Die Generalversammlung der Kongress+Kursaal Bern AG lieferte einen deutlich detaillierteren Einblick in die Ereignisse und Zahlen des Geschäftsjahres 2016, als dies der Geschäftsbericht erlaubte (siehe Blog-Beitrag vom 20. Juni). Als sehr erfreulich zu bewerten ist die klare Darstellung der Ergebnisse einzelner Sparten durch deren jeweilige Geschäftsführer. Nach den Worten der seit dem letzten Jahr amtierenden neuen Führungsspitze wird auch deutlich, wie schwierig es derzeit noch ist, detaillierte Informationen über die Zahlen der einzelnen Sparten zu erstellen. Der neue CEO Kevin Kunz setzte hier Massstäbe: Alle Sparten müssen die Erträge und Kosten jeweils separat ausweisen.
Die Schwierigkeit bestehe aber darin, dass die einzelnen Geschäftsfelder eng miteinander verknüpft sind und eine Aufteilung der Einnahmen und der Ausgaben mitunter sehr schwierig sei. Nur mit einer genauen Aufschlüsselung der Zahlen lasse sich der Geschäftsgang bestimmen. Dies biete wiederum Raum, um Massnahmen zur Optimierung zu ergreifen. Neben der internen Reorganisation kämpfte die Gesellschaft im letzten Jahr auch mit einem sehr schwachen Jahresauftakt. Noch im ersten Semester seien die Zahlen alle rot gewesen, erklärte Verwaltungsratspräsident Daniel Buser. Deutlich schwächer als im Vorjahr fiel das erste Quartal 2016 aus. Dieses Minus konnte durch das deutlich bessere vierte Quartal nicht mehr kompensiert werden, so dass die Kongress+Kursaal Bern AG per Jahresende ein Umsatzminus von 0.4% verbuchen musste.
Optimierungsmassnahmen in allen Bereichen eingeleitet
In den Restaurants konnten die Umsatzrückgänge durch eine Anpassung des Konzepts begrenzt werden. Gleichzeitig wurde auch die Kostenstruktur verbessert. So werden etwa im asiatischen Restaurant „Yu“ keine A-la-Carte-Gerichte mehr angeboten, sondern nur noch ein Buffet mit asiatischen Speisen. Dies spart Kosten für die individuelle Zubereitung der Speisen. Dieses neue Angebot wird von den Gästen sehr positiv aufgenommen. Als einen sehr wichtigen Schritt bezeichnete Daniel Buser auch die Integration des Hotels Allegro in die Kongress+Kursaal Bern AG. Aber auch vor der Tochtergesellschaft Wälchli Feste machte die Optimierung der Kostenstrukturen nicht halt. Ihren Niederschlag fand dies auch in den Zahlen: So konnte das Tochterunternehmen bei Umsätzen von 7.3 Mio. CHF einen Gewinn von 0.2 Mio. CHF ausweisen. Wie von uns bereits ermittelt, entwickelte sich vor allem das Casino in Neuchâtel im 2016 sehr erfolgreich. Noch stärker als die Spielerträge, die um 6.66% zulegten, stieg der Reingewinn an. Dieser legte um beachtliche 23.4% auf 2 Mio. CHF zu. Diese Entwicklung ist umso bemerkenswerter, als der CEO des Casinos Pascal Passarelli offen erklärte, dass das Restaurant im Casino ein Sorgenkind sei. Weiterhin sehr erfolgreich entwickelte sich auch der Spielbetrieb in Bern: Trotz eines Rückgangs der Besucherzahlen um 2.5% auf 279’500 Spieler stieg der Bruttospielertrag um 1.2% auf fast 50 Mio. CHF an. Der Gewinn aus dem Casino verharrte auf dem Vorjahresniveau von 5.8 Mio. CHF.
Starkes erstes Semester 2017
Die positive Entwicklung des vierten Quartals 2016 konnte im ersten Semester 2017 nahtlos fortgesetzt werden. So haben alle Geschäftsbereiche ein klares Umsatzplus erreicht. Besonders positiv habe sich der Bereich Meetings & Events entwickelt, teilte Buser den Aktionären mit. Dank der konzernweit eingeleiteten Massnahmen zur Reduktion der Kosten sollte das Ergebnis des laufenden Jahres deutlich besser ausfallen als im Vorjahr.
Dividendenverzicht wegen anstehender Investitionen
Trotz der sich abzeichnenden Ergebnisverbesserung müssen die Aktionäre auf eine Dividende verzichten. Zur Begründung führte Buser an, dass im Hotel die Zimmer erneuert werden müssten und auch in den Casinos verschiedene Investitionen notwendig seien. Diese seien unabdingbar, um die Stellung der Gesellschaft auf dem Markt zu festigen. Besonders im Hotelbereich ist die Lage schwierig. Die Finanzierung der Investitionen soll ausschliesslich aus eigenen Mitteln ohne Fremdmittelaufnahme erfolgen. Neben den Aktionären wird auch der Verwaltungsrat in der Form der Reduktion der Honorare seinen Beitrag leisten. Schliesslich soll die Optimierung der betrieblichen Abläufe einen höheren Cashflow erlauben, der für die Investitionen zur Verfügung steht.
Die von uns vor wenigen Wochen kritisierte fehlende Transparenz der Berichterstattung wurde mit den Präsentationen an der GV deutlich verbessert. Zwar sind nach wie vor die Ergebnisse der einzelnen Sparten nicht im Detail publiziert worden. Allerdings lässt sich dies nicht zuletzt dank der Aussagen des neuen CEO zumindest nachvollziehen. Es wäre wünschenswert, dass die intern eingeführte hohe Transparenz auch den Aktionären zugänglich gemacht wird. Die nunmehr vorliegenden Zahlen untermauern unsere Vermutung, dass die Gesellschaft im Hotel und im Kongressgeschäft zumindest in der Summe deutliche Verluste schreibt. Ein rentables Kongressgeschäft zu betreiben ist – wie etwa der Kursaal Interlaken zeigt – zwar möglich, aber sehr schwierig. Es bleibt zu hoffen, dass dies in Bern unter der neuen Equipe auch möglich ist. Bis es allerdings soweit ist, müssen sich die Aktionäre der Gesellschaft wohl auf eine weitere Durstrecke ohne Dividenden einstellen.
Es besteht aktuell kein erkennbarer Grund, unsere Einschätzung zu den Aktien zu revidieren. Die Aktien werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 525 CHF erscheinen die Aktien nur aufgrund des deutlichen Discounts zum Buchwert günstig. Infrage für ein Investment kommt allenfalls noch die attraktive Naturaldividende in der Form eines 3-Gang-Menus, das nach der GV serviert wird.
Transparenzhinweis: Der Autor hält Aktien der Gesellschaft.