Innomedica: Forschungs- und Entwicklungsfortschritte erfordern frisches Kapital

Weitere Kapitalerhöhung steht in diesem Frühjahr an

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Quelle: Innomedica

Im Mai 2017 hatte das inzwischen 440 Aktionäre aufweisende privat gehaltene Schweizer Biotech-Unternehmen Innomedicaerfolgreich die jüngste Kapitalerhöhung abgeschlossen. Gesucht waren 7,7 Mio. CHF, geschlossen wurde die Finanzierungsrunde dann mit 10,5 Mio. CHF. Jetzt kündigte die Gesellschaft für das Frühjahr 2018 eine weitere, und laut Statement ihre letzte, Kapitalerhöhung an. Dieses Mal sollen bestehende und neue Aktionäre 31,57 Mio. CHF investieren. Mehr Aktien wird es bei einer Überzeichnung dieses Mal jedoch nicht geben, denn das Genehmigte Kapital ist durch Ausgabe der geplanten 153’272 neuen Aktien vollständig ausgeschöpft.

Das frische Kapital wird benötigt, um nun mit dem ersten Produktkandidaten „Talidox“ nach Abschluss der präklinischen Versuchsreihen die nächsten Schritte zu setzen, die notwendig sind, um das Produkt letztlich an den Markt zu bringen. Hierfür sind fünf Hospitäler in der Schweiz für die klinischen Versuchsreihen am Menschen als Partner gewonnen worden. Der Personalbestand wurde zur Bewältigung der vor Innomedica liegenden Herausforderungen verdoppelt.

Produktionskapazität wird verzehnfacht

Doch um die Krebspatienten nach der Humanstudie Phase I auch für die Dauer der Versuchsreihe mit ausreichend Wirkstoffformulierung behandeln zu können, müssen nun Investitionen getätigt werden. Schon im Vorfeld hatte Innomedica geeignete Laborräumlichkeiten in Marly gemietet und auf die eigenen Zwecke ausgerichtet. Nachdem die Liegenschaft nun langfristig gemietet wird, folgt ein „Scale-up“, wie es Innomedica nennt. Der vorhandene Reinraum von 25 m2 wird für die Mengen der Phase-I-Studie ausgereichen, im Hinblick auf den erwarteten Markteintritt sind jedoch grössere Kapazitäten erforderlich. Hierfür wird ein neuer Reinraum mit 100 m2 eingerichtet, was die Produktionskapazität verzehnfachen soll.

Präklinische Ergebnisse bestätigen Forschungsansatz

Der innovative Forschungsansatz und die Geschichte des Unternehmens wurden auf schweizeraktien.net bereits anlässlich der Kapitalerhöhung 2017 beschrieben.Was vor einem Jahr zwar vielversprechend klang, aber noch nicht durch belastbare validierte Daten untermauert war, stellt sich nun nach Abschluss der Tierversuchsreihen doch sehr viel fundierter dar. Der Wirkstoff bei Talidox (Antizytostatikum: Doxorubicin) ist nicht etwa neu entwickelt, sondern in der Chemotherapie bei Krebspatienten seit langem im Einsatz. Das Problem sind die massiven Nebenwirkungen aufgrund der hohen Toxizität, die bei der herkömmlichen undifferenzierten Therapie häufig sogar zum Abbruch führen.

Nebenwirkungen werden deutlich reduziert

Die Innovation von Innomedica besteht nun darin, den Wirkstoff Doxorubicin in sehr viel geringerer Dosis zu verabreichen, aber dafür zielgenau in die Tumoren einzubringen, was die unerwünschten Nebenwirkungen für die Patienten drastisch und auf ein erträglicheres Mass reduziert. Im Tierversuch konnte zwischenzeitlich nachgewiesen werden, dass selbst eine 24fach höhere Dosierung des Wirkstoffs bei zielgenauer Einbringung in die Tumoren keine Nebenwirkungen wie das Hand-Fuss-Syndrom auslösen.

Talidox-Zulassung frühestens Ende 2019<

Mit Blick auf Talidox ist bei erfolgreichem Abschluss der klinischen Versuchsreihen I und II, so die Gesellschaft, frühestens Ende 2019 mit der Zulassung durch die Schweizer Arzneimittelbehörde zu rechnen. So schnell kann es nur deshalb gehen, weil es sich um einen bekannten und schon lange zugelassenen Wirkstoff handelt, im Fachjargon „Bekannter Wirkstoff mit Innovation“. Gegenstand des neuen Zulassungsprozesses ist lediglich die Verabreichungsform und deren Formulierung.

Technologie bringt Hoffnung für unbehandelbare Kranke

Das Erfreuliche für die Aktionäre von Innomedica – und auch Patienten – ist die Tatsache, dass die innovative Technologie für den Wirkstofftransport und das Targeting auch bei anderen Krankheiten zum Einsatz kommen kann. Zielmärkte sind insbesondere neurodegenerative Krankheiten wie Parkinson (Schüttellähmung), aber auch Krankheiten, die bisher überhaupt nicht behandelt werden können wie etwa die durch einen Gendefekt ausgelöste Erbkrankheit Chorea Huntington (früher Veitstanz genannt). Die zahlreichen Experimente zu Oberflächenstrukturen von Liposomen und die Muster und spezifischen Eigenschaften unterschiedlicher Bestückungen mit Nano-Partikeln haben zwischenzeitlich sowohl bei der Volkskrankheit Arteriosklerose als auch bei Parkinson zu erfolgversprechenden Ansätzen geführt, die zur Hebung der Potenziale der neuen Technologie, nicht zuletzt für die Patienten, auch verfolgt werden müssen.

Mittelverwendung

Die Entwicklung der Pipeline, der Personalaufbau, die Erweiterung der Produktionskapazitäten sowie die damit in Zusammenhang stehenden Kosten für Patentanwälte, Anmeldungen etc. erfordern auch entsprechende Mittel. Aus Sicht der Gesellschaft und ihrer Aktionäre ist es nur konsequent und auch richtig, das Momentum in der Unternehmensentwicklung aufrechtzuerhalten und die erarbeiteten Marktchancen nun auch entschlossen zu nutzen.

Das Zeichnungsangebot

Konkret offeriert Innomedica im Zeitraum 26. März bis 31. Mai 153’272 Aktien, wobei die Mindestzeichnungssumme 15’450 CHF oder 75 Aktien beträgt. Bereits vor der offiziellen Zeichnungsfrist erhalten grössere Anleger die Gelegenheit zur Zeichnung. Hier gilt eine Mindestzeichnungssumme von 103’000 CHF oder 500 Aktien. Der Preis ist jeweils identisch und liegt bei 206 CHF je Aktie. Das ist eine glatte Verdoppelung zum Preis von 102.75 CHF bei der Kapitalerhöhung im Mai 2017. Das mag zwar bei oberflächlicher Betrachtung überzogen erscheinen, ist aber angesichts der durchaus sensationell zu bezeichnenden Überwindung der Schwelle Blut-Hirn-Schranke beim Wirkstofftransport und den damit offenstehenden Möglichkeiten zur Monetarisierung der Technologie angemessen. Bei einem börsenkotierten Biotechunternehmen mit vergleichbarem Marktwert haben sich schon oft Aktien verdoppelt bis vervierfacht bei vergleichsweise weniger sensationellen Ergebnissen in der Präklinik.

Risiken

Präklinik ist auch das Stichwort für potenzielle neue Innomedica-Aktionäre. Denn bewiesen ist bislang nur, dass die Technologie bei Mäusen funktioniert. Bei den klinischen Versuchsreihen am Menschen kann trotzdem noch vieles schiefgehen. Tatsächlich scheitern viele zunächst erfolgversprechende Innovationen nach der Präklinik. Allerdings ist das Risiko bei Talidox geringer einzustufen, da die Wirksamkeit des Wirkstoffs ja lange anerkannt ist. Bislang unerkannte Risiken könnten eher bei den Nano-Partikeln auftauchen, deren langfristigen Auswirkungen auf den menschlichen Organismus bisher nur unzureichend bekannt und erforscht sind. Doch für die Krebspatienten geht es zunächst ums Überleben, dafür können langfristige Risiken bei rationaler Abwägung ohne Weiteres in Kauf genommen werden.

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