Die Lenzerheide Bergbahnen AG (LBB) war bereits im Vorjahr in die roten Zahlen gerutscht. Statt einer erhofften Verbesserung des Ergebnisses erhöhte sich der Verlust im Geschäftsjahr 2016/17 auf 2.2 Mio. CHF nach einem Verlust von 0.6 Mio. CHF im Vorjahr. Die Gesellschaft spielte in den Vorjahren in der Top-Liga der Schweizerischen Bergbahnen mit ansehnlichen Kennzahlen. Auch erhielten die Aktionäre stets Ausschüttungen. Im aktuellen Geschäftsbericht teilt die Unternehmung ihren Anteilseignern aber mit, dass sie „kein profitorientiertes Unternehmen im eigentlichen Sinne sei“. An oberster Stelle stehe die Ausrichtung auf die Selbsterhaltung, so die Gesellschaft. Dies bedeutet, dass erwirtschaftete Gewinne nicht ausgeschüttet, sondern investiert werden. Dank der Investitionen gehört Arosa Lenzerheide eigenen Darstellungen zufolge mittlerweile zu den Top-Destinationen. Die Gesellschaft hat denn auch in den letzten zehn Jahren insgesamt 140 Mio. CHF in neue Bahnanlagen, die Beschneiung und Restaurants investiert.
Schwierige Jahre brachten Schieflage
Die letzten schwierigen Jahre hätten die Gesellschaft in eine Schieflage gebracht, lässt sich VRP-Präsident Christoph Suenderhauf im Geschäftsbericht zitieren. Es sei nicht auszuschliessen, dass das Umfeld weiterhin schwierig bleibe, was wiederum zu einer nochmaligen Ausweitung der Schere zwischen den Einnahmen und den Kosten führen würde. Auf Dauer könne sich kein Unternehmen eine solche Situation leisten. Um die Aufgabe als „wichtigster Leistungsträger“ in der Region erfüllen zu können, müsse über eine Verschiebung der Lastenverteilung nachgedacht werden. Subventionen will die LBB nicht, hingegen eine Befreiung von betriebsfremden Erträgen und eine „angemessene Abgeltung“ gemeinnützlicher Leistungen erhalten. Da auf der Kostenseite laut Suenderhauf nur wenig Potenzial für Senkungen besteht, ohne Leistungen abzubauen, komme eine Reduktion der Baurechtszinsen oder eine Entlastung bei den Abgaben in Betracht.
Ausbau der Zusammenarbeit mit Arosa
Die Partnergesellschaft Arosa Bergbahnen AG, mit der die LBB über eine Skigebietsverbindung verbunden ist, befindet sich in einer ebenfalls ungemütlichen Lage, wie wir vor einigen Wochen hier berichteten. Für zwei Jahre fortgeführt wird der als „Zauberformel“ bezeichnete Verteilschlüssel der Einnahmen der beiden Bahnen, wonach die LBB 60% und die Arosa Bergbahnen 40% erhalten. Zudem werden die für Snowboarder geschaffenen Snowparks an beiden Orten von einer gemeinsamen Crew gestaltet. Seit dem 1. November 2016 sind zudem die Bereiche Kasse und Verkauf der zwei Bahnen zusammengelegt worden. Dieser „Meilenstein“ in der Geschichte der beiden Unternehmen erlaubt es, das Wissen der Partner zu teilen. Weitere Schritte sollen folgen. So seien die zwei Firmen weiterhin gefordert, Abläufe zu harmonisieren, Budgets zusammenzulegen und den Verkauf aktiv zu fördern.
Sommergeschäft zieht etwas an
Im Berichtsjahr musste die LBB einen leichten Rückgang der Verkehrseinnahmen um 1.7% auf 22.4 Mio. CHF verbuchen. Erneut schwächer fiel das weitaus wichtigere Wintergeschäft mit einem Rückgang um 1.7% auf 20.8 Mio. CHF aus, während im Sommer ein Plus von 2.4% erzielt werden konnte. Die Anpassung der Pachtzinsen der Gastronomiebetriebe von fixen Zahlungen hin zu umsatzabhängigen Beträgen liess die Pachteinnahmen um 20.8% auf 1 Mio. CHF sinken. Positiv entwickelten sich indessen die Nebenerträge mit einem Plus von 23.6% auf 2.4 Mio. CHF. Der weitere Ausbau des Bikeparks, die bessere Auslastung der Personalunterkünfte, höhere Erträge aus der Parkplatzbewirtschaftung sowie ein Treuebonus der Firma Heineken Switzerland AG waren für das Plus verantwortlich. Dennoch gingen die Gesamteinkünfte gegenüber dem Vorjahr um 1.2% auf 26.5 Mio. CHF zurück.
Hohe Kosten belasten
Auf der Kostenseite belasteten insbesondere die hohen Aufwendungen für die künstliche Beschneiung. So sind die Personalkosten um 4% auf 8.2 Mio. CHF angestiegen. Die Sachaufwendungen gingen hingegen um 1.1% auf 10.5 Mio. CHF zurück. Im Ergebnis führte dies zu einem Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) von 7.7 Mio. CHF nach 8.2 Mio. CHF im Vorjahr. Trotz der um 0.2 Mio. CHF auf 8.7 Mio. CHF gesunkenen Sachabschreibungen resultierte ein negatives EBIT von 1 Mio. CHF. Im Vorjahr lag dieses noch bei minus 0.7 Mio. CHF. Nach nur marginal höheren Finanzaufwendungen von 1 Mio. CHF verblieb unter dem Strich ein Verlust von 2.2 Mio. CHF (Vorjahr: minus 0.6 Mio. CHF). Im Geschäftsjahr 2015/16 konnte die LBB einen ausserordentlichen Nettoerfolg von 1.4 Mio. CHF aus Liegenschaftsverkäufen verbuchen, während im Berichtsjahr lediglich ein ausserordentlicher Erfolg aus dem Verkauf von Pistenfahrzeugen in Höhe von 0.1 Mio. CHF anfiel. Bereinigt um die ausserordentlichen Faktoren erhöhte sich der Verlust von 1.9 Mio. CHF im Vorjahr auf 2.3 Mio. CHF im Berichtsjahr. Die Aktionäre erhalten auch weiterhin keine Dividende.
Neue Mottahütte auf Wintersaison 2017/18
Auf die kommende Wintersaison 2017/18 wird die neue Mottahütte, die in den Sommermonaten 2017 für 7.6 Mio. CHF gebaut wird, eröffnet. Zusätzlich muss im laufenden Sommer für die Sesselbahn Lavoz die Betriebskonzession erneuert werden. Nach jeweils 20 Jahren läuft die Bewilligung aus. Neben den Kosten für die Auflagen für die Konzessionserneuerung wird auch die Sicherheits- und Antriebssteuerung für rund 1 Mio. CHF erneuert. Weitere grössere Investitionsprojekte stehen bis auf Weiteres nicht auf der Agenda der LBB. Dies dürfte auch auf den „spürbaren Druck“ der Partnerbanken, den die LBB verzeichnet, zurückzuführen sein.
Die Geschäftszahlen der LBB fallen schwach aus. Auch wenn der fehlende Naturschnee die Aufwendungen für die Präparation der Pisten stark wachsen lässt, erscheinen die Gesamtkosten als zu hoch. Der Ruf nach weniger Abgaben und tieferen Baurechtszinsen macht nur wenig Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Allenfalls könnten aus der Intensivierung der Zusammenarbeit mit Arosa deutliche Kosteneinsparungen, die sich positiv auf die Erfolgsrechnung auswirken, erzielt werden. Eine Fusion der beiden Firmen wäre sicherlich nicht falsch, auch wenn die Arosa Bergbahnen keinesfalls auf Rosen gebettet sind. Die LBB sieht den Aussagen des Geschäftsberichts zufolge denn auch kein deutliches Kostensenkungspotenzial, das zu einer Entspannung der Lage führen könnte. Dies im Gegensatz zu anderen Bergbahngesellschaften, die im letzten Jahr mit deutlichen Kostensenkungen auf die tieferen Einnahmen reagierten. Zudem sieht sich die LBB auch als nicht gewinnorientiert an. All diese Faktoren deuten darauf hin, dass die Aktien der LBB sich nicht (mehr) für ein Investment eignen. Noch vor wenigen Jahren gehörte die Firma zu den wenigen Bergbahnen, die ihre Anteilseigner mit Dividendenzahlungen erfreuten.
Die Aktien der Lenzerheide Bergbahnen werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 19 CHF werden die Titel etwas tiefer als das Niveau des Buchwerts per 30. April 2017 von gut 20 CHF bewertet. Die Aussagen der LBB deuten klar darauf hin, dass die Aktionäre auch zukünftig keine Dividenden erwarten können und somit eine Barrendite nicht mehr ermittelt werden kann. Die einzige Rendite, die die Aktionäre noch erhalten, ist ein guter Apéro, der den Teilnehmern an der GV serviert wird. Um in den Genuss einer Vergünstigung für Tickets zu kommen, müssen die Anleger mindestens 50 Aktien besitzen. Für Aktionäre mit 50 bis 99 Aktien wird ein Gutschein für den Bezug einer Tageskarte mit 50% Rabatt ausgegeben, Aktionäre mit mindestens 100 Aktien erhalten zwei Gutscheine zum Bezug von Tageskarten mit einem Rabatt von 50%. Die Papiere sind bestenfalls noch für Anleger mit einem engen Bezug zur Region und der Gesellschaft interessant.
Hinweis in eigener Sache: Am 31. Oktober 2017 findet ab 13.30 Uhr zum 3. Mal der Branchentalk Tourismus von schweizeraktien.net statt. Weitere Infos und Anmeldungen unter Branchentalk Tourismus 2017.