Die Bergbahnen Destination Gstaad AG konnte im Geschäftsjahr 2017/18 von den hervorragenden Witterungsbedingungen profitieren. So gelang es dem Unternehmen, die lange Negativspirale mit sinkenden Ersteintritten zu durchbrechen und erstmals wieder eine markante Steigerung von 18% der Gästeeintritte zu verbuchen. VR-Präsident Heinz Brand lässt sich denn auch im neuesten Geschäftsbericht mit den Worten „Ich bin sehr stolz!“ zum erzielten Jahresergebnis zitieren. So konnte ein weiteres Mal im Vergleich zu den Vorjahren ein gutes Ergebnis erzielt werden. Brand betont, dass die kontinuierliche Ertragsverbesserung klar auf die konsequente Einhaltung des Sanierungskonzepts zurückgeht. Er räumt gleichzeitig ein, dass das Unternehmen noch lange nicht am Ziel angelangt ist. Verschiedene Herausforderungen stehen noch an. So müssen in den nächsten Jahren viele Bahnen ersetzt werden.
Sommergeschäft ist auf Subventionen angewiesen
Brand zeigt sich überzeugt, dass die Bedeutung des Sommergeschäfts zukünftig steigen wird. Die zukünftige Entwicklung des Wintersportgeschäfts könne nicht prognostiziert werden. Daher sei es nötig, ein weiteres Standbein zu bauen. Gleichzeitig betont der VRP denn auch, dass die Bergbahnen eine volkswirtschaftliche Aufgabe hätten und nicht immer die Rendite im Vordergrund stehe. Bereits im Sanierungsbericht aus dem Jahr 2015 wurde festgehalten, dass die Gemeinden die Bergbahn im Sommergeschäft mit zusätzlichen Mitteln unterstützen müssen. Mit den bestehenden Mitteln sei es nicht möglich, die Anforderungen zur Erfüllung des touristischen Angebots zu erfüllen. Im April 2018 hat das Stimmvolk der Gemeinde Saanen denn auch einer Verlängerung der Leistungsbeiträge für weitere fünf Jahre zugestimmt. Die Verhandlungen mit den weiteren Gemeinden sind am Laufen und sollen bis im Spätherbst 2018 abgeschlossen werden.
Verkehrsertrag legt deutlich zu
Im Geschäftsjahr 2017/18 konnten die Gesamteinnahmen um 13,5% auf 26.9 Mio. CHF gesteigert werden. Der Löwenanteil des Anstiegs geht an die analog der Ersteintritte um 17,9% auf 17.7 Mio. CHF gesteigerten Verkehrserträge. Bereits an zweiter Stelle der Einnahmen stehen die Gemeindebeiträge mit 3.9 Mio. CHF noch vor den Gastronomieerträgen, die um 12,5% auf 2.9 Mio. CHF gestiegen sind. Den Mehreinnahmen steht auf der Aufwandseite ein Plus der Personalkosten von 11,6% auf 10.1 Mio. CHF gegenüber. Demgegenüber stiegen die betrieblichen Aufwendungen nur um 1,9% auf 8.7 Mio. CHF an. Diese stark unterschiedlichen Steigerungsraten spiegeln die hohe Fixkostenlastigkeit des Bahnbetriebs wider, während das Personal bei längeren Öffnungszeiten der Anlagen und mehr Besuchern deutlich aufgestockt werden muss. Nach den leicht höheren Materialkosten von 0.8 Mio. CHF resultierte ein Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA) von 7.2 Mio. CHF, was gegenüber dem Vorjahr einer deutlichen Steigerung von 37% entspricht. Die Sachabschreibungen wurden um 1.8 Mio. CHF auf 6.8 Mio. CHF erhöht, was zu einem kleinen Anstieg des EBIT um 108’000 CHF auf 377’000 CHF führte. Dank der tieferen Finanzaufwendungen konnte der Reingewinn dennoch von 115’000 CHF im Vorjahr massiv auf 281’000 CHF gesteigert werden. Die Anteilseigner erhalten auch weiterhin keine Dividende.
Fazit
Die Geschäftszahlen des Jahres 2017/18 fallen nicht zuletzt dank der hervorragenden Schneeverhältnisse des vergangenen Winters deutlich besser aus als im Vorjahr. Ein vertiefter Blick in die Kennzahlen offenbart allerdings, dass die Gesellschaft ohne die Unterstützung der Gemeinden einen Verlust ausweisen müsste. Inwieweit dieser ausschliesslich auf das Konto des Sommergeschäfts geht, lässt sich mangels detaillierter Zahlen nicht abschliessend beurteilen. Einen grossen Einfluss auf das Ergebnis haben aber auch die Sachabschreibungen. Bei diesen kann davon ausgegangen werden, dass die betriebswirtschaftlich notwendigen Werte überschritten werden. Selbst mit einer sehr konservativen Berechnung der Abschreibungswerte dürfte ohne die Gemeindesubventionen ein ansehnlicher Verlust aus dem ordentlichen Geschäft resultieren.
Dank der erfolgreichen Bilanzsanierung vor drei Jahren präsentieren sich die Bilanzkennzahlen mit einer ausgewiesenen Eigenmittelquote von 63% grundsolide. Dabei darf nicht übersehen werden, dass der Gesamtwert der Eigenmittel zum Bilanzstichtag am 30. April 2018 bei vergleichsweise tiefen 21.95 Mio. CHF lag. Auch sind die flüssigen Mittel im Berichtsjahr deutlich um 10.8 Mio. CHF auf noch 7.8 Mio. CHF gefallen. Dies geht auf die Investitionen in die Beschneiungsanlagen und die neue Sesselbahn Saanersloch, die per Dezember 2018 den Betrieb aufnehmen soll, zurück. Die Gesamtkosten der neuen Bahn betragen 29 Mio. CHF. Neben dieser Bahn steht mit dem Bau der Eggli-Bahn bereits im nächsten Jahr eine weitere Grossinvestition auf der Agenda. Zudem müssen in den nächsten Jahren noch weitere Bahnen ersetzt werden, was die Notwendigkeit einer weiteren finanziellen Unterstützung der Gesellschaft untermauert.
Die Aktien der Gesellschaft werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Der letztbezahlte Kurs lag bei lediglich 0.10 CHF pro Aktie, was über dem Buchwert von 0.06 CHF, der zugleich dem Nennwert der Papiere entspricht, liegt. Angesichts der Kennzahlen der Erfolgsrechnung und der anstehenden Grossinvestitionen besitzen die Titel keine Anlagequalität. Geeignet sind die Papiere lediglich für Investoren, die ihre Bahn mit einem Engagement unterstützen wollen.
Hinweis in eigener Sache: schweizeraktien.net veranstaltet am 30. Oktober wieder den Branchentalk Tourismus. Dieser findet im Hotel Rigi Kaltbad statt. Weitere Informationen finden Sie hier.