Die SB Saanen Bank AG konnte im ersten Semester 2017 von den „guten Marktbedingungen“ profitieren, wie sie in einem Communiqué zum Semesterabschluss mitteilt. Sie sei „sehr gut“ ins Jahr 2017 gestartet. Diese Darstellung kontrastiert die allgemeine Situation der Regionalbanken, die nahezu ausnahmslos mit einem schwierigen Marktumfeld kämpfen. Bei der Saanen Bank hielt im ersten Semester 2017 die Kreditnachfrage weiter an, was zu einem Plus der Ausleihungen um 2% auf 1.06 Mrd. CHF führte. Deutlich stärker wuchsen die Kundengelder mit plus 7.2% auf 1.08 Mrd. CHF an. Der hieraus resultierende Deckungsgrad der Ausleihungen durch eigene Kundengelder von 102.5% versetzt die Regionalbank in die komfortable Lage, sämtliche Ausleihungen aus den eigenen Kundengeldern zu refinanzieren.
Bei der Saanen Bank spielt allerdings im Gegensatz zu den meisten Regionalbanken das Vermögensverwaltungsgeschäft eine wichtige Rolle. Das Institut verbuchte denn auch im Berichtssemester bei den Vermögensverwaltungsmandaten ein hohes Plus von 12.7%. Auch die Kundenwertschriften legten mit einem Plus von 7.9% deutlich zu. In den verschiedenen Strategien der Vermögensverwaltung konnten überdurchschnittliche Renditen erzielt werden. In der Summe führten diese Faktoren zu einem positiven Beitrag an das Semesterergebnis.
Zinserfolg steigt überproportional
Die Saanen Bank steigerte im ersten Semester den Nettozinserfolg im Vergleich gegenüber dem Vorjahr um 5.8% auf 7.3 Mio. CHF. Damit fällt das Plus deutlich höher aus als der Anstieg der Ausleihungen um 2% seit Jahresende 2016. Noch stärker überproportional fällt der Anstieg bei einem Vergleich des Ausleihungsvolumens mit dem ersten Semester 2016 aus. Hier betrug das Mehrvolumen lediglich 1.8%. In der Erfolgsrechnung schlug sich die Ausweitung des Vermögensverwaltungsgeschäfts in einem Anstieg der Kommissions- und Dienstleistungserträge um 8.6% auf 1.2 Mio. CHF positiv nieder. Markant zulegen konnte mit plus 21.4% auf 0.6 Mio. CHF auch das Handelsgeschäft. Insgesamt erhöhten sich die Geschäftseinnahmen um 8.1% auf 9.3 Mio. CHF. Die Kosten stiegen mit plus 2.3% auf 4.8 Mio. CHF nur moderat an. Die Saanen Bank nutzte das gute Resultat für zusätzliche freiwillige Abschreibungen und Rückstellungen in Höhe von zusammen 0.5 Mio. CHF. So resultierte ein um 6.1% auf 3.8 Mio. CHF gesteigerter Geschäftserfolg. Weiterhin wurden die Reserven für allgemeine Bankrisiken um 2.15 Mio. CHF geäufnet, so dass ein Reingewinn von 1.2 Mio. CHF resultierte, was einem Plus von 3.6% gegenüber 2016 entspricht.
Weiterführung der positiven Entwicklung erwartet
Für das zweite Semester rechnet die Bank mit einer Fortführung der guten Rahmenbedingungen. So sollen sowohl im Bilanzgeschäft als auch bei den Kommissionen weitere Zuwächse erzielt werden. Insgesamt wird für das Gesamtjahr mit einem über dem Vorjahr liegenden Geschäftserfolg gerechnet. Dieser wird es erlauben, das Eigenkapital massgeblich zu erhöhen und die Substanz des Unternehmens weiter zu stärken.
Die Geschäftszahlen der Saanen Bank für das erste Semester 2017 fallen sehr erfreulich aus. In allen Sparten konnte das Finanzinstitut wachsen. Als besonders erfreulich angesehen werden kann der gegenüber dem Plus der Ausleihungen stark überproportionale Anstieg des Nettozinserfolgs. Dies deutet zumindest auf ein sich abzeichnendes Ende des Rückgangs der Zinsmarge hin. Ob sich diese positive Entwicklung für das Gesamtjahr wiederholen lässt, ist offen. Auch wenn sich allmählich eine leichte Entspannung auf der Zinsseite abzeichnet, wie etwa die jüngst wieder in den positiven Bereich gedrehte Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen zeigt, ist es deutlich zu früh, von einer Zinswende zu sprechen. Auch eine Rückkehr zu den hohen Zinsmargen von früher ist keinesfalls zu erwarten. Die Saanen Bank profitiert indessen zusätzlich von der positiven Entwicklung der Finanzmärkte. Solange sich die Börsen weiterhin so gut entwickeln, sorgt dies für weitere Einnahmen, macht die Bank aber auch stärker abhängig von der Finanzmarktentwicklung. Dank einer soliden Bilanz ist die Bank gut gerüstet, um auch eine allfällige Schwächephase problemlos zu überstehen.
Die Aktien der Saanen Bank werden jetzt nur noch auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 2’750 CHF weisen die Aktien eine im Branchenvergleich tiefe Dividendenrendite von 0.8% auf. Deutlich attraktiver für die Anleger gestaltet sich das Kurs/Substanzwert-Verhältnis, das allerdings nur per 31.12.2016 ermittelt werden kann. Auf der Basis der anrechenbaren Eigenmittel lässt sich ein innerer Wert pro Aktie von gut 4’000 CHF ermitteln. Auch gegenüber dem Buchwert von knapp 3’600 CHF (per 31.12.2016) weisen die Titel einen Discount von knapp 25% aus. Unter der Annahme einer Steigerung des Geschäftserfolgs für das Gesamtjahr 2017 um 5% lässt sich ein KGV (Basis Geschäftserfolg) von 10 für 2017 ermitteln, was keinesfalls als überteuert angesehen werden kann.