Acrevis Bank: Starkes Anlagegeschäft lässt Erträge 2017 trotz tieferer Zinsmarge deutlich ansteigen

Dividende steigt auf 34 CHF.

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Die Acrevis Bank AG konnte im Jahr 2017 von der positiven Entwicklung an den Finanzmärkten profitieren. Wie das Gros der Ostschweizer Regionalbanken verfügt auch die Acrevis über ein starkes Standbein im Anlagegeschäft. Dieses wurde denn auch mit dem weiteren Ausbau des Private Banking Angebots im 2017 nochmals gestärkt. Das dreidimensionale Beratungs- und Anlagemodell „Acrevis Spektrum“ ist dem Aktionärsbrief der Acrevis zum Jahresabschluss 2017 zufolge ein erfolgreiches Instrument in einer stark im Umbruch befindlichen Private-Banking-Welt. Neben dem Ausbau der technischen Infrastruktur engagierte Acrevis im vergangenen Jahr auch neue Berater. Die Fortschritte im Anlagegeschäft reflektiert auch das Wachstum der Assets under Management, die um 8.9% auf 643.3 Mio. CHF zulegten. Die Bank setzte auch den im 2016 lancierten Digitalisierungsprozess weiter fort. So ist die Online-Eröffnung eines Kontos möglich, und im Januar 2018 wurde ein Schalter der Zukunft in Rapperswil eröffnet.

Bilanzgeschäft leidet unter tieferer Zinsmarge

Acrevis konnte im Bilanzgeschäft per Saldo ein leichtes Plus der Kundenausleihungen von 1.4% auf 3.55 Mrd. CHF verbuchen. Allerdings reflektieren diese Zahlen nicht das erfreuliche Volumenwachstum der Kundenausleihungen, informiert Acrevis ihre Anteilseigner. So haben zahlreiche Kunden wegen der tiefen Zinsen und der hohen Liquiditätsbestände ihre Kreditpositionen reduziert. Gleichzeitig stiegen die Kundengelder um 1.9% auf 3.4 Mrd. CHF an, was zu einem weiteren Anstieg des Deckunsgsgrads der Ausleihungen durch eigene Kundengelder auf sehr hohe 94.7% führte. Ein noch deutlicheres Plus verzeichneten die Depotvolumen, die sogar um 14.7% auf 579.9 Mio. CHF avancierten. Dank der hohen Kundengeldzuflüsse zeigte sich Acrevis sehr zurückhaltend bei der Neuaufnahme von Darlehen. Auch die Pfandbriefdarlehen wurden im Rahmen des Bilanzmanagements um 4.2% auf 527 Mio. CHF gesenkt. Nicht entziehen konnte sich die Regionalbank dem Zinsmargendruck. So fiel der Bruttozinserfolg trotz des höheren Ausleihungsvolumens um 2% auf 40.1 Mio. CHF. Zulasten des Nettozinserfolgs verbuchte Acrevis Veränderungen der ausfallrisikobedingten Wertberichtigungen von 0.1 Mio. CHF, was zu einem Minus des Nettozinserfolgs um 2.2% auf 4 Mio. CHF führte.

Starkes Anlagegeschäft lässt Geschäftserfolg anschwellen

Acrevis konnte im 2017 von der starken Entwicklung der Finanzmärkte mit einem Plus des Kommissions- und Dienstleistungserfolgs um 7.2% auf 20.1 Mio. CHF profitieren. Auch der Handelserfolg legte um 7% auf 4.9 Mio. CHF zu. Deutlich höher fiel auch der übrige ordentliche Erfolg mit 2.8 Mio. CHF nach 2.5 Mio. CHF im Vorjahr aus. Gesamthaft stiegen die Erträge des zinsindifferenten Geschäfts um 7.6% auf 27.8 Mio. CHF an. Deren Anteil an den Gesamterträgen übertraf mit 41.1% erstmalig die 40%-Schwelle. Trotz des höheren Volumens und der Anstellung neuer Berater legte der Geschäftsaufwand nur marginal um 0.1% auf 41.1 Mio. CHF zu. Nur bedingt mit den Vorjahreswerten vergleichbar sind die Wertberichtigungen und Rückstellungen sowie die Abschreibungen. Im 2016 konnte Acrevis nicht mehr benötigte Rückstellungen aus den Vorjahren im Umfang von 8 Mio. CHF auflösen. Gleichzeitig wurden neue Rückstellungen für die Digitalisierungsprojekte im Umfang von 10 Mio. CHF gebildet. Deutlich wird der Einfluss beim gemäss den Rechnungslegungsvorschriften ermittelten Geschäftserfolg, der wegen des Wegfalls der Sonderfaktoren um 12% auf 24 Mio. CHF zulegte, während der operative Gewinn „nur“ um 3% auf 24 Mio. CHF stieg. Deutlich geringer fiel der ausserordentliche Ertrag mit 0.7 Mio. CHF nach 2.9 Mio. CHF im Vorjahr aus. Während im Vorjahr noch die letzte Rückstellungstranche aus dem Zusammenschluss der Bank CA St. Gallen und der Swissregiobank aufgelöst werden konnte, wurde im 2017 noch ein Ertrag aus einem Beteiligungsverkauf verbucht. Deutlich tiefer fiel der Steueraufwand mit 3.8 Mio. CHF nach 6 Mio. CHF im Vorjahr aus. Acrevis nutzte die besseren Ergebnisse zur Äufnung der Reserve der allgemeinen Bankrisiken im Umfang von 2 Mio. CHF, nachdem diese im Vorjahr nicht alimentiert wurden. Unter dem Strich resultiert ein Anstieg des Reingewinns um 3.2% auf 18.9 Mio. CHF. Die Aktionäre partizipieren mit einer um 2 CHF auf 34 CHF erhöhten Dividendenausschüttung. Diese wird in der für Schweizer Privatanleger steuerfreien Form der Auszahlung aus Kapitaleinlagereserven erfolgen.

Neuer Bankleiter

Michael Steiner, CEO Acrevis Bank (ab 24. März 2018) Quelle: Acrevis Bank AG

An der Generalversammlung am 23. März 2018 wird der bisherige Bankdirektor Stephan Weigelt sein Zepter an Michael Steiner, der bisher das Private Banking der Acrevis verantwortete, übergeben. Gleichzeitig soll Weigelt in den Verwaltunsgrat gewählt werden. Wie in den Vorjahren ist die Bank sehr zurückhaltend bei Prognosen zur Zukunft. Die Entwicklung der Rahmenbedingungen kann nur sehr zurückhaltend vorhergesagt werden. Die Geschäftsentwicklung wird massgeblich von der Wirtschaftsentwicklung, dem Zinsniveau und dessen Veränderung sowie vom Immobilienmarkt und der Entwicklung an den Finanzmärkten geprägt. Insgesamt wird die „nahe Zukunft“ als vorsichtig optimistisch eingeschätzt. Dabei greift Acrevis auf die Prognosen des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO), der Schweizerischen Nationalbank, der Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) und Wüest & Partner sowie renommierte Finanzinstitute zurück. Unter Berücksichtigung dieser Studien wird für 2018 ein Anstieg der Schweizerischen Wirtschaft auf der Basis des Bruttoinlandprodukts (BIP) um 2.2% bei einer nur geringfügigen Veränderung des Zinsniveaus erwartet. Sofern die Zinsen tief bleiben, wird eine nur unwesentliche Korrektur am Immobilienmarkt erwartet.

Die Geschäftszahlen der Acrevis für 2017 fallen durchwegs gut bis sehr gut aus. Als sehr erfreulich angesehen werden kann der trotz des Ausbaus der Geschäftsaktivitäten im Private Banking gehaltene Geschäftsaufwand angesehen werden. Hierbei nicht übersehen werden darf, dass das Private Banking traditionell hohe Kosten aufweist, die nur zu einem kleinen Teil auf die Kunden überwälzt werden können. Unter dem Aspekt des hohen Anteils des zinsindifferenten Geschäfts an den Einnahmen kann die im Berichtsjahr um 1% auf 60.6% verbesserte Cost-Income-Ratio als zumindest durchschnittlich bewertet werden. Einen nur geringen Einfluss auf die Erfolgsrechnung hat der Ausbau des digitalen Angebots dank der von der Acrevis gebildeten Rückstellungen. Die Investitionen, die im letzten Jahr bei 4.1 Mio. CHF lagen, wurden aktiviert und anschliessend sofort wieder abgeschrieben. Dies erlaubt einen deutlichen positiven Steuereffekt, was die markant gesunkenen Steueraufwendungen für 2017 erklärt. Zu keinerlei Sorgen Anlass geben auch die Bilanzkennzahlen der Acrevis, die als grundsolide angesehen werden können.

Die Aktien der Acrevis werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 1’365 CHF weisen die Aktien eine im aktuellen Tiefzinsumfeld nicht nur im Bankenvergleich attraktive Rendite von 2.5% auf. Gleichzeitig werden die Papiere im Vergleich zu anderen Regionalbanken, die zumeist mit einem deutlichen Abschlag zum Buchwert gehandelt werden, mit einem Agio von 20% per 31. Dezember 2017 gehandelt. Allerdings dürfte der Substanzwert der Titel deutlich höher liegen. Als keinesfalls günstig angesehen werden kann das KGV auf der Basis des Geschäftserfolgs von 20.7 für 2017, welches für das laufende Jahr in ähnlicher Höhe liegen dürfte. Die Aktien eignen sich wegen der attraktiven Verzinsung vor allem als Ersatz für Obligationen zur Anlage. Kurzfristige Kursrücksetzer können indessen nicht ausgeschlossen werden. Diese können angesichts des hohen Substanzwerts zum Einstieg genutzt werden.

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