Thermalbad Zurzach: Umbau im 2016 abgeschlossen, schwarze Null nach Vorjahresverlust – Airport Fitness bleibt Sorgenkind

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Der Innenbereich des Thermalbads wurde komplett neu gestaltet. Quelle: Thermalbad Zurzach AG

Die Thermalbad Zurzach AG konnte im 2016 die vier Jahre andauernden Erneuerungsarbeiten erfolgreich abschliessen. Im letzten Jahr wurde der Innenbereich neu gestaltet, wodurch die Erschliessung des Naturschwimmbeckens und die Textilsauna optimiert wurden. Der gesamte Innenbereich ist nun vollständig barrierefrei und behindertengerecht gestaltet. Bei der Poolbar wurde die Anzahl der Sitzplätze verdoppelt, was sich seit der Neueröffnung im September 2016 sehr positiv auf den Umsatz auswirkte. Insgesamt investierte die Gesellschaft in den letzten vier Jahren 20 Mio. CHF in die Erneuerung des Bads. Mit dem Abschluss der Sanierung bietet das Themalbad Zurzach gemäss der Darstellung im aktuellen Geschäftsbericht den Besuchern ein ganzheitliches, individuelles Wohlfühlerlebnis, das schweizweit einzigartig ist. Ein Preisvergleich mit den Mitbewerbern zeige auf, dass in Zurzach Preise und die gebotenen Leistungen, auch nach einer Teilerhöhung der Preise, in einem sehr attraktiven Verhältnis stehen.

Umsatzplus erlaubt schwarze Null

Im Berichtsjahr 2016 konnte die Thermalbad Zurzach AG die Betriebserträge gegenüber dem Vorjahr um 0.5 Mio. CHF respektive 4.5% auf 11.4 Mio. CHF steigern. Wichtigste Einnahmequelle war auch im 2016 das Bad, das trotz des Umbaus ein Umsatzplus von 11.5% auf 7.9 Mio. CHF verbuchen konnte. Gleichzeitig stieg die Anzahl der Badegäste um 8% an. Der nominelle Mehrertrag geht auf das Konto von Preiserhöhungen. Allerdings standen den Mehreinnahmen auch höhere Kosten gegenüber. Zudem musste ein aus den Vorjahren stammender ausserordentlicher Aufwand, der aus einer fehlerhaften Berechnung der Heizkosten in Höhe von 160’000 CHF für die Jahre 2012 bis 15 resultierte, der Rechnung belastet werden. Dies führte zu einem Verlust im Bad von 180’000 CHF nach einem Vorjahresverlust von 561’000 CHF. Im Medical Wellness Center stiegen die Einnahmen um 3% auf 2.2 Mio. CHF an. Vor allem der Verkauf von Zusatzprodukten entwickelte sich erfreulich, schreibt die Firma im Geschäftsbericht.

EBITDA steigt um 20.4% auf 2.7 Mio. CHF an

Der Betriebsaufwand stieg analog des Einnahmenanstiegs um 3% an. Dennoch konnte dank der gegenüber dem Vorjahr um 66% tieferen Abschreibungen ein Spartengewinn von 216’000 CHF nach 50’000 CHF im Vorjahr verbucht werden. Ebenfalls ein 3%iges Ertragsplus verzeichnete das Shopgeschäft, was zu einem Reingewinn von 7’900 CHF nach 6’000 CHF im Vorjahr führte. Nicht nach den einzelnen Bereichen aufgeschlüsselt werden die Ausgaben. Der Betriebsaufwand nahm um 0.4% auf 8.7 Mio. CHF moderat zu. Deutlich höher als im Vorjahr fielen die Unterhalts-/Ersatz- und Reparaturkosten mit 1.7 Mio. CHF nach 1.4 Mio. CHF im Vorjahr aus. Auch die Lohnkosten stiegen um 6.3% respektive 0.2 Mio. CHF auf 3.6 Mio. CHF an. Deutlich tiefer war indessen der allgemeine Betriebsaufwand, der nach 1.9 Mio. CHF im Vorjahr noch bei 1.5 Mio. CHF lag. So resultierte ein deutliches Plus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) von 20.4% auf 2.7 Mio. CHF. Nach den um 0.3 Mio. CHF auf 2.3 Mio. CHF gesunkenen Sachabschreibungen verblieb ein positives EBIT von 0.4 Mio. CHF nach einem Vorjahresverlust in gleicher Höhe. Belastend auf das Ergebnis wirkten sich die vorerwähnten ausserordentliche Kosten in Höhe von 160’000 CHF aus. So schrieb die Gesellschaft unter dem Strich einen Reingewinn von 45’000 CHF nach einem Verlust von 0.5 Mio. CHF im Vorjahr. Die Aktionäre partizipierten an der Ergebnisverbesserung in der Form der Wiederaufnahme der Ausschüttungen. Die Anteilseigner stimmten an der Generalversammlung im Mai einer steuerfreien Rückzahlung des Nennwerts in Höhe von 10 CHF pro Aktie zu.

Airport Fitness mit deutlichem Umsatzminus

Der Betrieb des Fitnesscenters am Flughafen Zürich entwickelte sich im letzten Jahr schwach. So musste das Unternehmen einen Rückgang der Erträge um 12.5% respektive um 0.2 Mio. CHF auf 1.6 Mio. CHF verbuchen. Neben der Belastung durch neue Konkurrenzbetriebe trug ein zweimaliger Wechsel an der Spitze des Betriebs zum Minus bei. Der Ertrag aus Mitgliedschaften ging um 116’000 CHF zurück. Die eingeleiteten rigorosen Sparmassnahmen führten zu einem Minus des Betriebsaufwands um 0.2 Mio. CHF auf 1.4 Mio. CHF. Dies erlaubte es, ein positives EBITDA von 140’000 CHF nach 160’000 CHF im Vorjahr zu erzielen. Trotz der um 20’000 CHF tieferen Sachabschreibungen von 230’000 CHF resultierte allerdings ein Betriebsverlust in Vorjahreshöhe von 90’000 CHF. Unter dem Strich verblieb dank ausserordentlicher Erträge von 30’000 CHF nach 15’000 CHF im Vorjahr ein Reinverlust von 80’000 CHF. Bereits im Vorjahr musste die Gesellschaft einen Verlust ausweisen, der allerdings mit 115’000 CHF noch höher ausfiel. Trotz der Schwierigkeiten in den beiden letzten Jahren bleibt die Geschäftsleitung optimistisch für das Jahr 2017. Die Verpflichtung neuer Geschäftsleiter soll es ermöglichen, im 2017 ein ausgeglichenes Resultat zu erzielen. Diese Erwartung hat den Verwaltungsrat dazu bewogen, die Fortführung des Betriebs zu bejahen. Nachdem die finanzielle Talsohle im 2017 durchschritten werden soll, soll in den Folgejahren eine erfolgreichere Zukunft möglich sein.

Die Geschäftszahlen der Thermalbad Zurzach AG bieten auch nach dem erfolgreichen Turnaround wenig Anlass zur Freude. Es erscheint allerdings zumindest als sehr wahrscheinlich, dass der Erfolgsrechnung zumindest ein Teil der Investitionen in die Erneuerung des Bads belastet wurden. Auch dürften die Sachabschreibungen die betrieblich notwendigen Werte übersteigen. Dennoch ist der gemäss Aussagen des Geschäftsberichts erzielte Verlust im Hauptgeschäft Baden keinesfalls als positiv zu bewerten. Zudem hat die Gesellschaft mit dem Airport Fitness ein Sorgenkind. Ein sich vor zwei Jahren abzeichnender Lichtblick erwies sich nur als Strohfeuer. Ob es zukünftig gelingt, dort nachhaltig positive Zahlen zu erwirtschaften, ist sehr zweifelhaft. Als sehr kritisch angesehen werden muss auch die Bilanz des Fitnesscenters, das als eigenständige Gesellschaft firmiert. So weist die Bilanz ein negatives Eigenkapital in Höhe von 1 Mio. CHF und Finanzverbindlichkeiten in Höhe von 4 Mio. CHF aus. Möglich ist dies nur wegen eines Rangrücktritts bei den Darlehen, welche die Thermalbad Zurzach als Mehrheitseignerin der Gesellschaft gewährt.

Als zumindest gut dotiert angesehen werden können indessen die Bilanzkennzahlen der Thermalbad Zurzach AG mit einer ausgewiesenen Eigenmittelquote von 42% der Bilanzsumme. Dank der nun abgeschlossenen Investitionsphase und der Rückkehr zu schwarzen Zahlen, die nachhaltig sein dürfte, ist eine Abschwächung der Bilanzkennzahlen zumindest kurzfristig nicht zu befürchten.

Die Aktien der Thermalbad Zurzach AG werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 342 CHF weisen die Titel einen deutlichen Abschlag zum Buchwert von rund 742 CHF pro Aktie auf. Dank der Wiederaufnahme der Ausschüttungen betrug die Dividendenrendite im laufenden Jahr 2.9% und ist im aktuellen Tiefzinsumfeld als attraktiv zu bewerten. Der tiefe ausgewiesene Reingewinn lässt eine Bewertung der Papiere über das KGV als ungeeignet erscheinen. Infrage kommt für eine faire Bewertung das EBITDA, das pro Aktie 135 CHF entspricht. Hieraus lässt sich ein sehr tiefes Kurs-EBITDA-Verhältnis von unter 3 ermitteln. Deutlich weniger günstig erscheint das Verhältnis des Unternehmenswerts zum EBITDA (EV/EBITDA) von über 9 für 2016. Insgesamt bietet die Aktie auf dem aktuellen Niveau wenig Potenzial. Diejenigen Anteilseigner, die an der GV teilnehmen, erhalten einen Bon für einen Tageseintritt ins Thermalbad im Wert von 31 CHF und einen Verzehrbon im Wert von 20 CHF, was eine zusätzliche attraktive Ausschüttung darstellt.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.


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