Die Generalversammlung der Hypothekarbank Lenzburg, auch liebevoll „Hypi“ genannt, stand ganz im Zeichen des 150-jährigen-Jubiläums der Bank. Der traditionelle Veranstaltungsort der GV, die Mehrzweckhalle in Lenzburg, drohte bei der 149. GV beinahe aus allen Nähten zu platzen. So fanden 1’234 Aktionäre den Weg dorthin.
Mit einem historischen Rückblick in Form einer Theateraufführung des Landschaftstheaters Lenzburg startete die Versammlung. So wurde der Beginn der Geschäftstätigkeit aus der Sicht des ersten VR-Präsidenten der Hypi, Theodor Bertschinger-Amsler (1868 bis 1889), parodiert. „Woher kommt der Staub, und wohin verschwindet das Geld“; mit dieser Frage beschäftigte sich schon Bertschinger-Amsler vor 150 Jahren. Die Hypi habe auch während ihres 150-jährigen Bestehens keinen Staub angesetzt, auch wenn in den Büros der Staub trotz grosser Ordentlichkeit immer Einlass gefunden habe. Während der Staub immer Einlass finde, finde das Geld immer einen Ausgang, erzählte der „Gründungspräsident“ der Bank weiter. Mit einem Startkapital von 245’312,35 CHF begann das Geschäft der Hypi. Mit einer Miete von 140 CHF und Sachen für 300 CHF die Phase des Geldausgebens. Die Höhe der Ausgaben nahm stetig zu, es wurden im Lauf der Jahre Gebäude erstellt, Computer angeschafft und Personal eingestellt. Allerdings wurde nicht nur Geld ausgegeben; es kam auch immer wieder etwas Geld in die Kasse der Hypi. Nur so konnte die Bilanzsumme auf den heutigen Wert von über 5 Mrd. CHF ansteigen. Wenn Geld sinnvoll eingesetzt werde, resultiere daraus ein Mehrwert, schloss der „Präsident“. Wichtig sei es, keinen Staub anzusetzen und agil zu bleiben. Dies habe die Bank bis zum heutigen Tage erfolgreich gemacht.
Speditive Versammlungsführung
Nach dieser kurzweiligen Einführung eröffnete der heutige Verwaltungsratspräsident Gerhard Hanhart die GV. Er dankte wiederum dem Vertreter der Stadt Lenzburg „für den Besuch der Versammlung eines gewichtigen Steuerzahlers“. Bei der Hypi verschwinde das Geld denn auch nicht in den eigenen Taschen der Mitarbeiter oder durch seltsame Buchungen, merkte er augenzwinkernd an. Stattdessen habe sich die Hypi für den Auftakt des Jubiläumsjahrs mit der Theateraufführung etwas Besonderes einfallen lassen. Denn wie die Hypi selbst sei auch das Theater etwas Besonderes.
Hanhart brachte die Versammlung wie in den Vorjahren so speditiv wie möglich über die Bühne, was sich angesichts des Abstimmungsmarathons nicht ganz einfach gestaltete. Dafür sparte er sich die übliche Ansprache mit dem Lagebericht der Hypi und verwies in diesem Zusammenhang auf den ausführlichen Geschäftsbericht, der sowohl in elektronischer Form verfügbar ist als auch in gedruckter Form bestellt werden kann.
Marianne Wildi erfreut über grosse Beteiligung
Im Anschluss gab der VR-Präsident das Wort an CEO Marianne Wildi. Auch Wildi zeigte sich erfreut darüber, dass so viele Aktionäre und Gäste den Weg in die Mehrzweckhalle und dort schliesslich auch Platz gefunden haben. Alle an der Organisation Beteiligten – auch Wildi selbst – waren nervös im Vorfeld der speziellen Veranstaltung. Wildi selbst war bereits beim letzten grossen Hypi-Jubiläum vor 25 Jahren zur 125-Jahr-Feier mit dabei. Dort sass sie allerdings als Mitarbeiterin im Organisationskomitee und konnte sich nie vorstellen, dass sie bei der 150-Jahr-Feier als CEO oben auf der Bühne stehen werde. Nur wenige Firmen könnten denn auch auf so eine lange Tradition zurückblicken und diese auch noch mit so vielen Gästen feiern, so Wildi in ihrer Ansprache. Die Hypi sei stark in der Region verankert und halte die Traditionen hoch. Neben zahlreichen Engagements in der Region und eigenen Anlässen dürften auch die Aktionäre nicht vergessen werden. „Ohne ihr Engagement geht es bei der Hypi nicht“, machte Marianne Wildi deutlich. Denn es sei das erklärte Ziel der Hypi, ihre Kunden und Aktionäre in allen Lebensphasen aktiv zu begleiten.
Diese langjährige Verbundenheit kennzeichnet auch die Hypi selbst: So startete bereits im 1879 das Sponsoring regionaler Anlässe. Dieses wird seitdem kontinuierlich fortgesetzt.
Neben der Tradition spielt auch die neue Technologie eine wichtige Rolle bei der Hypi. So hat das Bankhaus bereits 1970 mit dem ersten Computer eine hohe Affinität zur Elektronik gezeigt, die sich mittlerweile immer mehr akzentuiert hat. Die Innovation stellt auch für die Hypi eine Herausforderung dar. Mit den neuen Technologien sind auch neue Arten der Kundenkontakte an der Tagesordnung. Als Beispiel nannte Marianne Wildi die Beratungs-Offices in Aarau und in Zofingen.
Bilanzsumme in 2017 erstmals über 5 Mrd. CHF
Anschliessend ging Wildi kurz auf die wichtigsten Zahlen des Geschäftsjahres 2017 ein. Bei der Bilanzsumme konnte erstmals die Schwelle von 5 Mrd. CHF überschritten werden. Überdurchschnittlich gut präsentiert sich die Eigenmittelausstattung der Bank. „Dies macht es leicht, stolz zu sein auf die Hypi und diese gemeinsam mit den Mitarbeitern zu führen“, so Wildi vor den rund 1’700 Aktionären und Gästen.
Die Hypi konnte im 2017 ein weiteres Wachstum der Bilanzsumme von 3,5% verbuchen. Dies war vor allem auf die anhaltend hohe Nachfrage nach Kundenausleihungen zurückzuführen. Aber auch die Kundengelder entwickelten sich erfreulich. Es gelang der Hypi im letzten Jahr, die Bruttozinsmarge auf dem Vorjahreswert von 1,1% zu halten. Das Zinsgeschäft stellt denn auch weiterhin die Haupteinnahmequelle mit einem Ertragsanteil von 71% dar. Weiterhin erfolgreich entwickelten sich die Einnahmen aus der Bankensoftware Finstar. Diese erreichten den neuen Höchststand von 3,2 Mio. CHF und steuern damit rund 8% zu den Gesamterträgen bei.
Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums erhalten die Aktionäre eine Gesamtdividende von 150 CHF pro Aktie, die sich aus der ordentlichen Dividende von 110 CHF und einer Nennwertreduktion von 40 CHF zusammensetzt.
Kunden zahlen bei der Hypi keine Negativzinsen
Bislang konnte die Hypi darauf verzichten, ihren Kunden Negativzinsen zu verrechnen obwohl sie selbst für ihre Einlagen bei der Schweizerischen Nationalbank Negativzinsen bezahlen musste. Profitieren konnte die Regionalbank hingegen von den deutlich gesunkenen Refinanzierungskosten. Dies ermöglichte einen Anstieg des Nettozinserfolgs um 2,5%. Allerdings stiegen auch die Geschäftsaufwendungen um 5,2% an. Hierfür verantwortlich sind zahlreiche neue Projekte wie etwa die Entwicklung einer flexiblen Schnittstelle im Bereich Fintech. So konnte ein virtueller Geldausgabeautomat lanciert werden. Derzeit noch in der Testphase ist ein neues E-Banking-System, das in den nächsten Wochen präsentiert wird.
Insgesamt blickt die Hypi zuversichtlich ins Jubiläumsjahr 2018. Dank einer soliden Eigenkapitalbasis kann die Zukunft flexibel gestaltet werden. Ab dem Tag der GV bis Ende April 2018 offeriert die Hypi Kassenobligationen zu Sonderkonditionen an. Diese bieten eine Verzinsung von 0,15% bei Laufzeiten von zwei bis vier Jahren und einen Zins von 0,5% bei Laufzeiten zwischen fünf und acht Jahren. Zudem werden im Jubiläumsjahr zahlreiche Anlässe an allen Standorten der Hypi stattfinden. Die Details können die Aktionäre auf der Homepage nachlesen. Ebenfalls können sich alle Interessenten über den Youtube-Kanal der Hypi über Neuigkeiten auf dem Laufenden halten.
Technologiekompetenz neu im Verwaltungsrat
Im Anschluss an die Ausführungen Wildis startete Gerhard Hanhart den Abstimmungsmarathon. Dieser beinhaltete die üblichen Traktanden wie die Annahme des Geschäftsberichts, die Dividendenzahlung, die Wiederwahl der Verwaltungsräte. Allerdings standen auch besondere Punkte auf dem Programm: So stimmten die Aktionäre über eine Anpassung der Statuten ab. Hervorzuheben hierbei ist die Aufnahme der Erbringung von Softwaredienstleistungen für Dritte als Firmenzweck, wie dies von der Eidgenössischen Bankenaufsicht FINMA gefordert wird. In diesem Zusammenhang erklärte der VRP, dass diese Erträge bei der Hypi zukünftig weiter zunehmen werden.
Neu in den Verwaltungsrat gewählt wurde Doris Agotai. Die IT-Professorin leitet derzeit das Institut für interaktive Technologien an der Fachhochschule Nordwestschweiz und wird bei der Hypi Lenzburg die Technologiekompetenz im Verwaltungsrat stärken.
Sämtliche Abstimmungen erfolgten nahezu diskussionslos mit jeweils sehr grossen Mehrheiten im Sinne der Anträge des Verwaltungsrats. Die Zufriedenheit der Aktionäre verwundert nicht angesichts der nicht nur im Vergleich zu den Grossbanken sehr moderaten Honorare der Bankleitung und insbesondere des Verwaltungsrats. So liegt die Gesamtsumme der Verwaltungsratshonorare mit maximal 500’000 CHF für 2018 sehr tief. Ebenso moderat ist mit 1 Mio. CHF das Salär der 4-köpfigen Geschäftsleitung für das laufende Jahr, dem die Aktionäre ebenfalls zustimmten.
Nachtessen anstatt Fragen
Die Aktionäre zogen es am Schluss der GV vor, auf die sich ihnen bietende Möglichkeit, zusätzliche Fragen zu stellen, zu verzichten. Stattdessen zog es sie wie bereits im Vorjahr bei regnerischem Wetter in die Stadt Lenzburg, wo ihnen traditionsgemäss in den vier Restaurants Hotel Krone, Hotel Ochsen, Hotel Lenzburg und Restaurant Hirschen ein ausgezeichnetes Nachtessen offeriert wurde. Bei diesem und einem guten Glas regionalem Wein wurden denn auch die Diskussionen im informellen Rahmen fortgesetzt. Trotz der nochmals höheren Anzahl Teilnehmer überzeugte der Service an den Tischen ebenso wie die Qualität der Speisen. So bleibt den Aktionären auch die 149. GV in guter Erinnerung. Zudem erhielten sie neben den üblichen „Bhaltis“ – wahlweise eine Packung Pralinés oder zwei Zigarren- noch ein Jubiläumsbuch ausgehändigt.
Fotogalerie der 149. Generalversammlung