Die in der Baubranche tätige Griston Holding AG konnte im 2017 von einer guten Nachfrage profitieren. So trugen, wie dem neuesten Geschäftsbericht entnommen werden kann, zwei wichtige strategische Entscheidungen der letzten Jahre früher als erwartet ihre Früchte. An erster Stelle benannt wird die im 2017 zusammen mit der Calanda-Gruppe gegründete GRIBAG Beton AG. Das erste Betriebsjahr der Gesellschaft, die über vier Standorte in Chur, Reichenau, Unterrealta und Untervaz verfügt, verlief erfreulich.
So konnten die erhofften Synergien in der Produktion und der Logistik wunschgemäss erzielt werden. Unterschiedlich war indessen die Auslastung der einzelnen Standorte: Das grösste Volumen wurde im Churer Betrieb generiert, während in Untervaz die geringsten Mengen abgesetzt wurden. Ebenfalls „höchst erfreulich“ hat sich die im 2015 akquirierte Oberrauch-Gruppe entwickelt. So konnte bereits nach einer kurzen Zeit die Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe deutlich ausgebaut werden. Profitiert hat Oberrauch von Aufträgen in Davos im Zusammenhang mit Rück- und Neubauten, die massgeblich zum guten Ergebnis beigetragen haben. Ebenfalls profitieren konnte das Unternehmen von den starken Schneefällen im Dezember 2017, die zu ausserordentlich vielen Schneeräumungseinsätzen führten.
Starkes Anlagengeschäft
Im Berichtsjahr konnte Griston im Anlagengeschäft, das in der STAG zusammengefasst ist, ein deutliches Umsatzplus von 13.4% auf 17.9 Mio. CHF erzielen. Neben der leichten Verbesserung der Marktsituation wirkte sich die Erweiterung der Angebotspalette positiv auf die Einkünfte aus. Erfreulich entwickelte sich das Geschäftsfeld Müllheizkraftwerke, schreibt André Renggli, CEO der Griston-Gruppe. Mit dem Ausbau des Servicegeschäfts, bei dem der Akzent auf die Kundennähe gelegt wird, setzte die STAG auf das richtige Pferd. Der im letzten Jahr neu auf den Markt eingeführte Stückgutschieber eröffnet ein neues Marktsegment mit guten Chancen. Auch die Erweiterung des Serviceangebots mit der Revision von Kies- und Flachgutwaagen trug zur starken Entwicklung bei. Flankiert wird der Anlagenbau durch den Ersatzteilehandel, der in der TRUMAG zusammengefasst wird. Auch hier konnte die Gruppe eine „hervorragende“ Entwicklung im Handel mit Ersatzteilen der Entsorgungsbranche verbuchen.
Margendruck in der Baubranche belastet
Im Berichtsjahr konnte Griston die Gesamteinnahmen um 5.2% auf 48.7 Mio. CHF steigern. Wichtigste Einnahmequelle stellt die Sparte Gesteinskörnungen/Beton mit einem Ertragsanteil von knapp 41% dar. In diesem schwierigen Geschäft konnten die Einnahmen um 2.5% auf 19.9 Mio. CHF erhöht werden. Das Baugeschäft ist von einem anhaltenden Margendruck geprägt. Wie der CEO der Gribag, Marc Grünenfelder, im Geschäftsbericht informiert, werden von den Anbietern Preise offeriert, die weder einen minimalen Gewinn noch einen erforderlichen Risikoanteil berücksichtigen. Diese Entwicklung lässt sich auch in den Margen der Griston-Gruppe erkennen, welche die Spartenergebnisse nicht publiziert. Deutlich wird dies bei den Aufwendungen für Material und Fremdleistungen, der grössten Ausgabenposition. Die im letzten Jahr zu beobachtenden Preissteigerungen liessen die Warenkosten um 9.7% auf 21.9 Mio. CHF anschwellen, ohne dass die Mehraufwendungen auf der Verkaufsseite weitergegeben werden konnten. Anzeichen der Synergien innerhalb der Gruppe lassen sich bei den Betriebsaufwendungen erkennen, die im Verhältnis zu den Umsätzen leicht unterproportional um 3.7% auf 18.4 Mio. CHF angestiegen sind. Im Ergebnis konnte so der Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) nur um bescheidene 0.4% auf 7.5 Mio. CHF verbessert werden, bei einem Rückgang der EBITDA-Marge von 16.1% im Vorjahr auf 15.4%. Nach Abschreibungen in Vorjahreshöhe von 3.5 Mio. CHF resultierte ein EBIT von 4 Mio. CHF. Unter den Strich resultierte wegen der tieferen Steueraufwendungen ein Plus des Reingewinns von 2% auf 3 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten eine gegenüber den Vorjahren unveränderte Dividende von 56.25 CHF pro Aktie.
Gute Aussichten
Die Gesellschaft zeigt sich für das laufende Jahr zuversichtlich. So werden die Aussichten der Kiessparte und der Gribag als erfreulich bezeichnet. Ebenfalls auf gutem Weg befindet sich die Erschliessung des neuen Abbaugebiets in Untervaz für die Zeit ab 2020. Dank der Erweiterung der Angebotspalette wird auch für die STAG eine Fortführung der guten Entwicklung erwartet. Positiv auf die Ertragssituation auswirken sollte sich auch der grosse Bedarf an Infrastrukturbauten im Kanton Gaubünden. Diesem steht allerdings der nicht zuletzt infolge der Zweitwohnungsinitiative rückläufige Hochbau gegenüber. Insgesamt sieht sich die Gruppe gut gerüstet, um den Herausforderungen, die das Marktumfeld bietet, Paroli zu bieten.
Die Geschäftszahlen von Griston für 2017 fallen insgesamt durchschnittlich aus. Der Rückgang der EBITDA-Marge reflektiert den anhaltenden Margendruck der Baubranche, dem sich die Gesellschaft nicht entziehen kann. Es ist zu vermuten, dass Griston vor allem im Anlagebau ansehnliche Margen erwirtschaften kann, während das klassische Kies- und Betongeschäft eher unterdurchschnittliche Gewinne abwerfen dürfte. Genauere Aussagen zu den einzelnen Sparten sind mangels detaillierter Kennzahlen nicht möglich. Bei den Kennzahlen der Gesellschaft ist zudem zu berücksichtigen, dass die Abschreibungen hoch ausfallen und die betriebswirtschaftlich notwendigen Werte übersteigen dürften. Somit dürften die effektiven Margen nicht unerheblich besser ausfallen als die ausgewiesenen Werte. Als grundsolide angesehen werden können auch die Bilanzkennzahlen mit einer ausgewiesenen Eigenmittelquote von 52.5% der Bilanzsumme.
Die Aktien von Griston werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis der letztbezahlten Kurse von 1’850 CHF weisen die Papiere ein angemessenes KGV von gut 12 für 2017 auf. Hierbei nicht übersehen werden darf, dass das KGV auf der Basis des den Aktionären zurechenbaren wirtschaftlichen Gewinns niedriger ausfallen dürfte. So werden die Maschinen über einen Zeitraum von maximal 10 Jahren vollständig abgeschrieben. Auch die übrigen Produktionsanlagen und Förderbänder werden über längstens 20 Jahre abgeschrieben. Sowohl die Maschinen als auch die Produktionsanlagen werden in der Branche dagegen üblicherweise deutlich länger eingesetzt als die Abschreibungsdauer bei Griston vorgibt. Zudem schreibt die Gesellschaft auch die Gebäude über einen Zeitraum von 30 Jahren ab, was nicht alle Unternehmen machen.
Ein Blick auf die Bewertung der Sachanlagen von 24.5 Mio. CHF bei einem Anschaffungswert von 69.3 Mio. CHF verdeutlicht ebenfalls die rigide Abschreibungspolitik. Es ist zumindest zu vermuten, dass so nicht unbedeutende stille Reserven zulasten des ausgewiesenen Gewinns gebildet werden. Die Höhe des wirtschaftlichen Gewinns lässt sich indessen nur schwer ermitteln. Als Indiz kann das EBITDA verwendet werden, das mit einer Marge von 15.4% der Umsätze zumindest im Branchenvergleich überdurchschnittlich ausfällt. Der grob geschätzte wirtschaftliche Reingewinn dürfte den ausgewiesenen Wert um rund 50% übersteigen, woraus sich ein tiefes KGV von rund 8 ermitteln lässt.
Ähnlich dürfte sich die Lage beim Buchwert darstellen: Der per Jahresende 2017 ausgewiesene Wert von gut 1’500 CHF dürfte den wirtschaftlichen Wert nicht unerheblich unterschreiten. Als attraktiv angesehen werden kann die Dividendenrendite von 3%. Die Ausschüttung ist seit langer Zeit konstant und dürfte sich auch zukünftig nicht ändern. Dies macht die Papiere als Ersatz für eine Obligation, die derzeit nahezu keine Rendite abwirft, geeignet. Bei einer möglichen Anlageentscheidung nicht übersehen darf indessen die Kapitalstruktur der Gesellschaft. Das Aktienkapital von 7.5 Mio. CHF ist eingeteilt in 23’335 Stimmrechtsaktien mit einem Nennwert von 75 CHF und 15’333 Namenaktien mit einem Nennwert von 375 CHF. Je eine Aktie hat unabhängig vom Nennwert eine Stimme. Die Besitzer der nicht handelbaren Stimmrechtsaktien, bestehend aus den Gründern der Gesellschaft respektive deren Nachfolgern, kontrollieren mit einem Kapitalanteil von 23.3% gut 60% der Stimmen. Die ausserbörslich gehandelten Namenaktien mit einem Kapitalanteil von 76.7% verfügen dagegen nur über einen Stimmenanteil von knapp 40%. Damit sind die freien Aktionäre den Entscheidungen der Eigner der Stimmrechtsaktien mehr oder weniger stark ausgesetzt. Zwar ist so die Mitbestimmungsmöglichkeit der Hauptkapitaleigner begrenzt, aber gleichzeitig ist damit gewährleistet, dass die Entscheidungen über die Firmenstrategie nicht von aussen beeinflusst werden können.
Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär der Gesellschaft.