Schweizer Zucker: Gewinn von 0.1 Mio. CHF für 2016/17 nur dank Reservenauflösung möglich

Nasser Sommer im Jahr 2016 belastet. Erholung erwartet.

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Lastwagen transportieren losen Zucker zu den Kunden.
Grosskunden können den Zucker auch lose mittels Lastwagenlieferungen beziehen. Quelle: Schweizer Zucker AG

Die Schweizer Zucker AG informierte in den vergangenen Tagen ihre Anteilseigner in einem Aktionärsbrief über die wichtigsten Eckdaten des per 30. September 2017 beendeten Geschäftsjahres 2016/17. Der nasse Sommer 2016 mit extremen Niederschlägen zwischen Mitte Mai und Mitte Juli prägte das Rübenjahr 2016. So wurde das Wachstum der Rüben stark gebremst und es waren zahlreiche nässebedingte Ausfälle von Rüben zu verzeichnen. Wie das Unternehmen informiert, wurden im Berichtsjahr nur 1’365’000 Tonnen, nach 1’380’000 Tonnen Rüben im Vorjahr, in den beiden Werken Aarberg und Frauenfeld verarbeitet. Hieraus konnten nur 223’000 Tonnen Zucker gewonnen werden. Obwohl die Verkaufsmenge um 1% auf 265’000 Tonnen sank, mussten bedeutende Mengen Zucker aus dem Ausland importiert werden, um die Nachfrage decken zu können. Gleichzeitig wurden die bestehenden Lager abgebaut.

Deutlich tiefere Zahlungen an die Rübenpflanzer

Im Geschäftsjahr 2016/17 verzeichnete die Gesellschaft ein Umsatzminus von 3.7% auf 193.6 Mio. CHF. Neben den tieferen Verkaufsmengen belasteten auch die anhaltend tiefen Preise für Zucker das Geschäft. Positiv wirkten sich die deutlich tieferen Zahlungen an die Rübenpflanzer aus. Diese gingen wegen der geringeren Erntemengen und des niedrigen Zuckergehalts der Rüben von 102.2 Mio. CHF im Vorjahr auf 84.4 Mio. CHF im Berichtsjahr zurück. Dank rigoroser Kostenkontrolle in allen Bereichen konnten die belastenden einmaligen Effekte, wie etwa der höhere Zuckerimport, ausgeglichen werden. So konnte ein Cashflow von 19.8 Mio. CHF nach 13 Mio. CHF im Vorjahr erwirtschaftet werden, teilt die Gesellschaft weiter mit. Nur dank der Auflösung stiller Reserven wies die Gesellschaft einen Gewinn von 0.1 Mio. CHF aus. Die Investitionen in die Sachanlagen wurden auf dem tiefen Vorjahresniveau von 10 Mio. CHF gehalten.

Anbaumenge 2017 leicht höher

Für die Ernte 2017 beobachtete die Gesellschaft eine leicht abnehmende Anbaubereitschaft der Rübenpflanzer bei einem gegenüber dem Vorjahr gehaltenen Grundpreis der Rüben. Der Anbau hat sich weiter von der Ost- in die Westschweiz verlagert. Insgesamt konnte bei einer gleichbleibenden Anbaufläche von 20’000 Hektaren eine leichte Steigerung der Vertragsmenge auf 265’000 Tonnen Zucker erreicht werden. Nach einem nassen Sommer 2016 war das Berichtsjahr von einer hohen Trockenheit geprägt, dies besonders in der Westschweiz. Insgesamt konnten 265’000 Tonnen Zucker produziert werden, teilt die Firma weiter mit. Es wurden wie im Vorjahr wiederum Rüben zur Versorgungssicherung importiert. Die Aufhebung der EU-Zuckermarktordnung per 1. Oktober 2017 führte zum lange befürchteten Preiszerfall von Zucker in der Europäischen Union. Zudem wird für den Weltmarkt für das laufende Jahr 2017/18 erstmalig wieder eine Überversorgung von Zucker nach zwei Jahren mit einer Unterversorgung prognostiziert. Die Schweizer Zucker AG konnte einen Grossteil der Verkäufe bereits im Sommer 2017 abschliessen, was sich positiv auswirkt. Allerdings sind aktuell die Preise in der Schweiz unter Druck, da die Kunden mindestens langfristig ein Preisniveau analog der EU erwarten. Positiv ist, dass die Mehrheit der schweizerischen Industriebetriebe auf den inländischen Zucker im Rahmen der Swissness setzt. Die Gesellschaft beobachtet zudem eine allmähliche Stabilisierung des Weltmarktpreises beim Zucker und einen Anstieg der Produktionskosten in der EU. Die Firma zeigt sich überzeugt, die aktuelle Tiefpreisphase dank der Unterstützung aller Beteiligten erfolgreich meistern zu können.

Die Geschäftszahlen der Schweizer Zucker AG fallen gemäss den derzeit erhältlichen Informationen eher besser als befürchtet aus. Auch wenn bislang unklar ist, wie hoch der Betrag der Reservenauflösung ausfiel, lässt sich doch eine erste Entspannung bei den Zahlen erkennen. Auffallend ist insbesondere die deutliche Steigerung des Cashflows, die dank der weiteren Steigerung der Effizienz erzielt worden sein dürfte. Dem Aktionärsbrief kann auch entnommen werden, dass die offen ausgewiesenen Eigenmittel nicht nur gehalten, sondern sogar leicht um 0.2 Mio. CHF auf 92.6 Mio. CHF gesteigert werden konnten. Diese Zahlen lassen hoffen, dass die Gesellschaft auch operativ zumindest in die Nähe einer schwarzen Null vorgestossen sein könnte. Für das laufende Jahr zeichnet sich weiterhin keine Entspannung ab, so dass eine Wiederaufnahme der Dividendenzahlungen als ausgeschlossen angesehen werden kann. Sofern sich die Erholung der Weltzuckermarktpreise manifestiert, könnte ab dem Geschäftsjahr 2018/19 zumindest eine Rückkehr in die schwarzen Zahlen ohne Auflösung von Reserven möglich sein.

Die Aktien der Schweizer Zucker AG werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. In den letzten Monaten erholten sich die Titel deutlich von den Tiefstkursen von rund 20 CHF und wurden letztmalig zu Preisen von 27 CHF gehandelt. Dies entspricht in etwa der Hälfte des Buchwerts per 30. September 2017, was die Papier auf den ersten Blick als attraktiv bewertet erscheinen lässt. Die Risiken der Gesellschaft dürfen jedoch keinesfalls übersehen werden. Als Warnsignal kann unter anderem die fehlende Bereitschaft der Rübenpflanzer, Rüben anzubauen, angesehen werden. Auch dürfte eine Wiederaufnahme der Ausschüttung zumindest mittelfristig nicht zu erwarten sein. Investoren sollten sich zudem über die Sandwichposition, in welcher sich die Gesellschaft befindet, bewusst sein. Den Zuckerrübenpflanzern respektive deren Verbänden gehören 50% der Aktien der Gesellschaft. Diese sind vor allem an einem ansehnlichen Rübenpreis interessiert, was zulasten der Rentabilität der Gesellschaft geht. Wegen der hohen Risiken, die sich aus dieser Konstellation gepaart mit dem schwierigen Marktumfeld ergeben, eignen sich die Titel trotz des optisch günstigen Preises nur bedingt zur Anlage.

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