Das Zuger Versorgungsunternehmen WWZ AG konnte im Geschäftsjahr 2017 nicht ganz an die Rekordwerte des Vorjahres anknüpfen. Verschiedene negative Faktoren wie mildere Temperaturen, höhere Gaseinkaufspreise und tiefere Stromverkaufspreise belasteten den Geschäftsgang des Unternehmens. Im Stromgeschäft verzeichneten die WWZ denn auch eine konträre Entwicklung in den beiden Absatzfeldern. So sank die Nachfrage nach Strom im WWZ-Netzgebiet um 0.8% auf 711 Mio. Kilowattstunden (KWh), während die Stromabsatzmenge dank guter Akquisitionserfolge im teilliberalisierten Strommarkt um 1.9% auf 862 Mio. KWh anstieg. Im vergangenen Jahr wurden drei weitere Photovoltaikanlagen in Betrieb genommen, was zusammen mit der guten Witterung zu einem Anstieg der Solarstromproduktion um 0.7 Mio. KWh auf 1.8 Mio. KWh führte. In den eigenen Wasserkraftwerken an der Lorze fielen die nutzbaren Wassermengen geringer aus als im Vorjahr. Dies hatte ein Minus der Produktion von 4 Mio. KWh auf 29.1 Mio. KWh zur Folge.
Umbau des Casinos in Zug lässt Wärmeabsatz sinken
Der Wärmeabsatz der WWZ fiel im 2017 um 9.4% auf 25 Mio. KWh. Neben der warmen Witterung, die zu einem Rückgang um 1.6% führte, belastete der Umbau des Casinos in Zug. Ebenfalls von der warmen Witterung beeinflusst wurde der Gasabsatz bei den Privathaushalten. Diesem leichten Nachfragerückgang steht die gute Entwicklung der Industrie gegenüber. In der Summe resultierte so ein Plus der Gasabsatzmenge von 2.1% auf 529 Mio. KWh. Im Bereich Telekommunikation spürte die WWZ die Konsolidierung bei den Grundanschlüssen, deren Anzahl denn auch um 3% sank. Weiterhin auf Wachstumskurs waren indessen die Telekommunikationsdienste, die insgesamt um 12.9% zulegten.
Nebengeschäfte lassen Gruppenumsatz steigen
Die WWZ konnte die Gesamteinnahmen im 2017 gegenüber dem Vorjahr um 1.2% auf 245.2 Mio. CHF steigern. Das Plus geht auf das Konto der Nebengeschäfte, die um über 60% auf 22.5 Mio. CHF zulegten, während das Hauptabsatzfeld Versorgung einen Umsatzrückgang um 3.5% auf 207.3 Mio. CHF verzeichnete. Bei den Betriebsausgaben verzeichneten die WWZ in der Summe einen leichten Anstieg von 0.4% auf 146.8 Mio. CHF. Während die Kosten der Energiebeschaffung dank der tiefen Strompreise um 5.3% auf 72.9 Mio. CHF fielen, stiegen die Personalaufwendungen um 5.4% auf 46.8 Mio. CHF an. Auch der Aufwand für Material und Fremdleistungen erhöhte sich um 14.3% auf 14.9 Mio. CHF. Im Ergebnis führte dies zu einem Anstieg des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 2.6% auf 98.4 Mio. CHF. Die Abschreibungen erhöhten sich investitionsbedingt um 7.2% auf 48.1 Mio. CHF, was zu einem leichten Rückgang des EBIT um 1.4% auf 50.3 Mio. CHF führte.
Wertberichtigung auf Alpiq-Beteiligung belastet Finanzergebnis
Das Finanzergebnis fiel wegen einer Wertberichtigung im Umfang von 6.1 Mio. CHF auf die Beteiligung am Energiekonzern Alpiq auf 4 Mio. CHF, was einem Minus von 38.5% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Aus dem eigenen Wertschriftenportfolio und den Beteiligungen erzielte der Konzern hingegen einen Finanzgewinn von 10.1 Mio. CHF nach 6.5 Mio. CHF im Vorjahr. Unter dem Strich resultierte ein Reingewinn von 40.5 Mio. CHF, was einem Minus von 9.6% entspricht. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber dem Vorjahreswert um 25 CHF tiefere Dividende von 430 CHF pro Aktie. Diese setzt sich aus der ordentlichen Ausschüttung von 330 CHF zuzüglich einer ausserordentlichen Zahlung von 100 CHF zusammen.
Milder Januar drückt auf Energiebedarf
Die Witterungsverhältnisse waren in den beiden ersten Monaten des laufenden Jahres milder als im Vorjahr, was zu einem leicht tieferen Energiebedarf der WWZ-Kunden führte. Weiterhin positiv entwickelte sich die Telekommunikationssparte, wobei sich allmählich eine Marktsättigung abzeichnet. In Bau befindet sich der Energieverbund Circulago (siehe Bild), der später die Stadt Zug und den Südteil von Baar mit umweltfreundlicher Wärme- und Kälteenergie aus dem See versorgen wird. In das Projekt wird WWZ mindestens 40 Mio. CHF investieren. Das maximale Investitionsvolumen liegt bei 250 Mio. CHF, wie CEO Andreas Widmer an der Analystenkonferenz in Zug erläuterte. Eine Rentabilität des Projekts ist indessen erst in einigen Jahren zu erwarten. Es handelt sich um ein strategisches Investment zur langfristigen Ertragssicherung der WWZ Gruppe, bei dem nicht finanzielle Aspekte im Vordergrund stehen. Die ersten Kunden sollen im nächsten Jahr an den Wärmeverbund angeschlossen werden.
Die Geschäftszahlen der WWZ für 2017 fallen zumindest auf den zweiten Blick erfreulich aus. Zwar kann sich auch der Zuger Energieversorger dem allgemeinen Preis- und Margendruck in der Strombranche nicht entziehen. Dennoch wird auch im Stromgeschäft eine ansehnliche Marge erzielt. WWZ verfügt über sehr geringe Produktionskapazitäten und kann somit bei der Strombeschaffung von den tiefen Marktpreisen profitieren. Sehr gute Margen generiert zudem das Telekommunikationsgeschäft. Als äusserst solide angesehen werden kann auch die Bilanz mit einer Eigenmittelquote von 87%.
Die Aktien der WWZ werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 14’600 CHF weisen die Papiere eine nicht nur im aktuellen Tiefzinsumfeld interessante Rendite von knapp 3% auf. Als wenig aussagekräftig kann das als eher teuer erscheinende KGV angesehen werden. Die Aktien eignen sich vorwiegend wegen der hohen Substanz und der kontinuierlichen Dividendenzahlung zur Anlage. Auf dem aktuellen Niveau erscheint das Potenzial für Avancen eher begrenzt, während das Kursverlustrisiko ebenfalls tief ausfällt. Die Papiere eignen sich als Ersatz für Obligationen, die derzeit nahezu keinen Zins abwerfen.