Die Flughafen Bern AG sah sich im Geschäftsjahr 2016 mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. An erster Stelle zu nennen ist hier die Sanierung der Piste, deren erste Etappe im Herbst 2016 erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Diese wurde mithilfe einer im Jahr 2015 durchgeführten Kapitalerhöhung finanziert. Die Gesellschaft bezeichnet denn auch im aktuellen Geschäftsbericht die finanzielle Situation als „unbefriedigend“. Der aus dem Betrieb erzielte Cashflow reicht nicht aus, um die Modernisierung des essentiellen Bestandteils des Betriebs zu finanzieren. Als Grund benannt werden die zu geringen Erträge aus dem Flugverkehr. So fiel die Anzahl der Fluggäste im 2016 von 190’000 im Vorjahr auf 183’000. Massgeblich für das Minus verantwortlich ist die Ausdünnung des Angebots der Fluggesellschaften.
Zudem sieht sich der Flughafenbetreiber mit einer weiteren Schwierigkeit konfrontiert: Die Finanzierung der Flugsicherung für Regionalflughäfen wird neu geordnet, was zu einem erheblichen Kostenplus führt. Für das laufende Jahr 2017 konnte in letzter Minute eine Übergangslösung gefunden werden. Eine definitive Lösung, welche den Bedürfnissen der Regionalflughäfen wie Bern Rechnung trägt, wird aktuell noch gesucht.
Businessflüge kompensieren Rückgänge im traditionellen Fluggeschäft
Im Berichtsjahr verzeichnete der Flughafen einen Rückgang der Flugbewegungen im Linien- und Charterbereich um 4% bei einem um 3% geringeren Sitzangebot. Diesem Rückgang gegenüber steht die positive Entwicklung im gewerblichen Verkehr mit einem Plus der Bewegungen von 11%, während die Anzahl der Passagiere sogar um 17.3% anwuchs. So konnten die Einnahmen aus dem Flugplatzbetrieb um 5.3% auf 12.4 Mio. CHF gesteigert werden. Die nasse Witterung im ersten Halbjahr 2016 liess die Verkäufe von Enteisungsmitteln markant ansteigen. Hieraus resultierte ein Plus des Handelsertrags von 37% auf 0.3 Mio. CHF. Ebenfalls deutlich höher fielen die sonstigen Erträge mit 0.4 Mio. CHF nach 0.3 Mio. CHF im Vorjahr aus. Gesamthaft legten die Umsätze um 6.3% auf 13.1 Mio. CHF zu.
EBITDA steigt leicht auf 1.3 Mio. CHF an
Auf der Kostenseite verbuchte das Unternehmen einen Anstieg der Personalkosten um 3.9% auf 8 Mio. CHF. Deutlich höher waren auch die Aufwendungen für Material und Dienstleistungen mit 1.9 Mio. CHF nach 1.6 Mio. CHF im Vorjahr. Ebenfalls einen leichten Anstieg um 0.1 Mio. CHF auf 1.9 Mio. CHF verbuchte die Gesellschaft bei den übrigen Betriebskosten. Hieraus resultiert ein Anstieg des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 3.7% auf 1.3 Mio. CHF. Die ordentlichen Sachabschreibungen betrugen 0.7 Mio. CHF nach 0.8 Mio. CHF im Vorjahr. So resultierte ein Plus des EBIT von 36.8% auf 0.5 Mio. CHF.
In diesen Werten nicht enthalten sind die in der Rechnung gesondert ausgewiesenen Erträge aus den Liegenschaften in Höhe von 1.4 Mio. CHF nach 1.3 Mio. CHF im Vorjahr. Diesen Einnahmen standen im Berichtsjahr Kosten in Vorjahreshöhe von 0.7 Mio. CHF gegenüber. Auf den Liegenschaften führt die Gesellschaft hohe Abschreibungen durch, welche die Jahresrechnung 2016 mit 1.2 Mio. CHF nach 0.9 Mio. CHF im Vorjahr belasteten. Unter Einbezug der Liegenschaftsrechnung lässt sich ein EBITDA von 1.9 Mio. CHF nach 1.8 Mio. CHF im Vorjahr ermitteln. Die Werte für das EBIT lagen jeweils knapp im positiven Bereich. Ein positives Finanzergebnis von 0.1 Mio. CHF erlaubte einen Gewinnausweis. Dieser war im Vorjahr vor allem wegen eines positiven Steuerertrags, der im 2016 nicht mehr anfiel, mit 150’000 CHF deutlich höher als im Berichtsjahr, wo noch 100’000 CHF Gewinn ausgewiesen wurden.
Gutscheine statt Dividende
Die Aktionäre erhalten weiterhin keine Dividende. Statt einer Barausschüttung haben die Aktionäre allerdings Gutscheine für die Nutzung von Dienstleistungen in der Lounge, im Parking oder bei der Buchung über Flyaway Travel erhalten, die nach Aktienbesitz gestaffelt sind und einen Wert von 25 CHF bis 1000 CHF haben. Die Gesellschaft betont, dass dies eine einmalige Massnahme gewesen sei.
Abschluss der Pistensanierung im 2017
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Sanierung der ersten Etappe der Piste im 2016 folgte im laufenden Jahr die Erneuerung des Belags. Diese wurde aus Kostengründen an einem Stück durchgeführt und ist zwischenzeitlich beendet. Auch nach dem Abschluss dieser wichtigen Arbeiten bleibt das laufende Jahr mit zahlreichen Herausforderungen gespickt. So erfüllt etwa die aktuelle Infrastruktur die von den Businesskunden erwarteten Anforderungen an die Privatsphäre nur teilweise.
Die Geschäftszahlen der Flughafen Bern AG liefern keinen Grund zur Freude. Zwar konnte das Unternehmen einen kleinen Gewinn ausweisen, der allerdings den Vorjahreswert unterschreitet. Es kann allerdings keinesfalls ausgeschlossen werden, dass die Gesellschaft höhere Abschreibungen als betrieblich notwendig zulasten der Jahresrechnung verbucht. Doch selbst wenn dies der Fall ist, sind die erwirtschafteten Erträge und die daraus resultierenden Cashflows zu tief, um den Betrieb langfristig aus eigener Kraft finanzieren zu können. Derzeit nicht abschätzbar ist zudem, wie hoch künftig die vom Flughafenbetreiber zu tragenden Kosten der Flugsicherheit ausfallen werden. Diese dürften jedoch auch nicht zu einer nachhaltig besseren Entwicklung des Geschäftsergebnisses beitragen.
Positiv zu bewerten sind hingegen die Bilanzkennzahlen mit einer Eigenmittelquote von hohen 73% der Bilanzsumme per 31. Dezember 2016. Allerdings stehen in den nächsten Jahren noch Investitionen in den Ausbau des Betriebs an, die sich negativ auf die Bilanz auswirken könnten.
Die Aktien des Flughafens Bern werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 70 CHF weisen die Titel einen Abschlag von rund 35% zum Buchwert per Jahresende 2016 auf. Diese Kennzahl ist denn auch der einzige Wert, der ein Indiz für eine mögliche Unterbewertung der Aktie darstellt. Mangels Ausschüttungen entfällt die Ermittlung einer Rendite. Auch die klassischen Kennzahlen wie das KGV mit 93 und das Verhältnis des Unternehmenswerts zum EBITDA (EV/EBITDA) mit knapp 9 sind nicht sehr günstig. Die Aktien eignen sich daher vor allem für Anleger mit einem engen Bezug zum Flughafen und zur Region zur Anlage.