen Rechtsstaat handelt, mussten Geschäftsleitung und Verwaltungsrat der Stadtcasino Baden AG darauf vertrauen, dass das Konzessionsverfahren rechtmässig abläuft und auch der Konzessionsentscheid rechtskräftig erfolgt ist. Möglicherweise erhält die Stadtcasino-Baden-Gruppe hier noch eine Entschädigung.
Künftig wird sich die Stadtcasino Baden AG auf ihr „wichtigstes Standbein“ Baden konzentrieren und in den Aufbau eines konkurrenzfähigen Online-Casinos investieren. Bis aus diesem virtuellen Casino erste namhafte Ergebnisbeiträge fliessen, müssen Aktionäre mit einem stagnierenden Geschäftsverlauf zufrieden sein. Grosse Sprünge sind im Schweizer Markt jedenfalls nicht mehr möglich. Bei einem gleichbleibenden Gewinn für 2017 von 24 CHF pro Aktie ist der auf OTC-X gehandelte Titel bei Kursen um die 465 CHF mit einem KGV von 20 bewertet. Zudem notiert die Aktie ungefähr auf dem Buchwert. Angesichts der komfortablen Bilanz mit einer Eigenkapitalquote von 58% per Ende 2016 und einer hohen Nettoliquidität ist auch in den kommenden Jahren mit einer gleichbleibenden Ausschüttung zu rechnen, selbst, wenn das Ergebnis nochmals schwächer ausfallen würde. Die Dividendenrendite beträgt derzeit 4.3%. Somit ist die Aktie der Stadtcasino Baden AG auf dem aktuellen Kursniveau vor allem wegen ihrer Rendite interessant.