Casino Kursaal Interlaken: Ertragsrückgänge in allen Sparten

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Ein durchwachsenes Geschäftsjahr 2017 verzeichnete die Congress Centre Kursaal Interlaken AG. Der Kursaal ist eingebettet in einen attraktiven Park. Quelle: CKI AG

Die Congress Centre Kursaal Interlaken AG (CKI) spürte im 2017 die Zyklizität des Kongressgeschäfts. So finden die umsatzstarken Kongresse, die in Interlaken traditionsgemäss aus dem medizinischen Bereich stammen, in den geraden Kalenderjahren statt. Der Wegfall dieser Kongresse liess denn auch die Belegung der Räumlichkeiten sinken, teilte die per Ende August abtretende Geschäftsleiterin Isabel Wirth anlässlich der Präsentation des Jahresergebnisses in Interlaken mit. Wirths Nachfolger wird Alexander Hänsel, ihr aktueller Stellvertreter, der seit acht Jahren im Unternehmen tätig ist und aktuell den Bereich Food & Beverage leitet.

Kongressgeschäft rutscht wieder in die roten Zahlen

Trotz einer gleich hohen Anzahl an Veranstaltungen wie im Vorjahr gingen die Einnahmen aus dem Kongressgeschäft gegenüber dem Vorjahr um 9.8% auf 3.8 Mio CHF zurück. Trotz der weiterhin tiefen Betriebskosten konnte ein erneutes Abgleiten in die roten Zahlen nicht ganz vermieden werden. Der Verlust hielt sich allerdings mit knapp 100’000 CHF in einem nicht zuletzt im Vergleich mit den Vorjahren bescheidenen Rahmen. Möglich wurde dies durch die weiterhin strikte Kostenkontrolle, die es erlaubte, die Betriebskosten auf dem sehr tiefen Vorjahresniveau zu halten. Auch bei den Erträgen aus dem Incentive&Events-Geschäft verzeichnete die Gesellschaft ein Minus von 15% auf 190’000 CHF. Diese Einkünfte stammen zu über 50% aus Nebeneinnahmen des Kongressbereichs wie Kommissionen von Hotels. Dank der Anpassung der internen Abläufe konnte trotz der geringeren Einnahmen ein positives Betriebsergebnis erzielt werden.

Auf dem Niveau des Vorjahres verharrten die Einkünfte des Restaurants Spycher, erklärte Wirth. Erstmals in der Unternehmensgeschichte bezahlte das Casino keine Dividende an die CKI AG aus. Die Gesellschaft hält an der neuen Zielsetzung, dass das Kongressgeschäft ohne Subventionen aus dem Spielbetrieb auskommen soll, fest.

Casino leidet unter Gewinnen arabischer Gäste

Erstmalig keine Dividendenzahlung des Casinos an die Mutter „Casino Kursaal Interlaken“. Bild: wikipedia.org

Auch das Casino konnte bei den Einnahmen mit einem um 5.4% auf 10.8 Mio. CHF gesunkenen Bruttospielertrag nicht an den Vorjahreswert anknüpfen. Das Minus in Interlaken übertraf den landesweiten Rückgang von 1.5% deutlich. Wie der Gruppen-CEO Oliver Grimm erklärte, hatten einige Gäste aus dem arabischen Sprachraum sehr viel Spielglück und erleichterten die Kassen des Betriebs deutlich. Belastend habe sich auch die geringere Qualität der Spieler, die Grimm mit deren Ausgabebereitschaft gleichsetzt, ausgewirkt. Deutlich wird dies auch bei der Entwicklung der Eintritte ins Casino, die um 3% auf 95’000 gestiegen sind. Wegen der niedrigeren Erträge gingen auch die Spielbankenabgaben um 0.3 Mio. CHF auf 4.3 Mio. CHF zurück. Dank der leicht höheren Erträge aus dem Tronc ging der Nettospielertrag mit minus 4.6% auf 7.1 Mio. CHF etwas weniger stark zurück als die Bruttoeinnahmen.

Tiefere Einnahmen lassen Gewinn sinken

Auf Konzernstufe betrugen die Einnahmen im Berichtsjahr 13.3 Mio. CHF nach 14.2 Mio. CHF, was einem Minus von 6.4% entspricht. Hiervon stammen 7.1 Mio. CHF nach 7.5 Mio. CHF im Vorjahr aus dem Spielgeschäft. Aus dem Restaurationsgeschäft und den weiteren Einnahmequellen (Liegenschaften, sonstige Erträge) resultierten 6.2 Mio. CHF nach 6.7 Mio. CHF im Vorjahr. Auf der Ausgabenseite schlugen sich die um 0.3 Mio. CHF respektive plus 4% auf 7.8 Mio. CHF angestiegenen Personalkosten negativ nieder. Hingegen konnten sowohl die sonstigen betrieblichen Aufwendungen als auch die Kosten für Material auf den Vorjahreswerten von 2.5 Mio. CHF respektive 1 Mio. CHF gehalten werden. Im Ergebnis führte dies zu einem Minus des Betriebsgewinns vor Abschreibungen um 37.6% auf 2 Mio. CHF. Nach den um 0.2 Mio. CHF auf 1.7 Mio. CHF reduzierten Sachabschreibungen resultierte ein Einbruch des EBIT um 80.5% respektive minus 1.1 Mio. CHF auf 0.2 Mio. CHF. Dank höherer Finanzerträge von 0.2 Mio. CHF und tieferen Steueraufwendungen resultierte unter dem Strich ein Rückgang des Reingewinns um 1 Mio. CHF auf 0.3 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten auch weiterhin keine Dividende.

Erfolgreicher Start ins 2018

Die Intensivierung der Marketingaufwendungen des letzten Jahres trägt Früchte: So verfügte die CKI per Jahresanfang 2018 bereits über ein fest gebuchtes Umsatzvolumen von 3.8 Mio. CHF im Kongressgeschäft, was gegenüber dem Rekordjahr 2016 einem Plus von 0.8 Mio. CHF entspricht. Die Gesellschaft zeigt sich denn auch optimistisch für die Entwicklung des Geschäfts im laufenden Jahr. Allerdings sind erhebliche Anstrengungen zur Akquisition von Veranstaltungen notwendig. Diese beinhalten auch – wie sich Wirth im neuesten Geschäftsbericht zitieren lässt- eine Intensivierung der jährlichen Investitionen in den MICE-Bereich. Aber auch neue eigene Veranstaltungen sollen das Kongressgeschäft ankurbeln. So wird im 2020 mit dem ersten SWISS-OAS ein neuer landesweiter Branchenanlass der Outdoorbranche lanciert. Aktuell werden die Details des neuen Anlasses ausgearbeitet. Interlaken ist bereits heute ein Eldorado für Outdoor-Aktivitäten, wovon die CKI zukünftig profitieren will. Auf europäischer Ebene findet bereits jährlich in unterschiedlichen Destinationen ein solcher Anlass statt. Wirth ist überzeugt, den Event des Jahres 2019 nach Interlaken holen zu können und so die Branchenvertreter auf den neuen nationalen Event einstimmen zu können.

Im Spielgeschäft prüft die CKI derzeit den Einstieg in das Onlinegeschäft. Dieser ist allerdings nur dann möglich, wenn das neue Geldspielgesetz vom Schweizer Stimmvolk an der Abstimmung vom 10. Juni 2018 angenommen wird. Klar ist indessen, dass der Einstieg in dieses Geschäftsfeld nur gemeinsam mit einem Partner möglich ist. Grimm erklärte hierzu, dass die CKI nicht über genügend Ressourcen verfüge, um diesen Schritt alleine wagen zu können.

Die Geschäftszahlen der CKI für 2017 erreichen die hochgesteckten Ziele nicht ganz. Mit einem erneuten Abrutschen des Kongressgeschäfts in die Verlustzone wurde die erhoffte schwarze Null, wenn auch nur knapp, verfehlt. Die deutliche Verbesserung der Rentabiliät ist eindeutig sichtbar. Insbesondere darf nicht übersehen werden, dass die CKI erstmalig nicht von einer Dividendenzahlung des Casinos profitieren konnte. Zumindest im laufenden Jahr dürften nicht zuletzt dank der Zyklizität des Kongressgeschäfts schwarze Zahlen zu erwarten sein. Angesichts der positiven Aussagen der Geschäftsleitung für die Folgejahre erscheint es zumindest möglich, auch im ungeraden Jahr 2019 zumindest eine schwarze Null zu erreichen.

Angesichts der Herausforderungen, denen sich das Casino gegenübersieht, ist der Verzicht auf eine Ausschüttung an die Muttergesellschaft sehr gut nachvollziehbar. Mit der Einführung des neuen Geldspielgesetzes im neuen Jahr  – sofern das Gesetz an der Abstimmung vom 10. Juni nicht durch die Stimmbürger abgelehnt wird – stellt sich die Situation für Spielbetriebe mit einer B-Lizenz (wie dies beim Betrieb in Interlaken der Fall ist) besser dar. So kann das Spielangebot erweitert werden, was sich positiv auf die Ertragssituation niederschlagen dürfte. Dies erfordert indessen Investitionen. Auch die Erneuerung der Spielbankenlizenz erfordert einige Aufwendungen. Keinesfalls trivial sind auch die möglichen Aufwendungen für ein Onlineangebot.

All diese bislang nicht genau zu beziffernden Kosten lassen es als opportun erscheinen, auch weiterhin keine Dividende der Casinogesellschaft an die Muttergesellschaft auszuschütten. Dieser Verzicht dürfte denn auch zumindest für die nächsten Jahre dazu führen, dass die CKI weiterhin keine Ausschüttungen an die Aktionäre vornehmen wird.

Als weiterhin grundsolide angesehen werden können die Bilanzkennzahlen der Gesellschaft. Die Gruppenbilanz weisst eine Eigenmittelquote von fast 86% auf. Die flüssigen Mittel von 8.6 Mio. CHF übersteigen die Fremdmittel von 5.1 Mio. CHF deutlich. In den Fremdmitteln sind zudem Rückstellungen von 1.1 Mio. CHF enthalten, die mehrheitlich latente Steueraufwendungen beinhalten. Die echten langfristigen Verbindlichkeiten liegen bei lediglich 0.7 Mio. CHF, während es sich bei den übrigen Fremdmitteln um Verpflichtungen aus dem laufenden Geschäft handelt. Hierin enthalten sind die erst nach dem Bilanzstichtag bezahlten Spielbankenabgaben und Mehrwertsteuerschulden im Gesamtbetrag von 1.2 Mio. CHF.

Kursverlauf der an der OTC-X gehandelten CKI-Aktie. Quelle: moneynet.ch

Die Aktien der CKI werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Letztmalig gingen die Titel zu Preisen von 400 CHF um, was nur um knapp 10% unter den Höchstkursen von 440 CHF, die im letzten Jahr erreicht wurden, liegt. Es bestehen wie bereits im letzten Jahr weiterhin keine Anzeichen für die Ausschüttung einer Dividende an die Aktionäre. Die Aussagen der Geschäftsleitung, wonach die Stärkung der Substanz an erster Stelle steht, untermauert diese Vermutung. Als teuer erscheinen die Papiere auf der Basis des KGV für 2017, das bei rund 39 liegt. Lediglich auf der Basis des Kurs-Buchwert-Verhältnisses erscheinen die Titel mit einem Discount von rund 65% auf den ersten Blick als günstig. Hierbei nicht übersehen werden darf aber, dass der Substanzwert der Papiere kaum je realisiert werden kann. Zwar weist das Grundstück, auf dem sich die Räumlichkeiten der Gesellschaft befinden, dank der guten Lage in Interlaken einen hohen Wert auf. Allerdings befinden sich auf dem Areal die Gebäude des Kursaals, die denkmalgeschützt sind und daher weder abgerissen noch deutlich umgestaltet werden können. Dies wäre jedoch notwendig, um den Grundstückswert realisieren zu können.

Ein keinesfalls zu vernachlässigender Unsicherheitsfaktor stellt die Zukunft des Casinobetriebs dar. Sowohl die Erneuerung der noch bis 2023 gültigen Spielbankenlizenz als auch das neue Geldspielgesetz, dessen Inkrafttreten zumindest bis zur Abstimmung im Juni in der Schwebe ist, sind wichtige Punkte für die Zukunft der Gesellschaft. Wegen dieser erheblichen Unsicherheitsfaktoren eignen sich die Papiere aktuell nur bedingt zur Geldanlage.

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