Die Basler Bell Food Group hat die Mehrheit des Ostschweizer Nahrungsmittelherstellers Hügli gekauft und plant nun die vollständige Übernahme. Bei Hügli wird der Schritt als „zukunftsorientierte Nachfolgeregelung“ bezeichnet. Bell will mit der Übernahme das margenstarke Convenience-Geschäft stärken. Der Fleischverarbeiter macht ausserdem erste Angaben zum Jahresergebnis 2017.
Bell ist bereits im Besitz von 50.2% des Kapitals und 65.0% der Stimmen von Hügli, wie es in Mitteilungen der beiden Unternehmen vom Montag heisst. Diese Anteile seien von der Dr. A. Stoffel Holding übernommen worden. Der frühere Firmenpatron Alexander Stoffel war im letzten Herbst verstorben. Bell sei der neue Wunscheigentümer von Stoffel gewesen, schreibt Hügli weiter. Er habe die ersten Gespräche mit Bell noch persönlich begleitet.
Prämie von gut 14% auf den letzten Aktienkurs
Gleichzeitig lanciert Bell ein öffentliches Übernahmeangebot für die restlichen sich im Publikum befindlichen Hügli-Aktien, wobei 915 CHF pro Aktie geboten werden. Insgesamt beläuft sich der Transaktionswert für die Übernahme des Pakets der Stoffel Holding und das öffentliche Angebot (bei einer vollständigen Andienung) somit auf 443.8 Mio CHF, wie ein Sprecher von Bell auf Anfrage sagte.
Der gebotene Preis von 915 CHF pro Aktie entspricht im Verhältnis zum Nennwert jenem, der auch für das Mehrheitspaket der Stoffel Holding gelte, heisst es weiter. Die Prämie zum volumengewichteten Durchschnittspreis der letzten 60 Handelstage wird auf 14.4% beziffert.
Die Angebotsfrist beginnt gemäss Communiqué (voraussichtlich) am 13. März und endet am 25. April. Die darauffolgende Nachfrist wird dann vom 3. bis zum 17. Mai laufen. Mit dem Vollzug der Transaktion wird Ende Mai gerechnet. Danach sollen die Hügli-Aktien dekotiert werden.
Convenience gestärkt
Der Hügli-Verwaltungsrat unterstützt das Angebot laut den Angaben einstimmig und empfiehlt es zur Annahme. Durch den Schulterschluss sei der Fortbestand des bisherigen erfolgreichen Geschäftsmodells gesichert. Weil sich die Produkt-Portfolios sowie die wichtigsten Kundengruppen ergänzten und es praktisch keine Überschneidungen gebe, würden auch keine Auflagen durch die Behörden erwartet.
Bell will seinerseits mit der Übernahme die Stellung im Bereich der Convenience-Produkte ausbauen. Mit dem schwergewichtig auf haltbare Produkte ausgerichteten Sortiment von Hügli könne das bestehende Angebot von Frisch-Convenience-Produkten (Hilcona, Salatanbieter Eisberg) ergänzt werden.
Hügli ist schwergewichtig in der Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Suppen, Saucen und Fleischalternativen tätig und erzielte 2016 einen Umsatz von 385 Mio CHF. Das 1935 gegründete Unternehmen beschäftigt rund 1’500 Mitarbeiter und hat Fabriken in der Schweiz, in Deutschland, Italien, Spanien, Holland, Tschechien und Grossbritannien.
Künftig wird Bell mit Convenience-Produkten rund 1 Mrd CHF Umsatz erwirtschaften, wie zudem betont wird. Der „wachstums- und margenstarke Bereich“ werde damit in Zukunft über ein Viertel zum Konzernumsatz beisteuern. Mittelfristig sei mit „substantiellen Ergebnisverbesserungen“ zu rechnen.
Kapitalerhöhung geplant
Die Finanzierung der Übernahme erfolgt gemäss der Bell-Mitteilung durch eine Kombination von Eigen- und Fremdkapital. Konkret werde der ordentlichen Generalversammlung vom 10. April 2018 eine Kapitalerhöhung mit einem Erlös von rund 600 Mio CHF beantragt. Bell-Mehrheitsaktionärin Coop (Anteil von 66.3%) wolle dabei die Bezugsrechte vollständig ausüben, wird betont. Die Erlöse sollen nebst der Übernahme von Hügli dem bereits angekündigten strategischen Investitionsprogramm für die Schweizer Produktionsstandorte sowie dem weiteren Wachstum im Bereich Convenience dienen.
An der GV soll ausserdem der Hügli-Verwaltungsratspräsident Jean Gérard Villot in den Bell-Verwaltungsrat gewählt werden. An der GV soll zudem Coop-Manager Philipp Wyss in den VR einziehen, anstelle des zurücktretenden Jörg Ackermann.
Neben der Kapitalerhöhung plant Bell, im Laufe der zweiten Januarhälfte eine Refinanzierung. Konkret sollen neue Anleihen im Umfang von rund 350 Mio CHF begeben werden, heisst es dazu.
Höhere Dividende für 2017 angekündigt
Ausserdem macht Bell erste Angaben zum Geschäftsjahr 2017. Demnach werde ein EBITDA auf Vorjahresniveau (278.0 Mio) und ein Jahresergebnis über Vorjahr (100.6 Mio) erwartet. Zudem sei eine Erhöhung der Dividende um 1 CHF auf 8 CHF pro Aktie geplant. Die detaillierten Geschäftsergebnisse sollen am 13. Februar bekannt geben werden.
Die Aktien der Bell AG sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Zuletzt wurden 440 CHF für eine Aktie gezahlt. Für die ebenfalls an der SIX kotierten Hügli-Aktien wurde am Freitag 804 CHF je Aktie gezahlt.
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