Zentralschweizer Energiefirmen: Eigenproduktion drückt bei EWA und EWS auf die Margen

Tiefe Strompreise können nur teilweise im Einkauf genutzt werden.

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Teure Wasserkraftwerke belasten das EWA.
Das EWA investiert entgegen dem allgemeinen Trend in Wasserkraft, wie das neue Werk in Bristen zeigt. Quelle: EWA

Die beiden zentralschweizerischen Energiefirmen Elektrizitätswerk Altdorf AG (EWA) und Elektrizitätswerk Schwyz AG (EWS) legten in den vergangenen Tagen ihre Geschäftszahlen für das am 30. September 2017 beendete Geschäftsjahr 2016/17 vor. Beide Firmen sind mehrheitlich im Besitz der Centralschweizerische Kraftwerke AG (CKW) über deren Abschluss wir vor wenigen Tagen berichteten. Die CKW wiederum ist in den Axpo-Konzern eingebunden. Die Axpo befindet sich komplett im Besitz der öffentlichen Hand, während sich private Anleger an der CKW, der EWA und dem EWS beteiligen können. Ein echter Handel der Papiere ist vor allem bei den Titeln der CKW möglich, während die Aktien des EWS weitgehend in festen Händen sind und lediglich auf der Handelsplattform der Lienhardt & Partner Privatbank gelistet werden. Die Titel des EWA sind an den verschiedenen Handelsplätzen gelistet, werden allerdings nur sehr selten gehandelt.

EWA mit deutlichem Anstieg der Nebenerträge

Die EWA konnte im Geschäftsjahr 2016/17 den Stromabsatz um 12.8% auf 465.9 Kilowattstunden (KWh) steigern. Dennoch fielen die Einnahmen aus dem Energieverkauf und dem Netz um 0.5% auf 53.6 Mio. CHF. Wie das Unternehmen im neuesten Geschäftsbericht schreibt, geht das Minus auf die tieferen Volumen bei der Netznutzung und dem tieferen Kapitalisierungssatz der Netze (WACC-Satz) zurück. Deutlich zulegen konnte die EWA indessen bei den Nebengeschäften, wie der Anstieg der übrigen Umsätze um 14.9% auf 25.1 Mio. CHF belegt. Profitieren konnte die EWA vor allem vom starken Dienstleistungsgeschäft. Zusammen mit sonstigen Erträgen legten die Umsätze um 3.6% auf 82.8 Mio. CHF zu. Auf der Kostenseite verzeichnete die Gesellschaft ein Plus der Betriebsaufwendungen um 3% auf 71.9 Mio. CHF. Deutlich höher waren als direkte Folge der Mehreinnahmen im Dienstleistungsbereich die Material- und Fremdkosten mit 12 Mio. CHF nach 10.6 Mio. CHF im Vorjahr.

Auch der Aufwand für die Energiebeschaffung stieg um 0.6 Mio. CHF auf 16.4 Mio. CHF respektive um 3.6% an. Der Personalaufwand, der die grösste Ausgabenposition darstellt, legte leicht um 0.2 Mio. CHF auf 21 Mio. CHF zu. Im Ergebnis führte dies zu einem leichten Minus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) von 0.9% auf 20.1 Mio. CHF. Die gesamten Abschreibungen unterschritten den Vorjahreswert von 10.1 Mio. CHF um 0.9 Mio. CHF. Hierbei zu berücksichtigen ist, dass im Vorjahr infolge der tieferen Strommarktpreise eine Wertberichtigung auf die eigenen Kraftwerksanlagen in Höhe von 2.6 Mio. CHF zulasten der Abschreibungen verbucht wurde. Demgegenüber steht ein Plus der sofortigen Abschreibungen im Berichtsjahr um 1.8 Mio. CHF auf 3.5 Mio. CHF, während sich die ordentlichen Sachabschreibungen nur unwesentlich veränderten. Im Ergebnis führte dies zu einem Anstieg des EBIT um 0.8 Mio. CHF auf 11 Mio. CHF. Zulasten der Erfolgsrechnung bildete die EWA wie im Vorjahr Marktrückstellungen in Höhe von 5 Mio. CHF. Nach einem um 0.3 Mio. CHF auf 0.6 Mio. CHF gesunkenen Finanzertrag resultierte ein Reingewinn von 4.3 Mio. CHF nach 3.8 Mio. CHF im Vorjahr. Die Aktionäre erhalten eine unveränderte Dividende in Höhe von 8 CHF pro Aktie.

Umsätze des EWS gehen trotz gehaltener Stromverkaufsmenge deutlich zurück

Das EWS musste im Berichtsjahr einen Rückgang der Umsätze um 4.6 Mio. CHF respektive 7.2% auf 59.1 Mio. CHF verbuchen. Dabei konnte die Stromverkaufsmenge auf dem Vorjahresniveau von 253 Millionen KWh gehalten und die Anzahl der Stromkunden um über 200 auf 20’657 gesteigert werden. Wie das EWS im neuesten Geschäftsbericht mitteilt, geht das Minus grösstenteils auf die tieferen Strompreise zurück. Deutlich wird dies bei der Entwicklung der Einkünfte aus dem Energiegeschäft und der Netznutzung, die um 6.6% respektive 3 Mio. CHF hinter den Vorjahreswerten zurückblieben. Aber auch beim Ertrag aus Installationen und den Nebengeschäften verbuchte das EWS ein Minus von 2.7 Mio. CHF auf 14.1 Mio. CHF. Hierbei zu berücksichtigen sind Umsätze in der Höhe von 2 Mio. CHF, welche die Gesellschaft in Eigenregie für das neue Betriebsgebäude erbracht hat. Diese werden nicht als Umsatz ausgewiesen.

Auf der Kostenseite konnte die Gesellschaft einen deutlichen Rückgang der Betriebsaufwendungen um 8.7% auf 55.4 Mio. CHF verzeichnen. Markant tiefer waren die Ausgaben für Energiebeschaffung und Netznutzung mit 19.9 Mio. CHF nach 24.4 Mio. CHF im Vorjahr. Die Minderumsätze im Installationsgeschäft liessen die Position Material und Fremdleistungen um 0.6 Mio. CHF auf 8.7 Mio. CHF sinken. Auch der Personalaufwand konnte um 0.2 Mio. CHF auf 12.3 Mio. CHF gesenkt werden. Im Ergebnis führte dies zu einem deutlichen Anstieg des EBITDA um 0.9 Mio. CHF respektive plus 13% auf 7.5 Mio. CHF. Trotz der leicht höheren Sachabschreibungen von 3.8 Mio. CHF resultierte ein Plus des EBIT von 0.7 Mio. CHF auf 3.7 Mio. CHF. Unter dem Strich konnte das EWS einen Gewinn von 3 Mio. CHF nach 2.5 Mio. CHF im Vorjahr verbuchen. Die Aktionäre partizipieren am Gewinnplus mit einer um 20 CHF auf 60 CHF erhöhten Dividende pro Aktie.

Die Geschäftsabschlüsse der beiden Zentralschweizer Energiefirmen fallen sehr unterschiedlich aus. Während das EWS nach einem Rekordergebnis im Vorjahr erneut einen höheren Gewinn erzielen konnte, musste das EWA einen Rückgang des Gewinns verbuchen. Bemerkenswert hierbei ist, dass beim EWS die Umsätze fielen, während sie beim EWA anstiegen. Die unterschiedlichen Ergebnisse der beiden Unternehmen spiegeln die schwierigen Marktbedingungen des aktuellen Umfelds in der Strombranche wider. So leidet die EWA unter den hohen Produktionskosten der eigenen Wasserkraftwerke, die im aktuellen Tiefpreisumfeld nicht rentabel betrieben werden können. Das EWS hat nur eine sehr tiefe Eigenproduktion und kann nahezu vollumfänglich von den tiefen Marktpreisen bei der Strombeschaffung profitieren. So können denn auch die Geschäftszahlen des EWS als gut bis sehr gut angesehen werden. Die Werte des EWA sind als im aktuellen Umfeld zufriedenstellend anzusehen.

Beide Firmen verfügen über unterschiedliche Bilanzkennzahlen. Etwas höher fällt die ausgewiesene Eigenmittelquote mit 28.1% beim EWA aus. Zur Bestimmung der wirtschaftlichen Eigenmittelausstattung sind die langfristigen Rückstellungen in Höhe von 43.6% der Bilanzsumme ebenfalls den Eigenmitteln zuzurechnen, so dass sich eine ansehnliche Eigenmittelausstattung von über 70% der Bilanzsumme ermitteln lässt. Beim EWS liegt die ausgewiesene Eigenmittelausstattung mit 25.6% etwas tiefer. Deutlich tiefer als beim EWA sind hingegen die langfristigen Rückstellungen mit 29.4% der Bilanzsumme. So lässt sich beim EWS eine zwar solide Eigenmittelquote von 55% ermitteln. Diese liegt indessen deutlich tiefer als diejenige beim EWA.

Nur die Aktien der EWA werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 900 CHF weisen die Aktien eine auch im aktuellen Tiefzinsumfeld wenig attraktive Rendite von 0.9% auf. Als nur wenig attraktiv angesehen werden kann auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis. Bei einem ausgewiesenen Buchwert von 220 CHF notieren die Titel mit einem deutlichen Aufschlag, der angesichts der schwierigen Marktverhältnisse nicht gerechtfertigt erscheint. Auch unter Einbeziehung der Rückstellungen beträgt der Wert der Papiere nur rund 560 CHF, was deutlich unterhalb des Kurses liegt. Allerdings verfügt die Gesellschaft über stille Reserven, deren Wert nicht ansatzweise geschätzt werden kann. Deren Realisierung ist allerdings nur bei einer Übernahme der Gesellschaft durch den Hauptaktionär denkbar. Diese ist zumindest vorderhand nicht zu erwarten. Somit eignen sich die Titel nur bedingt zur Anlage für Anleger mit einem engen Bezug zur Region und zur Gesellschaft. Diese können auch vom guten Nachtessen, das die Aktionäre im Anschluss an die GV erhalten, profitieren.

Die Aktien des EWS werden aktuell für 1’500 CHF bei der Privatbank Lienhardt & Partner gesucht. Auch hier präsentiert sich das Kurs-Buchwert-Verhältnis wenig ansprechend. Während der ausgewiesene Buchwert bei 360 CHF liegt, liegt der wirtschaftliche Wert bei rund 770 CHF. Im Gegensatz zum EWA weisen die Titel des EWS indessen eine sehr ansprechende Rendite von 4% auf der Basis des Geldkurses auf.

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