Die Aargauer Bad Schinznach AG hat sich in den letzten Jahren zu einem mittelgrossen Gesundheits- und Immobilienunternehmen entwickelt. 2016 konnte die Gruppe einen Umsatz von 51.5 Mio. CHF erwirtschaften. Zur Bad Schinznach AG gehören nicht nur Thermalbäder, sondern auch zwei Kliniken, ein Hotelbetrieb sowie diverse Sport- und Freizeitangebot. Ausserdem besitzt das Unternehmen Wohnimmobilien in Zug. Im Interview mit schweizeraktien.net spricht CEO Daniel Bieri über die Herausforderungen im Bädergeschäft und die Chancen, die sich im Gesundheitsbereich bieten.
Herr Bieri, die schweizerischen Bäder kämpfen mit viel Gegenwind. In den letzten zehn Jahren haben beispielsweise alle Bäder im Kanton Aargau zusammen rund einen Viertel der Besucherzahlen verloren.
Daniel Bieri: Ja, das stimmt, der Gegenwind in unserer Branche ist stark und trifft alle Unternehmen gleichmässig. Zu schaffen macht uns speziell das stetig steigende Freizeitangebot. So hat sich beispielsweise die Anzahl der Weihnachtsmärkte innert kurzer Zeit vervielfacht. Dass das Wetter in den letzten Jahren immer wärmer geworden ist, kommt uns auch nicht entgegen. Wir leben nun einmal vom kalten und schlechten Wetter.
Können Sie dies in Ihren anderen Bereichen wettmachen?
Unsere Aktivitäten sind auf drei Bereiche diversifiziert, auf den Bad-, den Hotel- und den Gesundheitsbereich. Am anspruchsvollsten präsentiert sich die Lage, wie erwähnt, momentan bei den Bädern. Unser 4-Stern-Hotel ist dank den Kur- und Badegästen mit einer Jahresbelegung von 65 Prozent normal
ausgelastet. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt beachtliche 6.5 Tage. Erfreulich entwickelt sich unsere Privat-Klinik Im Park, die über die letzten Jahre ein schönes Wachstum verzeichnen kann.
Die Prognosen für das laufende und das kommende Geschäftsjahr dürften aber noch verhalten ausfallen. Wie sehen Ihre Erwartungen aus?
Im aktuellen Umfeld sind wir zufrieden, wenn wir im laufenden und im nächsten Jahr die guten Zahlen von 2016 halten können. Bezüglich Umsatz wären dies rund 52 Millionen Franken.
Gilt dies auch für die Dividende?
Über die Dividende bestimmt im Wesentlichen unser Verwaltungsratspräsident und Mehrheitsaktionär Hans-Rudolf Wyss. Die Annahme der konstanten Dividendenpolitik ist aber gewiss nicht aus den Sternen gegriffen.
Welches sind die Eckpunkte Ihrer neuen Strategie?
Wir möchten vor allem die Chancen, die der Gesundheitsbereich bietet, packen. Unsere Privat-Klinik Im Park soll deshalb deutlich erweitert werden. Zudem werden wir auf unserem Gelände neue Wohnformen für alle Altersklassen anbieten, die einen à-la-Carte-Service bieten. Die Mieter können von den pflegerischen und gastronomischen Dienstleistungen profitieren und dazu ebenfalls das Bäder- und Freizeitangebot von Bad Schinznach nutzen.
Verbessern können wir sodann auch unsere Kommunikation. Speziell für heisse Sommer haben wir in unserem Bad auch einen Kaltbereich aufgebaut. Das ist aber noch wenig bekannt.
Wie sehen die mittelfristigen Perspektiven der Bad Schinznach AG für die nächsten Jahre aus? Suchen Sie auch nach zusätzlichen Geschäftsfeldern?
Nein, einen vierten oder gar fünften Geschäftsbereich wird es auf absehbare Zeit nicht geben. Und allfällige Übernahmen sind vorderhand nur im Gesundheitsbereich ein Thema. Insgesamt streben wir ein langsames, bodenständiges Wachstum an, so wie es in unserem Unternehmen Tradition ist. Und die sehr positive Kursentwicklung der Bad-Schinznach-Aktie in den letzten fünf Jahren zeigt, dass wir doch einiges richtig gemacht haben.
Die ganze Tourismusbranche klagt über die massive Frankenaufwertung der letzten Jahre. Wie stark sind Sie betroffen?
Hier zählen wir für einmal überhaupt nicht zu den Leidtragenden. Die Anzahl der ausländischen Gäste ist bei uns minimal. Über 99 Prozent der Besucher stammen aus der Schweiz, und das wird bis auf Weiteres so bleiben. Chinesische oder arabische Touristen werden den Weg nach Schinznach in der nächsten Zeit kaum je finden.
Welches sind die wichtigsten langfristigen Grossprojekte?
Im Vordergrund steht der Umbau des Hotels und der Reha-Klinik für rund 10 Millionen Franken. Umgestaltet wird auch der Sauna-Bereich im Aquarena für 3.5 Millionen Franken.
An welchen sehr erfolgreichen Unternehmen der Branche orientiert sich Bad Schinznach?
Alle schweizerischen Bäderunternehmen haben mit den gleichen Vor- und Nachteilen zu kämpfen und verfolgen dementsprechend auch eine ähnliche Diversifikationsstrategie. Dank der langen Tradition, der konsequenten Ausrichtung auf die Qualität und der geländemässig optimalen Lage gilt Bad Schinznach als eigentliches Vorzeigeunternehmen der Branche in der Schweiz. Neue Bäder nehmen also häufig uns als Vorbild.
Befürchten Sie, dass sich dies mit dem in Baden geplante Botta-Bad ändern wird?
Die neue Konkurrenz müssen wir sicher sehr ernst nehmen. Auf der anderen Seite hat ein neuer Wettbewerbsteilnehmer durchaus auch einen belebenden Effekt. Von der starken Werbekampagne des Botta-Bades werden mit einiger Wahrscheinlichkeit auch die übrigen Bäder profitieren, Baden wird generell populärer werden, die Leute werden das Baden wieder neu entdecken.
In fünf Jahren feiert Ihr Unternehmen das 100-Jahr-Jubläum. Haben Sie schon Ideen, wie das gefeiert werden soll?
Ganz sicher werden wir uns zum 100-Jährigen etwas einfallen lassen. Konkreter möchten wir heute aber noch nicht werden.
Die Aktien der Bad Schinznach AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden Kurse von 3’050 CHF pro Aktie gezahlt.