Sunstar Holding: 2016/17 wieder zurück in der Gewinnzone – Talsohle bei den Übernachtungen durchschritten

Gewinn dank Grundstücksverkauf. Weiterhin keine Bardividende.

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Wird das Hotel in Flims bald verkauft?
Das zur Sunstar-Gruppe gehörende Hotel in Flims. Quelle: Sunstar Holding AG

Die Sunstar Hotelgruppe konnte im Geschäftsjahr 2016/17 (Ende: 30. April 2017) erstmals nach vier Verlustjahren in Folge wieder einen Jahresgewinn ausweisen. Möglich wurde dies durch den Verkauf des zum Ende der Wintersaison 2016/17 geschlossenen 3-Sterne-Hauses in Davos an ein lokales Immobilienunternehmen. Statt wie ursprünglich geplant das Projekt selbst zu realisieren, hat die Hotelgruppe aus Kompetenz- und Ressourcengründen das Objekt verkauft. So wird der Käufer die geplanten Erstwohnungen, die auf dem Areal des ehemaligen Hotels entstehen, plangemäss erstellen. Der Abbruch des Hotelgebäudes ist bereits erfolgt. Aus der Transaktion erzielte Sunstar einen Devestitionsgewinn von 2.9 Mio. CHF. Diesem Gewinn steht allerdings eine Wertberichtigung aus einer Darlehensforderung in Höhe von 1.4 Mio. CHF gegenüber. Diese Forderung stammte aus dem Verkauf der Sunstar Hotels in Villars im Jahr 2003. Der Käufer sollte den Preis in jährlichen Raten abzahlen. Nach einem jahrelangen Betreibungsverfahren erfolgte im März 2017 die Zwangsverwertung durch das Konkursamt. Da hierbei der Verkehrswert der Grundpfandsicherheit nicht realisiert werden konnte, musste das Darlehen um den Betrag von 1.4 Mio. CHF wertberichtigt werden.

Anpassung der Strategie

Sunstar entwickelte im Berichtsjahr eine neue Unternehmensstrategie, die ab dem Sommer 2018 umgesetzt werden soll. Dabei steht die individuelle Positionierung jedes einzelnen Hauses an erster Stelle. Wie dem Geschäftsbericht weiter entnommen werden kann, wird in diejenigen Betriebe investiert, bei welchen eine klare Zukunft für das Hotel und die Destination gesehen wird. Sofern für einen Betrieb keine rentable Zukunft ersichtlich ist, sind auch alternative Lösungen, die ebenfalls einen Verkauf beinhalten, denkbar. Ein klares Bekenntnis gibt Sunstar auch zu neuen Projekten ab, wie beispielsweise dem seit längerem auf Eis liegenden Umbau in Pontresina. Dies jeweils unter der Voraussetzung einer zumindest auf Mittelfrist zu erwartenden akzeptablen Rendite. Gesamthaft steht die Erreichung einer angemessenen Rendite im Vordergrund, die es erlaubt, die Investitionen aus eigener Kraft zu finanzieren und zusätzlich eine Bardividende auszuschütten.

Talsohle bei den Übernachtungen durchschritten

Im Berichtsjahr konnten die Übernachtungszahlen im Vorjahresvergleich um 2.5% auf 280‘500 gesteigert werden. Das Unternehmen schreibt im jüngsten Geschäftsbericht, dass der Nachfragerückgang in der Schweizer Ferienhotellerie, der seit Januar 2009 besteht, gestoppt sein dürfte. Besonders erfreulich entwickelte sich die für das Unternehmen wichtige Wintersaison 2016/17 mit einem Plus von 4.1%. Hier konnten mit Ausnahme der Häuser in Zermatt und Lenzerheide alle Betriebe Zuwächse verzeichnen. Im Sommer 2016 verbuchten die beiden Betriebe im Berner Oberland eine weiterhin hohe Nachfrage von Besuchern aus den Golfstaaten und dem Fernen Osten, auch wenn die Rekordwerte aus 2015 nicht mehr erreicht wurden.

Schwierige Situation weiterhin in Graubünden

Weiterhin unter dem Ausbleiben der Gäste aus den Euroländern litten hingegen die Betriebe in Graubünden. Deutlich wird dies auch bei der Entwicklung der Gäste aus dem für Sunstar nach dem Heimmarkt Schweiz zweitwichtigsten Markt Deutschland. Dieser verzeichnete ein weiteres Besucherminus von 1.4%, was zu einem rekordtiefen Anteil der deutschen Gäste von 9.8% im Berichtsjahr führte. Nur unterproportional legten die Besucherzahlen der inländischen Gäste mit 0.6% zu, was zu einem Rückgang des Schweizer Gästeanteils von 54.5% auf weiterhin überdurchschnittlich hohe 53.5% führte. Im Aufwind befanden sich die Gästezahlen aus den Golfstaaten, die um 71% zulegten. Ebenfalls deutlich höher fielen die Frequenzen aus dem Fernen Osten mit plus 49% aus. Profitieren konnten von diesen Gästen vor allem die Betriebe in Grindelwald und Wengen.

Deutlich höherer Betriebsgewinn von 7.7 Mio. CHF

Im abgelaufenen Geschäftsjahr steigerte Sunstar die Einnahmen um 2.1% respektive 1 Mio. CHF auf 48.3 Mio. CHF. Das Beherbergungsgeschäft lieferte mit 24.1 Mio. CHF nach 23.5 Mio. CHF im Vorjahr fast 50% der Einnahmen und legte gleichzeitig am stärksten zu. Deutlich weniger stark legte das Restaurationsgeschäft mit plus 1.2% auf 17.8 Mio. CHF zu. Auf der Kostenseite erhöhte sich der gesamte Personalaufwand, der auch weiterhin die wichtigste Ausgabenposition darstellt, um 0.9% auf 21.1 Mio. CHF. Überproportional stärker als die Einnahmen stieg mit plus 3.4% auf 5.8 Mio. CHF der Warenaufwand an. Die gesamten betrieblichen Ausgaben inklusive Marketing und Verwaltung erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr um 1.7% auf 13.8 Mio. CHF. Hieraus resultierte ein Plus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 5.5% auf 7.7 Mio. CHF. Trotz der leicht höheren Sachabschreibungen von gut 6.6 Mio. CHF legte das EBIT markant um 45.3% auf 1.1 Mio. CHF zu. Die Finanzaufwendungen stiegen um 0.3 Mio. CHF auf 1.2 Mio. CHF an. Positiv auf das Ergebnis wirkte sich der ausserordentliche Erfolg von 1.4 Mio. CHF aus, so dass unter dem Strich ein Reingewinn von 1.2 Mio. CHF nach einem Vorjahresverlust von 0.5 Mio. CHF resultierte. Die Aktionäre erhalten indessen auch für das abgeschlossene Geschäftsjahr keine Dividende.

Positiver Sommer 2017 lässt schwarze Zahlen erwarten

Die aktuell laufende Sommersaison 2017 entwickelt sich wiederum erfreulich. So konnten die Häuser im Berner Oberland neue Rekordwerte bei den Übernachtungen verbuchen. Nach wie vor auf tiefem Niveau verbleiben hingegen die Graubündner Betriebe. Derzeit liegt der Buchungsstand um 4.7% über den Vorjahreswerten. Der Rest der Saison dürfte sich mindestens in Vorjahreshöhe bewegen. Weitaus wichtiger ist indessen die kommende Wintersaison. Hier liegt aktuell der Buchungsstand um 1.9% höher als im Vorjahr. Entscheidend werden die Witterungs- und Schneeverhältnisse zum Saisonauftakt sein. Es ist daher schwierig, eine Prognose für das Gesamtjahr abzugeben. Indessen wird die Erreichung der Gewinnschwelle aus aktueller Sicht als „nicht unwahrscheinlich“ angesehen.

Sunstar konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr die betrieblichen Kennzahlen klar steigern. Hierbei hat dem Unternehmen nicht nur der Mehrumsatz geholfen, sondern auch die günstige Kostenstruktur und die weitere Optimierung der betrieblichen Abläufe. Deutlich wird dies beim klar überdurchschnittlichen Anstieg des Betriebsgewinns auf Gruppenebene. Bei einem Blick auf die Kennzahlen der einzelnen Betriebe fällt auf, dass das Haus in Wengen trotz des starken Gästezuspruchs aus dem Fernen Osten im Sommer einen Verlust für das Gesamtjahr verzeichnete. Auch die beiden Häuser in Klosters und Saas-Fee verharrten in der Verlustzone. Diese Betriebe dürften von der neuen Positionierung, die aktuell noch nicht bekannt ist, betroffen sein. Weiterhin sehr schwache Zahlen lieferte das Haus in Flims, das selbst auf der Stufe Bruttobetriebsgewinn als einziges Hotel der Gruppe einen Verlust auswies. Im Berichtsjahr wurden erneut keine namhaften Investitionen vorgenommen, und auch für das laufende Geschäftsjahr stehen gemäss Geschäftsbericht keine grösseren Ausgaben an. Ein Verkauf des Hauses erscheint als zumindest nicht vollkommen abwegig, zumal hier auch grössere Investitionen in den nächsten Jahren anstehen dürften.

Sunstar verfügt im Gegensatz zu den meisten Hotelbetrieben über eine solide Bilanz. Diese erlaubt es, auch eine längere Durststrecke ohne grössere Blessuren zu überstehen respektive grössere Investitionen in einzelne Häuser zu finanzieren. Zu nennen wären hier etwa der Umbau in Pontresina oder allenfalls eine grosse Renovation in Flims, gepaart mit einer Neuausrichtung des Betriebs. Für den sehr unwahrscheinlichen Fall, dass die Eigenmittel durch Verluste aufgezehrt werden, verfügt Sunstar mit Peter Grogg, Gründer und Mehrheitsaktionär des an der Schweizer Börse SIX kotierten Chemieuntenehmens Bachem, noch über einen finanzstarken Investor, der Geld einschiessen kann und dies im Notfall auch tun dürfte.

Die Aktien der Hotelgruppe werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 830 CHF notieren die Titel mit einem Discount von rund 25% auf den Buchwert per Ende des Geschäftsjahres 2016/17. Nochmals höher liegen dürfte wiederum der Substanzwert der Titel, wie der Devestitionsgewinn aus dem Verkauf des Betriebs in Davos vor Augen führt. Dieser Wert ist für den aussenstehenden Aktionär indessen nur von theoretischer Natur und kaum je zu realisieren. Es erscheint allerdings zumindest wahrscheinlich, dass in den kommenden Jahren wiederum eine Bardividende an die Anteilseigner ausgeschüttet werden wird. Eine derartige Ankündigung könnte den Aktien Schub verleihen. Bis zu diesem Zeitpunkt können die Anteilseigner weiterhin von der Naturaldividende in der Form von Aktionärsbons in der Höhe von 40 CHF pro Aktie profitieren. Diese können zur Bezahlung von Übernachtungen bis zu 50% respektive für Aktionäre, die eine Treuekarte besitzen, bis zu 60% auf den Listenpreis von Übernachtungen mit Frühstück ausserhalb der Hauptsaison im Winter und des Jahreswechsels verwendet werden. Für diejenigen Anleger, welche die Vergünstigungen nutzen können, bieten die Titel eine attraktive Rendite, die alleine auf der Basis der Bons bei stattlichen 4.8% liegt. Oftmals bietet Sunstar den Aktionären noch weitere Sonderkonditionen in buchungsschwachen Tagen an. Für Investoren, welche diese Angebote nutzen können, eignen sich die Titel zur Depotbeimischung.

Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär des Unternehmens.

Hinweis in eigener Sache: Am 31. Oktober 2017 findet ab 13.30 Uhr zum 3. Mal der Branchentalk Tourismus von schweizeraktien.net statt. Weitere Infos und Anmeldungen unter Branchentalk Tourismus 2017.

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