Die IB Aarau AG litt im ersten Semester 2017 unter teureren Stromeinkaufspreisen. Wie das Unternehmen in einer Medienmitteilung schreibt, war die Produktionsmenge des eigenen Wasserkraftwerks an der Aare mit einem Wert von 44.7 GWh (Gigawattstunden) um über 20% tiefer als im Vorjahr. Um die Kunden mit Strom versorgen zu können, musste die IB Aarau daher den Strom in den kalten Wintermonaten zu hohen Preisen beschaffen. Der kalte Winter liess den Energieverkauf denn auch um 3.5% auf 236.9 GWh anwachsen. Ein leichtes Plus von 0.5% auf 267.4 GWh verzeichnete der durch die Netze der Gesellschaft transportierte Strom. Keine Angaben macht das Unternehmen zum Absatz in Franken. Benannt werden lediglich das operative Ergebnis, welches mit 5.9 Mio. CHF den Vorjahreswert von 9.7 Mio. CHF deutlich verfehlte. Positiv auf das Ergebnis wirkte sich die „erfreuliche Performance der Finanzanlagen“ aus, woraus ein positives Finanzergebnis resultierte. So lag der Reingewinn auf der Höhe des Betriebsgewinns von 5.9 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einem moderaten Minus von 7.8% entspricht.
Wärme-Kälte-Geschäft mit Wachstumsschub
Die IB Aarau konnte dank der Übernahme der Energiezentrale des Kantonsspitals Aarau ein deutliches Umsatzplus im Bereich Fernwärme/Fernkälte verbuchen. Weiterhin positiv entwickelten sich auch die bestehenden Anlagen „Kasino“ und „Torfeld“. Mehrere neue Liegenschaften wurden angeschlossen, was zu einem deutlichen Verkaufsplus in den letzten Monaten führte. Der Gesamtabsatz habe die Erwartungen übertroffen, teilte die Gesellschaft weiter mit. Wenig verändert waren hingegen sowohl der Gasabsatz mit 256.2 GWh als auch die Netznutzung mit 273.9 GWh. In diesem Bereich konnte das Unternehmen von den leicht tieferen Beschaffungskosten profitieren. Diese erlaubten es, ein erfreuliches Ergebnis zu erzielen. Ebenfalls ein positives Ergebnis konnte im Elektroinstallationsgeschäft erwirtschaftet werden. Dieses legte im zweiten Quartal deutlich zu.
Investitionen von 40 Mio. CHF
Im ersten Semester investierte die IBAarau 40 Mio. CHF in den Ausbau der Geschäftsaktvitäten. Aktuell laufen mehrere Grossprojekte, zu denen das Unternehmen den Neubau des kombinierten Werkhofs und Bürogebäudes, des Grönhard-Wasserreservoirs sowie den weiteren Ausbau des Wärme- und Kältenetzes in der Stadt Aarau zählt. Diese Massnahmen haben ebenso wie die bevorstehende Erneuerung des eigenen Aare-Wasserkraftwerks das Finanzergebnis beeinflusst. Über den Erwerb der Prättigauer Staustufen durch die Repartner Produktions AG, an welcher die IB Aarau eine Minderheitsbeteiligung besitzt, konnte der langfristige Bezug von Schweizer Wasserkraft erweitert und gesichert werden. Die Repartner Produktion ist eine seit 2012 operativ tätige Produktionsbeteiligungsgesellschaft. Ihr Firmenzweck besteht darin, in geografisch und technologisch diversifizierte Produktionskapazitäten zu investieren. Wie der Darstellung auf der Homepage der Repower, welche eine Mehrheitsbeteiligung von 51% an der Produktionsgesellschaft enthält, entnommen werden kann, erhalten die Miteigentümer der Produktionsgesellschaft Bezugsrechte aus den Erzeugungsanlagen, in die sie investieren, wobei sie in der Verwertung der Bezugsrechte frei sind.
Ergebnis leicht unter Vorjahr erwartet
Die IB Aarau sieht sich dank des breiten Produktangebots, das von zahlreichen Dienstleistungen flankiert wird, sehr gut aufgestellt. So könne sich die Gesellschaft auch weiterhin positiv entwickeln. Für das laufende Jahr wird dennoch ein unter dem Vorjahreswert liegendes operatives Ergebnis erwartet. 2016 lag das EBIT bei 16.9 Mio. CHF. Die tiefere Stromproduktion und die daraus resultierende teure Strombeschaffung lasten auf dem Ergebnis. Dank einer aktuell guten Auftragslage wird im Elektroinstallationsgeschäft ein positives Jahresergebnis erwartet.
Die rudimentären Darstellungen zur Gesellschaft über den Semesterabschluss lassen keine detaillierte Bewertung des Ergebnisses zu. Dennoch kann als zumindest auffällig angesehen werden, dass die Gesellschaft von hohen Beschaffungspreisen für Strom berichtet. Zumindest auf der Verkaufsseite zeichnet sich aktuell auch für 2018 keine Erhöhung der Preise ab. Die Aktien der IBAarau AG werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 1’000 CHF weisen die Aktien einen Abschlag von 15% auf den ausgewiesenen Buchwert per Jahresende 2016 aus. Der Buchwert dürfte indessen den Substanzwert nicht unerheblich unterschreiten, wie dies etwa die Reserven in der Beteiligung der Alpiq veranschaulichen. Als auch im aktuellen Tiefzinsumfeld eher niedrig angesehen werden muss hingegen die Ausschüttungsrendite von 2%. Auch wenn der Gewinn voraussichtlich unter dem Vorjahreswert liegen dürfte, erscheint eine Kürzung der Ausschüttung wenig wahrscheinlich. Allerdings muss die IBAarau in den nächsten Jahren grosse Investitionen tätigen – so beträgt etwa das Volumen für die Erneuerung des Wasserkraftwerks 110 Mio. CHF – die sich negativ auf die Finanzanlagen und allenfalls auch die Bilanzkennzahlen auswirken könnten.