Die Nexus AG ist unter ihrem eigenen Namen nur wenig bekannt. Bekannter hingegen sind die Tochtergesellschaften startups.ch und Findea. Startups.ch organisiert Firmengründungen, Findea übernimmt Treuhanddienstleistungen insbesondere für kleinere Firmen. Im Geschäftsjahr 2017 erzielte die Nexus-Gruppe, zu der auch die Softwarefirma Websoft gehört, mit ihren 64 Vollzeitmitarbeitern einen konsolidierten Umsatz von 9,2 Mio. CHF. Unter dem Strich wies das Unternehmen nur knapp einen Gewinn aus. Der EBITDA lag bei 1,1 Mio. CHF. Firmengründer und Mehrheitsaktionär Michele Blasucci erklärt im Interview mit schweizeraktien.net, wie das Unternehmen künftig wachsen möchte und wo die Herausforderungen sind.
Herr Blasucci, die Nexus-Gruppe ist in den letzten fünf Jahren umsatzmässig stark gewachsen. 2017 legte der Umsatz nur noch leicht zu, die Gruppe hat nun aber den break-even erreicht. Ist die Wachstumsphase abgeschlossen?
Das stimmt nur bedingt. Der externe Umsatz ist um rund 800’000 CHF gestiegen, was einem Wachstum von rund 10% entspricht. Wir haben im Vergleich zum Vorjahr für rund 500’000 CHF weniger Software aktiviert, was dazu führt, dass auf ersten Blick das Umsatzwachstum nur moderat war. Künftig wollen wir Software gar nicht mehr aktivieren. Dies wird auch im 2018 zu einem Sondereffekt führen.
Sie schreiben im Geschäftsbericht, dass Sie Kredite im Volumen von 1 Mio. CHF zurückgezahlt haben. Mit knapp 14% ist die Eigenkapitalquote weiterhin auf sehr tiefem Niveau. Was unternehmen Sie, um das Eigenkapital zu verbessern?
Wir werden auch im Frühjahr 2019 nochmals 1 Mio. CHF Wachstumskredite zurückzahlen, was dann automatisch zu einer besseren Eigenkapitalquote führen wird.
Nexus hat in den letzten Jahren stets die selbstentwickelte Software aktiviert. Die Immateriellen Anlagen sind in der Bilanz mit über 5 Mio. CHF ausgewiesen. Wie werthaltig ist diese Software?
Sowohl Ongedo, die Plattform von Startups.ch, als auch SAIA, die Plattform von Findea, sind die operative Basis der beiden Firmen und werden deshalb ständig gewartet und weiterentwickelt. Die Werthaltigkeit ist also sicher gegeben. Nichtsdestotrotz werden wir diese Bilanzposition so schnell wie möglich ganz abschreiben.
Kommen wir zur Entwicklung in den zwei wichtigsten Geschäftsbereichen. «startups.ch» profitiert vor allem von Unternehmensgründungen. Wie sieht hier der Trend und die Wettbewerbssituation aus?
Wie es zu erwarten war, ist die Konkurrenz härter geworden. Heute tummeln sich dutzende neue Firmen in diesem Sektor. Mit rund 3’000 Firmengründungen sind wir aber immer noch unantastbarer Marktleader. Wir nehmen nicht an, dass ein Konkurrent bereit ist, die Investitionen zu tätigen, die wir in der Vergangenheit getätigt haben, um uns zu verdrängen. Bei den heutigen Preisen würde sich das wohl für neue Player nicht rechnen.
Ein Teil der Erträge bei startups.ch erzielen Sie durch Sponsoringerträge und Vermittlungsprovisionen. Wie nachhaltig ist dieses Geschäftsmodell?
Dieses Modell hat sich als sehr nachhaltig erwiesen. Unsere Partner sind auf Neukunden angewiesen und wir bringen ihnen diese Neukunden bei der Firmengründung, also von Anfang an. Dafür sind die Partner bereit zu bezahlen, da es sich genau messen lässt.
Im Treuhandgeschäft der Findea sind Sie bisher auch stark gewachsen, verdienen aber operativ kaum Geld. Wie wollen Sie diese Situation ändern?
Ja, das macht uns zurzeit am meisten Sorgen. Wir haben zwar einen konstanten Neukundenzufluss von 300 bis 400 Kunden pro Jahr, was in der Branche ein unglaublich hoher Wert ist. Operativ waren wir bisher aber noch nicht so stark. Daher haben wir letztes Jahr bereits reagiert und das Projekt „LEA“ ins Leben gerufen, was uns künftig vor allem die Verbuchung der Belege extrem vereinfachen wird. Auch werden wir per 1. September Pauschalpakete einführen, die uns viel effizienter machen werden.
Und wie wird sich dies auf die Erfolgsrechnung auswirken?
Wir rechnen bei der Findea langfristig mit einem Umsatzplus von 1 Mio. CHF pro Jahr und einer Umsatzrendite von 15%. Wir benötigen aber sicher noch 1 bis 2 Jahre um dort anzukommen.
Der Markt für Treuhand-Dienstleistungen wird von den grossen Adressen Deloitte, PwC, E&Y, KPMG und BDO beherrscht. Daneben gibt es viele kleinere Anbieter. Wie differenziert sich Findea von diesen vielen Wettbewerbern?
Die Big-four sind an Klein- und Kleinstmandaten nicht interessiert, weil sie eine ganz andere Kostenstruktur haben als wir und dies nicht zu interessanten Konditionen anbieten können. Die kleinen Treuhänder sind meist nur regional tätig und nicht sehr digitalisiert. Genau dort besteht eine Marktlücke und liegt daher auch unsere Chance: Klein- und Kleinstmandate schweizweit möglichst digital anzubieten. Dies kann aber nur rentieren, wenn wir einen möglichst hohen Effizienzgrad erreichen und die Wertschöpfung des Kunden mit anderen Dienstleistungen erhöhen können.
Auf Ihrer Website werben Sie mit «The next generation of LegalTech und Fintech». Welchen Einfluss werden die beiden Trends auf Ihr heutiges Geschäft haben und wie reagieren Sie darauf?
Effiziente Dienstleistungen lassen sich nur mit entsprechender Software anbieten. Da es zurzeit noch keine Standardlösungen gibt, programmieren wir diese selbst. Ongedo war zum Beispiel eine der ersten LegalTech Applikationen der Schweiz und ermöglicht uns heute mehr als 5’000 juristische Transaktionen pro Jahr zu verarbeiten – völlig online und völlig automatisiert. Ohne Ongedo könnten wir Startups.ch nicht profitabel betreiben.
Was Ongedo für Startups.ch ist, wird künftig „SAIA“ für Findea sein: eine vollautomatisierte Software, die einen Grossteil der manuellen Arbeit ablösen wird.
Nexus bezeichnet sich selbst auch als Beteiligungsgesellschaft. Das Portfolio umfasst aber gerade einmal die Beteiligungen an den Tochterfirmen startups.ch, Findea, Websoft und der chilenischen Tochter LanzateSolo. Ist es geplant, das Portfolio einmal auszubauen?
Zurzeit nicht. Momentan arbeiten wir vor allem am Wachstum und an der Rentabilität der Findea und der anderen Beteiligungsgesellschaften.
Herr Blasucci, Sie sind mit 70% Hauptaktionär. Welche Pläne haben Sie für die Entwicklung des Aktionariates?
Mir ist ein grosses Anliegen in den nächsten 2 bis 3 Jahren mehr Volumen in den Handel zu bringen damit die Aktionäre der „ersten Stunde“ die Möglichkeit haben, die Aktien zu handeln. Um dies zu erreichen, arbeiten wir mit Hochdruck an der Rentabilität unserer Beteiligungen, an der Rückführung der Kredite und an der Abschreibung der Softwareapplikationen.
Ich werde daher die 70% solange wie möglich noch behalten. Denn das Beste kommt ja in den kommenden 3 bis 5 Jahren noch.
Wie sind Sie ins laufende Geschäftsjahr gestartet und welche Perspektiven haben die übrigen Aktionäre?
Das erste Semester hat all unsere Erwartungen erfüllt. Wir liegen im Budget. Für dieses Jahr peilen wir ein EBITDA von CHF 1 Mio. an (ohne Softwareaktivierungen); dieses Geld möchten wir für die Rückzahlung des Wachstumskredits nutzen und damit die Eigenkapitalquote wieder erhöhen.
Sobald es die finanziellen Mittel erlauben, möchten wir einen Aktienrückkaufsplan machen (mit anschliessender Kapitalherabsetzung) oder mit Dividendenausschüttungen beginnen. Dies wird aber gemäss unseren Berechnungen nicht vor dem Geschäftsjahr 2021 möglich sein.
Herr Blasucci, vielen Dank für die interessanten Einblicke.
Die Aktien der Nexus AG werden ausserbörslich auf der Plattform OTC-X gehandelt. Binnen Jahresfrist ging der Aktienkurs um 22% zurück. Zuletzt wurden 6.25 CHF für eine Aktie gezahlt. Obwohl sich das operative Geschäft erfreulich entwickelt, ist die finanzielle Basis angesichts der niedrigen Eigenkapitalquote nach wie vor bescheiden. Ein Investment zum heutigen Zeitpunkt ist daher nur sehr risikofreudigen Anlegern vorbehalten.