Der Kabel- und Elektrokomponentenhersteller Huber+Suhner hat im vergangenen Jahr einen deutlichen Gewinnknick hinnehmen müssen. Der Betriebsgewinn (EBIT) tauchte um 16,6% auf 58,1 Mio CHF. Der Reingewinn brach gar um einen Fünftel auf 42,1 Mio CHF ein.
Gründe für den Rückgang seien der höhere Preisdruck beim Ausbau von Mobilfunknetzen in Schwellenländern, der veränderte Businessmix sowie höhere Investitionen in den Vertrieb sowie in Forschung und Entwicklung, teilte die in der elektrischen und optischen Verbindungstechnik tätige Gruppe am Dienstag mit. Die Aktionäre sollen nun weniger Dividende erhalten. Der Verwaltungsrat will 1,10 CHF je Aktie ausschütten nach 1,25 CHF im Vorjahr.
Mit den Zahlen hat Huber+Suhner die Vorgaben der Analysten beim Betriebsgewinn übertroffen, beim Reingewinn in etwa erfüllt, bei der Dividende indes leicht verfehlt.
Den Umsatz hat Huber+Suhner um 5% auf 774 Mio CHF gesteigert, wie das Unternehmen bereits im Januar veröffentlicht hatte. Der Auftragseingang nahm gleichzeitig um 10,7% auf 826,3 Mio zu.
Schwung im Transportmarkt
Dabei sei das Geschäft im Kommunikationsmarkt uneinheitlich verlaufen. Nach einem deutlichen Wachstum im ersten Halbjahr habe sich die Situation ab der Jahresmitte gewendet. So blieb für das Gesamtjahr lediglich ein leichtes Umsatzplus von 0,8% auf 375,7 Mio CHF. Der Auftragseingang stagnierte beinahe auf 391,1 Mio CHF. Während das Geschäft mit Kommunikationsausrüstern abgenommen habe, habe das Wachstum bei Mobilfunkanbietern und Rechenzentrenbetreibern diesen Rückgang kompensieren können, hiess es.
Dynamischer ging es indes im Transportmarkt zu, wo der Umsatz um 8,9% auf 216,1 Mio CHF stieg. Dank dem zunehmenden Schwung im asiatischen Bahnmarkt habe Huber+Suhner grosse Aufträge für Kabel- und Systemlösungen gewinnen können. Der Auftragseingang des Bereichs legte um gut 30% auf 244,3 Mio CHF zu. Auch im Automobilmarkt komme die Wachstumsinitiative voran. Gleichzeitig helfe hier der günstige Markt.
Ebenfalls erfreulich seien Umsatz und Auftragseingang in den industriellen Hightech-Nischen. Der Umsatz kletterte um knapp 10% auf 182,2 Mio CHF, der Auftragseingang um 13% auf 190,9 Mio CHF. Im Luft-, Raumfahrt- und Wehrtechnikmarkt würden neue Anwendungsbereiche wie die Übertragung von Hochfrequenzsignalen über Glasfaser und komplette Hochfrequenzlösungen zusätzliches Potenzial für die Zukunft eröffnen.
Fiberoptik mit Gewinneinbruch
Nicht nach Wunsch verlief das Geschäftsjahr in der Sparte Fiberoptik, wo die Dynamik im Jahresverlauf abgenommen habe. Der Umsatz stieg zwar noch um 3,4% auf 316,2 Mio CHF. Der Betriebsgewinn brach dagegen um über die Hälfte auf 17,7 Mio CHF ein. Die EBIT-Marge sei mit 5,6% ungewohnt tief, was im wesentlichen auf zwei Gründe zurückzuführen sei. Zwar habe Huber+Suhner beim Ausbau der Mobilfunknetze auf die 4. Generation 4G (auch LTE genannt) Marktanteile gewonnen. In den Schwellenländern sei aber der Druck auf die Margen hoch gewesen. Zudem habe die Fiberoptik in der zweiten Jahreshälfte einen signifikanten Umsatzrückgang mit den profitablen Wellenlängenmultiplexer-Produkten (WDM) erlebt.
In der profitabelsten Sparte Hochfrequenz legte der Umsatz um gut 5% auf 231,2 Mio CHF zu. Das EBIT verbesserte sich um 7% auf 31,5 Mio CHF. Obwohl der Druck aus dem Kommunikationsmarkt auch hier spürbar war, konnte die Hochfrequenz dank Marktanteilsgewinnen in der Luft-, Raumfahrt und Wehrtechnik bzw. Mess- und Prüftechnik insgesamt ein gutes Wachstum erreichen, wie es weiter hiess.
In der Sparte Niederfrequenz sei dank einem eindrücklichen Turnaround im zweiten Halbjahr der Umsatz um 7% auf 226,6 Mio CHF gewachsen. Der Auftragseingang schoss gar um 30% nach oben. Den Betriebsgewinn konnte die Sparte von 3,5 Mio auf 11,6 Mio CHF erhöhen. Diese erfreuliche Entwicklung habe mehrere Gründe: Einerseits wirkte sich das Wachstum im asiatischen Bahnmarkt positiv auf die Ertragskraft aus. Andererseits brachte die strategische Bereinigung eine erhebliche Entlastung auf der Kostenseite. So wurden das Geschäft mit massgefertigten Bahnkabeln verkauft und der englische Standort Derby geschlossen.
Positiver Start ins 2018
Der Start ins Geschäftsjahr 2018 verlief für das Unternehmen dank eines soliden Auftragsbestands und einer guten Nachfrage in den Hauptmärkten positiv. Beim Kommunikationsmarkt dürften in den Schwellenländern weiterhin grosse Volumina entstehen, allerdings auch der Preisdruck hoch bleiben. Gleichzeitig sei die Nachfrage nach schnellen Internetverbindungen unverändert hoch und eröffne Chancen in der Anwendung von Glasfasern in die Wohnung.
Aufgrund der guten Auftragslage erwarte Huber+Suhner, weiter zu wachsen und die EBIT-Marge im laufenden Jahr wieder in das mittelfristige Zielband von 8-10% zu steigern. 2017 hatte die EBIT-Marge mit 7,5% leicht darunter gelegen.
Analysten zeigen sich nur wenig überrascht
Analysten äussern sich allerdings nicht allzu negativ. Die Zahlen hätten kaum Überraschungen geboten, kommentiert etwa die UBS. Die Talfahrt in der Sparte Fiberoptik sei zwar schneller als erwartet und der Margendruck höher, heisst es bei der Bank Vontobel. Auf der anderen Seite sei der Turnaround in der Sparte Niederfrequenz viel stärker ausgefallen als geschätzt. Auch die Hochfrequenzsparte sei etwas profitabler als erwartet.
Mit dem Turnaround der Division Niederfrequenz sollte die Rückkehr zum mittelfristigen EBIT-Margenziel von 8-10% zu schaffen sein, meint die ZKB. Mehr allerdings auch nicht: „Dass die Sparte Fiberoptik wieder an die starken Resultate der Vergangenheit anknüpfen kann, ist angesichts des Preisdrucks in den Kommunikationsmärkten in den Schwellenländern in Frage gestellt.“
Ins selbe Horn stösst die UBS: Der Ausblick sei zwar insgesamt optimistisch, aber das Problem des Preisdrucks für Mobilfunknetze in den Schwellenländern bleibe vorhanden. Es gebe nur beschränkten Raum nach oben für die Konsensschätzungen nach den Ergebnissen. Ähnlich urteilte die Bank Vontobel. Das Geschäftsjahr 2018 könnte zwar etwas besser ausfallen, allzu viel Optimismus sei aber fehl am Platz.
Die Aktien von Huber+Suhner sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Nach Bekanntgabe der 2017er-Zahlen ging der Kurs um 4,5% auf 54,70 CHF zurück.
(AWP/jb/uh)