Die Plaston Holding AG konnte im Geschäftsjahr 2017/18 einen eindrücklichen Turnaround schaffen. Noch für das erste Semester des Geschäftsjahres 2017/18 musste das Unternehmen einen herben Verlust einstecken, worüber wir in einem Beitrag berichteten. Im neuesten Geschäftsbericht wird lediglich von einem schwachen ersten Quartal geschrieben. Insgesamt gelang es, den Bruttogruppenumsatz im Vergleich zum Vorjahr um 16,2% zu steigern. VR-Präsident Jörg Frei lässt sich mit den Worten „Das Schiff ist wieder auf Kurs!“ zitieren. Trotz des „Stolzes“ über das gute Ergebnis sind sich VR und Geschäftsleitung bewusst, dass im laufenden Geschäftsjahr die positive Trendwende auf dem Prüfstand steht und der Beweis einer nachhaltigen Ergebnissteigerung noch erbracht werden muss. Im Berichtsjahr konnte Plaston auch von der vorteilhafteren Kurssituation des Frankens gegenüber dem Euro profitieren.
Plaston AG legt deutlich zu
Die Plaston AG konnte ein deutliches Umsatzplus von 20,5% auf 62 Mio. CHF erzielen. Bereinigt um die positiven Währungseinflüsse resultierte ein ebenfalls deutliches Plus von 17,6%. Dabei konnte das Unternehmen in allen drei Werken zweistellige Zuwachsraten verbuchen. Zum Start des Geschäftsjahrs litt die Gesellschaft noch unter dem starken Franken und den hohen Materialpreisen, die das Vorjahresergebnis belasteten. Neben Sparmassnahmen in allen Werken mussten vor allem am Schweizer Standort in Widnau Restrukturierungen durchgeführt werden. Gleichzeitig konnten die weiterhin hohen Materialpreise an die Kunden weitergegeben werden.
Hohe Auslastung erfordert Wochenendschichten
Die anhaltend hohe Nachfrage führte in den beiden Werken in Tschechien und Widnau immer wieder zu Wochenendschichten. Vor allem bei den technischen Teilen konnte Plaston – wie strategisch vorgesehen – deutlich wachsen. Nahtlos gelungen ist auch die laufende Umstellung auf die neue Koffer-Generation beim grössten Kunden in China, die im laufenden Sommer komplett abgeschlossen sein wird. Auch am Firmensitz in Widnau wird das komplette Sortiment per Jahresanfang 2019 umgestellt sein. Plaston hat in allen drei Werken 20 neue Spritzgussmaschinen installiert, um der höheren Nachfrage gerecht werden und Wochenendschichten vermeiden zu können.
Boneco erstmalig mit Wachstum
Bei Boneco konnte nach einer dreijährigen Durststrecke erstmalig wieder ein Umsatzplus von 6,8% auf 25 Mio. CHF erzielt werden. Positiv entwickelte sich Nord-Amerika, wo nach einem stark rückläufigen 2017 wieder an Fahrt aufgenommen werden konnte. Weiterhin solide entwickelte sich das Europageschäft. Allerdings musste in China ein nochmaliger deutlicher Rückgang verzeichnet werden. Als Grund nennt Plaston organisatorische Veränderungen am Standort Jiaxing. Es ist mittlerweile gelungen, den langjährigen General Manager nach drei Jahren Abwesenheit wieder zurückzugewinnen und wichtige Schlüsselstellen neu zu besetzen. Mit dieser Neuausrichtung will Plaston das Geschäft in Asien nachhaltig stärken.
Turnaround geschafft
Im Berichtsjahr konnten die Nettoeinnahmen um 15,7% auf 84.4 Mio. CHF gesteigert werden. Gleichzeitig stiegen indessen die Materialkosten überproportional um 20% auf 45.4 Mio. CHF an. Diese Zahlen untermauern die Aussagen, wonach das erste Quartal des Geschäftsjahres noch von einer schwierigen Situation gekennzeichnet war. Klar unterproportional stiegen die Personalaufwendungen, der zweitgrösste Kostenblock, mit 2,8% auf 23.9 Mio. CHF an. Bei den übrigen Betriebskosten gelang eine leichte Reduktion um 1,6% auf 8.5 Mio. CHF. Deutlich tiefer waren vor allem die Marketingaufwendungen. Im Ergebnis führte dies zu einem Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) von 6.6 Mio. CHF nach 3.2 Mio. CHF im Vorjahr. Nach den um 0.2 Mio. CHF gesunkenen Sachabschreibungen resultierte ein positives EBIT von 2.5 Mio. CHF nach einem Betriebsverlust von 1.1 Mio. CHF im Vorjahr. Trotz ausserordentlicher Steueraufwendungen von 0.3 Mio. CHF konnte ein Nettogewinn von 1.2 Mio. CHF nach einem Reinverlust in gleicher Höhe im Vorjahr ausgewiesen werden. Nach einem Dividendenausfall im Vorjahr erhalten die Anteilseigner wieder eine Ausschüttung von 100 CHF pro Aktie.
Positive Aussichten
Die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr sind in allen drei Werken sehr positiv, schreibt Plaston im Geschäftsbericht. Einige wichtige Projekte bei den Verpackungslösungen und den technischen Teilen konnten in die Serienproduktion überführt werden. Vorangetrieben wird der Aufbau von Neukunden. Bei Boneco wird in China mit einem deutlichen Aufschwung gerechnet. Einen positiven Einfluss auf die Margen wird zudem die Verlagerung der Produktion bei Boneco nach China haben. Auch wenn der volle Effekt erst im Geschäftsjahr 2019/20 zu sehen sein wird, wird die Rentabilität im laufenden Geschäftsjahr ansteigen.
Fazit
Die Geschäftszahlen von Plaston fallen deutlich besser aus als im Vorjahr. Trotz der im Berichtsjahr angefallenen ausserordentlichen Kosten für den Umzug der Boneco-Fertigung nach China im Umfang von 0.4 Mio. CHF konnte ein positives EBIT erzielt werden. Es bleibt zu hoffen, dass die budgetierte weitere Margensteigerung gelingt und das bisherige Sorgenkind Boneco auf den Erfolgspfad geführt werden kann. Genauere Details zu den Sparten publiziert das Unternehmen wie in der Vergangenheit leider nicht. Es sind lediglich quantitative Aussagen zu den einzelnen Sparten im Geschäftsbericht enthalten. So etwa befindet sich Plaston dank der Weitergabe der hohen Materialpreise wieder auf gutem Kurs. Mit einer Eigenmittelquote von gut 65% präsentiert sich die Konzernbilanz grundsolide.
Die Aktien von Plaston werden auf der ausserbörslichen Handelsplatform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Seit unserem Beitrag über das Semesterergebnis sind die Aktien nochmals um fast 10% auf den letztbezahlten Preis von 4’100 CHF angestiegen. Als klar sehr teuer angesehen werden müssen die Titel auf der Basis des KGV von 34.2 für das abgelaufene Geschäftsjahr. Dieser Wert liefert indessen nur eine wenig valable Indikation, da insbesondere die Sachabschreibungen höher als betriebswirtschaftlich notwendig ausfallen dürften. So sollte eher das EBITDA oder das Verhältnis des EBITDA zum Unternehmenswert EV/EBITDA herangezogen werden. Das EV/EBITDA von gut 8 für das abgelaufene Geschäftsjahr signalisiert zwar keine deutliche Überbewertung der Papiere, kann aber keinesfalls als günstig angesehen werden. Als ebenfalls akzeptabel kann zumindest im aktuellen Tiefzinsumfeld die Dividendenrendite von 2.4% bezeichnet werden. Als günstig erscheinen die Titel hingegen auf der Basis des Substanzwerts: So werden die Aktien mit einem Abschlag von 20% zum ausgewiesenen Buchwert, der seinerseits nicht unwesentlich tiefer als der Substanzwert ausfallen sollte, bewertet. Sofern die angestrebte deutliche Margensteigerung ab dem Geschäftsjahr 2019/20 gelingt, sind deutliche Kursavancen, welche den Titel bis zum Niveau des Buchwerts treiben können, denkbar. Sollten die Ziele indessen nicht erreicht werden respektive die Konjunktur einbrechen, sind Kursrücksetzer keinesfalls auszuschliessen.