Die Sunstar Holding AG konnte im Geschäftsjahr 2017/18 erstmals die Umsatzschwelle von 50 Mio. CHF übertreffen. Obwohl die Hotelgruppe durch den Verkauf des 3*-Hotels in Davos die Bettenkapazität um gut 7% reduzierte, konnte die Anzahl der Übernachtungen gegenüber dem Vorjahr um 3.8% auf 291’100 Logiernächte gesteigert werden. Das Plus schlug sich auch im Ergebnis nieder. Während im Vorjahr lediglich wegen des Hotelverkaufs ein Gewinn ausgewiesen werden konnte, wurde im Berichtsjahr mit einem Reingewinn von 0.3 Mio. CHF erstmalig wieder ein positives Resultat aus dem Hotelgeschäft erreicht. Auch wenn dies – wie VR-Präsident Kuno Sommer im Geschäftsbericht informiert – ein weiterer Schritt in die richtige Richtung darstellt, bleibt noch einiges zu tun, um eine vernünftige Rendite zu erwirtschaften.
Neue Strategie und Umbau der Geschäftsleitung
Die Gruppe befindet sich aktuell mitten in der Umsetzung der neuen Strategie, welche das Bild in den nächsten Jahren „stark“ verändern wird, wie sich Sommer weiter zitieren lässt. Klar festgehalten wird an der Fokussierung auf die Rentabilität der einzelnen Häuser. Ein neuer Wind wehen wird auch an der Firmenspitze. So soll der bisherige Geschäftsführer Beat Hess an der kommenden GV in den Verwaltungsrat gewählt werden. Das Zepter an der Firmenspitze wird sein bisheriger Stellvertreter und Finanzchef Silvio Schoch übernehmen. Schoch bleibt auch weiterhin für die Finanzen zuständig. Unterstützt wird er durch die erweiterte Geschäftsleitung mit Marco Barbon für den Bereich Facility, Oliver Senn für das Marketing, Yves Timonin als Leiter der Hotelbetriebe im Berner Oberland und Wallis und Jürg Zürcher als Chef der Betriebe in Graubünden und im Tessin.
Flaggschiff Grindelwald erneut an der Spitze
Das grösste Plus bei den Übernachtungen konnte das grösste Haus in Grindelwald, das über 399 Betten verfügt, erzielen. Wie Sunstar im neuesten Geschäftsbericht schreibt, betrug das Plus hohe 14% respektive plus 9’800 Übernachtungen auf einen neuen Rekordwert. Detaillierte Zahlen zu den einzelnen Häusern sind indessen im Gegensatz zu den Vorjahren nicht mehr im Geschäftsbericht zu finden. So werden lediglich noch die Umsatzzahlen nach Regionen publiziert. Diese lassen nur noch einen summarischen Einblick in die Entwicklung der einzelnen Betriebe zu. Klar zu erkennen ist die dynamische Entwicklung der beiden Häuser im Berner Oberland in Wengen und Grindelwald mit einem Umsatzplus von 13,9% auf 16.9 Mio. CHF. Leicht schwächer entwickelte sich der Kanton Graubünden mit einem Minus von 0,9% auf 23.5 Mio. CHF. Ein deutlicheres Minus von 5% auf 1.9 Mio. CHF verzeichnete der Betrieb in Brissago. Mit zum Plus beigetragen haben die Walliser Häuser, deren Einnahmen um 7,1% zulegten. Den nominell stärksten Anstieg verbuchte das Hotel im Piemont mit einem Plus von 19,5% auf 1.3 Mio. CHF. Hierzu mit beigetragen hat der deutlich höhere Kurs des Euros gegenüber dem Franken. So lag der für die Umsatzzahlen massgebliche durchschnittliche Eurokurs des Berichtsjahres mit 1.145 CHF pro Euro um 5,8% über dem entsprechenden Vorjahreswert.
Starkes Übernachtungsgeschäft
Der Anstieg der Übernachtungszahlen schlug sich überproportional in den Beherbergungserträgen mit einem Plus von 6,9% auf 25.7 Mio. CHF nieder. So konnte denn auch der Preis pro Übernachtung um 2 auf 91 CHF gesteigert werden. Dies führte denn auch zu einem Anstieg des Gesamtumsatzes pro Übernachtung um 2 auf 168 CHF. Aus dem Restaurationsgeschäft konnten Einkünfte von 18.5 Mio. CHF verbucht werden, was einem Plus von 4,4% entspricht. Inklusive der nur um 1,7% gestiegenen Nebenerträge zogen die Umsätze gesamthaft um 4,6% auf 50.6 Mio. CHF an. Die Personalintensität des Hotelgeschäfts spiegelt sich im Plus des Mitarbeiteraufwands von 4,1% auf 22 Mio. CHF wider. Im gleichen Umfang legte der Warenaufwand auf 6 Mio. CHF zu. Die Fortsetzung des strikten Kostenkontrollmanagements begrenzte den Kostenanstieg der Betriebs- und Verwaltungskosten um 1,7% auf 14 Mio. CHF. Im Ergebnis erlaubte dies einen Anstieg des Betriebsgewinns vor Abschreibungen (EBITDA) um 11,8% auf 8.6 Mio. CHF. Trotz der um 0.2 Mio. CHF auf 6.8 Mio. CHF erhöhten Sachabschreibungen stieg das EBIT um 67,6% auf 1.8 Mio. CHF. Leicht tiefer als im Vorjahr war der Finanzaufwand mit 1.1 Mio. CHF nach 1.2 Mio. CHF im Vorjahr. Trotz des Wegfalls von ausserordentlichen Einnahmen aus dem Verkauf des Davoser Familienhotels resultierte unter dem Strich ein Gewinn von 0.3 Mio. CHF nach einem Vorjahresgewinn von 1.2 Mio. CHF. Die Aktionäre erhalten weiterhin keine Dividende.
Weiteres Plus erwartet
Für das laufende Geschäftsjahr wird mit einem weiteren leichten Anstieg der Zahlen gerechnet. Die kontinuierlichen Optimierungen und die überarbeitete Firmenstrategie gepaart mit dem verbesserten Wechselkursverhältnis des Euros wird weiterhin die Nachfrage aus dem Euroraum stimulieren. Im laufenden Sommergeschäft lagen die Umsätze trotz der verkürzten Öffnungszeiten der Betriebe per Mitte Juli um 2% höher als im Vorjahr. Die Anzahl der Logiernächte überstieg den Vorjahreswert um 1%. Während die Buchungen für die zweite Saisonhälfte leicht tiefer als im Vorjahr waren, liegt der Buchungsstand für das wichtigere Wintergeschäft um 17% über dem Vorjahreswert. Auf der Zielgeraden befindet sich der Umbau des Hauses in Pontresina. Sunstar hat die Unterlagen zum Erhalt der Baugenehmigung eingereicht.
Fazit
Die Geschäftszahlen von Sunstar fallen insgesamt deutlich besser als im Vorjahr aus. Mit der auf die Umsatzzahlen nach Regionen reduzierten Berichterstattung können die Entwicklungen der einzelnen Häuser nur noch lückenhaft nachvollzogen werden. So ist es nicht mehr möglich, die Schwächen einzelner Häuser – wie etwa der Verlustausweis in Wengen im Vorjahr trotz der deutlich höheren Gästezahlen – zu erkennen. Im Gegenzug können auch die rentabelsten Betriebe nicht mehr ermittelt werden. Auch wenn die Bestimmung der Stärken und Schwächen einzelner Betriebe sowie die Einleitung entsprechender Massnahmen zur Optimierung klar zu den Aufgaben der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrats im Rahmen der Festlegung der Strategie gehört, ist dieser Verlust von Transparenz bedauerlich.
Sunstar verfügt im Gegensatz zu den meisten Hotelbetrieben über eine solide Bilanz. Diese erlaubt es, die im Zusammenhang mit der neuen Strategie anstehende Investitionen, deren Gesamtvolumen mit rund 50 Mio. CHF beziffert wird, zu finanzieren. So sind für das laufende Geschäftsjahr nochmals deutlich höhere Gesamtinvestitionen von rund 8.7 Mio. CHF nach 6.3 Mio. CHF im Vorjahr geplant. Auffallend an der im Geschäftsbericht enthaltenen Darstellung der Investitionen in die einzelnen Häuser ist wiederum das Fehlen des Betriebs in Flims, wo bereits seit mehreren Jahren keine grösseren Renovationen mehr erfolgten. Zumindest bis dato ist nicht bekannt, ob das Haus verkauft oder allenfalls gemäss der neuen Strategie neu ausgerichtet werden soll. Für das nächste Geschäftsjahr dürfte unter der Voraussetzung des Erhalts der Baubewilligung der Umbau des Hauses in Pontresina auf der Agenda stehen. Angesichts der anstehenden Investitionen ist neben der soliden Bilanz auch das Aktionariat ein wichtiges Fundament der Gesellschaft. So verfügt Sunstar mit Peter Grogg, Gründer und Mehrheitsaktionär des an der Schweizer Börse SIX kotierten Chemieuntenehmens Bachem noch über einen finanzstarken Investor, der Geld einschiessen kann und dies im Notfall auch tun dürfte.
Die Aktien der Hotelgruppe werden auf der ausserbörslichen Handelsplattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) gehandelt. Auf der Basis des letztbezahlten Kurses von 855 CHF notieren die Titel mit einem Discount von rund 20% auf den Buchwert per Ende des Geschäftsjahres 2017/18. Nochmals höher liegen dürfte wiederum der Substanzwert der Titel, wie der Devestitionsgewinn aus dem Verkauf des Betriebs in Davos vor Augen führt. Dieser Wert ist für den aussenstehenden Aktionär indessen nur von theoretischer Natur und kaum je zu realisieren. Es erscheint allerdings zumindest wahrscheinlich, dass in den kommenden Jahren wiederum eine Bardividende an die Anteilseigner ausgeschüttet werden wird. Bis zu diesem Zeitpunkt können die Anteilseigner weiterhin von der Naturaldividende in der Form von Aktionärsbons in der Höhe von 40 CHF pro Aktie profitieren. Diese können zur Bezahlung von Übernachtungen bis zu 50% respektive für Aktionäre, die eine Treuekarte besitzen, bis zu 60% auf den Listenpreis von Übernachtungen mit Frühstück ausserhalb der Hauptsaison im Winter und des Jahreswechsels verwendet werden. Für diejenigen Anleger, welche die Vergünstigungen nutzen können, bieten die Titel eine attraktive Rendite, die alleine auf der Basis der Bons bei stattlichen 4.5% liegt. Oftmals bietet Sunstar den Aktionären noch weitere Sonderkonditionen in buchungsschwachen Tagen an. Für Investoren, welche diese Angebote nutzen können, eignen sich die Titel zur Depotbeimischung.
Transparenzhinweis: Der Autor ist Aktionär des Unternehmens.
Hinweis in eigener Sache: schweizeraktien.net veranstaltet am 30. Oktober wieder den Branchentalk Tourismus. Dieser findet im Hotel Rigi Kaltbad statt. Mit dabei ist auch Silvio Schoch, der designierte CEO der Sunstar Hotels. Weitere Informationen finden Sie hier.