Orior: Gewinnverwässerung durch Kapitalerhöhung für die Finanzierung der Thurella-Akquisition – Research Partners bekräftigt „Verkaufen“-Rating

Thurella-Akquisition zu teuer und im falschen Bereich.

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Neben den Charcuterie-Erzeugnissen u.a. der Marke Rapelli produziert Orior künftig auch Bio-Säfte der Marke Biotta. Bild: orior.ch

Vor kurzem veröffentlichte der Nahrungsmittelkonzern Orior die geprüften Zahlen für das Geschäftsjahr 2017 und zeitgleich die Übernahme von 65% der Aktien von Thurella, die ausserbörslich gehandelt werden. Es folgt noch ein öffentliches Übernahmeangebot an die freien Aktionäre. Nach der 2016 erfolgten Akquisition der belgischen Culinor setzt Orior somit die Diversifikation fort. 2017 entfielen immerhin 21% der Umsätze von 585 Mio. CHF auf Benelux, 79% auf die Schweiz. Die EBITDA-Marge konnte leicht auf 9,9% gesteigert werden, die EBIT-Marge blieb mit 6,7% unverändert. Ohne die Culinor-Übernahme wäre der Umsatz 2017 sogar um 2,4% zurückgegangen als Folge von Wettbewerbs- und Preisdruck. Bemerkenswert ist, dass die Reingewinn-Marge trotzdem bei 5,5% unverändert blieb. Während die Margen trotz leichter Umsatzrückgänge im Bereich „Convenience“ ausgebaut werden konnten, waren sie im Bereich „Refinement“ leicht rückläufig. Mit dem Erwerb von Thurella erfolgt nun der Einstieg in den Getränkemarkt, was bisher nicht Teil der Strategie war. Hierfür wurde eine Kapitalerhöhung auf dem Weg eines Private Placements durchgeführt, die die Anzahl der ausstehenden Orior-Aktien um 10% erhöht und mit 44,7 Mio. CHF Bruttoertrag den Grossteil der Akquisitionskosten von 62,5 Mio. CHF einbrachte.

Research Partners bewertet Akquisition als zu teuer und bestätigt 12-Monats-Kursziel von 63 CHF

Die Analysten des unabhängigen Researchunternehmens Research Partners bewerten die Thurella-Akquisition in ihrem aktuellen Kommentar als zu teuer und im falschen Bereich angesiedelt. Das EBIT-Multiple 2017 betrage 20,4x, falle allerdings 2018 auf 17,3x. Der Wettbewerb im Bio-Getränkebereich werde „kein Spaziergang“ für Orior werden, da die Wettbewerber wie Alnatura, Coca-Cola über die 90%-Tochter Innocence sowie das Joint Venture von Nestlé und Eckes-Granini gut positioniert seien. Zudem sei der Einstieg in den Getränkemarkt bisher nicht Ziel der Strategie gewesen. Die Thurella-Marken steuern zukünftig rechnerisch 6% zum Umsatz bei, aufgrund der höheren Gewinnmargen jedoch mehr zu EBIT und Reingewinn. Andererseits sind nun 10% mehr Orior-Aktien im Umlauf, was den Gewinn verwässert. Die Analysten von Research Partners senken die Prognosen für den Gewinn je Aktie für 2018 daher von bisher 5,48 CHF auf 5,00 CHF und für 2019 von 5,57 CHF auf 5,11 CHF. Konsequent lautet daher das Rating weiterhin auf „Verkaufen“. Das Kursziel bleibt mit 63 CHF unverändert.

Die Orior-Aktie wird an der SIX Swiss Exchange gehandelt. Zuletzt wurden 77,00 CHF bezahlt.

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