Das regionale Energie- und Versorgungsunternehmen IBAarau befindet sich ein Jahr vor seinem 125-jährigen Jubiläum in einem Totalumbau. Derzeit werden das Bürogebäude sowie der neue Werkhof fertiggestellt. Beide sollen bereits von Dezember 2017 an bezogen werden. Zudem erneuert die Gesellschaft das Gönhard-Wasserreservoir, baut das Wärme- und Kältenetz in der Stadt Aarau aus und treibt die Erneuerung des Aare-Kraftwerks voran. Auch intern ist IBAarau mit einer Reorganisation beschäftigt: Alle Energie-Sparten sind künftig in einer neuen Vertriebseinheit zusammengefasst, während die Dienstleistungen im Elektroinstallationsbereich weiterhin in einem Bereich Elektro geführt werden. Für die Dienstleistungen in Telekom, Informatik, erneuerbare Energien und Servicebetriebe wird der neue Bereich EnerCom verantwortlich sein. Ausserdem wurde für das Elektrizitätswerk Kölliken ein Angebot abgegeben. «Mit dem Angebot wie auch mit der aufgegleisten Reorganisation der IBAarau wird die Strategie verfolgt, Synergieeffekte beim Bau und Unterhalt der verschiedenen Netze und Medien zu erzielen.», schreibt das Unternehmen in einer Medienmitteilung zum Ergebnis des 3. Quartals. Entscheiden wird am 24. November die Gemeindeversammlung der Gemeinde Kölliken darüber, ob das Angebot angenommen wird. Zum 1. Januar 2018 ändert die IBAarau AG zudem ihren Namen. Künftig wird der Versorger dann Eniwa AG heissen.
Gesamtleistung legt zu – Strombeschaffungskosten belasten
Mit den zahlreichen Veränderungen reagiert das Unternehmen auf den Wandel in der Energiebranche. Dies ist auch notwendig, wenn sich IBAarau in dem sich ändernden Markt gut behaupten will. Erfolgreich entwickelt sich derzeit das Geschäft mit der Fernwärme sowie das Elektroinstallationsgeschäft. Im Bereich der Energieproduktion verlief es hingegen im laufenden Geschäftsjahr schwieriger. Obwohl der kumulierte Energieabsatz per Ende September 2017 über dem Vorjahresniveau lag – die betriebliche Gesamtleistung erreichte 108.4 Mio. CHF (Vorjahr: 102.1 Mio. CHF) –, blieb die Marge unter Druck. Aufgrund des tiefen Wasserstands der Aare fiel die Stromlieferung aus dem eigenen Wasserkraftwerk um 14% niedriger aus, so dass der Strom aus Wasserkraft zu höheren Preisen auf dem Markt beschafft werden musste.
Operatives Ergebnis unter Druck
Zwar schloss die IBAarau-Gruppe das 3. Quartal 2017 mit einem Ergebnis ab, das über den Erwartungen lag. Jedoch belasteten die höheren Strombeschaffungskosten sowie die geringere Produktion des eigenen Wasserkraftwerks die Erfolgsrechnung. Das operative Ergebnis (EBIT) erreicht mit 7.8 Mio. CHF einen Wert, der deutlich unter dem Vorjahreswert von 11.5 Mio. CHF zu liegen kam. Allerdings konnte die IBAarau AG von einem positiven Finanzergebnis profitieren. Die Performance des Wertschriftenportfolios erreichte mit 6.5% einen guten Wert, so dass der Reingewinn für die ersten neun Monate bei 7.5 Mio. CHF lag (Vorjahr: 7.9 Mio. CHF).
Für das Gesamtjahr gibt sich die IBAarau AG weiterhin zurückhaltend. «Es ist davon auszugehen, dass die operativen Herausforderungen im Energiegeschäft bestehen bleiben und im Jahresergebnis erkennbar sein werden», schreibt das Unternehmen in seiner Medienmitteilung. Allerdings werde für das Wärmegeschäft ein gutes Resultat erwartet. Auch der Bereich Elektroinstallationen werde dank guter Auslastung das Vorjahresergebnis voraussichtlich übertreffen, so IBAarau.
Der Wandel in der Energiebranche hat auch bei dem regionalen Versorger IBAarau seine Spuren in der Erfolgsrechnung hinterlassen. Zudem werden Investitionen das Unternehmen weiterhin fordern. Diese sind allerdings dank der gesunden Finanzierung – die Eigenkapitalquote lag Ende 2016 bei komfortablen 65.2% – und der regelmässigen Cashflows problemlos zu stemmen. Ausserdem kann das Unternehmen in der aktuellen Niedrigzinsphase von günstigen Konditionen bei der Finanzierung über Fremdkapital profitieren. Die eigene Energieproduktion im Aare-Flusswasserkraftwerk bleibt allerdings eine Herausforderung. Dies insbesondere, da sich das Unternehmen entschieden hat, in die Erneuerung des Kraftwerkes zu investieren. Die Ungewissheit beim Strompreis und die Abhängigkeit vom Wasserstand der Aare sind dabei die grössten Risiken. Daher ist die Diversifikation in die Bereiche Gas, Wärme, das Installationsgeschäft und über Beteiligungen in die Produktion von erneuerbaren Energien nur konsequent. So können die Risken in der Stromproduktion abgefedert werden. Denn diese Geschäfte laufen offenbar erfreulich.
Der Aktienkurs der auf OTC-X gehandelten Aktie ist in den letzten Wochen – entgegen dem Trend – binnen Jahresfrist um knapp 15% auf 940 CHF gefallen. Allerdings waren die gehandelten Volumina sehr gering. Zudem befinden sich ohnehin nur 2.5% der Aktien im Free-float. 95% hält nach wie vor die Stadt Aarau, weitere 2.5% die umliegenden Gemeinden. Auf der Basis eines Kurses von 940 CHF werden die Titel mit einem Abschlag von knapp 20% auf den Buchwert von 1’158 CHF (per Ende 2016) gehandelt. Die Dividendenrendite ist – eine gleichbleibende Dividende von 20 CHF vorausgesetzt – mit 2.1% nur durchschnittlich. Gemessen an den Bewertungskennzahlen wie einem EV/EBITDA von über 10 und einem KGV von mehr als 20 ist die Aktie sicherlich nicht günstig bewertet. Potenzial hat der Titel erst wieder, wenn sich eine deutliche Erhöhung der operativen Ertragszahlen wie EBITDA und damit auch die Aussicht auf eine Dividendenerhöhung abzeichnet. Bis dahin müssen sich Aktionäre in Geduld üben.