Das Energieunternehmen Repower AG konnte im 2017 die eigenen Erwartungen klar übertreffen. So hat das Unternehmen noch im September mit einem schwachen zweiten Halbjahr gerechnet. Doch es kam deutlich besser und der von uns in einem Beitrag skizzierte Betriebsgewinn (EBIT) für das Gesamtjahr von 20 Mio. CHF wurde mit einem Wert von 33.8 Mio. CHF klar übertroffen. Diese Entwicklung zeichnete sich bereits im Dezember ab, was Repower dazu veranlasste, die Investoren über die erwartete Verbesserung der Geschäftszahlen zu informieren.
Wie der Konzernchef Kurt Bobst anlässlich der Präsentation des Geschäftsabschlusses berichtete, hat sich vor allem das Kerngeschäft der Stromversorgung trotz der anhaltend schwierigen Marktbedingungen positiv entwickelt. So hat etwa die starke Konjunktur zum Anstieg der Energiepreise geführt, wovon Repower klar profitieren konnte. Ebenfalls positiv auf den Geschäftsgang wirkte sich die Wechselkursentwicklung des Euro gegenüber dem Franken aus. Das Management betont allerdings, dass die Ergebnisverbesserung bislang nicht nachhaltig ist, weswegen auch eine Dividendenzahlung zumindest für 2017 nicht zur Debatte steht. Es ist allerdings das erklärte Ziel des Unternehmens, zukünftig Dividenden an die Aktionäre auszuschütten. Ausschüttungen werden allerdings nur aus den operativ nachhaltig erzielten Erträgen erfolgen.
Italiengeschäft erfreut
Im 2017 konnte Repower in Italien, das rund zwei Drittel zu den Konzernerträgen beisteuert, deutliche Zuwächse verbuchen. So zogen die Nettoumsätze um 9.3% auf 1.26 Mrd. CHF an. Positiv wirkte sich die im Berichtsjahr erzielte deutlich höhere Eigenproduktion des Gaskombikraftwerks in Teverola aus. Wie Bobst mitteilte, stellt das Kraftwerk in Teverola einen sehr wichtigen Bestandteil zur Sicherstellung der Grundversorgung im italienischen Markt dar. Zudem stieg in Italien aufgrund der guten Konjunktur die Nachfrage nach Strom deutlich an, was den Hauptabnehmer des Stroms aus Teverola dazu veranlasste, Repower um die Verschiebung der für 2017 geplanten umfassenden Revision des Kraftwerks zu bitten. Diese Verschiebung stellte einen logistisch hohen Aufwand dar, der indessen durch die Mehrproduktion klar egalisiert werden konnte. So konnte der Vertrieb die Erwartungen sowohl beim Strom als auch beim Gas klar übertreffen, dies nicht zuletzt dank der so gesunkenen Beschaffungs- und Transportkosten. Hinter den Erwartungen zurück blieb indessen der Erfolg aus dem Trading. Dieses erfolgt allerdings nahezu ausschliesslich zur Sicherung des Versorgungsgeschäfts der Repower ohne spekulative Komponenten, informierte der Firmenchef. Auf das operative Ergebnis klar positiv wirkte sich die höhere Marge im Energiegeschäft aus, die direkt auf den EBIT durchschlug. Die Optimierungen des Forderungsmanagements liessen die Aufwendungen für die Aussenstände deutlich fallen. Repower hat nun auch eine detaillierte Prüfung der Zahlungsfähigkeit potenzieller Kunden eingeführt, um hohe Aussenstände zukünftig vermeiden zu können. Deutlich wird der Erfolg dieser Reorganisation beim EBIT des Italiengeschäfts. Dieser stieg im Vergleich zum Vorjahr um sehr hohe 126.9% auf 24.3 Mio. CHF an.
Schweizer Geschäft legt zu
Auch im Inlandsgeschäft konnte Repower eine beachtliche Steigerung erzielen. So legten die Nettoumsätze um 10.6% auf 638.7 Mio. CHF zu. Positiv auf den Geschäftsgang wirkten sich die höheren Margen im Handelsgeschäft aus. Hierbei konnte das Unternehmen im spekulativen Handel von der höheren Volatilität der Märkte profitieren. Dank der höheren Energiepreise fielen die Belastungseffekte aus den langfristigen Energiebzugsverträgen geringer aus als im Vorjahr. Zudem konnte die Eigenproduktion auf einem guten Niveau gehalten werden. Hingegen war das Grundversorgungsgeschäft von tieferen Umsätzen belastet. Weitere Optimierungen erlaubten es, die Betriebskosten gegenüber dem Vorjahr zu senken. Diese tieferen Kosten erlaubten es zusammen mit der höheren Bruttomarge im Energiegeschäft die geringeren Devestitionserlöse und tiefere Eigenleistungen zu kompensieren. Im Ergebnis resultierte so ein Plus des EBIT von 22.4% auf 16.1 Mio. CHF.
Margen legen überproportional zu
Insgesamt konnte Repower im 2017 die Einnahmen um 7.1% auf 1.85 Mrd. CHF steigern. Das Plus geht auf das Konto der um 8.2% angestiegenen Einkünfte aus dem Energiegeschäft, das sich aus dem Strom- und Gasgeschäft zusammensetzt. Klar rückläufig waren hingegen die übrigen betrieblichen Erträge, die wegen des Wegfalls von Liegenschaftsverkäufen und dem Ausstieg aus dem osteuropäischen Geschäft nur noch 6 Mio. CHF nach 15.3 Mio. CHF im Vorjahr erreichten. Ebenfalls tiefer fielen die aktivierten Eigenleistungen und die Bestandsveränderungen der Kundenaufträge, die zusammen um 3 Mio. CHF tiefer als im Vorjahr lagen, aus. Auf der Kostenseite verzeichnete Repower im Einklang mit den höheren Marktpreisen einen Anstieg des Energiebeschaffungsaufwands von 8.3% auf 1.60 Mrd. CHF. Zeitgleich stiegen die Konzessionsabgaben um 9.4% auf 17.8 Mio. CHF an. Einsparungen gelangen indessen bei den Personalkosten, die um 2.5% auf 68 Mio. CHF fielen. Deutlich geringer als im Vorjahr fiel der übrige betriebliche Aufwand mit 46.6 Mio. CHF nach 76 Mio. CHF im Vorjahr aus. Neben dem allgemeinen Minus aller Kostenstellen konnten vor allem die Wertberichtigungen auf Forderungen massiv von 32.9 Mio. CHF im Vorjahr auf 7.2 Mio. CHF reduziert werden. In dieser Position enthalten ist der Verkauf von wertberichtigten Forderungen aus Italien an eine Factoringgesellschaft, die im 2017 erfolgte. Dank dieser deutlichen Verbesserungen in allen Sparten gelang es, den EBITDA (Betriebsgewinn vor Abschreibungen) um 51.3% auf 79.2 Mio. CHF zu erhöhen. Der Nettowert der Sachabschreibungen lag mit 41.7 Mio. CHF deutlich über dem Vorjahreswert von 26.3 Mio. CHF. Im Vorjahr wurden Aufwertungen auf die Kraftwerksanlagen in Italien und der Schweiz im Umfang von 15.5 Mio. CHF zuhanden der Sachabschreibungen als Folge der besseren Geschäftsergebnisse verbucht. Die ordentlichen Sachabschreibungen waren in beiden Jahren nahezu konstant. Im Ergebnis führte dies zu einem Plus des EBIT von 52.7% auf 33.8 Mio. CHF.
Währungsgewinne lassen Finanzergebnis steigen
Erheblich tiefer als im Vorjahr fiel der Nettofinanzaufwand mit 14.1 Mio. CHF nach 27.8 Mio. CHF im Vorjahr aus. Auf der Einnahmenseite konnte Repower im Berichtsjahr einen Währungsgewinn von 18.7 Mio. CHF zugunsten des Finanzertrags verbuchen. Hingegen gingen die sonstigen Finanzerträge aus der Höherbewertung der Wertschriften und Dividenden- sowie Zinseinnahmen von 4 Mio. CHF im Vorjahr auf 2.8 Mio. CHF zurück. Die Finanzaufwendungen weissen einen deutlich tieferen Zinsaufwand von 10.3 Mio. CHF nach 17.7 Mio. CHF aus. Allerdings musste Repower Wertänderungen auf den Absicherungsgeschäften für Zinsen und Devisen im Umfang von 18.4 Mio. CHF nach 1 Mio. CHF als Finanzaufwand verbuchen. So stieg der Finanzaufwand per saldo um 3.7 Mio. CHF auf 35.6 Mio. CHF an. Negativ auf den Reingewinn wirkten sich die deutlich tieferen positiven Steuereffekte von 0.4 Mio. CHF nach 4.7 Mio. CHF im Vorjahr aus. Dennoch konnte unter dem Strich ein Reingewinn von 20 Mio. CHF nach einem Verlust in Höhe von 1 Mio. CHF im Vorjahr erzielt werden. Die Aktionäre erhalten indessen dennoch keine Dividende, da die Verbesserung des Ergebnisses als noch nicht nachhaltig angesehen wird, teilte die Finanzchefin Brigitte Krapf auf Nachfrage mit.
Tieferer EBIT erwartet
Für das laufende Jahr rechnet der CEO mit einem unter dem Vorjahrswert liegenden EBIT. Insgesamt geht Bobst von weiter leicht steigenden Marktpreisen im Strommarkt aus. Die Kapazitätsreserven in der Stromproduktion aus den konventionellen Kraftwerken fallen zusehends geringer aus. Die bestehenden Anlagen werden immer älter, was sich auch in der längeren Zeitdauer der Revisionen äussert. Bobst betont indessen, dass das Kraftwerk in Teverola nicht von dieser Entwicklung betroffen sei. Allerdings werde die Revision zu einem Unterbruch der Produktion des Werks führen, was sich negativ auf die Ertragsseite der Gruppe auswirken wird. Insgesamt wird das Marktumfeld weiterhin anspruchsvoll bleiben.
Die Geschäftszahlen von Repower für 2017 fallen erfreulich aus. Auch eine eingehende Betrachtung der einzelnen Positionen der Erfolgsrechnung lässt keine negativen Faktoren ausserhalb der allgemeinen Marktentwicklung, die das Unternehmen nicht beeinflussen kann, erkennen. Im Berichtsjahr wandelte sich das Blatt mit höheren Marktpreisen, einer besseren Währungssituation zugunsten des Versorgers. Diese externen Faktoren dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Repower auch im operativen Geschäft erhebliche Fortschritte gemacht hat. Inwieweit diese nachhaltig ausfallen, wird sich zumindest mittelfristig zeigen. Es ist indessen nicht unwahrscheinlich, dass der Versorger dank der Reorganisation wieder auf den Erfolgspfad eingeschwenkt ist. Zu nennen ist hier vor allem die massive Verbesserung der Ertragssituation in Italien, wo offenbar Tabula rasa gemacht wurde und so das Ruder herumgerissen werden konnte. Sofern sich diese positive Entwicklung bestätigt, steht einem erfolgreichen Geschäftsgang wenig im Weg.
Als grundsolide angesehen werden können auch die Bilanzkennzahlen der Gesellschaft. Hierbei keinesfalls unbeachtet bleiben darf, dass die Gesellschaft eine Nettoliquidität ausweist und die Gesellschaft somit per saldo schuldenfrei ist. Die ausgewiesene Eigenmittelquote von 42.2% inklusive und von 40% nach Abzug der Minderheiten stellt somit nur eine indikative Quote dar. Mit diesen Kennzahlen wäre Repower problemlos in der Lage, eine Dividende an die Anteilseigner auszuschütten. Es ist auch das erklärte Ziel der Firma, in den nächsten Jahren wiederum Ausschüttungen an die Aktionäre vorzunehmen. Ab wann dies erfolgen wird, ist zum derzeitigen Zeitpunkt noch offen. Als zumindest nicht ganz ausgeschlossen angesehen werden kann eine Zahlung für das laufende Jahr 2018, sofern die Ergebnisentwicklung nicht negativ ausfällt, was nach aktuellem Stand nicht abzusehen ist.
Die Aktien der Repower AG werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 68.50 CHF weisen die Titel einen klaren Discount von gut 30% gegenüber dem ausgewiesenen Buchwert nach Abzug der Minderheiten auf. Das ebenfalls auf der Basis des Gewinns nach Minderheiten ermittelte KGV von knapp 29 für 2017 fällt indessen hoch aus. Eine Ausschüttungsrendite lässt sich zumindest bis auf Weiteres nicht ermitteln. Sofern sich die deutliche Steigerung der Margen fortsetzt respektive die Margen auf dem aktuellen Niveau gehalten werden können, sollten sich die Titel zumindest mittelfristig an den Buchwert annähern. Eine mögliche Ankündigung einer Ausschüttung könnte den Kurs antreiben, während mögliche Schwierigkeiten bei der Revision des Kraftwerks in Teverola kursdämpfend wirken dürften. Mit den Aktien von Repower können Investoren auf eine mögliche positive Trendwende der Entwicklung der Stromversorgerbranche setzen. Im Erfolgsfall sollten ansehnliche Kursgewinne möglich sein, während das Rückschlagpotenzial bei einer weiterhin negativen Marktstimmung eher begrenzt ausfällt.
Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär des Unternehmens.