Die Beau-Rivage Palace SA musste im ersten Semester 2017 im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzminus von 4.4% auf 30.5 Mio. CHF verbuchen. Die Geschäftsleitung bezeichnet das Minus im Semesterbericht als „klar“. Betroffen vom Rückgang seien alle Bereiche. Die bereits im Jahresbericht 2016 dargestellten schwierigen Umstände haben sich bestätigt. Belastend auf den Geschäftsgang ausgewirkt hat sich vor allem der weitere Rückgang des durchschnittlichen Übernachtungspreises. So ging der Preis im Haupthaus, dem Beau-Rivage, um 35 CHF auf 530 CHF zurück. Hierzu hält die Gesellschaft fest, dass der Preis im Vorjahr von einer guten Gästestruktur profitiert hat. Aber auch in den beiden anderen Häusern, dem Hotel Angleterre und dem seit letzten Jahr hinzugekommenen Château d’Ouchy, sanken die durchschnittlichen Übernachtungspreise nochmals. Im Angleterre fiel das Minus mit 6 CHF auf 260 CHF deutlicher aus als im Château d’Ouchy mit einem Rückgang um 3 CHF auf 265 CHF.
Zimmerauslastung im Palace sinkt weiter
Die durchschnittliche Zimmerbelegung im Palace ging nochmals von 53.9% im Vorjahr auf 51.3% zurück. Gepaart mit dem tieferen Übernachtungspreis schlug sich diese Entwicklung in einem deutlichen Minus der Beherbergungserträge im Palace von 11.2% auf 9.4 Mio. CHF nieder. Wie das Unternehmen seinen Anteilseignern weiter mitteilt, ist der Vergleich mit 2016 schwierig, da der Jahresauftakt im Vorjahr ausserordentlich gut verlaufen ist. Einen ungünstigen Jahresstart 2017 erlebten auch die Restaurants. Der anfängliche Rückgang konnte auch durch das gute Wetter in den Folgemonaten nicht aufgeholt werden, so dass ein Minus von 2.4% auf 9.9 Mio. CHF resultierte. Auch die Nebenerträge gingen infolge der veränderten Gästetypen und Umbauarbeiten am Nordeingang des Hotels, die wiederum die Einnahmen der Garage drückten, um 5.4% auf 3.1 Mio. CHF zurück. Auch in den beiden Nebenhäusern gingen die Einnahmen zurück. So musste das Angleterre sogar noch ein leicht stärkeres Minus des Beherbergungsertrags von 11.8% auf 2.3 Mio. CHF verbuchen, während sich das Château d’Ouchy mit einem Minus von 7.8% auf 1.7 Mio. CHF etwas besser schlug. Die etwas bessere Entwicklung im Château zeigt sich auch bei der Zimmerauslastung, die von 73% im Vorjahr auf 69% sank, während im Angleterre ein deutliches Minus von 69% auf 63% verbucht wurde. Lediglich die Restaurationserträge im Château legten zu. Mit einem Anstieg um 11.3% auf 2 Mio. CHF fiel das Plus indessen deutlich aus.
Tieferer Anteil Beherbergungserträge belastet Marge
Auf Gruppenebene belastet der Rückgang des Anteils der Beherbergungserträge an den Gesamteinnahmen von 43.3% im Vorjahr auf noch 40.4%. Die sehr kurzfristigen Reservationen und Sonderwünsche der Kunden in den Restaurants erforderten einen hohen Personaleinsatz bei einer ausserordentlich schwierigen Einsatzplanung. Dies führte im Ergebnis zu einem Plus der Personalkosten von 0.2 Mio. CHF respektive plus 1.5% auf 16 Mio. CHF. Die Warenaufwendungen verharrten hingegen auf dem Vorjahreswert von 4.2 Mio. CHF. Leicht tiefer fielen hingegen die Betriebskosten mit 6 Mio. CHF nach 6.1 Mio. CHF im Vorjahr aus. Ebenfalls um 0.1 Mio. CHF gesenkt werden konnten die Marketingaufwendungen. Diese belasteten die Rechnung mit 1.4 Mio. CHF. Nach den um 0.2 Mio. CHF auf 0.7 Mio. CHF gesunkenen Miet- und Leasingkosten resultierte ein Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) von 2.1 Mio. CHF nach 3.6 Mio. CHF im Vorjahr. Nach unveränderten Sachabschreibungen von 3.2 Mio. CHF musste die Gesellschaft einen Betriebsverlust von 1.1 Mio. CHF nach einem positiven EBIT von 0.3 Mio. CHF im Vorjahr ausweisen. Nach den leicht höheren Finanzierungskosten resultiert unter dem Strich ein Reinverlust von 1.8 Mio. CHF (Vorjahresverlust: 0.4 Mio. CHF).
Unterdurchschnittliches Sommergeschäft
Der Start ins zweite Semester erfüllte die Erwartungen des Managements trotz der guten Witterungsbedingungen nicht. So wurden wichtige Buchungen von Kunden aus dem arabischen Raum in letzter Minute storniert. Zudem fiel das Gruppenreisegeschäft schwach aus. Die teilweise sehr warme Witterung und die oftmals kurzfristigen Abkühlungen erschwerte das Restaurationsgeschäft auf den Terrassen deutlich. So verbuchte die Gruppe in den ersten acht Monaten des laufenden Geschäftsjahres im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzminus von 4.1% auf 44.3 Mio. CHF. Etwas besser entwickelte sich die Situation im Beherbergungsgeschäft im September, während das Restaurationsgeschäft rückläufig war. Die Vorhersagen für das Gesamtjahr sind sehr schwierig, und es können keinesfalls Überraschungen ausgeschlossen werden. Um der Unsicherheit begegnen zu können, reagiert die Gesellschaft mit einer sehr strikten Kontrolle der Kosten bei einer Stärkung der Marketingaufwendungen für die inländischen Gäste, welche das wichtigste Segment der Gesellschaft darstellen. Um auch weiterhin im harten Wettbewerb bestehen zu können, werden Investitionen in allen Bereichen ins Auge gefasst.
Die Geschäftszahlen des ersten Semesters 2017 können nicht überzeugen. Es gelang der Gruppe nicht, von der sich landesweit abzeichnenden Verbesserung der Lage im Tourismus zu profitieren. Beim hohen Verlustausweis darf allerdings nicht übersehen werden, dass zulasten der Erfolgsrechnung unverändert hohe Sachabschreibungen, welche höher ausfallen dürften, als dies betrieblich notwendig ist, gemacht wurden. Als nicht nur im Branchenvergleich solide angesehen werden kann die Bilanz mit einer Eigenmittelquote von 38.5% per 30. Juni 2017.
Die Aktien der BRP werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Eine Bewertung der letztmalig zu Kursen von 201 CHF gehandelten Papiere über das KGV entfällt wegen des Verlustausweises zumindest für das erste Semester 2017. Auch für das Gesamtjahr würde ein Verlustausweis wenig überraschen. Für eine Bewertung kommt daher in erster Linie der Buchwert in Betracht, der allerdings mit einem ausgewiesenen Wert von 125 CHF pro Aktie deutlich tiefer als der Marktwert ausfällt. Allerdings dürfte der Substanzwert, der nur geschätzt werden kann, den Buchwert deutlich übersteigen. Ein Indiz liefern die hohen Sachabschreibungen, die zur Bildung stiller Reserven führen dürften. Es ist zu vermuten, dass diese nicht unerheblich sind, weswegen der Aktienkurs im Hinblick auf den Substanzwert eher günstig sein dürfte. Eine Realisierung der Reserven erscheint indessen angesichts des langfristig agierenden Mehrheitsaktionärs, der am Hotelbetrieb festhält, nicht denkbar. Für die freien Aktionäre bleibt indessen die attraktive Naturaldividende in der Form eines Apéro riche an der Generalversammlung. Eine Bardividende ist hingegen zumindest kurzfristig nicht zu erwarten.
Hinweis in eigener Sache: Am 31. Oktober 2017 findet ab 13.30 Uhr zum 3. Mal der Branchentalk Tourismus von schweizeraktien.net statt. Weitere Infos und Anmeldungen unter Branchentalk Tourismus 2017.