Genau 20 Jahre nach der Gründung als Spin-off der ETH Zürich ging der wachstumsstarke Sensorhersteller Sensirion im März 2018 an die SIX Swiss Exchange und öffnete sich dem Anlegerpublikum. Das IPO war ein Highlight unter den Neuemissionen für die Investoren. Die Aktie war zu 36 CHF zugeteilt worden und steht aktuell bei 64.50 CHF.
schweizeraktien.net sprach mit CEO Marc von Waldkirch über die ersten Halbjahreszahlen als „public company“, die IPO-Erfahrung, die weiteren Wachstumsperspektiven sowie die innovationsfreundliche Unternehmenskultur von Sensirion.
Herr von Waldkirch, Sie haben ja eben die Halbjahreszahlen veröffentlicht, das ist der erste Finanzbericht als „Public Company“. Bitte geben Sie unserem Leserkreis einen kurzen Überblick zu den wesentlichen Eckdaten und den wichtigsten Entwicklungen.
Sensirion verzeichnete ein gutes erstes Halbjahr 2018: Der konsolidierte Umsatz betrug 90.2 Mio. CHF, +30% gegenüber der Vorjahresperiode, davon 18% organisches, 11% anorganisches Wachstum und 1% Fremdwährungseffekte. Dabei lag das organische Wachstum über den Erwartungen als Folge der weltweit robusten Konjunktursituation wie auch dank höherer Nachfrage einiger grösserer Kunden. Mit 52% lag die Bruttomarge innerhalb der erwarteten Spanne. Das um die dem IPO zurechenbaren Kosten bereinigte Betriebsergebnis EBITDA betrug 15.0 Mio. CHF, die bereinigte EBITDA-Marge 17%; damit lag sie leicht über der erwarteten Spanne.
Was hat sich im Unternehmen seit oder mit dem IPO geändert?
An der grundsätzlichen Strategie hat der Börsengang nichts geändert. Wir verfolgen weiterhin eine langfristige Wachstumsstrategie, welche auf die Innovationsführerschaft abzielt. Die treibende Kraft dahinter ist unsere Firmenkultur, welche auf Fairness, Ehrlichkeit, Zusammenarbeit und einem Bekenntnis zu höchster Leistung aufbaut. Dieser Kultur haben wir bereits vor dem Börsengang viel Aufmerksamkeit gewidmet und sind froh, dass sie sich nach dem Börsengang nicht verändert hat. Denn Innovationen und Spitzenleistungen werden immer von Menschen erbracht. Und die Fähigkeit, diese Talente anzuziehen und ihnen das richtige Umfeld zu bieten, zeichnet Sensirion seit der Gründung aus.
Und wie haben Sie als CEO das „Going Public“ erlebt?
Der Börsengang war ein spannendes Projekt und Erlebnis, in dessen Verlauf wir alle viel gelernt haben. Nun gilt es, das Hauptaugenmerk wieder auf unsere Kunden und auf das Geschäft zu richten, um bestmögliche Resultate für alle, inklusive unsere Investoren, zu erreichen.
Was haben Sie weiterhin vor; sind auch Zukäufe eine Option?
Unser Augenmerk gilt in erster Linie dem organischen Wachstum. Wir haben eine grosse Produktpipeline, die uns viele Chancen bieten kann. Wir beobachten aber auch den Markt bezüglich interessanter Kandidaten, welche unser Technologie-Portfolio wie auch unser gegenwärtiges Produktangebot ergänzen oder erweitern könnten. Wir tätigen Akquisitionen aber nur dann, wenn wir wirklich überzeugt sind, dass sie gut zu Sensirion und unserer Strategie passen. Nur des Wachstums halber machen wir das nicht.
Was bedeutet der zunehmende Anteil von Electric Vehicles für die zukünftige Auftragslage aus der Mobilitätsindustrie?
Unsere Sensoren in der Automobilindustrie helfen einerseits, die Energieeffizienz der Fahrzeuge zu verbessern, andererseits erhöhen sie mittels Messung von Umweltparametern den Komfort im Kabineninnenraum. Sowohl Energieeffizienz als auch Komfort sind bei zukünftigen Elektrofahrzeugen wie auch selbstfahrenden Autos zentrale Trends. Wir glauben daher, dass Sensirion gut positioniert ist, um von diesen attraktiven Perspektiven in der Sensorindustrie langfristig profitieren zu können.
Kommen wir zu den Gebäuden mit ihrem hohen Einsparpotenzial. Wenn weiterhin alle Schritte im Rahmen der Energiestrategie 2050 umgesetzt werden, was bedeutet das in Zahlen für Sensirion?
Wir sehen weltweit einen Trend, die Energieeffizienz von Heizungs-, Lüftungs- und Klimageräten mittels Sensorik zu erhöhen. Davon profitieren wir als Anbieter von Fluss- wie auch Umweltsensorik. Die Schweizer Energiestrategie 2050 steht für uns jedoch angesichts des limitierten Schweizer Marktes nicht im Vordergrund.
Spüren Sie an der Nachfrage aus dem Ausland, dass sich die hohen Effizienz-Anforderungen in der Schweiz positiv auf die internationale Nachfrage nach Ihren Produkten auswirken?
Wir haben keinen unmittelbaren Einblick, ob sich die Anforderungen aus der Schweiz direkt auf die Bedürfnisse unserer Kunden im Ausland auswirken.
Wie verteilt sich eigentlich ihr Umsatzkuchen auf Schweiz, Rest-Europa, Amerika und Asien-Pazifik?
Die Verteilung nach Regionen sieht für das erste Halbjahr 2018 folgendermassen aus: Asien-Pazifik 48%, EMEA 32% und Nord- und Südamerika 20%. Die Schweiz trug rund 2% zum Umsatz bei. Die Umsatzverteilung bleib damit im Vergleich zum Geschäftsjahr 2017 stabil.
Wie sehen Sie die internationale Wettbewerbssituation? Auch Korea und Japan sind u.a. hoch innovativ.
Unser Geschäft ist global, damit auch unsere Konkurrenz.
Bei Sensirion ist ein recht umfangreicher ESOP (Mitarbeiterbeteiligungsprogramm) installiert, so dass viele Mitarbeiter durch den Börsengang und die gute Aftermarket-Performance auch reicher geworden sind. Wie wichtig ist der ESOP für die Entstehung einer Unternehmenskultur, die Sensirion zu einem der beliebtesten Arbeitgeber in Europa gemacht hat?
Bei Sensirion arbeiten Menschen, die bereit sind, neue und auch mal unkonventionelle Wege zu gehen. Im Zentrum steht dabei immer die Freude an der Innovation. Um dies zu ermöglichen, haben wir eine Unternehmenskultur, in der Respekt, Wertschätzung und Eigenverantwortung eine zentrale Rolle spielen. Top-Leistung und das faire und ehrliche Miteinander geniessen bei uns einen sehr hohen Stellenwert. Für uns ist in diesem Zusammenhang wichtig, dass unsere Mitarbeiterprogramme so ausgestaltet sind, dass alle Mitarbeitenden weltweit, nicht nur das Management, daran teilnehmen können. Eine der Ideen dahinter ist, dass sich die Mitarbeitenden damit auch als Unternehmer und nicht nur als Arbeitnehmer fühlen.
Was können Sie uns zum Aktionariat sagen, wie ist die Verteilung institutionell und privat, Inland und Ausland?
Das Aktionariat setzt sich primär aus dem Ankeraktionariat, institutionellen Aktionären aus dem In- und Ausland sowie inländischen Privatanlegern zusammen.
Was dürfen die Aktionäre bis 2019 von Sensirion erwarten?
Bei einem stabilen konjunkturellen Umfeld und stabilen Wechselkursen erwarten wir für das Geschäftsjahr 2018 einen Umsatz von 175–180 Mio. CHF (18–22% Wachstum), eine um die IPO-Kosten bereinigte EBITDA-Marge von 15–16% und eine stabile Bruttomarge zwischen 52–54%.
Herr von Waldkirch, vielen Dank für die Einblicke.