Energie Zürichsee Linth: «Wir streben auch im nächsten Jahr eine vergleichbare Ausschüttung an.»

Deutlich höherer Gewinn bei Rekordumsätzen. Interview mit Hansruedi Müller, VR-Präsident und Ernst Uhler, CEO Energie Zürichsee Linth zum Geschäftsjahr 2017

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Hansruedi Müller, VR-Präsident, und Ernst Uhler, CEO, der Energie Zürichsee Linth mit den Lakers in Rapperswil-Jona. Bild: zvg

Der regionale Versorger Energie Zürichsee Linth AG (EZL) hat seine Geschäftszahlen für das Ende September 2017 beendete Geschäftsjahr bekannt gegeben. Demnach ging der Umsatz leicht auf 49,5 Mio. CHF zurück, obwohl die Gasverkäufe sogar zulegen konnten. Unter dem Strich gelang es, den Gewinn auf 4,0 Mio. CHF zu erhöhen. Auch die Dividende wird auf 50 CHF je Aktie steigen. Im Gespräch mit schweizeraktien.net nehmen VR-Präsident Hansruedi Müller und CEO Ernst Uhler Stellung zum abgelaufenen Geschäftsjahr und zu den Perspektiven.

schweizeraktien.net: Leichter Umsatzrückgang, deutlich gestiegener Gewinn. Wie zufrieden sind Sie generell mit dem Geschäftsverlauf 2017?

Ernst Uhler: Wir dürfen mit dem Verlauf des Geschäftsjahr 2017 sehr zufrieden sein. Insbesondere in unserem Kerngeschäft mit Gas haben wir mit neuen Rekordumsätzen ein sehr gutes Jahr hinter uns. Wir spüren weiterhin einen grossen Zuspruch unserer Kundschaft. Neben den meteorologischen Bedingungen war wichtig, dass der Beschäftigungsgrad derjenigen Unternehmen, die in unserem Versorgungsgebiet angesiedelt sind, marktkonform gewachsen und konkurrenzfähig auf dem Weltmarkt unterwegs ist. Unternehmen wie Läderach, Eternit und Wannerit, die sehr stark exportorientiert aufgestellt sind, ziehen den Energiebezug mit in die Höhe, wenn sie gut ausgelastet sind. Immerhin machen die grossen industriellen und gewerblichen Kunden circa einen Drittel unseres Absatzes aus.

Trotz kühlerer Temperaturen und einem Kundenzuwachs ist der Gesamtumsatz 2017 leicht zurückgegangen. Auf was führen Sie diese Entwicklung zurück?

Ernst Uhler: Das ist darauf zurückzuführen, dass unsere beiden Tochterfirmen mit einem leicht geringeren Umsatzvolumen unterwegs gewesen sind. Dies hat damit zu tun, dass sie einen geringeren Materialbestand in ihren Aufträgen gehabt bzw. weniger Dienstleistungen angeboten haben. Erdsonde-Bohrungen bringen z.B. einen hohen Umsatz von oft mehreren hundertausend Franken, werden zuletzt aber häufig direkt von den Bauherren vergeben. Und wir hatten leichte Preissenkungen im Gas-Segment, auch das hat zum Umsatzrückgang beigetragen.

Mit 570 Gigawattstunden konnten Sie die abgesetzte Energiemenge gegenüber dem Vorjahr nochmals um 5,6% steigern. Rechnen Sie auch für das laufende Geschäftsjahr mit weiter steigenden Absatzmengen, oder wird der Winter 2017/18, der als einer der wärmsten in die Geschichtsbücher eingehen wird, das Umsatzwachstum bremsen?

Ernst Uhler: Die Umsatzmengen im erste Quartal, also von Oktober bis Dezember 2017, bewegen sich auf Vorjahresniveau. Obwohl es leicht wärmer war, konnten wir den Umsatz stabil halten. Wenn man den Januar anschaut, so hatten wir 2017 einen sehr kalten Jahresbeginn, während der Januar 2018 der wärmste seit Messbeginn ist, so warm wie er war. Das werden wir sicher spüren. Im Januar 2017 haben wir 95 GWh abgesetzt, in diesem Januar ca. 72. Das sind die Schwankungsbreiten, in denen wir uns bewegen.

Auf der anderen Seite waren im letzten Jahr Februar und März eher zu warm. Wir müssen den Rest des Winters abwarten, um beurteilen zu können, wie wir übers Jahr gesehen dastehen werden.

Trägt der Klimawandel dazu bei, dass Sie damit rechnen müssen, in Zukunft weniger Wärme verkaufen zu können?

Hansruedi Müller: Das ist sehr schwierig zu sagen; einen eindeutigen Trend gibt es nicht. Die Experten sind sich uneinig, wie der Klimawandel Zentraleuropa beeinflussen wird. Man geht davon aus, dass es mehr Extremereignisse beim Niederschlag geben wird, aber es könnte durchaus auch kältere Winter und wärmere Sommer geben.

Wird die Diversifizierung mit weiteren Inbetriebnahmen von Gastankstellen auch 2018 weitergeführt, und was versprechen Sie sich davon?

Ernst Uhler: Wir haben ein dichtes Tankstellennetz und sind grundsätzlich offen, wenn von Kundenseite Bedürfnisse an uns herangetragen werden. Wir sehen, dass insbesondere die deutschen Automobilhersteller sehr offensiv sind, was Gasmobilität betrifft. Es werden auch entsprechende Kampagnen gefahren, z.B. vom Volkswagen-Konzern, aber auch von den Importeuren wie Audi und Seat. Es gibt klar definierte Abverkaufsziele, die stimmen uns zuversichtlich, dass der Absatz weiter steigen wird. Es wird aber zunächst noch keinen eigentlichen Run geben, es ist ein zartes Pflänzchen, das sich hier entwickelt. Was wir aber spüren ist, dass sich die Dienstleister im LKW-Bereich, im Transportbereich von Gütern, immer mehr Gedanken machen. Transporteure ziehen insbesondere LNG vermehrt in Betracht, das wird auch für uns in der Schweiz von Bedeutung sein, dass auf der Süd-Nord-Achse, aber auch West-Ost-Achse LNG und CNG an Bedeutung gewinnen.

Welchen Umsatzanteil machen die Gastankstellen am Gesamtumsatz aus?

Hansruedi Müller: Wir haben in diesem Segment 20% Umsatzzuwachs in 2018 vorgesehen, aber wir reden, betrachtet auf den Gesamtumsatz, über ein knappes Prozent Umsatzanteil bei Gasmobilität. Unser Ziel ist es, 2020 5 GWh abzusetzen.

Die Reduktion der CO2– und NOx-Emmissionen durch unser Angebot im Vergleich zu Erdölprodukten trägt positiv zu unserem Image bei. Es rundet unseres positiv ab. Deshalb sind wir bereit, wenn die Gasmobilität weiter zunehmen wird.

Ernst Uhler: Im Vergleich zu den Steigerungsraten machen wir im Bereich E-Mobilität sicher überproportionale Zuwächse im Bereich Gas, kommen aber natürlich von einer viel tieferen Basis aus. Zusätzlich haben wir einen Leistungsauftrag erhalten: Die EZL ist verantwortlich für die ganze Gasmobilität in der Ostschweiz. Wir sind das Kompetenzzentrum, wenn es um Gasmobilität zwischen Schaffhausen, Chur und St. Gallen geht, wir sind der erste Ansprechpartner in der Region. Wir haben den Kontakt zu den Importeuren und Flottenkunden, wir nehmen also eine wichtige Brückenfunktion wahr.

Die Aktionäre dürften mit dem Geschäftsverlauf der EZL und der vorgeschlagenen Erhöhung der Dividende auf 50 Franken pro Aktie zufrieden sein. Wie sieht Ihre Ausschüttungspolitik in den kommenden Jahren aus?

Hansruedi Müller: Wir haben eine Ausschüttungsquote von 50% angestrebt und jetzt auch umgesetzt. Für 2017/18 entspricht dies einer Dividendenrendite von rund 2,7%. Wir streben auch im nächsten Jahr eine vergleichbare Ausschüttung an, können aber natürlich nichts versprechen. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass uns dies gelingen wird. Wir wollen diese Kontinuität gegenüber unseren sehr treuen und dem Unternehmen eng verbundenen Aktionären wahren.

Wie zufrieden sind Sie mit dem Kursverlauf Ihrer Aktie seit dem Listing im ausserbörslichen Markt?

Hansruedi Müller: Was den Kursverlauf anbelangt, sind wir ebenfalls zufrieden. Es gibt nur sehr wenig Liquidität und geringe Umsätze in der Aktie, umso mehr freuen wir uns, dass der Kursverlauf sehr stabil ist. Unser Bestreben ist, dass wir nicht unter den Einstandspreis der Aktie von 1’833 Franken sinken, und das ist bisher sehr gut gelungen.

Uns ist es auch wichtig, dass die Aktionäre zur Generalversammlung kommen, dass sie ihre Wertschätzung für das Unternehmen zeigen, dass wir so im direkten Gespräch mit unseren Teilhabern sein können.

Planen Sie einen Ausbau Ihres Gasnetzes?

Ernst Uhler: Im Bereich der Netze haben wir in den vergangenen Jahren sehr gute Arbeit geleistet. In nächster Zeit stehen keine massgeblichen Ausbauinvestitionen an, auch keine grösseren Sanierungsinvestitionen. Kundenanfragen können häufig mit geringem Aufwand erfüllt werden. Wir pflegen unsere Assets, haben da also eine grosse Solidität. Auf der anderen Seite wollen wir insbesondere im Wärmebereich in den kommenden Jahren investieren, um dort Netze auszubauen. Wir sind aber der Überzeugung, dass wir unser Investitionsvolumen in der Bandbreite der Vergangenheit halten können.

Hansruedi Müller: Da wir in einem halböffentlichen Bereich tätig sind, sind die Möglichkeiten nicht beliebig, um beispielsweise weitere Netze zuzukaufen. Es ist nicht so, dass Netze einfach auf dem Markt sind und wir jetzt sagen, das kaufen wir dazu. Natürlich würden wir das aber prüfen.

Die Energiestrategie 2050 ist auch für die EZL eine grosse Herausforderung. Sehen Sie sich als Gasversorger gegenüber anderen Energieversorgern im Vorteil?

Hansruedi Müller: Man muss sehen, in welche Richtung die Energiestrategie 2050 läuft. Grundsätzlich sind wir aber sehr gut aufgestellt. Wir müssen abwarten, wie es mit der behördlichen Anerkennung von Biogas aussieht. In den Kantonen Bern, Luzern und Solothurn gibt es ja bereits eine gewisse Anerkennung der Bedeutung von Biogas. Der Verband hat die Strategie, bis ins Jahr 2030 30% erneuerbares Gas ins Netz zu bringen. Das nützt uns allerdings nur, wenn die behördliche Anerkennung auch stattfindet. Wir haben also durchaus die Zuversicht, dass das Asset, in das wir heute investiert sind, eine gewisse Werthaltigkeit hat. Wir müssen uns aber die Agilität erhalten, gerade bei weiterhin zu erwartenden Marktöffnungen zu reagieren und die Kunden bei der Stange zu halten.

Allgemein wird 2018 von steigenden Gaspreisen ausgegangen. Was bedeutet das für die EZL-Kunden? Ist mit Preissteigerungen seitens der EZL zu rechnen?

Ernst Uhler: Man geht zurzeit eher von leicht rückläufigen Energiepreisen aus. Im vergangen Jahr sind die Preise allerdings gestiegen. Wir haben das zum Anlass genommen, um die Preise zum 1.2018 anzupassen. Der Energiebedarf hat wegen der guten Konjunktur beim produzierenden Gewerbe angezogen. Zusätzlich hat sich die Währungssituation mit dem erstarkten Euro in den letzten zwei Jahren deutlich zu unseren Ungunsten verändert. Deshalb haben wir den Preis um 0,8 Rappen pro Kilowattstunde oder 9% erhöht. Von Kundenseite gab es keine Reklamationen, weil wir diesen Schritt sehr gut begründen konnten und die Argumente plausibel waren.

Hansruedi Müller: Wir sind ein Handelsunternehmen und deshalb natürlich gezwungen, Preissteigerungen auch an unsere Kunden weiterzugeben. Gleichzeitig können wir aber auch bei fallenden Energiepreisen reagieren und unsere Energie günstiger abgeben. Wir müssen darauf achten, dass wir gegenüber anderen Energieträgern nicht abfallen, also im Vergleich zu den Konkurrenten ein attraktives Angebot für unsere Kunden zur Verfügung stellen können.

schweizeraktien.net: Herr Müller, Herr Uhler, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Die Aktien der Energie Zürichsee Linth AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 1’840 CHF für eine Aktie gezahlt. Seit Jahresbeginn ist der Aktienkurs leicht gestiegen. Auf dem aktuellen Kursniveau liegt die Dividendenrendite bei rund 2.7%. Bei einem Gewinn pro Aktie von 107.40 CHF erreicht das Kurs/Gewinn-Verhältnis eher hohe 17. Da auch für die kommenden Jahre mit einer stabilen Gewinnentwicklung zu rechnen ist, dürfte die Dividende auf einem ähnlichen Niveau verbleiben. Mit 2.7% ist diese im Branchenvergleich durchaus attraktiv. Der Titel eignet sich daher insbesondere für langfristig orientierte Anleger, die weniger an kurzfristigen Kursgewinnen, sondern vielmehr an stabilen Ausschüttungen interessiert sind.

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