Die Betriebsgesellschaft Kongresshaus Zürich AG fällt mit der Schliessung des Kongresshauses am 13. Juli 2017 in eine Art Ruhezustand. Wegen des Neubaus des Hauses ist in den nächsten drei Jahren kein Betrieb möglich. Nachdem die Hoffnungen auf ein Provisorium aus finanziellen Gründen scheiterten, kann auch die Möglichkeit eines Ganzjahresbetriebs des Aussenbistros am See wegen der Ablehnung der Bewilligung nicht genutzt werden. In den letzten Wochen vor der Schliessung setzt die Gesellschaft vor allem auf die Aufrechterhaltung der bisherigen Qualität. Da bereits einige Mitarbeiter das Haus verlassen haben, ist dies nicht immer einfach, teilte VR-Präsident Jean-Marc Hensch den Aktionären an der diesjährigen Generalversammlung mit. Nach der Schliessung am 13. Juli bleiben dem Unternehmen noch zwei Wochen, um das Haus zu räumen. Sämtliche Mitarbeiter mit Ausnahme von CEO Titus Meier und dessen Stellvertreter Claudio Kaul verlieren ihre Stelle. In den nächsten drei Jahren werden der CEO und sein Stellvertreter versuchen, Veranstaltungen für das neue Kongresszentrums, das im 2020 seine Pforten öffnet, zu verkaufen. Gleichzeitig werden sie aber auch die Bautätigkeit begleiten und dabei ihre Unterstützung einbringen.
Umsatz fällt weniger stark als erwartet
Der Umsatz im 2016 fiel mit minus 0.8 Mio. CHF auf 15 Mio. CHF deutlich weniger stark als budgetiert. Wegen der ursprünglich bereits für den Sommer 2016 geplanten Schliessung konnten für das zweite Semester 2016 keine Grossveranstaltungen, die üblicherweise eine lange Vorlaufzeit haben, verkauft werden. Dank der intensiven Marktbearbeitung und der grossen Treue der bisherigen Kunden wurden dennoch zahlreiche Events im Kongresshaus durchgeführt. Es zeigte sich aber auch, dass die Tage des Hauses gezählt sind. So waren etwa Konzerte nicht mehr ausgebucht, was sich auch in den Umsätzen der Restaurants und der Bankette niederschlug. Deutlich wird dies bei den Kücheneinkünften, die um 0.3 Mio. CHF auf 5.5 Mio. CHF sanken. Noch stärker gingen die Einnahmen aus dem Bereich Keller mit minus 0.6 Mio. CHF auf 3.6 Mio. CHF zurück. Hierin enthalten ist das Clublokal Adagio, das infolge des weiterhin rückläufigen Umsatzes bereits im Juli 2016 geschlossen wurde: Dies führte zu einem Umsatzausfall. Leicht zulegen konnte die Gesellschaft hingegen beim Saalgeschäft mit einem Plus von 0.1 Mio. CHF auf 5.8 Mio. CHF während die Eintrittsgelder um 60% auf knapp 0.1 Mio. CHF einbrachen. Auf der Kostenseite verharrte der Personalaufwand auf dem Vorjahresniveau von 7.9 Mio. CHF. Allerdings konnten die Warenausgaben um 0.2 Mio. CHF auf 2 Mio. CHF gesenkt werden. Bei konstanten übrigen betrieblichen Aufwendungen von 2.5 Mio. CHF schlugen sich die um 0.5 Mio. CHF reduzierten Mietzinsen positiv nieder. Hieraus resultierte ein Rückgang des Betriebsgewinns (EBIT) um 3.7% auf 0.4 Mio. CHF. Zu beachten ist, dass die Gesellschaft keine Abschreibungen macht, da sie lediglich das Inventar besitzt und über keine eigenen Sachanlagen verfügt. Nach etwas tieferen Steuern resultiert unter dem Strich ein Reingewinn von 0.3 Mio. CHF, was einem Minus von 8.8% entspricht. Die Aktionäre erhalten wie bereits im Vorjahr keine Dividende.
Jahresstart mit Gewinn leicht über Vorjahr
Im ersten Quartal des laufenden Jahres gingen die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück. Allerdings konnte der Gewinn dank des geringeren Mitarbeiterbestandes leicht gesteigert werden. Der noch bis Juli dauernde Betrieb ist von einer grossen Herausforderung geprägt, liess Hensch die Aktionäre wissen. So müsse etwa der Direktor bei der Mise en Place von grossen Veranstaltungen aushelfen. Der Einsatz des stetig weniger werdenden Personals müsse sorgfältig geplant werden, um das Serviceniveau halten zu können. Nach der Schliessung wird ein Teil des Inventars versteigert, während zahlreiche Bestandteile für drei Jahre eingelagert werden.
Die Geschäftszahlen des Kongresshauses für 2016 fallen angesichts der Umstände positiv aus. Deren Relevanz ist allerdings wegen der anstehenden Schliessung sehr gering. In Betracht kommt für die Beurteilung der Gesellschaft lediglich die Bilanz. Diese ist mit einer ausgewiesen Eigenmittelquote von 78%, entsprechend 9.4 Mio. CHF an Eigenmitteln, grundsolide. Die Fremdmittel bestehen zudem ausschliesslich aus kurzfristigen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen von 1.5 Mio. CHF und passiven Rechnungsabgrenzungen von 1.1 Mio. CHF. Letztere beinhalten die erwarteten Aufwendungen für die Unterstützung der Mitarbeiter bei der Suche nach einer neuen Stelle.
Die Aktien des Kongresshauses werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Die letztbezahlten Kurse lagen bei 1’190 CHF, was einem Abschlag von rund 36% zum Buchwert per 31. Dezember 2016 entspricht. Dieser kann angesichts der anstehenden dreijährigen Betriebsschliessung als einziges Kriterium zur Bewertung herangezogen werden. Die Schliessung bedingt einen Totalausfall der Umsätze, während weiterhin Kosten anfallen. Diese sind zwar deutlich tiefer als in der Vergangenheit, dürften aber dennoch lediglich noch im laufenden Jahr eine schwarze Null erlauben. Für die Folgejahre bis zur Wiedereröffnung sind Verluste zu erwarten, welche den Substanzwert der Papiere vermindern. Wie hoch die Verluste anfallen, kann derzeit nicht abgeschätzt werden. Bis zum Ende der Durststrecke erscheint es zumindest möglich, dass rund 50% des Substanzwerts aufgezehrt wird. Ein höherer Verlust kann aber ebenso wenig ausgeschlossen werden wie ein geringerer. Die Aktien eignen sich daher derzeit nur sehr bedingt zur Anlage. Auch das Anlegerargument der hohen Naturaldividende fällt zumindest in den Jahren der Schliessung weg. Der in den Restaurants des Hauses einlösbare Verzehrgutschein in Höhe von 100 CHF entfällt ebenso wie das sehr gute Nachtessen mit künstlerischer Darbietung nach der GV. Die GV wird in einem wesentlich kleineren Rahmen ohne Essen stattfinden.